Straßenmusik ist einer der schnellsten und unkompliziertesten Wege, sein Können einem breiten Publikum zu präsentieren und dabei vielleicht noch den ein oder anderen Euro zu verdienen. Dabei ist die Wahl des richtigen Equipments genau so wichtig wie das Wissen über die rechtlichen Grundlagen eurer Straßen-Performance. Unser Artikel verrät euch, was ihr beachten müsst wenn es euch in die Fußgängerzonen der Republik zieht und wie ihr euch auf der Straße am besten Gehör verschafft.
Straßenmusik – Was darf man wo?
Leider ist es heutzutage kaum noch möglich, in der Öffentlichkeit unbedarft seinen Hut aufzustellen und ein paar Songs zum Besten zu geben. Noch schwieriger wird es mit elektrisch verstärkten Performances und in beiden Fällen führt eigentlich kein Weg mehr vorbei am Ordnungsamt.
Die rechtlichen Grundlagen für Straßenmusik werden in Deutschland vom Straßengesetz und vom Lärmschutzgesetz definiert. Ersteres betrifft die Nutzung und Vereinnahmung von öffentlichem (Straßen-) Raum und bedarf einer Sondergenehmigung, währen Letzteres eine (nicht genauer definierte) Lärmbelästigung verhindern soll. Die Regeln für Straßenmusiker*innen ergeben sich je nach Kommune und Bezirk in der Auslegung dieser beiden Gesetze und können teilweise stark voneinander abweichen.
Folgende Punkte gibt es in nahezu jeder Stadtordnung zu beachten:
Kosten:
– eine Spiellizenz gibt es in der Regel zwischen 5 € und 20 €
Standort und Spieldauer:
– meistens muss nach 30 min. der Standort gewechselt werden und darf nicht ein zweites mal bespielt werden
– bestimmte Regionen können komplett von der Spiellizenz ausgenommen sein
– Eingänge und Einfahrten dürfen nicht blockiert werden
– in einigen Städten ist die Spielfläche begrenzt (z.B. 10 m2 in München)
Lautstärke:
– Verstärker sind in einigen Städten komplett verboten (z.B. in Köln)
– Blasinstrumente und Schlagzeuge sind in manchen Städten verboten (z.B. in München)
– „schutzwürdige Einrichtungen“ (z.B. Krankenhäuser, Seniorenheime) müssen zu bestimmten Zeiten oder grundsätzlich gemieden werden (Lärmschutz)
GEMA, Tonträger und Merchandising:
– Straßenmusikkonzerte müssen nicht bei der GEMA gemeldet werden
– der Verkauf von Merchandising und Tonträgern obliegt der Stadtordnung (Beispiel München: Tonträger ja, T-Shirts etc. nein)
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Welches Equipment brauche ich als Straßenmusiker?
Die Frage nach dem besten Equipment für Straßenmusik ergibt sich aus der Art der geplanten Performance und den äußeren Gegebenheiten und Regeln, die ihr in eurer Stadt beachten müsst. Egal ob Alleinunterhalter oder Akustik-Band, eine gewisse Mobilität ist unabdingbar wenn es um die Anreise, häufige Standortwechsel und schnelle Auf- und Abbauzeiten geht. Hierzu solltet ihr euer Equipment „in einem Rutsch“ transportieren können und auf jedes unnötige Kilo verzichten.
Auf feste Stromquellen könnt ihr nur in den seltensten Fällen zurückgreifen und Generatoren (Lärmbelästigung) sowie Autobatterien (Gewicht) sind nur selten ein probates Mittel. Hier können akkubetriebene Verstärker und PA-Systeme sehr sinnvoll sein und wer seine Stimme per Headset überträgt spart sich den Transport des Stativs. Wir haben ein paar Tipps zusammengetragen um eure Street-Performance so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Mobile PA-Systeme und Fullrange-Boxen für die Street-Performance
Akku- oder batteriebetriebene Lautsprecher mit ca. 3-5 Stunden Betriebszeit gibt es von Fun Generation schon für weit unter 100 € mit zwei Klinken-Eingängen oder für knapp 200 € mit Mikrofon-Eingang, 5-Band-EQ, Griff und Rollen. Eine kompakte Mobilverstärkerbox mit zwei Mikrofon-Handsendern, Bluetooth-Verbindung und 120 Watt Leistung hat the box mit dem MBA120W MKII HTHT schon für unter 500 € im Angebot und mit über 6 Stunden Laufzeit, integriertem Digitalmixer und einem Gewicht unter 8 kg lassen sich mit den mobilen PA-Systemen Bose S1 pro oder EV Everse 8 schon richtig große Plätze beschallen.
Batteriebetriebene Verstärker für E-Gitarre, Akustikgitarre und Gesang
Leistungsstarke mobile Verstärker für die E-Gitarre gibt es ebenfalls schon für um die 100 € mit dem Blackstar FLY 3 oder dem Boss Katana Mini und für die Kombination von Akustikgitarre und Gesang empfehlen sich z.B. die Harley Benton StreetBox-60 oder der Boss Cube Street II für knapp über 300 €. Ebenfalls speziell für den Straßenbetrieb entwickelt wurden der Roland Cube Street EX und der Fender Acoustic Junior GO und als der Rolls Royce in Sachen mobile Gesangs- und Gitarrenverstärkung gilt nach wie vor der AER Compact Mobile2.
Travelgitarren für Straßenmusik
Auch bei der Wahl der Gitarre lassen sich vielleicht noch die entschiedenen Zentimeter oder Gramm einsparen wenn es um eine reibungslose Street-Performance geht. Travelgitarren (dt.: Reisegitarren) können aufgrund ihrer Korpusgröße, ihrer Konstruktion oder ihres Designs besonders platzsparend transportiert werden. Für unter 150 € gibt es mit der Harley Benton GS-Travel-E Mahogany schon eine kompakte Westerngitarre mit Tonabnehmer oder mit der Traveler-E-Steel eine noch kleinere Variante für unter 80 €. Ganz ohne Korpus unterwegs ist man mit der Traveler Guitar Ultra Light Acoustic AB bzw. der Traveler Guitar Travelcaster Deluxe für unter 400 € und auch renommierte Hersteller wie Taylor oder Martin haben mit der Little Martin oder der Baby Taylor besonders kompakte Akustikgitarren im Angebot.
Headset-Mikrofone
Die meisten mobilen PA-Systeme und akkubetriebenen Akustikgitarren-Verstärker verfügen über XLR-Eingänge, so dass im Prinzip jede Art von Mikrofon (oft auch mit benötigter Phantom-Power) angeschlossen werden kann. Wer aber freihändig singen und sich das sperrige Stativ sparen möchte ist vielleicht mit einem Headset-Mikrofon gut beraten. Günstige Headsetmikrofone gibt es mit dem the t.bone HeadmiKe oder dem AKG C 555 L schon ab unter 100 € und auch namhafte Hersteller wie Rode oder Shure haben mit dem HS2-P Large oder dem SM35 Headset-Mikros für um die 250 € im Angebot.
Mobile Drumsets für Straßenmusiker
Wer es gewohnt ist auf einem echten Drumset zu spielen und eine tragbare mobile Variante für die Straße sucht kann beispielsweise auf kessellose Drumsets wie das Pearl Compact Traveler Kit oder das Traps A-100/16 Traveler Set ab 250 € zurückgreifen oder behilft sich mit einem sogenannten Cocktail-Set wie dem Tama Cocktail Jam Kit. Allseits beliebt als Ersatz für das Drumkit ist natürlich auch die Cajon, die es von Millenium schon für unter 60 € gibt oder als Cajon Drum Set von Thomann für knapp 450 €.
Mit dem richtiges Wissen über die rechtlichen Grundlagen eurer Stadtverwaltung und dem passenden Equipment steht eurer gelungenen Straßen-Performance nichts mehr im Wege. Und so mancher Weltstar von heute hat bekanntlich genau so seine Karriere begonnen…