Korgist auf einer Expedition: Schon seit Jahren forschen die Japaner auf dem Gebiet der analogen Mini-Synthesizer und haben mit der Monotron-Serie und dem Monotribe gezeigt, dass analoge Technik weder teuer noch elitär sein muss. Im Gegenteil: Die Jackentaschen-Instrumente erwiesen sich trotz oder gerade wegen ihrer Einfachheit und ihres überschaubaren Funktionsumfangs als echte Renner. Jetzt folgt die volca-Serie, die die Drummachine volca beats und die beiden Synthesizer volca bass und volca keys umfasst. Auf der Musikmesse Frankfurt 2013 war es schwierig, zu dem überraschend enthüllten Groove-Trio durchzudringen, so groß war der Andrang der Neugierigen. Hat Korg mit den volcas erneut ins Schwarze getroffen?
Die Jagd nach der perfekten virtuellen Abbildung des Analogsounds beherrschte in den letzten anderthalb Jahrzehnten die Synthesizerentwicklung. Mehr Rechenleistung, mehr Features, mehr Filtertypen, mehr Stimmen… Korg selbst ist an diesem Rennen mit Instrumenten wie dem KingKORG bis heute maßgeblich beteiligt. Gleichzeitig macht der Hersteller aber einiges anders als die anderen großen Firmen. Es hat den Anschein, als hätte sich jemand in der Entwicklungsabteilung daran erinnert, wie viel Spaß man früher an extrem simpler Technik hatte und – vor allem – wie viel gute Musik dabei herauskam. Und so brachte Korg vor einigen Jahren den Monotron unter die Leute, mit einem kecken Augenzwinkern: „Sieh mich an, ich mag vielleicht aussehen wie eine Garagentor-Fernbedienung von 1980, aber bei mir ist alles echt analog, ich habe ein geiles Filter und einen Audioeingang und koste Neununddreißigneunzig! Wie wär’s mit uns beiden?“ Ein Angebot, das die wenigsten ablehnen konnten.
Ermutigt von diesem Erfolg ließ Korg die Groovebox Monotribe folgen, die wiederum als Inspiration für die drei hier getesteten volcas gelten darf. Während der Monotribe eine Drummachine und einen Synthesizer in einem Gerät vereinte, gibt es diesmal drei Spezialisten für die Fachgebiete Drums, Bass und sonstige Schweinereien – allesamt mit Analogsound, Stepsequencer und viel Retro-Charme.
Soviel vorweg: Natürlich ist keiner der volcas durch und durch analog. Die Sequencer basieren auf der Electribe-Serie und arbeiten digital und der volca beats beinhaltet neben Analogsounds auch ein paar PCM-Samples. Die wesentlichen Bestandteile der Klangerzeugung, also die Oszillatoren und Filter der Synths und die wichtigsten Drum-Instrumente der Drummachine wurden aber analog umgesetzt.
Ein wichtiger Teil des Konzepts der volca-Serie ist die unkomplizierte Synchronisation der drei Einzelinstrumente. Zu diesem Zweck besitzen alle volcas analoge Sync-Ein- und Ausgänge, über die sie mit den mitgelieferten Kabeln zu einer vollständigen Groovebox zusammengestöpselt werden können. Auch mit dem Monotribe sind sie kompatibel. Die analoge Synchronisation funktioniert so problemlos, dass man sich fragt, warum es nicht immer so einfach sein kann. Aber auch mit einer DAW verstehen sich die volcas, denn sie haben – anders als der Monotribe – MIDI-Eingänge spendiert bekommen.
Schon jeder volca für sich allein lädt zum Anfassen, Ausprobieren und Jammen ein. Gemeinsam ergeben sie ein inspirierendes Groove-Kollektiv, das einfach richtig viel Spaß macht. Es blinkt, klappert, blubbert und knarzt, dass es eine Freude ist. Ausgedehnte Bastelsessions sind die Folge. Und weil die volcas so klein und leicht sind und Batteriefächer und eingebaute Lautsprecher haben, kann man sie überall hin mitnehmen. Würde ich bei Korg in der Marketingabteilung sitzen, hätte ich mir stylische Hüllen ausgedacht und sie den Dreien beigelegt. Dafür muss man nämlich leider selbst sorgen, damit die Potis im Rucksack keinen Schaden nehmen. Toll wäre es außerdem, wenn die volcas Audioeingänge hätten und das Eingangssignal dem Ausgang beimischen würden. Dann könnte man sie unterwegs auch ohne Mischpult über einen gemeinsamen Kopfhörer oder ein Paar Aktivboxen betreiben.
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Natürlich hat jeder volca seine klanglichen und konzeptionellen Limitierungen. Aber sie sind extrem inspirierend und machen einfach Spaß, und genau das ist ja heute auch der Reiz an Instrumenten, die beinahe genauso auch 1983 gebaut hätten werden können. In den drei Einzeltests haben wir jedem der Drei auf den Zahn gefühlt.