PRAXIS
Jeder Lautsprecher – Standboxen einmal ausgenommen – profitiert von der Platzierung auf Stativen. Natürlich leuchtet es auch mir ein, dass jemand mit engem Budget sich nicht gleich Stative für denselben Preis mitkauft. Demnach finde ich es sehr gut, dass M-Audio immerhin ein Paar Moosgummimatten zum “selber-drunter-kleben” beigepackt hat. So wird die Box zumindest ein wenig vom Untergrund entkoppelt.
Diese Matten mit der großen Klebefläche finde ich persönlich viel besser als die gewöhnlichen kleinen Klebe-Punkte aus Gummi, von denen prinzipiell immer einer verschwindet. Da man in der Regel keinen Ersatz zur Hand hat, muss man in der Folge die restlichen auch entfernen, weil es sonst kippelt.
Die Speaker auf den Schreibtisch zu stellen ist nicht unbedingt eine gute Idee, da Tischplatten gerne mitschwingen und so den Klang zusätzlich verfälschen. Muss es trotzdem sein, dann sollte man auf dickere Schaumstoffunterlagen ausweichen und keilförmige Exemplare bevorzugen, um so die akustische Achse mit den eigenen Ohren in Einklang zu bringen. Stellt man die Boxen nämlich einfach nur so vor sich auf den Schreibtisch, sitzen maximal die Brustwarzen im Sweetspot.
Genug Vorgeplänkel. Auch diese Speaker habe ich wie alle anderen Testobjekte des Marathons auf meinen Stativen in 1 m Abstand aufgebahrt und mit den üblichen Testfiles gefüttert. Das klingt gar nicht mal schlecht! Die Mitten sind fokussiert und werden genügend detailliert wiedergegeben. Die Höhen sind schön crisp, ohne billig zu wirken, was auch an der 5 kHz Überhöhung liegt und ganz angenehm “unstressig” klingt. Air-Band ist demnach zwar nicht wirklich viel vorhanden, wir sollten jedoch die Kirche im Dorf lassen und keine “super-analytischen Rasierklingen” erwarten. Lediglich in den Tiefmitten und Bässen resoniert mir das Gehäuse ein wenig zu stark, was gerade bei bassintensivem Material deutlich auffällt. Das deckt sich auch mit meinen Messungen. Dass die untere Eckfrequenz nicht, wie versprochen, bei 56 Hz liegt, konnte man sich schon denken, real sind in etwa 70 bis 80 Hz möglich.Zwar sieht der Übertragungsverlauf im Vergleich zu anderen Teilnehmern des Testmarathons im oberen Preisdrittel sehr wellig aus, dennoch bewegen wir uns gerade einmal in einem +/- 4,5 dB Band, was in Anbetracht des äußerst geringen Einstandspreises gut und gern als hervorragend bezeichnet werden kann. Mancher HiFi- Hersteller wäre mehr als stolz bei solch einem Ergebnis!
Leider reicht die gebotene Leistung nicht aus, um unsere 90 dB SPL in 1m zu erzeugen, wodurch sich auch die starken Verzerrungen in der Messung des Klirrfaktors zu erkennen geben. Man sollte also nicht so laut hören wollen.
Zum Vergleich: Die Mackie MR5 klingt nicht wirklich besser, kostet aber fast doppelt so viel. Sie hat zwar etwas mehr an Leistung, dieser Vorteil rechtfertigt die erhebliche Preisdifferenz meines Erachtens nach aber noch lange nicht. Die KRK RP5 Rokit G2 hingegen kostet im Paar runde 100 Euro mehr, ist aber deutlich ausgewogener in ihrem Klangverhalten, druckvoller und impulstreuer, sowie etwas wertiger verarbeitet, wenn natürlich auch nicht gleich doppelt so gut. Aber auch sie schafft die 90 dB SPL nicht. Dieser Wert ist zwar kein Gesetz, aber eine Richtlinie, die man unter professionellen Gesichtspunkten einfach erfüllen muss. Das sollte man am besten einmal selber ausprobieren, um im Direktvergleich hören zu können, ob einem das Gebotene für kleinere Zwecke ausreicht. Wer nicht ganz so auf den Euro schauen muss, dem kann ich ruhigen Gewissens direkt zur KRK raten. Für amtlicheren Sound muss man noch tiefer in die Taschen greifen. Obwohl die BX5a auch der ESI nEar 05 verblüffend ähnlich sieht und man sich, mit dem Wissen um ESI´s Tätigkeit als OEM-Entwickler, sicherlich seinen Teil dazu denken kann, haben unsere Hörsitzungen und Messungen doch klare, klangliche Differenzen aufdecken können, was sich vor allem in den “härteren” Höhen der ESIs manifestiert. Der Unterschied ist aber nicht so gewaltig, dass ich es wirklich besser finden würde. Und weil ESI auch mehr Geld an der Theke erwartet, ist klar, welchem Speaker ich den Vortritt lasse.
Filter, die eine “Pseudo-Professionalität im Niedrigpreis-Segment” vorgaukeln, gibt es keine, und das ist auch gut so. Denn bei einem Budget-Speaker, wie der BX5a definitiv einer ist, verfügt die potentielle Zielgruppe eher nicht über das passende Mess-Equipment, die Erfahrung und/oder den Willen, die Box auf den eigenen Raum einzumessen. Von daher, alles richtig gemacht!
Was finde ich noch gut? Das Handbuch ist gedruckt und bietet Übersetzungen in alle wichtigen Sprachen, darunter natürlich auch Deutsch. Viel wird zwar zur Problematik der richtigen Aufstellung nicht verraten, aber so hält man die Verwirrung bei Novizen gering. Ebenfalls bemerkenswert: Es gibt keine Diagramme zum Übertragungsverlauf und damit auch keine Notwendigkeit, diese mit fragwürdigen Methoden zu beschönigen. Auch eine Art der Ehrlichkeit.
Bernd sagt:
#1 - 28.01.2013 um 01:11 Uhr
Ist es schonmal getestet worden, ob der Verlust im Bass bei geringerer Lautstärke (70 db) geringer ausfällt ?. und wieviel das ausmacht ?Ich finde die tests super, denn da sieht man den Frequenzgang. Man sieht, dass die Hersteller angaben im Bass nicht stimmen, oder die vielleicht anders messen.