Die Hagstrom Metropolis-S Vintage Serie im bonedo-Test – Seit 2005 ist er wieder präsent und hat es in dieser Zeit geschafft, mit attraktiven Modellen und neu entwickelten Features in die Gitarrenwelt zurückzufinden. Der schwedische Gitarrenbauer Hagstrom gehörte in den Sechzigern und Siebzigern zu den wenigen europäischen Herstellern, die auch international Erfolge feiern konnten. Heute liegt das Gros seiner Produkte im attraktiven mittleren Preisbereich, einige Instrumente aus dem umfangreichen Angebot werden allerdings in der EU hergestellt und sind qualitativ und preislich in höheren Kategorien angesiedelt.
Unsere heutige Testkandidatin, die Hagstrom Metropolis-S aus der Vintage Serie, zeigt sich mit runden 350 Euro noch bescheidener als der Durchschnitt, eine Tatsache, die um so mehr unser Interesse weckt. Deshalb wollen wir genauer wissen, wie bei diesem Preis Anspruch und Wirklichkeit zusammenpassen.
Details
Zumindest optisch lehnt sich die Metropolis-S an das klassische Les Paul Design an, aber schon beim Korpusholz hören die Gemeinsamkeiten auf. Der besteht nämlich aus Empress, dem Holz des Blauglockenbaums, das nicht nur leicht ist und sehr schnell wächst, sondern mit seinen Klangeigenschaften der Erle sehr ähnlich sein soll. Der Baum ist vorwiegend in Asien beheimatet und soll eine ernst zu nehmende Alternative zu den sonst verwendeten Tonhölzern darstellen.
Und leicht ist unsere Gitarre tatsächlich: Die Metropolis-S bringt exakt gerade einmal 2906 Gramm auf die Waage. Aus wie vielen Teilen der Korpus besteht, lässt sich leider nicht sagen, da er deckend in Creme lackiert ist. Optional stehen übrigens auch Black Gloss und Italian Red zur Verfügung.
Das Schlagbrett und die darauf montierten Singlecoils sind zweifellos das optisch auffälligste Merkmal der Gitarre. Das braune Tortoise-Pickguard umrundet quasi die Pickups und hebt sie so hervor – meiner Ansicht nach eine gelungene Variation mit Vintage-Touch, die sich wohltuend von den vielen Nullachtfünfzehn-Designs abhebt. Die Singlecoils nennen sich C-Spin und sind gematcht, also aufeinander abgestimmt. Die Gitarre ist übrigens als Metropolis-C auch mit Humbuckern erhältlich.
Laut Hersteller soll die Metropolis-S den Sound der 60’s British Invasion wieder in das Hier und Jetzt transportieren. Was das Design anbetrifft, ist das auf jeden Fall gelungen – die weißen Tonabnehmer fügen sich gut in das Gesamtbild ein. Auf dem Schlagbrett findet sich weiter unten das Regelwerk, bestehend aus einem Volumen, einem Tone-Poti und einem Dreiwegschalter, der die Tonabnehmer in gewohnter Manier miteinander verschaltet. Die Klinkenbuchse hat ebenfalls ihren Platz auf dem Korpus gefunden, daher rate ich zum gewinkelten Stecker. Eine Long Travel Tune-O-Matic Brücke mit Hagstrom Stop Tailpiece runden das Bild ab.
Mehr gibt es von der Front nicht zu berichten, deshalb ein Blick auf die Rückseite, die ebenfalls mit einer makellosen Lackierung versehen ist und vier Schrauben beherbergt, die den Hals mit dem Korpus verbinden. Ich sollte noch kurz die beiden Gurtpins erwähnen, die mit schwarzem Filz unterlegt sind und so den Lack schonen. Sie sind schön groß, sodass der verwendete Gurt nicht versehentlich rausrutschen kann. Alles also sehr zielgerichtet und ohne Schickimicki, so wie ich das mag.
Für dich ausgesucht
Der Ahornhals ist, wie bereits erwähnt, verschraubt und hat eine Mensur von exakt 648 mm. Seine Rückseite ist ebenfalls in Korpusfarbe deckend lackiert, das Griffbrett besteht aus Resinator. Der aufmerksame Leser anderer Hagstrom-Tests aus meiner Feder dürfte mit diesem Begriff etwas anfangen können. Für alle anderen hier noch einmal in aller Kürze: Resinator besteht aus mehreren Schichten Furnierholz, die im Vakuum miteinander laminiert werden und in ihrer Dichte hochwertigem Mahagoni gleichen sollen. Laut Hagstrom ist dieses Material fester und verwindungssteifer als ein Standardgriffbrett, allerdings optisch von Ebenholz kaum zu unterscheiden, und genau so fühlt es sich auch an.
Als Halsstab dient der H-Expander, eine Hagstrom-eigene Entwicklung, der im Querschnitt wie ein übergewichtiges Strichmännchen aussieht, das in eine passende Fräsung eingesetzt wurde. Dieses Profil soll fest verankert für besondere Steifigkeit sorgen und eine flachere Saitenlage zulassen. Muss der Hals trotzdem einmal eingestellt werden, lässt sich dies über einen Zugang auf der Kopfplatte bewerkstelligen, der mit einer schwarzen Kunststoffplatte abgedeckt ist. Die 22 Medium Jumbo Bünde sind perfekt eingesetzt und entgratet, zur Orientierung gesellen sich weiße Punkte auf dem Griffbrett und kleine, ebenfalls weiße, auf der Halskante.
Die Saiten laufen über einen schwarzen Graph Tech Black Tusq XL Sattel mit einer Breite von 43 mm zu den sechs geschlossenen Mechaniken im Art Deco Design, die rechts und links an der markanten, schwarz lackierten Kopfplatte sitzen und ihre Arbeit im 15:1 Verhältnis absolvieren. Hagstrom hat es sich nicht nehmen lassen, die Kopfplatte mit Perlmutt zu umranden – ein kleines, aber schönes Detail. Aber auch sonst gibt es an der Verarbeitung insgesamt nichts auszusetzen.
Lefty B Thompkins sagt:
#1 - 20.10.2016 um 05:01 Uhr
Ich konnte die Lefhanderversion für schlappe 169€ im Ausverkauf ergattern. Ein Wahnsinn. Hier bekommt man einen ganz eigenen Sound hin. Eigentlich müsste man sich sch´ämen für den Preis :-)