Neben Marshall, Fender und Vox zählt Laneyzu den wirklichen Klassikern des Gitarrenverstärker-Zeitalters. Seit 40 Jahren werden die Amps in England konzipiert und seit einigen Jahren teilweise auch im Fernen Osten gebaut. Zur Kundschaft der Amp-Schmiede gehören Ikonen wie Tony Iommi, Mattias Eklundh und John 5 gehören, um nur einige zu nennen.
Mit der Ironheart-Serie bieten die Briten jetzt einen weiteren Vollröhren-Boliden an, der seine Zielgruppe in der Metaller-Zunft sucht, also dort, wo Laney schon immer einen dicken Stein im Brett hatte. Und weil das Rock-Biz den wenigsten von uns zur Yacht im Mittelmeer und einer Villa in Monaco verholfen hat, verloren die Briten auch das Budget nicht aus den Augen. Zum Test hat sich der IRT120H eingefunden, dem wir nach guter alter bonedo-Tradition auf den Zahn fühlen werden.
DETAILS
Beim Ironheart handelt es sich um ein dreikanalig aufgebautes Vollröhren-Topteil, das in drei Varianten zur Auswahl steht:
2. IRT60H – Topteil mit 60 Watt, 4 x ECC83 in der Vorstufe und dementsprechend nur zwei 6L6 Röhren in der Endstufe.
3. IRT60- 212 – 60 Watt Combo mit zwei HH 12″ Speakern, 4 x ECC83 in der Vorstufe und zwei 6L6-Röhren in der Endstufe.
Mit den Varianten IRT212 und 412 hat Laney auch die passenden 2x bzw. 4×12″ Boxen im Zugriff. So viel zum Angebot.
Bei unserem Testkandidaten handelt es sich also um ein 120 Watt starkes Vollröhren-Topteil. Das Head bringt 20 Kilo auf die Waage, ein Gewicht, das zwar schon ordentlich am schlanken Musiker-Ärmchen zieht, für einen Amp dieser Klasse aber relativ moderat ist. Trotzdem setzt Laney für einen komfortablen Transport auf seitlich im Gehäuse eingelassene Griffe – einen Tragegriff auf der Amp-Oberseite gibt es nicht. Keine schlechte Idee, da der Amp sich so mit beiden Händen transportieren lässt oder ein netter Musikerkollege dabei helfen kann, das Gewicht zu halbieren.
Das in schwarzes Tolex gehüllte Gehäuse steht auf vier Gummifüßen, die für sicheren Halt auf den verwendeten Cabinets sorgen, während schwarze Metallbeschläge die Ecken beim Transport schützen. Insgesamt wirkt das Gehäuse absolut robust und seine Front bietet neben dem großen Belüftungsgitter genügend Platz für die Bedienelemente der drei Kanäle.
Das Bedien-Paneel
Wie bereits erwähnt, ist der Amp dreikanalig ausgelegt. Zur Verfügung stehen Clean, Rhythm und Lead, wobei in der Preamp-Sektion vier ECC83-Röhren werkeln. Die Kanäle Clean und Rhythm teilen sich einen passiven Dreiband-EQ (Bass, Middle, Treble), besitzen aber unabhängige Volumen-Regler, um eine individuelle Anpassung der Pegel zu gewährleisten. Die Kanalumschaltung erfolgt mithilfe eines Kippschalters oder dem mitgelieferten Fußschalter.
Die Dreiband-Klangregelung birgt eine Besonderheit: Bass, Mid und Treble sind als Pull-Potis ausgeführt und ermöglichen so einen EQ-Shift des jeweils angewählten Bandes.
Hier die Optionen in der Übersicht:
Mid: Shift – legt den Frequenzbereich des Mitten-Reglers tiefer und sorgt so für einen “strammeren” Sound.
Treble: Shift – erweitert die Frequenz-Wiedergabe des Treble-Reglers – hohe Töne werden runder, dünn klingende Pickups erhalten mehr Substanz.
Natürlich braucht der Rhythm-Kanal auch einen eigenen Gainregler. Der findet sich auf der linken Seite des Kanalzugs. Oberhalb des Clean/Rythm-Kanals parken die Bedienelemente des Lead-Channels, der mit einem separaten Kippschalter oder per Fuß scharfgemacht wird.
Doch bevor wir uns den exklusiv für den Lead-Channel zuständigen Bedienelementen widmen, wollen wir uns zunächst noch einer Besonderheit des IRT zuwenden, die auf alle drei Kanäle wirkt, dem Pre-Boost. Mit dem zuschaltbaren Poti lässt sich der Eingangspegel stufenlos erhöhen und die Vorstufenröhren entsprechend “überfahren”. Wer es weniger rabiat mag, der kann die Vorstufe natürlich auch dezenter ankitzeln. Das Resultat ist schlicht und ergreifend mehr Gain. Der Boost lässt sich (wie eben schon erwähnt) auf alle Kanäle des Amps anwenden und mit dem mitgelieferten Fußschalter fernbedienen.
Kommen wir nun zu den eigentlichen Controllern des Lead-Kanals. Los geht es mit dem Lead-Gain, über den die von der Vorstufe gelieferte Zerre kontrolliert wird. Rechts daneben hat der passiv ausgelegte Dreiband-EQ Platz genommen. Genau wie beim Clean/Rhythm-Kanal ist auch dieser mit Pull-Potis ausgestattet, die eine identische Wirkung auf die Performance des EQs haben. Den Abschluss macht der eben bereits angesprochene Lead-Volume zur Anpassung der Gesamtlautstärke des Kanalzugs.
Ganz rechts auf dem Panel geht es mit vier allgemeingültigen Controllern weiter.
Den Anfang macht “Dynamic”. Mithilfe des auf die Endstufe wirkenden Reglers lässt sich der Bassbereich separat kontrollieren. Nach links gedreht werden die tiefen Frequenzen ausgedünnt, nach rechts entsprechend gepusht. Somit lässt sich die Performance des Amps bestens an ein bestehendes Boxen-Setup anpassen oder bei geringer Lautstärke mehr Fundament erzeugen. Nächster Stopp ist der Tone-Regler. Er arbeitet im Prinzip wie der Klangregler einer Gitarre, nur eben am anderen Ende des Signalwegs. Hier ermöglicht er eine zusätzliche Kontrolle über die hohen Frequenzen, sodass sich härtere Zerrsounds entsprechend im Zaum halten lassen. In Verbindung mit dem Dynamic Regler hat man so zwei Controller an der Hand, die dabei helfen können, den Klang des Amps feinfühlig an unterschiedliche Boxen-Setups bzw. Räumlichkeiten anzupassen. Ein Hall ist ebenfalls an Bord, und wie inzwischen bei vielen aktuellen Amps ist dieser auch beim IRT 120H digital und wird mit dem dritten Regler in der Reihe anteilmäßig zugemischt. Last, but not least landen wir bei einem Poti mit der Bezeichnung WATTS. Weil nicht jeder die Möglichkeit hat, einen 120 Watt Amp voll auszufahren (wovon ich auch dringend abraten würde), hat Laney dem Amp diesen Regler spendiert, mit dessen tatkräftiger Unterstützung sich die Ausgangsleistung auf Sage und Schreibe ein (1) Watt drosseln lässt – und das stufenlos! Den Abschluss macht das obligatorische Duo Power On/Off und Standby.
Die Rückseite
Rückseitig zeigt sich der Ironheart durchaus kontaktfreudig und anpassungsfähig.
Von links nach rechts begegnen wir hier an erster Stelle dem Netzanschluss, der auch die wichtige Hauptsicherung beherbergt, die den Amp im Falle eines Problems vom Netz trennt.Die HT-Sicherung direkt daneben kappt bei einem internen Fehler die Gleichstromversorgung der Röhren. Der folgende kleine Schiebeschalter mit der Aufschrift BIAS bietet die Möglichkeit, zwischen den beiden Röhrentypen 6L6 und EL34 zu wählen. Werkseitig ist unser Kandidat mit vier gematchten 6L6 bestückt, und es wird empfohlen, auch bei einem Tausch oder Wechsel auf jeden Fall wieder abgeglichene Röhren einzusetzen.
Der FX-Loop zum Einschleifen von Effekten lässt sich per Bypass abschalten, Geräte mit einem 0dB Ausgang dürfen ihr Signal ohne weitere Anpassung in die Return-Buchse einspeisen und solche mit -10dB werden bei Bedarf entsprechend unterstützt. Mit dem Vorstufensignal, das normalerweise mittels Send-Buchse an ein externes Effektgerät weitergegeben wird, lässt sich hier natürlich auch eine andere Endstufe oder das Recording-Equipment beschäftigen. Der mitgelieferte Fußschalter findet an der 5-poligen DIN-Buchse Kontakt und bedient mit Kanal, Clean, Reverb und Boost alle wesentlichen Schaltvorgänge. Neben dieser Buchse parken zwei weitere Klinkenanschlüsse, an die alternativ auch einfache Schalter oder Matrixsysteme wie z.B. das T.C. G-System oder ähnliche angeschlossen werden können. Somit lässt sich das Topteil wirklich hervorragend in bestehende Systeme integrieren. Gleiches gilt für die Verwendung unterschiedlicher Boxen, denn es stehen 4, 8 und 16 Ohm-Ausgänge zur Verfügung, fünf an der Zahl, mit deren Hilfe nahezu jede gängige Kombination realisierbar ist.
Austin sagt:
#1 - 21.09.2012 um 00:57 Uhr
ICh kann das Review so nur unterstreichen spiele selbst das 60er Top und bei Auftritten haben so manche Kollegen mit teureren Amps den Karpfen gemacht :0