Eines muss ich Denon lassen. Kaum ein Ausrüster für DJ-Tools hat in den letzten Jahren von mir in Sachen Verarbeitung so oft das Prädikat „Rock-Solid“ verliehen bekommen – selbst wenn es dabei um Controller-Winzlinge, wie den schokoladentafelgroßen HC-1000S ging, den man lieber nicht über die Rübe gezogen bekommen möchte. Und kaum habe ich in neugieriger Autoren-Manier den mir zugestellten Denon-Karton durchwühlt und meinen heutigen Testkandidaten MC2000 einer schnellen Begutachtung unterzogen, werden Erinnerungen an eben diese Qualitäten wach.
Der MC2000 ist ein USB-bestromter DJ-Controller, ausgestattet mit zwei berührungsempfindlichen Jogwheels, einer kompletten MIDI-Mixersektion und umfangreichen Kreativwerkzeugen zur Befehligung einer DJ-Software. Ferner beherbergt der Doppeldecker in seinem Inneren ein 16-Bit/48 kHz USB-Audio-Interface samt Aux-Eingang für Line-Geräte und eine Mikrofongruppe.
Mit einer Preisempfehlung von 349 Euro ausgestattet, muss er sich in der Gunst der Käufer unter anderem gegen Pioneers DDJ-WeGo (UVP 299,-), den VMS2 von American Audio (UVP 269,-), den Hercules RMX2 (UVP 329,-) und Vestax Spin (UVP 317,-) behaupten – keine leichte Aufgabe im stark umkämpften Grenzgebiet zwischen Entry- und Advanced-Level, respektive dem mittleren Preissegment. Da spielt natürlich auch die Beipacksoftware eine gewisse Rolle, in diesem Fall Serato DJ Intro, welches bekannt für seine benutzerfreundliche Inbetriebnahme und auch vom Greenhorn (noch) beherrschbare Feature-Dichte ist. Ob der MC2000 am Ende als kompetente Tanzflurwaffe vor Publikum durchgehen kann?
DETAILS
Die solide Bauweise gefällt jedenfalls auf Anhieb und auch rein optisch macht der Denon-Controller aufgrund seines zeitlosen schwarzen Designs und der champagnerfarbenen Schutzblende was her. Der positive Eindruck verstärkt sich, wenn ich ihn ein wenig abklopfe und schüttele. Denn hier klappert nichts auffällig, das Blech ist stark genug ausgefallen, um nicht gleich bei jedem ungewollten Zusammenstoß mit dem Rest des Beschallungs-Equipments in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Denons Handschrift ist unverkennbar, beginnend bei den SC2000-Handrädern über die dem H1000S ähnliche Navigation bis hin zum Decklayout, das stark an den MC3000 erinnert. Scheint als hätte Denon die Vorzüge diverser Eigenproduktionen in ein superkompaktes, mit 24 x 40 Zentimetern Fläche sehr transportables Kleid gehüllt, das sich mit einem moderaten Kampfgewicht von knapp drei Kilo obendrein im Rucksack nicht allzu sehr bemerkbar macht. Zumindest, wenn man nicht obendrein einen 18-Zoll-Laptop-Boliden mitschleppt – soll´s ja geben. Als Hardware-Grundvoraussetzung nennt der Hersteller einen genügsamen 2GHz Core2Duo-Rechner unter Windows mit einem Arbeitsspeicher von einem Gigabyte RAM (das halte ich zumindest unter Vista für fraglich). Für den Apfel wird ein CoreDuo Intel mit 1,6 Gigahertz aufgerufen. AMD (PC) und Motorola (Apple G5 und älter) bleiben außen vor. Im Karton fand ich neben der Steuerzentrale ein USB-Kabel, die Serato- und Treiber-CD sowie ein Quickstart Manual mit „Belegungsplan“.
Rein und raus
Befindet sich an der Vorderseite lediglich der 6,3-Millimeter-Kopfhörerausgang, bietet das hintere Anschlussfeld einige Schnittstellen mehr an. Sie sind vornehmlich links vorzufinden (rechts ist nur die Kensington-Ausfräsung zugegen), beginnend mit dem USB-Port für Mac oder Notebook und dem Master-Ausgang als Stereo-Cinch. Es folgt ein regelbarer Aux, respektive Line-In gleichen Formates sowie eine Mikrofonsubgruppe mit einer 6,3-Millimeter-Aufnahme für dynamische Mikrofone, die ein Potentiometer für die Eingangsverstärkung im Schlepptau hat. Sämtliche Buchsen sitzen fest im Gehäuse, die Drehregler sind groß und griffig geraten, mit Ausnahme des Monitor-Level-Knöpfchens, welches die Preview Lautstärke des externen Zuspielers auf dem Kopfhörer dirigiert. Was die Platzierung der Mike und Line-Gains, sowie dessen Lautstärkeregler auf der Rückseite angeht, kann man sicher geteilter Meinung sein. Für einen effizienteren Workflow hätte ich sie lieber oben links (Mike) und rechts (ähnlich LineToMaster am MC3000) gesehen. Ohne symmetrische Ausgänge, ohne Booth-Out und mit lediglich einem Master-Ausgang ausgestattet eignet sich der Kandidat in meinen Augen für professionelle Anwendungen nicht unbedingt. Allerdings ist das auch nicht die primäre Zielgruppe des MC2000 und das denonsche Portfolio ist breit genug aufgestellt, sollte der DJ sich zu Höherem berufen fühlen. Vergessen wir auch nicht, dass die Konsole samt Soundkarte mit all ihren bunt leuchtenden, Status-meldenden Buttons ihre Spannungsversorgung über den USB-Port bezieht.
Mixer
In der Mixersektion erwarten mich zwei klassisch ausgestattete Kanalzüge mit Gain und Dreiband-Equalizer. Zupfe ich einem EQ die Potikappe ab, blicke ich auf einen Metall-Stift, der eine gewisse Langlebigkeit in Aussicht stellt. Ihren Arbeitsbereich wollen die Soft-EQs nicht verkünden, was durch jeweils einen Punkt an den Extremstellungen sowie an der einschnappenden Mitte deutlich wird. Man mag dies vielleicht etwas schade finden, doch das ist wohl, möchte der Hersteller die visuelle Kompatibilität zu gängigen DJ-Softwareprodukten in freier Wildbahn sicherstellen, kaum anders zu bewerkstelligen. Denn jedes Programm hat unterschiedliche, teilweise individuell konfigurierbare Arbeitsbereiche der Equalizer, weshalb ich dies beim vorliegenden Produkt nun nicht weiter bemängeln möchte. Festzustellen sind ein eher gemäßigter, musikalischer Boost und eine Kill-Funktion, wenn alle Regler komplett nach Süd-West gedreht sind. Gut so.
Mit nur wenig seitlichem Spiel und passendem Gleitverhalten ausgestattet präsentieren sich die beiden Line- und der Crossfader – allesamt 45 Millimeter lang. Während die sanft gleitenden Kanal-Fader mit einer gewissen Bestimmtheit angeschoben werden wollen, ist der Überblendregler leichtfüßig, wie eine Gazelle. Er lässt allerdings jedwede hardwareseitige „Spielerei“ (Scratcher verzeihen mir bitte den Ausdruck) wie Curve-Controls oder Umkehrung vermissen. Jedoch kann der geneigte Anwender die Flankencharakteristik in der Software einrichten. Immerhin ein kleines Trostpflaster. Wie es sich gehört, wurden die statusbeleuchteten (gelb) Cue-Tasten direkt über die Linefader gesetzt und rahmen einen Shift-Button ein, der zum Aufruf von Zweitfunktionen dient. Darüber residieren die Navigations-Bedienelemente Browse1 und Browse2 (die bei Intro leider keine Verwendung finden), der obligatorische Push-Encoder (mit Fokus-Selektion), gefolgt von den Tasten FWD und Back, die sich durch Ordnertiefen vor- und zurückhangeln. Load A und Load B sind dafür verantwortlich, den aktuell ausgewählten Titel der Playlist in eines der beiden Decks zu befördern wo er …
… über die Tasten in der Transportsektion einzustarten ist. Das erledigen „Cue“ und „Play“. Sie sind etwas größer ausgefallen als der Rest der Truppe und weisen das gleiche rot-grüne Beleuchtungsschema wie am MC3000 auf, der im unteren Teil – mit Ausnahme der nun eckigen „Sync“-Taste, ziemlich ähnlich aufgebaut ist. Aufgefallen ist mir, dass kein Instant-Stopp stattfindet, sondern ein Bremseffekt eingeleitet wird, wenn ich die „Pause“-Taste drücke. Weder lässt sich diese Funktion in der Software ausschalten, noch in der Länge ändern. Ferner finden sich hier auch noch zwei Pitchbend-Buttons und die Taste „Vinyl-Mode“ zum Aktivieren der Scratch-Funktion ein.
Auch bei den Jogwheels setzt der Hersteller auf Bewährtes und verbaut die gleichen flachen Handräder, wie beim Spitzenmodell MC6000. Die Oberfläche ist leicht aufgeraut, sodass auch transpirationsgebeutelte Finger hier ausreichend Grip finden. Der Rundlauf ist exakt, die Auflösung sehr präzise und der Widerstand „gut eingestellt“ und nicht regulierbar. Sie sind mit einem berührungsempfindlichen Oberflächensensor ausgestattet, der in seinem Einfühlungsvermögen in neun Schritten von stark („Hand im Anmarsch, ich schalt schon mal“) bis zur Druckresistenz („Anhalten? Ich? Nö!“) individuell justiert werden kann. Mit der Grundeinstellung (Level0) lässt sich gut arbeiten, denn diese ermöglicht dem DJ im Vinyl-Modus mit Auflegen der Hand zu scratchen und an den Seiten des Tellers zu bremsen und anzuschubsen. Zwar sind die Zierornamente nicht mit richtigen Fingermulden gleichzusetzen, doch sie haben durchaus einen führenden Charakter und sehen zudem auch noch flott aus.
An den Außenflanken warten die Pitchfader mit ihren 60 Millimeter langen Leiterbahnen darauf, im Tempo unterschiedliche Titel mit einer softwareseitigen maximalen Feinauflösung von einem hundertstel Prozent (!!) bezogen auf ihr Originaltempo anzupassen. Das ist ziemlich beachtlich und kann durch den Pitchrange-Button, der auch die Keylock-Funktion bedient, auf die eigenen Erfordernisse angepasst werden (möglich sind 8, 16 und 50 Prozent). Hier zeigt sich in der Konstruktion ein wenig seitliches Spiel, das Gleitverhalten indes ist passend gewählt. Etwas mehr Sorgfalt hätte ich mir jedoch bei den Staubschutzlappen gewünscht, denn diese sind an der linken Seite etwas gewellt, oder besser gesagt geöffnet. Nun gut, da aber ein MIDI-Pitch wohl kaum knistern kann, gehen wir hier nicht so hart ins Gericht und widmen uns der Bediensektion für die Kreativabteilungen.
Dort finden sich drei nicht gerasterte Drehregler mit je einem zugeordneten Einschaltknopf für die Soft-FX ein sowie ein Encoder für das Effekttiming. Die nächste Zeile bedient manuelle und automatische Wiederholschleifen. Dann treffe ich auf vier horizontal angeordnete Buttons für die Cuepoints und Sampleplayer sowie eine Taste zum Hin- und Herschalten zwischen diesen beiden Modi. Das Übertragungsintervall für MIDI-Kommandos lässt sich an der Hardware über Tastenkombination einstellen und reicht von 3ms bis 20ms, wobei die Werkseinstellung vier Millisekunden beträgt. Beide Kreativabteilungen sind deckungsgleich aufgebaut, was man – abgesehen von den am Rand eingebauten Pitchfadern auch über die Decksektion sagen kann. Das Layout hat System und sollte nach ein paar Runden schnell verinnerlicht sein, was den Praxisteil auf den Plan ruft.
Matthias sagt:
#1 - 24.01.2013 um 22:34 Uhr
Hallo Peter. Danke für den guten Test. Er ist umfangreich und detailiert. Leider kann ich Dir an der Stelle nicht folgen, an der du den DM2000 für Clubungeeignet hältst. Ich habe schon bestimmt 50 Clubs von innen gesehen und bei allen das DJ-Pult unter die Lupe genommen. Alle haben mindestens einen Battle Mixer festinstalliert an dem sich alle DJ's mit ihren Playern und Controlern anschliessen können. Diese haben dann den (fals nötig) symm output und (fals ebenfals nötig) both- und mic Regler. Es ist immer das gleiche. Die DJ's kommen heutzutage mit kleinem Rucksack, in dem Controller und Laptop drinne sind und schliessen sich an die vorhandene Hardware an. Daher kann ich dir bei dieser Kritik nicht ganz folgen. Davon mal abgesehen arbeiten seeehr viele DJ's lieber mit dem Kopfhörer als mit PFL/Master oder Master-only auf dem Monitorspeaker (selbst wenn eine gute Monitor Box vorhanden ist). Erst bei den riesigen Festival Floors und Bühnen wie auf der Mayday bekommt der Both wegen der Laufzeitverzögerungen seine daseinsberechtigung für jeden einzelnen Übergang. Wer allerdings dort auflegt, kann sich locker ein 1000 € Interface leisten.
Peter sagt:
#2 - 25.01.2013 um 14:04 Uhr
Hallo Matthias, vielen Dank für deine Einschätzung. Absolut richtig. Der DM2000 lässt sich natürlich wie jeder andere Controller an einen Clubmixer anschließen. Keine Frage. Der Passus, wo ich in Frage stelle, ob der MC2000 tatsächlich das richtige Werkzeug ist, um den propagierten Schritt von der Tanzfläche in die DJ-Kanzel zu unternehmen, ist nicht klar formuliert, habe es geändert. Vielmehr soll zum Ausdruck kommen, dass ich die Konsole nicht für „das Profi-Tool“ halte. Was den Booth angeht, bin ich der Meinung, dass eine getrennt regelbare Monitoranlage einer Veranstaltung einfach gut tut. Auch ich arbeite gern über den Kopfhörer, aber es geht halt nicht immer und überall.