Die Peavey AT-200 Autotune E-Gitarre im Test – Wenn der Traum vom Fliegen einer der ganz großen Wünsche der Menschheit ist, dann ist die immer perfekt gestimmte Gitarre der Traum aller Gitarristen. Während wir die Fliegerei weitgehend im Griff haben, ist die Verwirklichung des zweiten Wunsches immer noch in Arbeit. Die gute Nachricht ist, dass sich Licht am Horizont abzeichnet und es inzwischen tatsächlich alltagstaugliche Gitarren gibt, die sich selbst und ohne großes Zutun des Spielers in die richtige Stimmung bringen. Gerade rechtzeitig, denn eine wachsende Zahl von uns hat in den letzten Jahren die Freiheit entdeckt, die uns unser Instrument abseits der Standardstimmung bietet. Das heißt, dass die guten alten Mechaniken unter Umständen mehrfach am Abend in Betrieb gesetzt werden müssen, um diverse Drop-, Open- oder welche Tunings auch immer zu realisieren.
Versuche, dem Gitarristen diese Tätigkeit zu erleichtern, gab und gibt es zahlreiche. Bei den meisten handelt es sich dabei um Vorrichtungen, die dafür sorgen, dass die Saiten möglichst automatisch durch Drehen der Stimm-Mechaniken auf die richtige Tonhöhe gebracht werden. Dazu braucht es normalerweise eine aufwendige Elektronik, die den Ist-Status abfragt und mithilfe kleiner Getriebemotoren die sonst übliche Handarbeit erledigt. In der Vergangenheit mündeten diese Bemühungen oft in unhandlichen Gerätschaften, die zum Teil erheblich zum Gewicht der Gitarre beitrugen und sich nicht selten als ziemlich anfällig erwiesen. Inzwischen gibt es allerdings auch auf diesem Gebiet diverse Fortschritte. Gibson zum Beispiel setzt mit dem Min-ETune-System auf eine Entwicklung des Hamburgers Chris Adams, das die Saiten auf mechanischem Wege stimmt und auf der Rückseite der Kopfplatte Platz findet. Peavey geht mit seiner AT-200 einen anderen Weg und bedient sich der Segnungen der digitalen Audiotechnik. Hier arbeiten keine Motoren, Verschleiß gibt es ebenfalls nicht, und zusätzlich zum Einsatz als normale und als Auto-Tune-Gitarre bietet sie über eine Zusatzbox MIDI-Fähigkeiten. Beste Voraussetzungen also für die Pole-Position im Rennen um die Rundum-sorglos-Gitarre?
Details
Bei unserer Testkandidatin handelt es sich um eine zumindest optisch recht schlichte E-Gitarre im Modern-Strat-Style ohne Tremolo, bestückt mit zwei Humbuckern, einem Lautstärke- und einem Tonregler, beide mit zusätzlichen Push- bzw. Push-Pull-Funktionen ausgestattet, sowie dem obligatorischen Pickup-Wahlschalter. Die Piezo-Pickups im Steg kommen im aktiven Modus zum Einsatz und sind dann für das Gitarrensignal zuständig.
Das Instrument hängt ausgewogen am Gurt und alle Bedienelemente sind gut zu erreichen, einzig der Dreiwegschalter für die Pickupwahl ist für meinen Geschmack zwischen den beiden Potis nicht optimal positioniert.
Der Ahornhals hat moderne Abmessungen, also breit, aber in diesem Fall nicht flach, und liegt gut in der Hand. 24 Bünde zieren das Palisandergriffbrett, allesamt sauber abgerundet und poliert. Überhaupt gibt es an der Verarbeitung nichts zu mäkeln, die Lackierung zeigt sich ohne Fehl und Tadel, auch der Hals sitzt fest und ohne Spiel in der Halstasche am Lindenholz-Korpus. Am unteren Zargenrand findet sich eine Anschlussplatte mit der obligatorischen Klinkenbuchse und einem zusätzlichen 8-poligen DIN-Anschluss, mehr dazu gibts weiter unten. Der eigentliche Clou der Gitarre aber liegt in ihrer Fähigkeit, sich selbst automatisch stimmen zu können. Um die Gitarre mit dieser Eigenschaft auszustatten, hat sich Peavey der langjährigen Erfahrung von Antares bedient, einer kalifornischen Firma, die sich seit den Neunzigern intensiv mit digitaler Signalverarbeitung und Sampling beschäftigt. Vor allem im Bereich der Tonhöhenkorrektur hat sie sich mit ihrer Soft- und Hardware einen Namen gemacht. Besonders im Studio ist diese Technologie inzwischen unverzichtbar, wenn es darum geht, vor allem Stimmen auf die richtige Bahn zu bringen.
Und genau hier schließt sich der Kreis: Auch die Peavey AT-200 wird mithilfe dieser Techologie – genannt Antares Auto-Tune – in die richtige Stimmung gebracht. Vordergründig ist das Prinzip so einfach wie genial. Gitarre anschlagen, Volumenpoti drücken, Gitarre gestimmt. Fertig! Lediglich ein Klinkenkabel muss in der Buchse stecken.
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Versorgt wird die Elektronik von vier AA-Batterien, die im entsprechenden Fach auf der Rücksseite ihre Heimat haben. Alternativ kann auch die optionale AT-200B Breakout-Box zum Einsatz kommen. Die übernimmt über ein spezielles Kabel und den bereits erwähnten achtpoligen Anschluss an der Gitarre die Stromversorgung und stellt die Verbindung zu einem optionalen MIDI-Interface her. Damit lassen sich nicht nur MIDI-fähige Geräte einbinden, auch Updates und zusätzliche Möglichkeiten können von der Antares-Homepage heruntergeladen werden – ein Feld, das laut Peavey noch ausgebaut wird.