Der japanische Hersteller Casio, im Instrumentenbereich bisher vor allem für seine Keyboards bekannt, hat in diesem Herbst eine Digitalpiano-Offensive gestartet. Die beiden Baureihen Privia und Celviano wurden jeweils um einige neue Modelle erweitert. Auch technologisch prescht Casio vor und stattet die neuen Pianos mit der innovativen AiR-Klangerzeugung (“Acoustic and intelligent Resonator”) aus. Dahinter verbergen sich Features und Technologien, die bei den “etablierten” Herstellern von Digitalpianos zum Teil ein Vielfaches kosten. Klar, dass wir neugierig waren und uns das Modell PX-350 Privia besorgt haben, um einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Das in schwarz oder weiß erhältliche PX-350 kommt in einem kompakten Gehäuse und ist mit gut 11 kg erstaunlich leicht, wodurch es durchaus auch für den Bühneneinsatz geeignet erscheint. Es bietet die gleiche, neue Tastatur mit 88 Tasten, die auch in den aktuellen Casio-Topmodellen verbaut wird. Die Klaviatur mit skalierter Hammermechanik hat drei Sensoren pro Taste, eine “Hammer Response” genannte Technik zur Simulation des Verhaltens der einzelnen Hämmer und eine neuartige Oberflächenbeschichtung, die die optischen und haptischen Eigenschaften von Ebenholz und Elfenbein nachbilden soll. Auch ein Pitchbend-Rad ist vorhanden. Beim ersten Anspielen wirkt die Tastatur etwas leichtgängiger als bei vielen “Kollegen” im Kreise der Digitalpianos. An das Spielgefühl der Highend-Tastaturen der etablierten Digitalpiano-Hersteller reicht sie nicht ganz heran, ermöglicht aber dennoch ein feinfühliges, ausdrucksstarkes Spiel.
Das Lautsprechersystem bietet einen erstaunlich räumlichen Klang und reicht für den Hausgebrauch wohl aus. Wirklich gerecht werden die kleinen Speaker dem Klangvolumen eines Konzertflügels aber nicht. Sie klingen etwas blechern und beginnen bei maximaler Lautstärke etwas zu zerren. Das Topmodell der Privia-Reihe PX-850 und die beiden Celviano-Modelle AP-450 und AP-650 bieten leistungsstärkere Lautsprecher für gehobene Ansprüche.
Unter den 250 Klangfarben des PX-350 Privia sind neben zahlreichen Pianos und E-Pianos auch Orgeln, Streicher und die komplette GM-Klangpalette. Die Flügelklänge sind stereo gesampelt und verfügen über Dämpferresonanz. Mit dem optional erhältlichen Dreifachpedal SP-33 ist auch ein Halbpedaleffekt möglich. Dank der AiR-Klangerzeugung mit “Multi-Dimensional Morphing” und einer verlustfreien Datenkompression sollen die Pianosounds besonders detailreich ausfallen. Tatsächlich macht das Stereo Grand Piano beim ersten Anspielen einen guten Eindruck. Der Grundsound ist eher auf der hellen, klaren Seite. Es lässt sich sehr dynamisch spielen, wenngleich es bei sehr starkem Anschlag für meinen Geschmack etwas zu harsch ausfällt. Auch das Ausklingverhalten kann nicht ganz mit den Standards mithalten, die die teuren Highend-Modelle der Konkurrenz setzen. Für ein Digitalpiano, das gerade einmal 850 Euro kostet, kann der Klang aber absolut überzeugen:
Die übrigen Klänge sind eher Standardware und lösen keine Begeisterungsstürme aus. Allerdings kann das überdurchschnittlich große Klangangebot des PX-350 durchaus inspirierend wirken.
Für dich ausgesucht
Zusätzlich zu den reinen Digitalpiano-Funktionen bietet das PX-350 eine für ein Digitalpiano umfangreich ausgestattete Begleitautomatik. Sie bietet 180 Rhythmen mit je zwei Variationen, Intro und Ending. Auch an einen “Full Range”-Modus, in dem die gesamte Tastatur zur Steuerung der Begleitautomatik herangezogen wird, und an “One Touch Presets”, die auf Wunsch automatisch ein zum Style passendes Tempo und eine stilechte Klangfarbe einstellen, wurde gedacht. Die zum großen Teil aus verschiedenen Casio-Keyboards bekannten Rhythmen decken ein breites Spektrum ab. Zwar klingen sie stets nach einer Begleitautomatik und können ihren Plastik-Charakter nie ganz abschütteln, aber sie erhöhen den Spaßfaktor und sorgen für Abwechslung beim Spielen und Üben.