Die Idee kam im Herbst – es war nasskalt und man wünschte sich irgendwie, dass draußen jemand endlich mal das Licht anschaltet: „Hmm… warum nicht mal einen kleinen Synthesizer basteln?“ Das Zusammensetzen von Dingen war man als jahrelanger IKEA-Kunde ja eh gewöhnt. Und Kabel hatte man schließlich auch schon mal lauffähig(!!) zusammengelötet…
Zudem sind analoge Vintage-Synthesizer langsam teurer als Gold, und ab und zu kommt eben der Drang nach „neuem“ Spielzeug. Allerdings gibt es dank Firmen wie Tom Oberheim, Moog, Dave Smith, Korg oder Döpfer inzwischen auch wieder fabrikneues analoges Equipment. Lohnt das Bauen dann überhaupt? Kommt mir nicht mit Logik. Ich will Abenteuer! 😉
Viele der „echten“ Analogen basieren auf Technik aus den 60ern und 70ern – da wurde noch nicht mit SMDs und hochintegrierten Bauteilen hantiert, könnte also klappen. Potis oder Kontakte in meinen Altgeräten hatte ich schließlich auch schon mal erfolgreich eingelötet und gangbar gemacht. Außerdem kann ich ja Thorsten Thiele von ASC um Rat fragen, mit dem wir einige Reparaturspecials gemacht haben. Ihr merkt es schon: Widerstand war zwecklos, das rastlose Hirn befand sich bereits auf Mission.
Wer einen Synthesizer bauen möchte, benötigt das passende Material dafür. Aber wer bietet es an? Diese Folge beschäftigt sich mit der Beschaffung von Bauteilen, die man für den Eigenbau seines Synthesizers benötigt. Wer Bausätze und Bauteile anbietet, und was man alles bedenken sollte, erfahrt ihr hier.
Bei der Webrecherche stoße ich zunächst auf einige Webseiten, die sich dem Thema widmen. Z. B. Analog-Synth.de, da gibt es interessante Links und Projekte vom MS20 Klon bis zu Bauplänen für eine 909 Kick Drum, ein Trautonium oder zum selber ätzen von Platinen. Allerdings richtet sich das eindeutig eher an erfahrene Bastler, die sich ihre Teile selbst zusammen suchen können. Ich brauche etwas leichteres für meinen Einstieg: Elektronikwizards freuen sich sicher auch über die Seite von René Schmitz, der Schaltpläne vieler Einzelmodule zum Bau eines analogen Boliden zur Verfügung stellt unter Synths’R’Us. Für mich leider auch nicht das Richtige!
Nächster Stopp: Doepfer! Die deutsche Synthesizerfirma bietet unter dieser URL ein DIY-Kit an. Schön nerdig, die Seite: Mit vielen Beispielen von Kunden, YouTube Links und einer Bauanleitung eines Kunden. Allerdings steht da auch die Warnung, dass man “mechanische Kenntnisse zur Anfertigung eines Gehäuses” benötigt – und es für Anfänger ungeeignet ist. Das verschreckt mich. Schade – es sieht sehr interessant aus, aber ich brauche ein Komplettpaket.
Dann stoße ich auf “Gold” – ich finde den Meeblip! Die amerikanische Firma bietet einen Komplettbausatz mit Gehäuse, quasi “à la IKEA” an: “No soldering” verspricht die Website – und der Synth kostet nur 139 USD zuzüglich Versand. Und inzwischen gibt es sogar Händler in Deutschland, so dass man sich den internationalen Versandstress ersparen kann. Das Projekt ist auf Basis der Open Source Hardware Definition entstanden, was bedeutet, dass Profibastler auf Wunsch gleich das Betriebssystem hacken, und dem Meeblip eigene Tricks beibringen können. Definitiv ein Synth, den ich mir gebookmarkt habe, aber … genau: da fehlte was! Denn ich wollte ja löten – und außerdem ist dieser Synth digital! Trotzdem: den Meeblip werde ich mir demnächst mal genauer ansehen!
Für dich ausgesucht
Zurück ins Jetzt: Nach längerem Suchen finde ich die Seite von PAIA, einer Firma ebenfalls aus den USA. Sie bietet seit vielen Jahren Modulsynths und Bausätze an. Und wie der Zufall so will, bieten sie mit dem FATMAN einen Bausatz für einen monophonen Desktopsynth komplett mit allen Teilen und Gehäuse an – ich wittere Morgenluft! Die Klangbeispiele klingen nach klassischem Synth, die Features sind einfach und nicht zu komplex – ein schicker kleiner Monosynth. Auch die Anleitung macht einen guten Eindruck – das Projekt ist für mich und meine Kentnisse zwar schon eigentlich zwei Nummern zu groß, aber das will ich mal wagen! Ich nehme Kontakt mit der Firma auf, sie meldet sich sehr schnell – wir klären die Versandmodalitäten und der Supporter schickt mir sogar einen Link zu dem passenden Netzteil von Conrad zu. Der Fatman kostet 255 USD + 40 USD Versand, bestellt wird im Online Shop. Nun beginnt das Ausharren…
Etwa 10 Tage später bekomme ich Nachricht von der Post, dass ich den Fatman bei der hiesigen Zollstelle abholen kann. Es kommen etwa 50 EUR Einfuhr/Umsatzsteuer zum Preis des Synths hinzu. Blöd dabei: die Versandkosten zählen zum Zollwert hinzu, man ist also gut beraten nicht Express zu bestellen – denn dann fällt der Zoll noch höher aus! Immerhin kann man dort mit EC-Karte bezahlen. Der nette Herr übergibt mir das Paket und die Zollerklärung. Da ist er nun also: Noch solide verpackt in braunem Karton. Gleich mal reinschauen.