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Hammond Workshop #2: Leslie

Die zweite Folge unseres Hammond-Videoworkshops zeigt, wie man den Leslie-Effekt dynamisch einsetzt, um eine Performance zu unterstützen.

Hammond Workshop #2: Leslie
Hammond Workshop #2: Leslie

Die zweite Folge unseres Hammond-Videoworkshops behandelt das Leslie-Kabinett und dessen Effekt. Einen Sound, der untrennbar mit der Hammond-Orgel verbunden ist. Ohne den Einsatz rotierender Lautsprecher (engl. Rotary Speaker) klingt eine Hammond ziemlich statisch und auf Dauer auch langweilig. In diesem Workshop erklären wir, was man unter einem Leslie versteht, wie es funktioniert und vor allem, für welchen Effekt es berühmt geworden ist. Ergänzend haben wir ein paar Tipps vorbereitet, die für die eigene Performance nützlich sind. Diese sind auch mit der Leslie-Simulation eines Hammond-Klons nachvollziehbar.

Inhalte
  1. Das Leslie – Aufbau eines Rotary Speaker Cabinets
  2. Die Schallumlenkung des Leslies
  3. Rotationsgeschwindigleiten des Leslies
  4. Leslie in die Musikproduktion einbinden
  5. Leslie: Trotz Größe und Gewicht gerne verwendet
  6. Leslie einsetzen: Beispielsong Intro und Strophe
  7. Leslie einsetzen: Beispielsong Prechorus und Refrain
  8. Downloads
  9. Sind Leslie-Kabinette heute noch erhältlich?

Das Leslie – Aufbau eines Rotary Speaker Cabinets

Unbedarfte Betrachter könnten ein originales Leslie-Kabinett mit einem Schrank für das Teeservice verwechseln. Jedenfalls würde es in einem typischen 1950er-Jahre-Wohnzimmer gar nicht weiter auffallen. Welche Idee dahinter steckt und wie ein Leslie-Kabinett aufgebaut ist, erklären wir jetzt im Detail.

Das besondere Merkmal eines Leslie sind die rotierenden Schallumlenker. Diese sitzen vor den Lautsprechern und versetzen das statische Orgelsignal mittels zweier Rotationsgeschwindigkeiten entweder mit einem speziellen Vibrato/Tremolo (Fast) oder einer räumlichen Schwebung (Slow). Beide Modulationen entstehen unter Nutzung Dopplereffekts, wodurch ein sehr komplexes Klangbild entsteht. In der Theorie kennt diesen Effekt jeder: Man steht an der Straßenecke und ein mit tönendem Martinshorn ausgerüstetes Fahrzeug nähert sich.  Dabei steigt sie Tonhöhe des Martinshorns, bis es sich auf Höhe der eigenen Ohren befindet. Danach, und mit stetigem Entfernen des Fahrzeugs, sinkt die Tonhöhe des Martinshorns allmählich wieder ab.

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Leslie-Box von vorne betrachtet. (Quelle: Hammond.eu)

Die Schallumlenkung des Leslies

Beim Leslie entsteht dieser Effekt stetig, jedoch um einiges komplexer. Die beiden Schallumlenker, einer für die hohen Frequenzanteile und einer für die Tiefen rotiert in einem geschlossenen Gehäuse mit Schallaustrittsöffnungen. Dieses steht in der Regel in einem Raum, dessen Wände den erzeugten Schall zu jedem Zeitpunkt in alle Richtungen des Raumes reflektieren.

In seinem Aufbau zeigt sich das Leslie als ein Zweiwege-System mit getrennten Lautsprechern für den Hochton- und den Tieftonbereich. Der Hochtonbereich wird durch ein rotierendes Doppelhorn wiedergegeben, wobei jedoch nur eine Hornseite über die Schallaustrittsöffnung verfügt, die andere Hornseite fungiert als Gegengewicht. Den Bassbereich erzeugt ein bis zu 15 Zoll großer Basslautsprecher, der von oben in eine große Schallumlenktrommel strahlt. Diese dreht sich in gegenläufiger Richtung zum Doppelhorn.

Leslie hinten offen
Leslie mit abgenommener Rückwand. (Quelle: macProVideo)

Rotationsgeschwindigleiten des Leslies

In der langsamen Geschwindigkeit (“Slow”, ca. 45 Umdrehungen/Minute) erzeugen beide Rotationsaggregate, angetrieben über je einen eigenen Motor mittels Treibriemen, eine sehr räumliche Schwebung. Diese ändert sich in der schnellen Geschwindigkeit (“Fast”, ca. 370 Umdrehungen/Minute) zu einem speziellen Vibrato oder Tremolo. Musikalisch sehr interessant sind die Effekte, die während des Umschaltens von der langsamen zur schnellen Geschwindigkeit und umgekehrt entstehen, denn die zu bewegende Masse des Doppelhorns ist weitaus geringer als die der wuchtigen Schallumlenktrommel des Basslautsprechers. Mithilfe der Brake-Stellung des Geschwindigkeitsschalters wird die Rotation unterbrochen, wodurch beide Rotoren ‚ausrollen‘ und in irgendeiner Position verharren, bis sie wieder aktiviert werden.

Dazu ein Video-Beispiel, das die Wirkungsweise der verschiedenen Rotations-Modi anhand eines gehaltenen Akkordes sichtbar und hörbar macht.

Leslie in die Musikproduktion einbinden

Wer den Sound des Leslies aufnehmen möchte, benötigt dafür mindestens zwei Mikrofone, um die stereophone Wirkung einzufangen. Die Bereiche der professionellen Musikproduktion haben in den vielen Jahren der Existenz von Leslie-Kabinetten verschiedene Methoden entwickelt, die unterschiedlichen Verfahren zur ‚Abnahme‘ von Leslies bereitstellen, um den Sound perfekt in den jeweiligen Kontext einbinden zu können.

Nach wie vor nicht unproblematisch sind die mechanischen Geräusche, die insbesondere während der schnellen Rotationsgeschwindigkeit entstehen. Diese machen sich durch deutlich wahrnehmbares Surren der Antriebsmotoren und schlagende Windgeräusche des Doppelhorns bemerkbar machen. Im Idealfall lässt sich diese Geräuschkulisse durch ein höheres Volumen beim Spielen, eine sorgfältige Kapselung der Antriebsmotoren und eine optimierte Positionierung der Abnahme-Mikrofone weitgehend unterbinden.

Das folgende Video zeigt die Verwendung des Leslies mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten nebst Brake-Schaltung (Stillstand) in einem musikalischen Kontext.

Leslie: Trotz Größe und Gewicht gerne verwendet

Das Leslie-Kabinett ist ein wuchtiges und schweres Lautsprechersystem für Orgeln. Im Grunde genommen für den stationären Betrieb gedacht ist, hat es das Leslie trotz seiner nicht transportfreundlichen Statur auf so fast jede Bühne dieser Welt geschafft. Wer Probleme umgehen möchte, kann heutzutage auf elektronische Simulationen wie z. B. den Neo Instruments Ventilator II zurückgreifen, ein Effektpedal, das den Leslie-Effekt voll digital und auf sehr hohem Niveau erzeugt. 

Das folgende Video zeigt eine Zusammenfassung des eben Beschriebenen mit vielen informativen Tipps zum Nachahmen.

Leslie einsetzen: Beispielsong Intro und Strophe

Die beiden Rotationsgeschwindigkeiten des Leslie-Kabinetts (Chorale und Tremolo bzw. Slow und Fast) erzeugen zwei unterschiedliche Effekte, mit denen man den Songaufbau gestaltet und unterstützt. Sehr interessant wird das Ganze, wenn auch die Beschleunigungs- und Auslaufzeiten der Rotoren von ‘Slow’ nach ‘Fast’ und umgekehrt kreativ eingesetzt werden, um an den passenden Songstellen für Spannung und Bewegung zu sorgen. Wichtig dabei ist allerdings das richtige Timing, das wir jetzt mit einem Beispielsong üben.

Leslie einsetzen: Beispielsong Prechorus und Refrain

Das Umschalten zwischen langsamer und schneller Rotationsgeschwindigkeit wirkt besonders effektvoll, wenn es zum harmonischen Spannungsbogen des Songs passt. Indem man an harmonischen Ziel- und Ruhepunkten mit langsamer Geschwindigkeit und in spannungsgeladenen Passagen mit schneller Geschwindigkeit arbeitet, lässt sich der Songaufbau wirkungsvoll unterstützen. Im Pre-Chorus und Refrain unseres Beispielsongs lässt sich das gut nachvollziehen.

Downloads

Wie immer ist das Playalong unseres Beispielsongs hier herunterladbar, um die Tipps mit einer Hammond-Orgel oder einem Hammond-Klon selbst ausprobieren zu können. Ein Leadsheet gibt es ebenfalls zum Download. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Audio Samples
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bonedo Hammond Workshop Playalong Folge2

Sind Leslie-Kabinette heute noch erhältlich?

Neben dem Gebrauchtmarkt bietet auch das aktuelle Marktangebot selbst heute noch echte Leslie-Kabinette mit mechanischer Schallumlenkung. Von Puristen geschätzt, gibt es diese wahlweise in ihrer Originalbauweise sowie in kompakten Formaten, wenngleich sie aufgrund preisgünstiger elektronischer Simulationen nicht in jedem Laden um die Ecke stehen.

Hammond Leslie 3300 PortableProduktseite auf thomann.de
Hammond Leslie 3300 WalnutProduktseite auf thomann.de
Hammond Leslie 2101 MkIProduktseite auf thomann.de
Hammond Leslie 2101 MkIIProduktseite auf thomann.de
Hammond Leslie 3300 Portable (Quelle: Thomann)
Hammond Leslie 3300 Portable (Quelle: Thomann)

In der nächsten Folge #3 unseres Hammond-Videoworkshops befassen wir uns mit einigen typischen Hammondorgel-Spieltechniken, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben und charakteristisch für den Hammond-Sound geworden sind. Die sehr leichtgängige, ungewichtete Tastatur der Orgel spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Weitere Folgen dieser Serie:
Hammond Workshop #1: Drawbars Artikelbild
Hammond Workshop #1: Drawbars

Die erste Folge unseres Video-Workshops zeigt, wie man die Zugriegel bzw. Drawbars einer Hammond-Orgel oder eines Hammond-Klons einsetzt.

09.06.2022
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Chris Arndt sagt:

#1 - 15.07.2013 um 15:34 Uhr

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Schöne Fortsetzung des Workshops! Mir gefällt, dass die Beispielsongs zwar einfach aufgebaut aber trotzdem interessant sind. Und Danke für das Aufgreifen meiner Vorschläge bzgl. Playalong und Leadsheet. Ich hoffe, der nächste Workshop kommt bald! Mich würde besonders interessieren, wie man Finger und Palm Glissandos richtig macht und effektiv in sein Spiel integriert.

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