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Mixing-Fehler 6-10

In der zweiten Folge geht es um Hallprobleme, zu "harten" Sound, verdeckte Details, Songaufbau und falsches Mixprocessing.
In der zweiten Folge geht es um Hallprobleme, zu “harten” Sound, verdeckte Details, Songaufbau und falsches Mixprocessing.

Fehler 6: Falsche Hallräume

Langer Nachhall kann einen Mix schnell "zumatschen" - für direkteren Sound besser kürzere Decays einstellen.
Langer Nachhall kann einen Mix schnell “zumatschen” – für direkteren Sound besser kürzere Decays einstellen.

6: Der falsche Hall

Hall kann so viel für einen Mix tun: Klänge verbinden, das Timbre verändern, eine akustische Umgebung simulieren, den Ausklang einer Note verlängern.
Deshalb ist einer der wichtigsten Tricks beim erfolgreichen Einsatz von Hall, dass ihr ihn nicht Dinge tun lasst, die ihr eher nicht wollt! Die meisten hausgemachten Mischungen haben damit gewisse Schwierigkeiten. In der Regel wird dann zuviel oder zuwenig Hall hinzugefügt. Ein Halleffekt, der sich nicht gut zum Einbetten eines Klanges in den Mix eignet, wird natürlich entweder nicht den erwünschten Wirkungsgrad erreichen – oder ihr müsst den Effekt bis zu einem Punkt aufreißen, wo sein Sound auf andere Weise erschlagend wirkt. Die folgenden Tipps helfen euch dabei, eure Hallräume richtig einzustellen:
• Natürlich klingende Halleffekte eignen sich meistens besser dazu, Klänge zu verbinden und ihnen Räumlichkeit zu verleihen. Dafür bieten unnatürlich klingende Halleffekte (wie Plattenhall, Federhall und abgedrehte algorithmische digitale Geräte) mehr Spielraum für kreative Verbesserungen der Klangfarben von Instrumenten.
• Helle Effekte treten schon bei niedrigeren Lautstärken deutlich hervor. Falls ihr unauffälligeren Hall wollt,  achtet also darauf, die hohen Frequenzen in euren Effektrückwegen (Return) entsprechend runterzuregeln.
• Die Parameter für Länge und Pegel des Halls beeinflussen sich gegenseitig: Falls ihr einen der beiden falsch einschätzt, wird es euch schwer fallen,  eine zufriedenstellende Einstellung für den jeweils anderen zu finden.

• Kurz vor Abschluss eures Mixes solltet ihr während des Abhörens jeden Return mal für ein paar Sekunden abschalten. Das kann sehr hilfreich für die Beurteilung sein, ob alle Effekte in Bezug auf Gesamtklang, Lautstärke und Ausklingzeit richtig eingestellt sind.
• Falls ihr einen direkteren Sound erreichen möchtet, kann der Einsatz stärkerer Kompression oder das Hinzufügen von Elementen wie Synthpads den Hallbedarf in einem Mix verringern. In vielen Fällen können auch zum Tempo synchronisierte Delayeffekte ein transparenterer Ersatz für Hall sein.
Beispielmixe (Klick auf Zahl öffnet Link): Die Mischungen 1723 und 27 sind alle mit langen Hallräumen versehen, die im Mix zu sehr hervorstechen. Wahrscheinlich wurde versucht, Instrumente und Gesang zu verbinden – eine Aufgabe die in der Regel von kürzeren, Ambience-artigen Einstellungen besser erfüllt wird (Die Hallfahnen dieser drei Mixes klingen auch ziemlich hell, was den künstlichen Eindruck der Effekte nur noch verstärkt.). Mix 16 hat das gegenteilige Problem und setzt zuviel kurzen Hall bei dem Versuch ein, das Ausklingen der Instrumente zu verlängern und so die Illusion eines größeren Raumes zu erzielen. Hier wären ein paar längere Delays oder Halleffekte effektiver gewesen, das hätte der Effektbehandlung erlaubt, eine natürlich klingendere Hintergrundrolle zu spielen. Für meinen Geschmack setzen auch die Mixe 0610 und 23 zuviel Hall ein, ich glaube dass stärkere Kompression eine bessere Alternative gewesen wäre – nicht zuletzt, um das Schlagzeug fetter und den ganzen Mix direkter klingen zu lassen.

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Profilbild von Flitzefinger1

Flitzefinger1 sagt:

#1 - 27.09.2011 um 22:33 Uhr

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Sehr gut verständlich. Sehr überrascht war ich über der Fadereinstellung des Lead Gesangs. Ich habs doch schon immer so gemacht intuitiv, es ist also schon immer richtig gewesen. Das gilt auch für die Kompression im Endbus, im Verhältnis zum Mastering. Aufbau und Strophe, ganz klar das muss erst stimmen, das wird fast immer falsch komponiert. Sehr schönes Review, vielen Dank dafür, ich komponiere fast nur Guitarsolotracks das impliziert fast die gleiche Vorgehensweise,aber
das kann ich alles einfließen lassen. Und diese Infos hier für lau, suuuuuuuuuuper!
Übrigends Wet,wet,wet hatte einen gnadenlosen
Supersound!

Profilbild von falconi

falconi sagt:

#2 - 14.08.2012 um 02:06 Uhr

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Sehr guter, umfassender Artikel, sucher enorm viel Aufwand und Arbeit. Sehr gelungene Übersetzung. Danke.

Profilbild von Ralf Beck

Ralf Beck sagt:

#3 - 03.07.2023 um 10:22 Uhr

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Und was für ein 11-Band EQ wird dort oben abgebildet?

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