Die Karriere der Band aus Kanada ist von Kontinuität geprägt. Billy Talent sind schon seit der Highschool zusammen – was sich natürlich auch in ihren energiegeladenen Live-Shows widerspiegelt. Hier ist alles „auf den Punkt“. Wer das Quartett schon einmal auf der Bühne erleben durfte, weiß wovon wir reden.
Jeder Instrumentalist beherrscht sein Instrument auf hohem Niveau, und mit Ben Kowalewicz hat die Band einen charismatischen Frontman mit einer ausdrucksstarken Stimme am Start. Das absolute Aushängeschild des Billy Talent Sounds ist aber Ian D´Sa´s Gitarrenspiel. Der Gitarrist hat im Laufe der Zeit einen sehr eigenen Stil mit einem enormen Widererkennungswert entwickelt. Doch was sind die prägenden Elemente seines Spiels, und wie erzeugt er seinen Sound? Lassen wir Ian am besten selbst die Antworten geben. Wir hatten die Möglichkeit, den Gitarristen vor einem Gig in Hamburg zu treffen. In unserem Video-Special wird er euch seine Riffs und Licks höchstpersönlich vorstellen.
EQUIPMENT/SOUND
Basic Setup
Ian benutzt ein recht simples Setup mit einer Strat, einem Stevenson Topteil und ein paar kleinen Bodentretern. Um diesen Sound im Groben nachzubauen, benötigt ihr lediglich einen einigermaßen gescheiten Verstärker und ein Overdrive-Pedal, das eine leichte Verzerrung erzeugt. Auch Ian hat seinen Amp nicht sonderlich stark verzerrt eingestellt, auf der Bühne aber recht weit aufgerissen, um die knackige Endstufenzerrung nutzen zu können. Charakteristisch ist sein höhenbetonter Klang, der Treble-Regler am Amp (oder der Tone-Regler am Verzerrer) sollte recht weit aufgedreht sein. Dann eine Strat oder Tele geschnappt und hart in die Saiten gehauen, das war´s.
Bei unserem Interview wurde einmal mehr bewiesen, dass der individuelle Ton eines Gitarristen zu einem Großteil (zum Glück) aus den Fingern kommt. Wir hatten für den Video-Dreh beispielsweise einen kleinen Koch Vollröhren-Combo mitgebracht, der (Garderoben-kompatibel) recht leise eingestellt war. Kurzer Check, die Höhen rein, etwas Zerre und schon klang es nach Billy Talent…Hier das Basic-Setup mit einem unverzerrten Amp, bei dem die Mitten ein wenig zurück genommen wurden. Den Gain-Regler am Overdrive-Pedal solltet ihr so einstellen, dass der Sound bei leisem Anschlag fast clean ist und bei hartem Picking zu zerren beginnt. Dabei darf es niemals matschig klingen, Akkorde müssen noch klar hörbar sein. Wenn man einen richigen Clean-Sound benötigt, einfach den Volume-Regler an der Gitarre etwas zurücknehmen. Als Overdrive-Pedal eignen sich der Ibanez Tube Screamer, Boss OD-3, Fulltone Fulldrive oder Z.Vex Box Of Rock.
Spieltechniken
Wichtig ist erst mal eine starke rechte Hand, denn um Ians Sound hinzukriegen, muss die Gitarre kräftig bearbeitet werden. Weiterhin sollten die Saiten sehr gut abgedämpft werden, denn er spielt oft Staccato-Lines wie zum Beispiel im Intro von Fallen Leaves. Ian benutzt übrigens einen Satz 010 – 052 Saiten, denn er spielt hauptsächlich im Drop-D Tuning – und damit die tiefe E-Saite nicht in der Gegend herumschlackert, sind dicke Drähte ein absolutes Muss. Außerdem benutzt er bei Riffs sehr oft Hammering Ons und Pull Offs.
Akkorde
Hier sind ein Paar typische Ian D´Sa Akkord-Voicings. Er nennt sie „Jazz Chords played with Punk Attitude…“ man könnte es auch als eine Mischung aus Andy Summers und den Sex Pistols bezeichnen.
Für dich ausgesucht
Bevor es zum Video-Workshop geht, solltet ihr die Chance nutzen, euch das folgende PDF runterzuladen. Es enthält die Noten zu allen im Workshop besprochenen Riffs. Alternativ könnt ihr die einzelnen Beispiel aber auch im Workshop laden.
Alle Workshop-Noten als PDF
SONGS
Alle Riffs und Akkorde werden euch von Ian höchstpersönlich vorstellt.
Wichtig: Die Gitarre ist bei allen Songs im Drop-D Tuning gestimmt (tiefe E-Saite nach D herunter!)
Devil on my shoulder
Intro
Der Song beginnt mit einem Riff aus zwei Akkorden. Den Lauf in Takt 2 spielt Ian in erster Linie mit Pull Offs. Dadurch bekommt er seine eigene dynamische „Welle“ und klingt nicht statisch, obwohl er messerscharf genau gespielt ist.
Hier ist das Riff:
Verse
Kommen wir zum Verse-Part. Ian verwendet Dur-Akkorde mit einem Zitat aus dem Intro Riff. In der zweiten Hälfte pimpt er das Ganze mit Ghostnotes. Hier die Noten als PDF zum downloaden.
Die Noten – Devil On My Shoulder/Verse
Chorus
Der erste Takt des Chorus besteht aus Powerchords. Takt 2 bestreitet Ian mit einem Single-Note-Lauf.
Die Noten – Devil On My Shoulder/Chorus
Devil in a midight mass
Distortion Pedal
Im Intro des Songs hört ihr ein Single-Note-Riff mit einem heftigen Distortion-Sound. Alles Weitere erklärt euch Ian im folgenden Video-Clip.
Um diesen synthetischen, Bass-lastigen Fuzz-Sound mit herkömmlichen Mitteln oder einem Multieffekt zu erzeugen, könnt ihr ein Fuzz-Pedal und einen Octaver kombinieren. Beim Octaver sollte das Effektsignal (Octave Level – der Ton eine Oktaver tiefer) etwas lauter als das Originalsignal (Direct-Level) eingestellt werden.
Intro Riff
Hier sind die Noten/Tabs dazu.
Fallen Leaves
Im Intro wird ein Double-Stop-Lick gespielt. Um einen messerscharfen Staccato-Sound zu erzeugen, muss jede Note unmittelbar nach dem Anschlagen abgedämpft werden. Wie das gemacht wird, erklärt euch Ian am besten selbst.
Und die passenden Noten/Tabs haben wir selbstverständlich auch auf Lager. Einfach anklicken, runterladen und ausdrucken!
Die Noten – Fallen Leaves
Saint Veronica
Beim Intro-Riff von Saint Veronica sind exzellentes Timing, eine lockere rechte Hand mit hartem Anschlag und eine gute Mute-Technik erforderlich. Im Mittelteil gibt es ein schnelles Riff, das, genau wie das Intro von „Devil In A Midnight Mass“, mit einem Z.Vex Woolly Mammoth gespielt wurde.
Die Noten – Santa Veronica/Intro
Die Noten – Santa Veronica/Solo
Tears into wine
Ein Song mit einem wunderschönen Intro, in dem Ian Melodielinien und Akkorde mixt. Im Original auf der CD ist die Gitarre einen Halbton tiefer gestimmt (incl. Drop D). Hier im Video hat er ein Standard-Tuning, (selbstverständlich mit Drop D) verwendet.
Die Noten – Tears Into Wine
This Suffering
Hier noch die Noten zum Song „This Suffering“, den Ian im vorherigen Video angespielt hat. Das Ganze muss (wie immer) mit kräftigem Anschlag gespielt werden, da kann auch schon mal eine Saite zuviel klingen oder bei der nächsten Runde wieder abgedämpft werden – macht gar nichts! Bei dieser Art Akkordlicks darf man es nicht zu genau nehmen. Dadurch entsteht eine gewisse klangliche Abwechslung. Das Wichtigste ist die Punk-Rock-Attitüde, mit der alles, auch die etwas komplizierteren Griffe, gespielt werden sollte. Es muss dreckig und aggressiv klingen!
River Below
Zum Abschluss noch ein ähnliches Intro-Lick vom ersten Billy Talent Album.
STeven sagt:
#1 - 20.01.2014 um 04:33 Uhr
Die Noten von This suffering sind nicht korrekt
Ian spielt es andersrum. also xx15xxx 121212xxx
xxx14xx 121212xxx xx15xxx usw. bei River below genau dasselbe. Habt ihr die noten einfach versucht von der Hand abzulesen? Warum habt ihr ihn nicht einfach gefragt. Diese Noten hier sind sehr sehr Fehlerhaft