Drum-Mikrofonkoffer kaufen – Die Möglichkeiten, ein Schlagzeug aufzunehmen, sind vielfältig. Wer es ganz einfach mag, nimmt dafür das Smartphone, höhere Ansprüche erfüllen dann die sogenannten mobilen Digitalrecorder. Als Königsklasse des Drumrecordings gilt aber nach wie vor die Abnahme des Schlagzeugs mit einzelnen, individuell verteilbaren Mikrofonen.
Die richtige Mikrofon-Auswahl zu treffen ist jedoch selbst für Profis keine leichte Aufgabe, so riesig ist der Markt an geeigneten Drum-Mics, so unterschiedlich Drumsounds und Soundvorstellungen. Sehr hilfreich kann ein Vergleich eines Mikrotyps sein, wie ich ihn hier für die Snaredrum gemacht habe. Allerdings ist auch dieser Weg mit Recherche verbunden, außerdem braucht es für das ganze Schlagzeug ja auch noch die anderen Mikrofone, um glücklich zu sein. Die Lösung: ein Drum-Mikrofonkoffer!
In einem Drummikrofon-Koffer sind verschiedene für das Drumset geeignete Mikros zusammen gefasst. Man findet meistens ein spezialisiertes Bassdrum-Mikrofon, ein Snaredrum-Mikro sowie zwei Overhead-Mikros. Je nach Ausführung beinhaltet so ein Drum-Mikrofonset noch zwei bis vier Tom-Mikrofone, auch die benötigten Halterungen für alle Schallwandler gehören normalerweise zum Lieferumfang. Manche Hersteller bieten jedoch auch reine Tom-Mikro-Sets oder Zusammenstellungen ohne Overhead-Mikros an. Als Standard darf ein Transportbehälter gelten, welcher insbesondere im Live- oder Tour-Einsatz essentiell wichtig ist und im Recordingbetrieb für Ordnung und Geschwindigkeit sorgt. So ausstaffiert, können unsere Drum-Mikrofon-Sets echte „Allzweckwaffen“ sein. Hinzu kommt, dass die Hersteller den Kauf eines solchen Koffers nicht selten mit erheblichen Preisnachlässen im Vergleich zum Einzelkauf belohnen. Den für euch richtigen Drum-Mikrofonkoffer müsst ihr allerdings trotzdem selber ermitteln. Das ist aber gar nicht so schwer, wenn ihr wisst, was ihr braucht. Um Licht in die Angelegenheit zu bringen, habe ich euch auf den folgenden Zeilen die wichtigsten Infos zusammen getragen.
Wie viele und welche Mikros sollte ein Drum-Mikrofonkoffer haben?
Eine der wichtigsten Fragen vor dem Kauf eines Mikrofonkoffers für das Schlagzeug betrifft natürlich seinen Inhalt: Wieviele und vor allem welche Schallwandler benötigt ihr für eure Anwendung? Wenn ihr Einsteiger seid, solltet ihr euch Standardsets, bestehend aus einem Bassdrum-Mikro, einem Snaredrum-Mikro und zwei Overhead-Mikrofonen ansehen. Ebenfalls enthalten sein sollte die zu eurem Drumset passende Anzahl an Tom-Mikros. Wie eingangs erwähnt, variieren die Sets hier. Wenn ein oder zwei Tom-Mikros fehlen, könntet ihr überlegen, diese separat dazu zu erwerben. Eine Alternative wäre auch, zwei Toms mit jeweils nur einem Mikrofon abzunehmen. Das ist zwar klanglich nicht optimal, als Übergangslösung aber durchaus praktikabel.
Braucht es unbedingt ein Hi-Hat-Mikrofon im Drumkoffer?
Es ist eine viel diskutierte Frage unter Drummern und Tonleuten: Sollte die Hi-Hat (oder das Ridebecken) extra abgenommen werden, braucht es also ein zusätzliches Mikro dafür in einem Drumkoffer? Nach meiner persönlichen Erfahrung ist das in vielen Fällen nicht unbedingt nötig. Die Hi-Hat hat von Natur aus einen durchsetzungsstarken Klang, der meistens schon von den Overheads gut abgebildet wird und – je nach Modell und Spielweise – nicht selten trotzdem noch zu laut ist. Nicht umsonst verdrehen Tontechniker die Augen, wenn sie darauf angesprochen werden. Ihre Botschaft: Spielt die Hi-Hat leiser! Dementsprechend haben sich die meisten Produktdesigner dafür entschieden, ihre Koffer ohne Hi-Hat-Mikro anzubieten, ein Beispiel unter vielen ist der Audix DP7. Es gibt aber Szenarien, wo man um ein extra Hi-Hat-Mikro schwer herumkommt. Zum Beispiel, wenn man aus Sound-Erwägungen gar keine Overhead-Mics nutzen möchte oder den Klang der Hi-Hat später separat bearbeiten möchte.
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Tipp: Viele Profis verwenden bewusst dynamische Mikrofone zur Abnahme der Hi-Hat, weil sie weniger harsch klingen. Es spricht also nichts dagegen, eines der Tom-Mics aus eurem Koffer für diesen Zweck zu benutzen (sofern es „frei“ ist, versteht sich).
Für mich lautet die eingangs gestellte Frage daher also eher: Möchte man einfach ein zusätzliches Kleinmembran-Mikro im Drumkoffer haben, welches man vielseitig einsetzen kann? Neben der Hi-Hat und dem Ride bietet es sich nämlich auch auch als zusätzliches Snare-Mikro an, als Room-Mic oder eben irgendwo, wo gerade ein gut auflösender Schallwandler fehlt. DPA haben die Frage mit Ja beantwortet und ihren High End Koffer DDK4000 mit einem entsprechenden Mikro ausgestattet.
Was ist in (fast) allen Drumkoffern enthalten?
- Bassdrum-Mikrofon (meistens dynamisches Spezialmikrofon für die Anwendung)
- Snaredrum-Mikrofon (meistens dynamisches Instrumenten-Mikro)
- 2 Overhead-Mikros in Kondensator-Bauweise (meistens Kleinmembran-Stäbchen)
- 2 Tom-Mikros (meistens dynamische Instrumenten-Mikros)
- Transportkoffer oder -Case
- Halterungen für die enthaltenen Mikros
Welche zusätzlichen Elemente sind in einigen Drumkoffern enthalten?
- weitere Tom-Mikrofone
- zusätzliche Kleinmembran-Stäbchen für die Hi-Hat- und/oder Ride-Abnahme
- Stereoschiene für die Overheads
Drum-Mikrofone: Bauweisen und Halterungen
Neben der Anzahl der Mikros, dem Klang und dem Preis solltet ihr auch darauf achten, wie die Tom- und Snaredrum-Mikros befestigt werden. So sind bei vielen Koffern nicht nur die Halterungen für die Mikros dabei, sondern auch spezielle Spannreifen-Clips. Fehlen diese, müsst ihr sie entweder gesondert dazu kaufen oder in zusätzliche Stative investieren.
Je nachdem, wieviel Platz ihr am Drumset für Mikrofone erübrigen könnt, solltet ihr unter Umständen auch die Größe, beziehungsweise Bauform der Tom- und Snare-Mikros in eure Kaufentscheidung einbeziehen. Für bestimmte Anwendungen, wie beispielsweise im TV, können außerdem optische Gesichtspunkte ein Rolle spielen. Im TG Drum Set Pro L der Firma Beyerdynamic kommen äußerst kompakte, nahezu unsichtbare Mini-Kondensator-Mikrofone zum Einsatz, welche außerdem die Bewegungsabläufe des Spielers nur minimal einschränken. Beides kann von einem legendären, besonders an Toms sehr beliebten Schallwandler, dem Sennheiser MD421, nicht unbedingt behauptet werden. Sollen die Becken also partout ganz knapp über den zu mikrofonierenden Toms hängen bleiben, wird es mit längeren Tom-Mikros schwierig.
Wieviel Geld für ein Drum-Mikrofonset ausgeben?
Nicht nur Drumrecording-Neulinge fragen sich angesichts der teils enormen Preisunterschiede, wieviel Geld man realistischerweise in einen Drumkoffer investieren sollte. Zu dieser Frage gibt es viele Meinungen. Weisheiten wie „bei Mikrofonen bekommt man das, was man bezahlt“ stimmen zwar grundsätzlich, zeichnen aber bei der Schlagzeugaufnahme nur einen Teil des Gesamtbildes. Ein Beispiel: Mit dem Industriestandard Shure SM57 und seinen ähnlich gebauten Konkurrenten werden seit Jahrzehnten professionelle Snaredrum-Aufnahmen gemacht, das Teil kostet etwa 100 Euro. Ihr könnt die Snare aber auch mit einem vielfach teureren Modell aufnehmen, ohne dass eine signifikante Verbesserung des Sounds eintritt, im Gegenteil. So kann es euch passieren, dass ein sehr empfindliches Kondensatormikrofon viel zu viele Hi-Hat-Übersprechungen einfängt oder sogar anfängt zu verzerren. Das Mikro sollte also zur Quelle passen und bei einem Drumkoffer ist dies in aller Regel der Fall – auch wenn es sich um ein sehr günstiges Mikro-Set handelt. Lasst uns die Frage nach dem Preis aber noch etwas vertiefen.
Was sind die Vorteile eines Drumkoffers gegenüber dem Einzelkauf?
Zu den Hauptargumenten für den Kauf eines Drumkoffers gehören einerseits die Vollständigkeit und andererseits der Preis. Besonders diejenigen, die sich (zunächst) nicht eingehend mit der Materie auseinandersetzen möchten, bekommen mit wenig Aufwand alles, was sie zum Aufnehmen benötigen. Richtcharakteristiken, Bauformen, Wandlerprinzip und Schalldruckfestigkeit werden jeweils vorgegeben und bilden ein komfortables „Sorglos-Paket“.
Genau das möchten einige aber genau nicht und sich stattdessen eingehend mit dem für sie passenden Schallwandler beschäftigen. Das gilt speziell für erfahrene Studioleute, denen ganz bestimmte Eigenschaften vorschweben. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Mikros eines Koffers genau den persönlichen Geschmack treffen, sinkt damit erheblich.
Hier kommt der Einzelkauf ins Spiel und damit die Bereitschaft, sich näher mit jedem einzelnen Mikro zu befassen. Am Ende – das ist ein gravierender Nachteil – muss dafür meistens deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden.
Lohnen sich teure High End Drum-Mikrofonkoffer?
Der teuerste bei bonedo getestete Drum-Mikrofonkoffer ist der DPA DDK4000. Etwa 4500 Euro kostet die Edelauswahl inklusive Case und Halterungen. Das ist gute 4300 Euro teurer als das quantitativ vergleichbare the t.bone DC1500, welches nicht einmal 200 Euro kostet. „Lohnt“ sich das DPA also, klingt es so viel besser? Die Frage ist leicht beantwortet. Es könnte sein, dass das ungeübte Ohr im Blindtest nicht sofort hört, welches das billige und welches das teure Set ist. Fakt ist aber, dass hochwertige Mikrokoffer auf nahezu allen Ebenen ihren günstigen Artgenossen überlegen sind. Es beginnt bei der Material- und Gehäusequalität, welche in aller Regel deutlich hochwertiger und langlebiger ausfällt.
Weiter geht es mit dem Klang der einzelnen Mikrofone. Beim DPA beispielsweise sind ausschließlich sehr akkurat übertragende Kondensatormikros enthalten, welche auch an vielen anderen Quellen hervorragende Ergebnisse liefern. Man erwirbt also nicht nur einen Drumkoffer, sondern eine professionelle Mikrofonauswahl für nahezu alle denkbaren Anwendungen. Spätestens hier müssen günstige Angebote passen. Aber braucht das jeder? Nein, wer seine Band ab und zu mal im Probekeller aufnehmen möchte oder ein günstiges Backup-Set für den Liveeinsatz braucht, ist auch mit günstigem Material gut bedient.
Aber wie sieht es aus, wenn man die Preisspanne weniger extrem ansetzt? Sollte man lieber, sagen wir, das 330 Euro teure AKG Drum Set Session I kaufen oder das Lewitt Beat Kit Pro für knapp 1100 Euro? Hier lohnt sich ein Blick auf die Ausstattung. So besitzt das Lewitt Angebot nicht nur einen sehr soliden Transportkoffer, auch einige der enthaltenen Mikros können deutlich mehr als jene des AKG Sets. Klangverändernde Schaltungen am Bassdrum- und den Overheads-Mikros bieten zudem speziell im Studio erweiterte Sound-Optionen.
Live und Studio – Für welchen Einsatzzweck eignen sich welche Drum-Mikrofonsets?
Dieser Abschnitt des Kaufberaters umfasst verschiedene der oben schon angesprochenen Aspekte. Für den Studioeinsatz eignen sich fast alle aktuell angebotenen Drumkoffer. Für den Live-Betrieb gelten aber besondere Anforderungen an das Material. Sicherlich bringen selbst billige Koffer auch den ein oder anderen Gig zufriedenstellend über die Bühne. Geht es jedoch um regelmäßige Einsätze oder womöglich sogar Touren, solltet ihr robustes Material verwenden. Nichts ist nerviger als ständig absackende Mikrofone, Wackelkontakte oder Schäden nach Stocktreffern.
Natürlich sind auch teurere Markenmikrofone nicht gegen Schäden immun, die höhere Materialqualität macht sie aber weniger anfällig für Ausfälle. Und spätestens wenn ihr Geld mit eurer Soundarbeit verdient, solltet ihr auch gutes Werkzeug am Start haben. Je nach Einsatzbereich, Einsatzort und Budget würde ich jedoch auch bei sehr teuren Koffern überlegen, ob sich die Anschaffung lohnt. Im Studio kann die Detailtreue von ultrarealistisch abbildenden Mikrofonen ein Segen sein, bei schwitzigen Clubgigs oder zugigen Stadtfesten interessiert der Gewinn an Klang jedoch oft niemanden. Gleichzeitig seid ihr möglicherweise in ständiger Sorge, dass die Bierdusche beim Festival eure edlen Kleinmembraner trifft oder der Drummer das 400-Euro Snaremikro deformiert.
Konkrete Empfehlungen Drum-Mikrofonkoffer
Hier sind unsere Schlagzeug-Mikrofonset-Empfehlungen für High-End (DPA), Preis/Leistung (Lewitt) und Budget (the t.bone):
DPA DDK 4000
Der DPA DDK 4000 ist eigentlich kein typischer Drumkoffer, sondern vielmehr eine Selektion hochauflösender, Schalldruck-optimierter Kondensatormikros, die sich durch eine hohe Neutralität auszeichnen. Das gilt sogar für das enthaltene Bassdrum-Mikrofon. Dieses Set empfiehlt sich sowohl für Drummer, die keinerlei Kompromisse machen wollen als auch für Studios und Produzenten, die zwar hervorragende Drum-Mikros, aber eben auch universell einsetzbare Allrounder für viele Schallquellen suchen. Preislich liegt das umfangreich bestückte Case eindeutig in der Oberklasse.
Lewitt Beat Kit Pro
Mit etwa 1000 Euro liegt das Lewitt Beat Kit Pro schon in der Profiklasse, ist mit sieben Mikrofonen aber sehr vielseitig bestückt. Außerdem können einige der enthaltenen Mikros mit zusätzlichen Merkmalen aufwarten, die die Arbeit speziell im Studio erleichtern können. So besitzt das Bassdrum-Mikro zwei getrennte Kapseln mit jeweils eigenen Ausgängen. Die beiden Overheads verfügen über die Lewitt-eigene AIR-Schaltung für ein besonders offenes Klangbild.
the t.bone DC 4000
Ein Dauerbrenner unter den günstigen Drumkoffern ist das DC 4000 der Thomann-Hausmarke the t.bone. Optisch kopieren die sieben enthaltenen Mikrofone einen großen US-Hersteller, klanglich geht es solide zu. Für deutlich unter 300 Euro empfiehlt sich das Kit für Einsteiger und Fortgeschrittene, als günstiges Live-Setup (und Back-Up) und als Add-On-Paket für bereits vorhandene Mikrofone.
Fazit Kaufberater Drum-Mikrofonkoffer
Schlagzeugmikrofonkoffer sind beliebt, denn ihr müsst nur einmal kaufen, um euer Drumset professionell aufnehmen zu können. Außerdem sind solche Sets meistens günstiger als die einzelnen Komponenten. Da die Hersteller bereits eine zu den Instrumenten passende Vorauswahl getroffen haben, gilt es nur noch herauszufinden, welches Budget ihr einsetzen möchtet und wieviele Mikros ihr tatsächlich braucht. Schon für wenig Geld bekommt ihr gut funktionierende Drum-Koffer, die sowohl im Studio als auch Live funktionieren. Von sehr günstigen Angeboten solltet ihr jedoch weder eine perfekte Klang- noch Verarbeitungsqualität erwarten, irgendwo kommt der Preis schließlich her. Sowohl für Einsteiger, die das Thema ausbauen möchten, als auch Fortgeschrittene und sogar Profis bietet die Mittelklasse eine Menge Drum-Koffer für’s Geld. Ein paar Gedanken gilt es sich aber auch über die weitere Ausstattung zu machen. Sind Tomhalteklammern dabei, spart ihr euch beispielsweise zusätzliche Stative. Für den harten Live-Einsatz kann ein stabiler Koffer mit komfortablem Layout und zusätzlichem Stauraum sinnvoll sein. Sind diese Eckpunkte einmal bedacht, könnt ihr beim Drum-Kofferkauf nicht mehr allzu viel falsch machen.