Das sogenannte „Track Compositing“, oder kurz: „Comping“, ist ein etablierter und elementar wichtiger Arbeitsschritt in Musik- und Audioproduktionen, dessen Ziel es ist, aus verschiedenen Aufnahme-Takes die bestmögliche Performance zusammenzustellen. Dieser Workshop zeigt euch, wie die in Pro Tools als „Playlist“ bezeichneten Unterspuren zum Comping von Audiospuren genutzt werden (übrigens besitzen auch MIDI- und Instrumentenspuren Playlists). Und Los geht´s!
Was ist eigentlich eine Playlist?
Eine Playlist wird ganz einfach mit “Abspielliste” übersetzt: Sie trägt die Informationen über die Anordnung von Clips (früher „Regions“ genannt) auf einer Spur. Wenn ich zum Beispiel Vocals auf einem Audiotrack habe, die aus den Clips Vers, Bridge, Chorus besteht, spielt die Spur „Vocals“ diese Clips in der Reihenfolge ab, in der sie angeordnet sind. Klicke ich jetzt im Edit-Fenster auf das Pfeil-Symbol neben dem Track-Namen, kann ich für diese Spur eine neue Playlist anlegen. Das Edit-Fenster zeigt dann auf diesem Audiotrack keine Clips mehr an und bei der Wiedergabe ist auf dieser Spur auch nichts zu hören. Denn: Pro Track kann immer nur eine Playlist aktiv sein. Über das Playlist-Menü, das ich eben zur Erzeugung einer neuen Playlist benutzt habe, kann ich aber jederzeit wieder auf die ursprüngliche Playlist zurückschalten. So eignen sich Playlists für alle Aufnahmen, bei denen man verschiedene Takes des eingespielten Materials behalten will, um daraus nachher den perfekten Take zusammenzuschneiden. Playlists dienen vor allen Dingen der Übersichtlichkeit im Edit-Fenster, denn die Regions werden sozusagen in der z-Ebene eines Koordinatensystems „aufbewahrt“ und nicht auf der y-Achse wie bei vielen anderen Sequencern.
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Comping-Basics
Die einfachste und naheliegendste Anwendung für Playlists ist die Aufnahme von Einzelspuren wie Vocals oder Gitarren inklusive anschließendem Comping (“Zusammenstellen”) der besten Abschnitte. Und das ist wirklich sehr einfach:
Vor der ersten Aufnahme wird eine neue Playlist für den Track erstellt, dem ursprünglichen Track-Namen wird dabei die Extension „.01“ angehängt. Dieses Vorgehen bietet folgenden Vorteil: Die bei der Aufnahme erzeugten Audiofiles sind nach den Track-Namen benannt und besitzen ebenfalls eine Extension nach der Take-Nummer.
So heißt zum Beispiel ein Audiofile, das auf der Spur mit dem Namen „Aufnahme“ erzeugt wird, „Aufnahme_01“. Die Playlist heißt aber nur „Aufnahme“. Damit die Take-Nummern mit den Playlist-Nummern übereinstimmen, ist es sinnvoll, direkt vor dem ersten Recording-Take eine neue Playlist zu erzeugen. Wie die File-Namen der resultierenden Audioclips benannt werden, seht ihr in der folgenden Abbildung. Die Spur „Aufnahme“ befindet sich bereits im Playlist View, in der alle aufgenommenen Takes sichtbar auf ihren jeweiligen Playlist Lanes erscheinen. Vor jeder weiteren Take-Aufnahme bildet man eine neue Playlist, was mit der Tastenkombination Control und (Mac) am zügigsten geht. Weitere Tastaturkommandos (auch für Windows) findet ihr am Ende dieses Workshops.
Der eigentliche Comping-Vorgang ist simpel. Selektierte Clips oder Bereiche davon können wahlweise mit dem Pfeil-Button, der Tastenkombination (Mac) Control, Alt und V (Autorenpräferenz, es gibt weitere Optionen) auf die Main Playlist kopiert werden, was in der Regel das Ziel der Aktion ist. Bei Bedarf kann eine andere Playlist Lane eurer Wahl durch Betätigung des „Target Playlist“-Buttons als Ziel definiert werden, um beispielsweise alternative Comps zu kreieren. Weiterhin gibt es per Menübefehl sowie durch die Betätigung der rechten Maustaste zusätzliche Copy- und Move-Befehle zum Positionieren von Clips oder Bereichen davon. Das folgende Video veranschaulicht die grundlegenden Comping-Funktionen:
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Mehr InformationenPlaylists bei Multitrackaufnahmen und gruppierten Spuren einsetzen
Sowohl Editierungen als auch das Comping werden nicht ausschließlich auf Einzelspuren, sondern auch häufig bei Mehrspuraufnahmen wie beispielsweise Orchestern, Bands und Schlagzeug genutzt. Hier ist zwingend darauf zu achten, dass alle beteiligten Spuren als Edit- oder Mix/Edit-Group zusammengefasst sind. Das sollte aber in der Regel bereits vor der Aufnahme stattgefunden haben. Das Comping und die Arbeit mit Playlists funktioniert bei Mehrspuren auf die gleiche Weise wie bei Einzelspuren, nur eben mit mehreren Spuren synchron und phasentreu. Potentielle Säuberungen des Audiomaterials, wie beispielsweise das spurspezifische Wegschneiden von Spielpausen sowie das Eliminieren von Störgeräuschen, sollten idealerweise nach dem Comping und der Durchführung von Korrekturen (Timing, Tuning) erfolgen. Hierzu kann man die Gruppierung dann deaktivieren.
Editieren im Waveform View (Main Playlist)
“Cycle Audio Within Selection“ nennt sich eine sehr nützliche Funktion, die (soweit ich das überblicke) ausschließlich als Tastaturkommando vorhanden ist. Dieses Feature ermöglicht das „Durchsteppen“ aller aufgenommenen Takes innerhalb eines selektierten Bereichs der Main Playlist im Waveform View. Das ist besonders bei Multitrackaufnahmen eine praktische Comping-Option zum schnellen Austauschen und Checken von bestimmten Stellen bzw. Passagen. Die aufgeklappte Playlist-Ansicht bei Mehrspuraufnahmen kann unter Umständen nämlich sehr unübersichtlich sein. Die Tastaturkommandos zum Austausch der Take-Abschnitte (previous/next playlist) innerhalb des selektierten Bereichs lauten:
- Mac: Command + Shift + Up Arrow Command + Shift + Down Arrow
- Windows: Control + Shift + Up Arrow Control + Shift + Down Arrow
Im folgenden kurzen Video seht ihr, wie diese simple und effektive Funktion angewendet wird:
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Mehr InformationenWeitere wichtige Tastaturkommandos zum Arbeiten mit Playlists
Tastaturkommandos sind für die Arbeit mit Pro Tools von essentieller Bedeutung, dementsprechend sind die Shortcuts selbst in diesem kurzen Abschnitt innerhalb dieses Workshops sehr vielfältig. Im Folgenden findet ihr eine Auswahl (aus Autorensicht) wichtiger Kommandos für die Arbeit mit Playlists:
Mac | Windows | |
---|---|---|
Selektierte Playlist solo abhören | Shift + S | Shift + S |
Neue Playlist (oberste selektierte Spur) | ctrl + | Start + |
Neue Playlist (alle Spuren) | ctrl + alt + | Start + alt + |
Neue Playlist (alle selektierten Spuren) | ctrl + alt + Shift + | Start + alt + Shift + |
Main Playlist duplizieren | Command + ctrl + | ctrl + Start + |
Selektion in Target Playlist kopieren |
ctrl + alt + V, alt + Shift + ↑ |
alt + Start + V, alt + Shift + ↑ |
Oliver Scheer sagt:
#1 - 09.11.2017 um 13:05 Uhr
Moin, kann mir jemand sagen, ob ich Playlist Recording/Editing auch bei Pro Tools First nutzen kann?
Raphael sagt:
#2 - 22.10.2020 um 22:24 Uhr
Ansich bin ich immer froh über klare, deutschsprachige Anleitungen zu
Pro Tools (gibt nicht besonders viele). Aber einfach aus dem
Benutzerhandbuch kopieren ist auch nicht zielführend. Ist euch nicht
aufgefallen, dass die Shortcuts für englischsprachige/amerikanische
Tastaturen sind? Auf einer deutschen Tastatur gibt es schlichtweg keine
""-Taste (für "neue Playlist" z. B.), auch nicht beim Mac. Ich finde
das in der offiziellen deutschen Avid-Liste schon unmöglich, aber dass
ihr das unbesehen übernehmt ... Für den Mac nutzt man hier die
Raute-Taste. Für Windows ganz anders: Start(Win)-Taste und links oben
die Taste mit ^ und °. Ich habe ewig gesucht, bis ich das herausgefunden
habe.
Stephan sagt:
#2.1 - 28.01.2021 um 10:28 Uhr
Super, vielen Dank für den Tip!!! Ich musste gerade Home-Office-bedingt auf Windows umsteigen und habe ewig danach gesucht. Vielleicht könnte die Redaktion das ja mal im ändern, denn das was im Artikel steht funktioniert schlichtweg nicht!
Antwort auf #2 von Raphael
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPeter Koenemann sagt:
#2.1.1 - 28.01.2021 um 14:27 Uhr
Hallo zusammen,
tatsächlich besteht hier Klarstellungsbedarf, dem wir in Kürze einen eigenen Workshop widmen möchten. Die Tastaturkommandos in Pro Tools haben einen deutlich höheren Stellenwert als die Entsprechungen in anderen Hosts und unterschiedliche Tastaturbeschriftungen und Belegungen können in der Tat verwirrend sein ... ganz zu schweigen von Tastaturen am Laptop. Aus diesem Grund verwende ich meist entsprechende "Avid-Tastaturen" und habe diese auch stets dabei, wenn ich in fremden Studios arbeite. Natürlich gibt es andere (und kostenlose) Lösungen zur "Übersetzung" der Kommandos für die eigene Tastatur, die wir "asap" für euch zusammenstellen ...
Antwort auf #2.1 von Stephan
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