Jimi Hendrix ist zweifelsohne der einflussreichste und innovativste Gitarrist, den die Rockwelt je gesehen hat. Wie kein anderer schaffte er es, sowohl klangliche als auch stilistische Grenzen aufzubrechen und mit seinem expressiven Spiel die Gitarre auf ein vollkommen neues Level zu heben. Jimis Schaffenszeit währte zwar nur kurz, dennoch hält sein Wirken bis heute an und fasziniert nach wie vor quer durch alle Genres. Wir wollen dieser Ikone der E-Gitarre hier einen Workshop widmen.
Die Biographie von Jimi Hendrix
Jimi Hendrix wurde als Johnny Allen Hendrix am 27. November 1942 in Seattle geboren und später von seinem Vater James “Al” Hendrix in James Marshall umbenannt. Schon früh interessierte er sich für Musik und wurde stark von Rock- und Bluesgrößen wie B.B. King, Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Robert Johnson, aber auch Buddy Holly und Elvis Presley beeinflusst. 1958 kaufte ihm sein Vater eine gebrauchte Akustikgitarre, auf der sich Jimi autodidaktisch das Spielen beibrachte. Kurz darauf spielte er in seinen ersten Bands, „The Velvetones“ sowie den „Rocking Kings“ und erhielt die erste E-Gitarre, eine Supro Ozark 1560S.
1961 verpflichtete sich Hendrix bei der US-Armee und verdingte sich im Anschluss als Session-Gitarrist unter dem Pseudonym Jimmy James. Nachdem er bis Ende 1965 mit mehreren namhaften Künstlern wie Ike und Tina Turner, Sam Cooke, den Isley Brothers und Little Richard gespielt hatte, gründete er schließlich seine eigene Band, „Jimmy James and the Blue Flames“.
Bei einem Auftritt im Cafe Wha? entdeckte ihn Chas Chandler, Bassist der Animals, der wiederum den heißen Tipp von Linda Keith erhielt. In der Folge brachte Chandler Hendrix nach London, wo der sich mit dem Schlagzeuger Mitch Mitchell und dem Bassisten Noel Redding zusammentat. Damit war 1966 die „Jimi Hendrix Experience“ geboren und schon die Debutsingle “Hey Joe” sowie das folgende Album „Are You Experienced“ waren durchschlagende Erfolge. Trotz dieses beeindruckenden Debüts in Großbritannien kehrte Jimi 1967 nach Amerika zurück und wurde quasi über Nacht zu einem der angesagtesten Live-Acts. 1967 erschien das Album „Axis: Bold As Love“, gefolgt von einer längeren Tournee.
Die Arbeit am Nachfolgealbum gestaltete sich aufgrund ständiger Tour-Unterbrechungen sowie Jimis akribischer Arbeit an den Studiokonsolen als langwierig. Dies führte zu Konflikten mit Chas Chandler, der 1968 schließlich das Handtuch warf. Im selben Jahr erschien dann „Electric Ladyland“, was sowohl musikalisch als auch im Hinblick auf die angewandte Studiotechnologie als anspruchsvollste Hendrix-Veröffentlichung gilt. Die vorherrschenden Spannungen innerhalb des Trios verstärkten sich allerdings und 1969 löste sich die Experience-Besetzung auf. Der legendäre Woodstock-Auftritt 1969 wurde dann unter dem Bandnamen „Gypsy Sun & Rainbows“ bestritten, wobei vor allem Jimis Version des „Star Spangled Banners” nachhaltig prägend war. Mit dem Bassisten Billy Cox und dem Schlagzeuger Buddy Miles gründete Hendrix noch im selben Jahr die „Band of Gypsys“ und veröffentlichte 1970 das gleichnamige Album.
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Im Laufe des Jahres 1970 wollte Jimi zusammen mit Mitch Mitchell und Billy Cox erneut die „Jimi Hendrix Experience“ aufleben lassen. Hendrix nahm einige Titel mit wechselnden Formationen auf, die dann später in den posthum veröffentlichten Alben wie „First Rays Of The New Rising Sun“, „Cry of Love“, „Rainbow Bridge“ und „War Heroes“ zu finden sind auf. Tragischerweise verstarb Jimi Hendrix am 18. September 1970 in London.
Das Equipment von Jimi Hendrix
Jimi Hendrix wird primär mit der Fender Stratocaster assoziiert, allerdings setzte er vereinzelt auch Jazzmaster, Duosonics, Telecaster oder Gibson Flying V, Les Pauls und SGs ein. Obwohl Hendrix Linkshänder war, verwendete er Rechtshänder-Strats, was dazu führte, dass der Tremoloarm oben hängt und der diagonal ausgerichtete Stegpickup quasi invertiert ist. An Amps findet man bei ihm anfangs noch Fender Twins oder Burns Modelle, ab 1966 wechselte er jedoch zu Marshall JTM45 und 100W Super Lead Topteilen. Hendrix ist ebenfalls bekannt für sein großes Interesse an Effektpedalen und so probierte er ziemlich alles aus, was damals zur Verfügung stand. Dazu zählte das Dallas Arbiter Fuzz Face, das Maestro Fuzz Tone, der Roger Mayer Octavia Oktavfuzz, der Electro Harmonix Big Muff sowie das Shin-Ei Uni Vibe. Inspiriert von Claptons Spiel auf dem Cream-Song „Tales of Brave Ulysses“ besorgte sich Hendrix auch ein Vox Cry Baby Wah, das auf unzähligen seiner Songs zu finden ist.
Jimi Hendrix – der Workshop
Jimis Spiel in nur wenigen Worten zusammenzufassen ist sicherlich kaum möglich. Dennoch gibt es ein paar Trademarks, die häufig kopiert werden und starke Alleinstellungsmerkmale sind. Einerseits zeigt sich Jimis Jazzeinfluss durch einen hohen Anteil an chromatischen Durchgangstönen in seinen Riffs, die weit über die Bluesscale hinausgehen. Eine große Besonderheit sind seine orchestralen Akkordfills, die es ihm ermöglichen, sich selbst sehr anspruchsvoll zu begleiten. Hier finden sich häufig Quart- und Nonenvorhalte, was z. B.im Song „Little Wing“ anschaulich wird.
Auch harmonisch hat Hendrix einiges zu bieten und neben der oben erwähnten Chromatik sticht seine Verwendung des Dominant 7#9 Akkordes ins Ohr, der mittlerweile von allen Gitarristen nur noch der „Hendrix-Akkord“ genannt wird. Sein Solospiel ist stark von Bluesgrößen beeinflusst, dennoch finden sich neben der Bluesscale oder der Pentatonik auch Sexten, Nonen und Arpeggiotöne. Hinsichtlich der Phrasierung ist Jimi eine Nummer für sich, was ihn auch nur schwer kopierbar macht. Sein furioses Spiel enthält neben Feedbacks, exzessivem Tremoloeinsatz oder dem Gebrauch spezieller Effekte auch viele Slides und ein unverwechselbares Vibrato. Einige Trademarks von ihm sind „Slides into nowhere“, bei denen er quasi quer über das Griffbrett jenseits des 22. Bund rutscht, sowie eine spezielle „Double Bending“-Technik. Hierfür zieht man eine Saite hoch und mit dem gleichen Finger gleichzeitig die nächst tiefere. Beim Hochziehen schlagt ihr nur die höhere Saite an, beim Release jedoch nur die tiefere von den beiden. Diese Spielweise hört ihr weiter unten sehr gut im Introsolo von „Freedom“. Auch wenn Jimi seine Gitarre oft einen Halbton tiefer setzt, hört ihr hier alle Soundbeispiele im Standard E-Tuning!
„Foxy Lady“ (1967)
Dieser Song entstammt dem Debütalbum „Are you experienced“ aus dem Jahre 1967. Hier hört man sehr schön Jimis Verwendung des 7/#9 Akkordes, in diesem Fall allerdings nicht als kompletten ausgespielten Akkord. Im Bass liegt das F# und auf der b- und e-Saite wird die kleine Septime und die #9 gegriffen. Bei „Foxy Lady“ setzte Jimi neben seinem Marshall noch ein Fuzz Face ein, was für einen sehr aggressiven und schon fast zerstörten Klang im Bassbereich sorgt.
„Manic Depression“ (1967)
Ebenfalls auf „Are you experienced““ zu finden, bietet „Manic Depression“ erneut ein gutes Beispiel von chromatischen Durchgangslinien und Arpeggio-Elementen. Diesmal gepaart mit einem schönen triolischen Groove!
„Little Wing“ (1967)
„Little Wing“ findet sich auf dem Album „Axis: Bold as Love“ aus dem Jahre 1967. Hier sieht man sehr schön Jimis orchestrale Spielweise mit Akkordverzierungen, die man übrigens auch in vielen Gospelsongs antrifft. Ab Takt 8 dürft ihr das Uni-Vibe anwerfen!
„Voodoo Chile (Slight Return)“ (1968)
Der Song „Voodoo Chile“ demonstriert beispielhaft Jimis Wah-Einsatz und ist auf dem Album „Electric Ladyland“ anzutreffen. Auch Stevie Ray Vaughan hat diesen Song auf seinem Album „Couldn’t stand the Weather“ mit einem Cover gewürdigt.
„Freedom“ (1970)
Bedauerlicherweise konnte Jimi den Relase von „Freedom“ nicht mehr erleben. Zu finden ist der Song auf dem Album „Cry of Love“, das 1971 posthum erschien. Hier hören wir neben dem tollen Riff auch Jimis Einsatz des oben erwähnten “Double Bending“.
„Hey Joe“ – Solo (1966)
„Hey Joe“ wurde 1966 als erste Single zusammen mit dem Song „Stone Free“ veröffentlicht und fand sich nur auf der USA-Version seines Debütalbums „Are you experienced“. Das Original stammt höchstwahrscheinlich von William Roberts und war schon vor Jimis Version ein beliebtes Cover-Stück. Hendrix spielt hier ein extrem motivisches und melodiöses Solo unter Verwendung der E-Bluesscale, wobei allerdings auch None und Sexte zu hören sind. Jimis Sound ist übrigens nahezu clean, weshalb ich fast auf einen Marshall JTM45 oder einen Fender-Amp tippen würde. Dafür spricht auch, dass Hendrix wohl erst im Herbst 1966 mit dem Super Lead Plexi in Berührung kam, der Song jedoch davor aufgenommen wurde.
Get the Sound
Jimis Sound ist sicherlich geprägt von der Kombination Stratocaster-Marshall Plexi. Zur Not tut es aber jeder Amp mit britischer Zerre und eine Gitarre mit Singlecoils, zumindest in der Halsposition. Für einige Sounds werdet ihr ein Fuzz Face benötigen, das naturgemäß eher dunkel klingt und die scharfen Höhen eines Plexis sehr gut zu zähmen weiß. Habt ihr einen nicht allzu höhenreichen Amp, wird jedes Oldschool-Fuzz diese Aufgabe bewältigen können. Ein Wah darf für gewisse Sounds natürlich auch nicht fehlen und ein Uni-Vibe ist ebenfalls „nice-to-have“, aber kein Muss. Auch ein handelsüblicher Phaser kann euch in ähnliche Gefilde bringen. Hier seht ihr einen Soundvorschlag mit einem Neural DSP Fortin Plugin sowie einem Big Muff aus Presonus Ampire.
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Damit wünsche ich euch viel Spaß mit Jimi Hendrix!