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Korg MS-20M Kit Test

Das analoge Desktop-Synthesizer-Modul Korg MS-20M Kit ist die neueste Ausbaustufe rund um die erfolgreiche Neuauflage des monophonen Vintage-Klassikers aus dem Jahr 1978. Der Synthesizer-Bausatz lässt sich ohne zu löten zusammensetzen und entspricht einem MS-20 ohne Tastatur, aber mit einigen sehr interessanten neuen Features wie PWM, Sync und FM. Den Step-Sequencer SQ-1 gibt es im Paket dazu – dieser ist schon fertig aufgebaut und wir haben ihn hier separat getestet.

Das Korg MS-20M Kit wird mit dem Step-Sequencer SQ-1 ausgeliefert
Das Korg MS-20M Kit wird mit dem Step-Sequencer SQ-1 ausgeliefert


Vor allem die Pulsbreitenmodulation (PWM) ist eine Eigenschaft des MS-20M, die Kenner aufhorchen lassen sollte. Dieses Feature fehlte dem Original und auch dem MS-20 mini. Auch Sync und FM versprechen eine beträchtliche Erweiterung des Klangspektrums. Wie der MS-20M klingt, welche neuen Möglichkeiten er bietet und wie die Kombination mit dem Sequencer SQ-1 funktioniert, soll dieser Test klären.

Details

Konzept

Zum Korg MS-20 muss man ja nicht mehr viel sagen – der monophone Analogsynthesizer ist einer der größten Klassiker der Synthesizergeschichte und wurde vor einigen Jahren in Form des MS-20 mini in leicht verkleinerter Form neu aufgelegt. Als halbmodularer Synthesizer verfügt der MS-20 über fest verdrahtete Modulationszuweisungen, die durch Patchkabel-Verbindungen ergänzt und/oder ersetzt werden können. Gerade wegen seiner recht einfachen Struktur und dem Patchfeld, das zum Experimentieren einlädt und die Zusammenhänge innerhalb des Synthesizers sehr greifbar macht, eignet sich der MS-20 hervorragend dafür, die Klangerzeugung eines subtraktiven Synthesizers zu erforschen – und dafür war er ursprünglich auch konzipiert.
Alle bisherigen Versionen des MS-20, also das Original, der MS-20 mini und der Bausatz MS-20 Kit, verfügen über eine Tastatur und das charakteristische, hoch aufragende Pultgehäuse. Mit dem MS-20M ist nun erstmals eine tastaturlose Variante verfügbar. Wer schon genügend Keyboards besitzt, kann also nun zum Desktop-Modul greifen und es per MIDI, USB-MIDI oder CV/Gate ansteuern. Passend dazu wird der MS-20M mit dem Step-Sequencer SQ-1 ausgeliefert. Der MS-20M ist aber viel mehr als nur ein MS-20 ohne Tastatur, soviel möchte ich schon vorweg nehmen. Korg hat einige sehr interessante Neuerungen eingebaut, unter anderem die ersehnte Pulsbreitenmodulation und Oscillator Sync. So lassen sich dem Modul viele Klänge entlocken, die die bisherigen Varianten nicht liefern konnten.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Korg MS-20M ist mehr als nur ein MS-20 ohne Tastatur.

Korg MS-20M Kit zusammenbauen

Wie das im letzten Jahr erschienene MS-20 Kit liegt der MS-20M in Einzelteilen im Karton – bevor man in den Genuss des Sounds kommt, ist also Handarbeit gefragt. Keine Panik: Löten muss man dabei nicht und es sind keine Elektronikkenntnisse nötig. Wer nicht gerade mit zwei linken Händen geboren wurde, sollte mit dem MS-20M kein Problem haben. Hauptsächlich geht es darum, die verschiedenen vorgefertigten Platinen in das Gehäuse einzubauen und mit Flachkabeln zu verbinden. Die wichtigsten Werkzeuge (ein Maulschlüssel und ein spezielles Werkzeug zum Festziehen der Muttern auf den drei Miniklinkenbuchsen) liegen bei, zusätzlich benötigt man noch einen kleinen Kreuzschlitz- und einen Schlitzschraubenzieher. Die bebilderte Aufbauanleitung führt verständlich durch den Prozess.
Auch ohne zu löten ist man mit dem Zusammenbauen des Synthesizers durchaus eine Weile beschäftigt, so gilt es beispielsweise, fast 130 Muttern festzuziehen. Ganz so schnell wie beim Moog Werkstatt-01 geht es also nicht. Aber das Basteln macht Spaß, man sieht den Synthesizer entstehen und bekommt einen Einblick in das Innenleben des Instruments. Hier die wichtigsten Schritte in Bildern:

Fotostrecke: 5 Bilder Das Korg MS-20M Kit liegt in Einzelteilen im Karton.
Fotostrecke: 5 Bilder Auf die Buchsen des Patchfelds wird ein “Distance Sheet” geschraubt.
Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlussplatine (MIDI / USB) wird eingesetzt und verkabelt.

Gehäuse und Anschlüsse

Das selbst zusammen gebaute Metallgehäuse mit Holzseitenteilen wirkt sehr stabil und massiv. Anders als der MS-20 mini ist der MS-20M nicht verkleinert. Leider kippelt mein Exemplar recht stark, was eigentlich nicht am Zusammenbau liegen kann. Ob das ein generelles Problem oder ein Einzelfall ist, kann ich derzeit nicht beurteilen.
Das klassisch angeordnete Bedienfeld ist leicht zum Benutzer geneigt. Mir gefällt das deutlich besser als das charakteristische hohe Pultgehäuse der Tastaturvarianten. Darauf tummeln sich 36 griffige Drehknöpfe in zwei verschiedenen Größen. Das Patchfeld besteht beim Modul wie beim Original aus 6,3 mm Klinkenbuchsen statt der Miniklinkenbuchsen des MS-20 mini.
Rückseitig findet man den Anschluss für das externe Netzteil (mit Kabelsicherung), einen MIDI-Eingang und einen USB-MIDI-Anschluss. Der Audioausgang befindet sich wie die Kopfhörerbuchse oben neben dem Lautstärkeregler.

Fotostrecke: 4 Bilder Das fertig aufgebaute Gehäuse wirkt stabil.

Oszillatoren mit PWM, Oscillator Sync und FM

Als Mitglied der MS-20-Familie ist der MS-20M ein analoger, monophoner, halbmodularer Synthesizer mit zwei VCOs. Oszillator 1 liefert Dreieck, Sägezahn, variable Pulsschwingung oder Rauschen, Oszillator 2 verfügt über Sägezahn, Rechteck und Puls und kann auch als Ringmodulator arbeiten. Beide VCOs bieten Drehschalter für die Fußlage (VCO1: 32′-4′, VCO2: 16′-2′). Bei VCO1 gibt es ein Poti für die Pulsbreite, während VCO2 mit einem Tune-Regler zur Verstimmung aufwartet. Die Frequenzen beider Oszillatoren lassen sich gemeinsam per LFO und Envelope 1 modulieren, alternativ kann per Patchverbindung auch eine andere Quelle dafür verwendet werden. Nach den beiden VCOs folgt ein simpler Mixer mit zwei Potis, der die Signale mischt und an die Filter weiterleitet.
In der Oszillatorsektion verbergen sich gleich drei wichtige neue Funktionen, die weder das Vintage-Original noch der MS-20 mini bieten. So besitzt der MS-20M einen kleinen SYNC-Schiebeschalter, mit dem sich Oszillator 2 zu Oszillator 1 synchronisieren lässt. Ein kleiner Eingriff mit einer umso größeren Wirkung, der dem Klangspektrum eine weitere Facette hinzufügt. Ein zweiter Schiebeschalter aktiviert eine Frequenzmodulation von VCO2 durch VCO1. Auch das wirkt unscheinbar, hat aber weitreichende klangliche Folgen. Schon diese beiden Schalterchen lassen erahnen, dass der MS-20M sehr viel mehr ist als nur eine tastaturlose Version des Klassikers. Außerdem – tief Luft holen! – wurde das Patchfeld um die ersehnte Buchse PWM IN erweitert, die eine Pulsbreitenmodulation von VCO1 per LFO, Envelope oder von einer beliebigen anderen Quelle ermöglicht. Der Pulsbreitenregler in der Oszillatorabteilung steuert dann die Intensität der Modulation. Das Fehlen von PWM war beim MS-20 immer Gegenstand von Kritik an diesem sonst so gelungenen Synthesizer – und umso verwunderlicher, weil der kleine Bruder MS-10 damit aufwarten konnte. Während Korg beim MS-20 mini noch auf eine exakte Reproduktion des Originals setzte und auf PWM verzichtete, war nun wohl die Zeit reif, um der Fangemeinde diesen Herzenswunsch zu erfüllen. Sehr schön! 

Fotostrecke: 2 Bilder Der MS-20M ist der erste MS-20 mit Pulsbreitenmodulation (PWM).

Filter

Die Filtersektion entspricht der des MS-20 mini und bietet die beiden charakteristischen, in Reihe geschalteten Filter, die zu einem großen Teil für den Legendenstatus des MS-20 verantwortlich sind. Zunächst durchläuft das Signal ein Hochpassfilter mit 6dB/Okt. Flankensteilheit, danach folgt ein Tiefpass mit 12 dB/Okt. Beide Filter verfügen über Regler für Cutoff und Resonanz (Peak) und lassen sich mühelos in Eigenschwingung versetzen. Für jedes Filter gibt es außerdem ein Poti für die Modulation per LFO und eines für die Intensität von EG2 – auch hier lassen sich per Patchfeld alternativ weitere Modulationsquellen einsetzen.
Die Kombination der beiden Filter ist ein wesentliches, Charakter stiftendes Element des MS-20, und das ist beim MS-20M natürlich ganz genauso geblieben. Vor allem mit viel Resonanz beeinflussen sich die Filter gegenseitig, wodurch so manche drastische Klangveränderung entstehen kann. Vom MS-20 mini übernommen wurde der Schiebeschalter, mit dem man zwischen den beiden Filtervarianten wählen kann, die das Original während seiner Bauzeit durchlief. Version 1 ist vielleicht die bekanntere und bringt das legendär rotzige Kreischen hervor, während Version 2 etwas kultivierter und zahmer daherkommt.

MG und Envelopes

Der LFO des MS-20 heißt „Modulation Generator“ (MG). Fest verdrahtet ist die Dreieckschwingung, die sich mit dem Poti WAVE FORM in Richtung steigender oder fallender Sägezahn variieren lässt. Über das Patchfeld steht zusätzlich eine variable Pulsschwingung zur Verfügung. Die Frequenz wird mit einem Poti eingestellt und von einer LED angezeigt. Obwohl der MS-20M MIDI-Daten empfangen kann, ist der MG nicht zu einer MIDI-Clock synchronisierbar. Das ist schade, aber es würde einen weitreichenden Eingriff in die klassische Schaltung erfordern, weshalb Korg wohl darauf verzichtet hat.
Die einfache Envelope 1 arbeitet als Pitch-Hüllkurve, wenn sie nicht im Patchfeld anderweitig zugewiesen wird. Sie bietet Regler für Delay Time, Attack und Release. Die komplexere EG2 bietet Attack, Decay, Sustain, Release und Hold und ist ohne Patchen mit den beiden Filtern und dem VCA verdrahtet. Per Patchfeld kann sie auch anderen Zielen zugeführt werden, wobei Ausgänge für das positive und das negative Signal bereit stehen. Beide Envelopes können über Trigger-Inputs im Patchfeld ausgelöst werden, beispielsweise von der Rechteckschwingung des MG oder mit einem extern zugeführten Impuls.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienfeld des Korg MS-20M

Patchfeld

Die wichtigsten Modulations-Verbindungen sind fest verdrahtet und man kann den Synthesizer spielen, ohne Patchkabel zu stecken. Über das Patchfeld lassen sich diese Verbindungen ergänzen oder durch andere ersetzen. So kann man beispielsweise die Hüllkurven und den MG anders zuweisen, die Pulsbreitenmodulation zum Einsatz bringen oder ein externes Signal in die Filtersektion einspeisen. Ein Rauschgenerator ist hier ebenfalls vorhanden, der über zwei Buchsen weißes und rosa Rauschen bereit stellt. Zusätzlich stehen ein Sample&Hold-Generator und ein Modulations-VCA zur Beeinflussung von Steuerspannungen bereit.
Auch das Patchfeld hat im Vergleich zum klassischen MS-20 einige Veränderungen und Ergänzungen erfahren. So gibt es beim MS-20M einen zusätzlichen CV-Input für die Frequenzen der beiden VCOs, der mit dem gängigeren V/Okt-Standard statt des beim MS-20 klassischerweise verwendeten Hz/V-Systems arbeitet. Damit wird der MS-20M kompatibler zu Geräten anderer Hersteller. Außerdem findet man an der vorderen Gehäusekante drei Sätze mit je vier parallel geschalteten Klinkenbuchsen (je 3x 6,3 mm und 1x 3,5 mm). Über diese JUNCTION-Buchsen kann man einerseits die Verbindung mit den Miniklinkenbuchsen des mitgelieferten SQ-1 Sequencers oder eines MS-20 mini herstellen und deren Steuersignale im Patchfeld des MS-20M verteilen. Andererseits ermöglichen die JUNCTION-Buchsen natürlich auch die Aufsplittung interner Steuersignale auf mehrere Ziele. Das ist enorm wertvoll und erweitert die Möglichkeiten erheblich.
Aber es gibt auch einige Einsparungen im Vergleich zum Original. Dass der Ausgang für das Modulationsrad fehlt, verwundert nicht, denn der Synthesizer besitzt ja keines. Dennoch hätte ich mir als Ersatz vielleicht ein Poti gewünscht, mit dem man eine zusätzliche Steuerspannung händisch einstellen kann (nichts anderes macht ja das Modulationsrad des MS-20). Das wäre beispielsweise sinnvoll, um in Verbindung mit dem Modulations-VCA eine Regelmöglichkeit für die Intensität gesteckter Modulationen zu haben, wo diese nicht durch ein anderes Poti regelbar ist.
Ebenfalls weggelassen wurde der gesonderte CV-Eingang für VCO2. Gerade im Hinblick auf die neu hinzu gekommene Oszillatorsynchronisation ist das unverständlich. Dennoch gibt es eine Möglichkeit, die Frequenz von VCO2 unabhängig von VCO1 per MG oder Envelope zu regeln, wie es für Sync-Sounds unabdingbar ist – mehr dazu im Praxisteil.

External Signal Processor

Der External Signal Processor (ESP) des MS-20 ist natürlich auch beim Modul an Bord. Er ermöglicht es, den Synthesizer mit einem externen Audiosignal zu „spielen“. Dazu durchläuft ein hier eingespeistes Signal einen Vorverstärker, ein Hochpass- und ein Tiefpassfilter sowie einen Frequenz-Volt-Konverter, der daraus eine Steuerspannung generiert. Ein Envelope-Follower stellt aus dem externen Signal erzeugte Hüllkurven- und Triggersignale bereit. Die mit dem ESP generierten Steuerspannungen müssen natürlich nicht unbedingt die Tonhöhe steuern, sondern können im Patchfeld frei zugewiesen und zur Regelung beliebiger Komponenten des Synthesizers eingesetzt werden.

MIDI und USB

Dank des MIDI-Eingangs und der USB-Buchse kann der MS-20M von einem MIDI-Masterkeyboard oder aus einer DAW angesteuert werden und lässt sich in ein modernes Setup integrieren. Wie beim MS-20 mini sind die MIDI-Fähigkeiten allerdings rudimentär: Der Synthesizer empfängt lediglich MIDI-Notenbefehle (ohne Velocity) und den Befehl „All Notes Off“ und sendet beim Drücken des TRIG SWITCH die Note Nr. 48 mit einer Velocity von 64. Andere MIDI-Daten wie etwa Steuerbefehle werden weder empfangen noch gesendet. Dennoch erleichtert das die Anbindung an ein computergestütztes System: Man schließt den Synthesizer an den Rechner an und er spielt MIDI-Noten ab, was nun mal einfach praktisch ist. Wer Klangparameter fernsteuern möchte, kommt aber nicht um ein MIDI-to-CV-Interface herum.

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