Nicht nur für Gitarristen sind Effektpedale ein wichtiges Thema. Wenn es darum geht dem eigenen Sound das Gewisse „Etwas“ verleihen, dann greifen auch immer mehr Keyboarder und Soundtüftler nach den sogenannten „Bodentretern“, die sich mühelos nach dem Baukasten-Prinzip zusammenschalten und in jedes Setup integrieren lassen. Ganz egal, ob es sich dabei um einen einzelnen Effekt, oder gleich ein ganzes Pedalboard handelt – dank der fast unendlich großen Auswahl an Pedalen gibt es hier für jeden Geschmack etwas zu entdecken. Neben dezenten Effekten, die den Klang etwas „veredeln“, ermöglichen viele Pedale auch das Verfremden der klassischen Keyboard-Sounds, was durchaus sehr reizvoll sein kann und dem Spieler schnell zu einem besonders originellen Klang verhilft.
- Warum braucht man als Keyboarder Effektpedale?
- Welche Effektpedale eignen sich überhaupt für Keyboards und Synthesizer?
- Benötige ich ein Mono- oder ein Stereo-Pedal?
- Tabelle zur Verschaltung von Effekten in der Effektkette
- Wie beeinflusst das Verschalten der Effekte den Klang und welche Fehler können dabei passieren?
- 10 Effektpedale und deren Einsatzmöglichkeiten
- Boss CE-2W Chorus
- Electro Harmonix Memory Boy Deluxe
- Moog Moogerfooger MF-103 Phaser
- Emma Electronics Discumbobulator V2
- Tone City Sweet Cream
- Electro Harmonix Big Muff Pi USA
- Neunaber Immerse MKII
- Strymon El Capistan
- Dunlop Crybaby GCB95
- Boss RC-1 Loop Station
- Welche Beispiele für Effekt-Kombinationen gibt es?
- Beispiel 1: Chorus, Delay und Hall für einen breiten Synthesizer-Sound
- Beispiel 2: Envelope-Follower, Chorus und Delay
- Beispiel 3: Wah-Pedal, Verzerrer, Phaser und Analog-Delay
- Schlusswort
In diesem Workshop möchte ich einen Einblick in das Thema geben und erklären, welche Effekte sich für welche Keyboards eignen, wie sie sich verschalten lassen und was man damit klanglich ausrichten kann. Sowohl dem erfahrenen Tüftler, als auch dem Einsteiger möchte ich ein paar Tipps an die Hand geben, wie man das richtige Effektpedalfür sein Einsatzgebiet findet.
Effekt-Pedale – Quick Facts:
Effektpedale bieten Regler (Potis) auf der Gehäuseoberseite, mit denen man alle Einstellungen vornimmt. Ein guter Ausgangspunkt ist von der mittleren Position der Regler aus zu starten, und jeden Regler nacheinander nach links und rechts zu verstellen, um die Auswirkung der Verstellung zu hören
Die meisten Effektpedale werden mit einer 9V-Batterie betrieben, können aber auch durch ein externes 9V-Netzteil mit Strom versorgt werden, was in den meisten Fällen nicht zum Lieferumfang gehört. Mehrere Effektpedale lassen sich auch mit einer Mehrfach-Stromversorgung betreiben, die auch extra anzuschaffen ist.
Wann braucht man ein Pedalboard?
Je nach Anzahl der verwendeten Effektpedale ist ein Pedalboard recht sinnvoll, da die Pedale fest miteinander verkabelt sind, rutschfest zur Verfügung stehen, und alles schnell verstaut ist.
Warum braucht man als Keyboarder Effektpedale?
Die Frage ist berechtigt, denn viele Synthesizer, Workstations und Pianos verfügen ja bereits über eigene Effektsektionen. Oftmals ist die Qualität der verbauten Effekte aber eher durchschnittlich, oder zumindest etwas „unflexibel“, wenn es um die Bearbeitung geht: So befinden sich die Effekte in vielen Workstations in Untermenüs und lassen sich nicht so spontan hinzuschalten oder editieren.
Für Effektpedale verhält es genau andersherum, denn die meisten „Bodentreter“ bedienen jeweils nur einen Effekt, der dafür durch einen besonderen Klang und diverse Einstellmöglichkeiten besticht. Es handelt sich also eher um eine Konzeptfrage: Wer gerne direkten Zugriff auf Effekte und Regler benötigt, und sich mit dem „Baukasten-Prinzip“ anfreunden kann, der ist herzlich dazu eingeladen, sich ein paar Anregungen zu holen.
Apropos ‘Bodentreter’: Für Keyboarder ist es eher untypisch, die Pedale auf den Boden zu legen. Oftmals lassen sich die Pedale direkt auf das verwendete Keyboard stellen, sodass man beim Spielen Zugriff auf die verschiedenen Regler hat. Sollte der Platz begrenzt sein, eignet sich auch eine entsprechende Ablagefläche wie z. B. eine Laptop-Ablage oder ein Pedalboard. Ein passendes Pedalboard kann man sich übrigens auch selbst bauen. Wie man sich ein maßgeschneidertes Pedalboard selbst herstellt, lässt sich in unserem Workshop Schritt für Schritt verfolgen.
Welche Effektpedale eignen sich überhaupt für Keyboards und Synthesizer?
Grundsätzlich lassen sich fast alle Effektpedale auch mit Keyboards und Synthesizern betreiben. Es gibt aber einige Effekte, die sich schon als Klassiker für Keyboards herauskristallisiert haben. Die Grundfrage lautet also: Was möchte ich mit dem Synthesizer bzw. Keyboard machen?
Je nach Musikrichtung oder Keyboard gibt es bestimmte Effekte, die man besonders gerne verwendet. Hier kann man sich u. a. an bekannten Keyboardern oder der Klangästhetik bestimmter Stilrichtungen orientieren. Am Beispiel des Fender Rhodes E-Pianos ist das z. B. gut nachvollziehbar: Es wurde im Bereich der Funk- und Soulmusik oft mit einem Chorus, Phaser sowie einem Delay verwendet. Das Hohner Clavinet erhält durch ein Wah-Pedal einen fast gitarrenähnlichen Sound, den man zusätzlich mit einem Verzerrer gerne etwas „schmutziger“ klingen lassen kann.
Spätestens seit Erscheinen des beliebten Roland Juno 60, der über einen sehr charakteristischen Chorus verfügt, ist der Chorus-Sound auch bei Synth-Pads und Synth-Brass-Sounds nicht mehr wegzudenken. Weitere Effekte, die dem Klang zu etwas mehr Tiefe und Räumlichkeit verhelfen, sind Reverb und Delay. Das sind natürlich alles nur grobe Ideen – natürlich existieren noch viele weitere Effektarten und Kombinationen, die sich kaum noch in die klassischen „Schubladen“ einordnen lassen. Hier gilt grundsätzlich immer: Erst Ausprobieren!
Benötige ich ein Mono- oder ein Stereo-Pedal?
Tatsächlich sind die meisten Effektpedale für den Mono-Betrieb ausgelegt. Für Gitarristen ist das selbstverständlich, denn die Gitarre hat nur einen Ausgang. Vor allem bei Vintage-Keyboards wie z. B. dem Fender Rhodes, dem Wurlitzer oder dem Hohner Clavinet ist das Prinzip ähnlich. Bei modernen Workstations und Stagepianos hingegen sieht das anders aus: Viele Keyboards bieten einen Stereoausgang und kommen nicht selten mit Stereo-Klängen daher, die im Monobetrieb in sich zusammenfallen können und womöglich auch nicht monokompatibel sind. Hier sollte man überprüfen, ob die Keyboards eventuell auch über einen echten Mono-Ausgang verfügen.
Im Stereo-Bereich wird die Auswahl der auf dem Markt verfügbaren Effektpedale schon wesentlich kleiner, und schon deshalb sollte man sich vorab informieren, ob das gewünschte Pedal über Stereo-Eingänge verfügt oder z. B. über eine Stereo-Buchse, für die man dann ein Y-Kabel benötigt, um das Pedal dann in Stereo zu betreiben.
Viele Synthesizer leben ebenfalls von ihrem Stereo-Klang, was grundsätzlich hier etwas weniger kritisch ist. Viele Synths lassen sich ganz einfach in Mono betreiben, denn oftmals werden die Stimmen nur im Panorama verteilt: Hier ist die Verwendung aller gängigen Mono-Pedale problemlos möglich. Ebenso gibt es Pedale, die nur einen Mono-Eingang, aber einen Stereo-Ausgang bieten. Für den Einsatzzweck in der Signalkette ist das also nicht unwichtig. Vorrangig gilt also die Frage: Wie will ich die Effekte verwenden? Welche Effekte besitze ich eventuell schon?
Für dich ausgesucht
Wie verschalte ich mehrere Effekte miteinander?
Je nach Reihenfolge der verschalteten Pedale ergeben sich ganz unterschiedliche Klänge. Im Grunde genommen gibt es hier keine vorgeschriebene Reihenfolge: Das Ohr muss entscheiden.
Ein Modulationseffekt wie z. B. ein Chorus oder Phaser eignet sich beispielsweise bestens, um vor ein Delay oder Reverb geschaltet zu werden. So wird das durch den Phaser bzw. Chorus geschickte Audio-Material noch im Delay mehrfach wiederholt und weiterverarbeitet. Natürlich ist es auch andersherum möglich: Wird das Delay vor den Phaser geschaltet, dann wird das sich wiederholende Delay-Signal noch weiter durch den Phaser „verwirbelt“, was klanglich auch sehr reizvoll sein kann. Letztlich entstehen doch gerade durch zufällige Verschaltungen interessante Effekte. Alles Weitere ergibt sich dann mit der Zeit.
Hier ein paar Anregungen, die auf persönlichen Erfahrungswerten basieren:
- Die klangformenden Pedale wie z. B. Equalizer, Wahwah, Verzerrer und Octaver eignen sich vor allem am Anfang der Signalkette
- Modulationseffekte wie z. B. Chorus, Phaser, Flanger sollten möglichst dahinter geschaltet werden
- Räumliche Effekte wie z. B. Reverb und Delay kommen erst zum Schluss.
Die folgende Tabelle zeigt Beispiele für sinnvolle Effektverschaltungen
Instrument | 1. Effektpedal | 2. Effektpedal | 3. Effektpedal | 4. Effektpedal |
---|---|---|---|---|
Synthesizer | EQ | Phaser | Delay | Reverb |
Clavinet | Wah-Pedal | Verzerrer | Flanger | Delay |
Fender Rhodes | Phaser | Chorus | Delay | Spring Reverb |
Wurlitzer | Envelope Follower | Phaser | Delay | Reverb |
Wie beeinflusst das unterschiedliche Verschalten der Effekte den Klang und welche Fehler können dabei passieren?
Verschaltet man die Effekte in unterschiedlicher Reihenfolge, dann können die klanglichen Resultate extrem unterschiedlich sein. Nicht in jedem Fall passieren dabei schöne Dinge, mit denen man etwas anfangen kann. In unserem ersten Beispiel habe ich einen Rhodes-Sound zuerst in ein Delay, dann in einen Phaser und schlussendlich in einen Verzerrer geschickt. Hier ist kaum zu erkennen, was ich gespielt habe.
Im nächsten Beispiel habe ich die Effektkette umgedreht. Das Rhodes wird zuerst in den Verzerrer, dann in den Phaser und schlussendlich in das Delay geschickt. So macht die Effektkette mehr Sinn: Man hört das Gespielte viel besser und es entsteht ein definierter Klang.
Nachdem wir zunächst ein paar grundsätzlichen Fragen auf den Grund gegangen sind, stelle ich im weiteren Verlauf dieses Workshops 10 Effektpedale vor, die sich ganz unterschiedlich mit diversen Keyboards und Synthesizern einsetzen lassen. Außerdem gebe ich Beispiele für die ideale Kombination mehrerer Effektpedale und deren Reihenfolge in der Signalkette.
10 Effektpedale und deren Einsatzmöglichkeiten
Du bist auf der Suche nach ein paar Effektpedalen, die man als Keyboarder verwenden kann?
Dazu habe ich einmal meine persönlichen Favoriten aufgelistet und stelle sie einzeln vor. Die Überschrift muss man nicht ganz wörtlich nehmen, denn natürlich lässt sich schlecht sagen, welche Pedale die Besten sind. Vielmehr handelt es sich um meine persönlichen Lieblings-Effekte, die ich seit einigen Jahren in diversen Live- und Studio-Setups einsetze. Mit diesen Effekten kann man sowohl einzeln, als auch in den verschiedensten Kombinationen eine Menge unterschiedlicher Klänge erzeugen.
Boss CE-2W Chorus
Bei dem Boss CE-2W handelt es sich um das Revival eines absoluten Klassikers. Boss gilt in den Fachkreisen als Erfinder des Chorus-Pedals, denn bei dem berühmten CE-1 und CE-2 handelt es sich um Vintage-Pedale, die heute noch teuer gehandelt werden. Optisch kaum von dem klassischen CE-2-Design zu unterscheiden, hat Boss beide Chorus-Pedale in dieser Neuauflage originalgetreu in einem Gehäuse vereint. Über die Qualität des Klanges kann man sich auch in zahlreichen Youtube-Videos einen Eindruck machen.
Über den kleinen Kippschalter auf der Oberseite wählt man zwischen den genannten Modellen aus: beim CE-2 ganz links handelt es sich um einen dezenten Chorus, beim CE-1 ist der Effekt schon wesentlich deutlicher. Bei der Einstellung ganz rechts handelt es sich um den Vibrato-Effekt des CE-1. Ein schönes Feature des CE-2W ist übrigens die Tatsache, dass der CE-2W mit einem Stereo-Ausgang versehen ist. Über den Ausgang A wird der Chorus ausgegeben, Ausgang B wird das unbearbeitete Original-Signal geschickt. Werden die beiden Signale im Stereo-Panorama verteilt, dann entsteht ein sehr breiter Klang. Hier sollte man nur nicht zu weit pannen, denn sonst kippt das Stereo-Bild etwas. Stilistisch gesehen lääst sich der Chorus-Effekt mit vielen Instrumenten einsetzen. Für mich persönlich eignet er sich u.a. hervorragend für Synth-Pads à la Juno 60 und fette Synth-Bässe.
Boss CE-2W | (Produktseite auf thomann.de) |
Electro Harmonix Memory Boy Deluxe
Electro Harmonix ist nicht nur für deren vielen verspielten Effekte bekannt – gerade unter den Delay-Pedalen hat sich der Electro Harmonix Memory Boy Deluxe zu einem absoluten Liebling unter Gitarristen etabliert. Dieser Effekt ist übrigens vergleichbar mit dem Memory Man Tap Tempo. Für mich ist das Besondere am Memory Boy Deluxe, dass er eine echte analoge Schaltung besitzt, die man recht schnell in die „Selbstoszillation“ steuern kann – ein Feature, was mir bei so manchen digitalen Delay-Pedalen fehlt. Außerdem besticht er durch sehr schöne, eigenwillige Modulationsmöglichkeiten: Der Memory Boy Deluxe bietet einen LFO, der das verzögerte Signal wahlweise per Dreieck- oder Rechteckschwingung modulieren kann. Bei leichten Einstellungen erzeugt man so einen schönen Chorus-Effekt, bei starker Modulation entstehen ziemlich wilde und verrückte Klänge. Für alle, die gerne an Reglern drehen, ist der Memory Boy Deluxe eine absolute Empfehlung!
Electro Harmonix Memory Boy Deluxe | (Produktseite auf thomann.de) |
Moog Moogerfooger MF-103 Phaser
Wie der Name es schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um einen Effekt aus dem Hause Moog! Und tatsächlich gehören auch die Effekte von Moog zur absoluten Spitzenklasse – wie könnte es auch anders sein. Neben dem klassischen Design inkl. Holz-Verkleidung bieten die Moogerfooger-Pedale jede Menge Eingriffsmöglichkeiten in den Klang – weitaus mehr als die meisten Effektpedale. Der Moog Moogerfooger MF-103 Phaser verfügt sogar über zwei verschiedene Phaser-Varianten (nämlich einen 6- und 12-Stufen-Phaser) und lässt über den zugehörigen LFO leichte bis drastische Effekte zu. Der LFO bestimmt dabei, wie „schnell“ sich der Phaser bewegt. Über den Resonance-Regler lässt sich die Intensität des Effektes verstärken. In den folgenden Beispiel habe sowohl den 6-Stage- als auch den 12-Stage-Phaser zusammen mit einem Fender Rhodes ausprobiert.
Audio
Emma Electronics Discumbobulator V2 – Envelope Follower/ Autowah und Boost in Einem!
Emma Electronics ist der Name eines dänischen Herstellers, der in Insiderkreisen für hochwertige Effektpedal bekannt ist. Bei unserem Modell handelt es sich genau genommen um den Nachfolger des Emma Electronics Discumbobulator V1. Neben einem eingebauten Boost ist das Emma Electronics Discumbobulator V2 Pedal unter Keyboardern womöglich als bestes Auto-Wah bzw. als Envelope-Follower bekannt. Envelope Follower bedeutet übrigens, dass wir es hier mit einem Lowpass-Filter zu tun haben, das auf die Dynamik des Eingangs-Signals reagiert. Je lauter das Eingangs-Signal, umso weiter öffnet sich das Filter. Das klangliche Ergebnis ist ein Wah-Effekt, der alleine über die Anschlagsdynamik getriggert wird.
Ich habe diesen Effekt vor einigen Jahren zum ersten Mal bei David Wallumrød gesehen, der als norwegischer Soundtüftler und Keyboarder von ‚Beady Belle‘ wundervolle Klänge mit seinem Clavinet und diversen Vintage-Keyboards erzeugt. Für mich eignet sich dieses Pedal auch für die Wurlitzer- und Fender Rhodes E-Pianos. Stilistisch gesehen kann man den Envelope-Follower prima im Bereich Blues/Soul verwenden. Schön ist auch der wabernde Filterverlauf, der bei aufgedrehtem Tremolo entsteht: Durch die schwankende Lautstärke fängt der Filter an zu „blubbern“.
Emma Electronics Discumbobulator V2 | (Produktseite auf thomann.de) |
Tone City Sweet Cream
Natürlich brauchen wir Keyboarder auch gelegentlich mal einen Verzerrer – und gerade hier ist der Markt unüberschaubar geworden. Aus den schier unendlichen Weiten der Distortion, Overdrive und Fuzz-Pedale habe ich mich vor einiger Zeit auf die Suche gemacht und ein dezentes, aber recht transparentes Pedal gefunden, das sich gut für Gitarren und Vintage Keyboards wie z. B. dem Clavinet oder Wurlitzer eignet und eher etwas weniger zerrt. Das Tone City Sweet Cream Pedal ist dabei außerdem erfreulich kompakt und günstig. Wenn es also nur leicht zerren soll, dann leistet das kleine Pedal hier gute Dienste. Über den Touch/Gain-Regler lässt sich der Effekt übrigens noch verstärken bzw. abschwächen. Stecker rein und los geht’s!
Electro Harmonix Big Muff Pi USA
Im Gegensatz zum Sweet Cream hatte ich den Electro Harmonix Big Muff Pi schon viel länger im Einsatz. Hierbei handelt es sich um eines der bekanntesten Zerrer-Pedale überhaupt. Der große Unterschied zum Sweet Cream ist die weitaus heftigere Verzerrung: Wenn es etwas lauter, dreckiger und aggressiver sein soll, dann muss der Big Muff her. Mittlerweile gibt es das große Modell auch in kleinerer Bauweise und nennt sich dann Big Muff Pi.
Electro Harmonix Big Muff Pi USA | (Produktseite auf thomann.de) |
Neunaber Immerse MKII – Reverb mit vielen integrierten Halleffekten
Kommen wir zu einem echten Highlight: das Neunaber Immerse MKII gehört zu den vielseitigsten Hall-Pedalen, die es momentan auf dem Markt gibt. Gleichzeitig gehört es auch zu den kompakteren Pedalen und lässt sich leicht auf einem Keyboard platzieren. In seinem Funktionsumfang ist in etwa mit dem Strymon BlueSky vergleichbar. Bonedo hatte schon einige der Neunaber-Pedale im Einsatz, zu denen u. a. auch das Neunaber WET gehört. Glücklicherweise hat Neunaber einige seiner Effekt-Algorithmen in dem neuen Immerse MKII vereint und so finden wir hier einige Hall-Effekte, wie z. B. WET, Hall, Spring, Sustain und Echo. Über das gerasterte Poti werden die Hall-Typen umgeschaltet.
Neben besonders langen Hallfahnen verfügt das Pedal auch über den „Shimmer“-Effekt, der mir besonders gut gefällt. Letzterer ist ein Reverb der besonderen Art: Der Hall wird um eine Oktave nach oben gepitcht, und dadurch sind sehr obertonreiche – sphärische bis außerirdische Klänge vorprogrammiert! Fügt man diesen Effekt einem Synth-Pad hinzu, dann erhalten auch dumpfe Klänge einen strahlenden Charakter. Auch im Bereich der Hall- bzw. Reverb-Effektpedale bietet der Markt eine große Auswahl. Wer sich hier einen Überblick verschaffen möchte findet in unserem Kaufberater: Die besten Reverb-Pedale für Synthesizer eine Auswahl an Reverb-Pedalen, die explizit mit Synthesizern getestet wurden.
Neunaber Immerse MKII | (Produktseite auf thomann.de) |
Neunaber Wet | (Produktseite auf thomann.de) |
Strymon El Capistan – Digitales Tape Delay mit Wow und Flutter!
Auch hier handelt es sich um einen Stereo-Effekt, denn das Strymon El Capistan lässt sich über einen Jumper im Gehäuse sowohl in Mono als auch Stereo betreiben (man benötigt hier lediglich ein Y-Kabel für die Stereo-Klinken-Buchse des El Capistan). Das Delay klingt nicht nur extrem realistisch, sondern lässt sich durch die zahlreichen Regler und Doppelfunktionen von clean bis „wobbly“ einstellen. Der Tape-Age-Regler beispielsweise bestimmt, wie dumpf das Delay-Signal ist und mit dem Wow/Flutter-Regler werden Unregelmäßigkeiten eines virtuellen Bands stufenlos hinzugefügt. Über die zwei Kippschalter können sowohl einzelne Bandköpfe sowie mehrere Köpfe hinzugeschaltet werden, was im Zusammenspiel mit dem Tap-Tempo zu schönen rhythmischen Ergebnissen führt. Natürlich lässt sich auch das digitale Tape Delay in die Selbstoszillation fahren!
Strymon El Capistan | (Produktseite auf thomann.de) |
Dunlop Crybaby GCB95
Das Dunlop Crybaby GCB95 gehört zu den ältesten und bekanntesten Effektpedalen und ist ein echter Klassiker unter Gitarristen. Auch uns Keyboardern kann das Crybaby richtig Spaß machen, z. B. im Zusammenspiel mit dem Hohner Clavinet, dem Wurlitzer oder dem Fender Rhodes. Wichtig ist, dass es möglichst ganz zu Beginn der Effektkette geschaltet wird. Dabei gehört das Crybaby GCB95 zu den Standard-Wah-Pedalen und bietet keine weiteren Einstellmöglichkeiten.
Dunlop Crybaby GCB95 | (Produktseite auf thomann.de) |
Boss RC-1 Loop Station
Etwas untypischer unter den Effektpedalen ist der Looper, denn in den meisten musikalischen Situationen z. B. in einer Band kommt ein Looper-Pedal nicht zum Einsatz. Für einen spontanen Solo-Auftritt oder aber einfach zum Üben, lohnt sich der kleine Rote von Boss allemal. Bei der Boss RC-1 Loop Station handelt es sich übrigens um das absolute Einsteiger-Modell ohne Schickschnack, der mir persönlich auch nicht wichtig ist. Mit ein paar Samples auf dem Nord Electro spiele ich gerne eine kleine Drum-Loop ein und schichte dann nach Belieben Bass und Begleitspuren dazu. Zugegeben: Durch die nur grundlegenden Funktionen ist der RC-1 für viele Keyboarder etwas zu einfach, aber zum Glück gibt es hier eine Menge weiterer Loop-Stations, die im Bonedo-Testlabor schon getestet wurden.
Boss RC-1 Loop Station | (Produktseite auf thomann.de) |
Welche Beispiele für Effekt-Kombinationen gibt es?
Im Folgenden Abschnitt werde ich einige der genannten Effekte zu einer kleinen Effekt-Kette verschalten und damit zeigen, was man klanglich damit anstellen kann. Grundsätzlich handelt es sich hierbei natürlich nur um ein paar Anregungen, denn den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt – in keiner Kombination wird man die gleichen Ergebnisse erzielen und das ist schließlich das Schöne an diesem Thema!
Beispiel 1: Chorus, Delay und Hall für einen breiten Synthesizer-Sound
Im ersten Beispiel schicken wir verschiedene Synthesizer-Sounds in die Effektkette, bestehend aus Chorus, Delay und Reverb. Der Synthesizer schickt dabei ein Mono-Signal, das durch den Chorus in ein Stereo-Signal verwandelt wird. Wichtig ist, dass der Chorus als klassischer Modulationseffekt vor die räumlichen Effekte (Delay, Reverb) geschaltet wird. So „verbreitert“ der Chorus das Signal, welches anschließend durch das Delay und den Hall mit einer räumlichen Tiefe angereichert wird.
Beispiel 2: Envelope-Follower, Chorus und Delay
Im zweiten Beispiel bearbeiten wir den Klang des Wurlitzer 200 E-Pianosmit drei Effekten. Der Discumbobulator, der als klangformendes Pedal gewissermaßen wie ein EQ funktioniert, wird als erstes in der Effektkette eingesetzt. Danach folgen Chorus als Modulationseffekt und zum Schluss das Tape Delay.
Beispiel 3: Wah-Pedal, Verzerrer, Phaser und Analog-Delay
Im dritten Beispiel schicke ich ein Clavinet durch vier Pedale. Je nach Kombination der Effektpedale erhält das Clavinet dadurch einen ganz unterschiedlichen Charakter: Rock’n’Roll, Funk oder psychedelische Klänge sind dank dieser Effektkette möglich. Grundsätzlich ist auch hier die Vorgangsweise: Wah-Pedal und Verzerrer beginnen in der Signalkette, dann folgt der Modulationseffekt und das Delay.
Schlusswort
Ich hoffe mit diesem Workshop einige interessante Einblicke in das weite Feld der Effektpedale für Keyboarder zu geben. Über die Jahre ist dieser Markt so unüberschaubar geworden, dass man in fast jeder Effekt-Kategorie unzählige Produkte findet. Viele dieser Effekte sind vornehmlich für Gitarristen entwickelt worden, aber hin- und wieder findet man hier interessante Effekte, die sich auch besonders für Keyboarder eignen. Darüber hinaus ist das Schöne an den vielen Effekten, dass man sie beliebig kombinieren kann und es keine Regeln gibt: Mit etwas Entdeckergeist lassen sich hier viele tolle neue Klänge entdecken.
Viel Spaß beim Experimentieren!