Der EZdrummer ist einer der meistverkauften Sample-Player für akustische Drums und gleichzeitig wohl das Produkt, mit dem die schwedische Software-Schmiede Toontrack am schnellsten und häufigsten in Verbindung gebracht wird. Vor allem die Kombination aus großem Klang, kleinem Preis und einer intuitiven Bedienphilosophie, die sich auf das Wesentliche konzentriert, macht den „einfachen Trommler“ für viele Anwender attraktiv.
Die erste Version des EZdrummer begann bereits 2006 damit, die Drumsticks zu schwingen, und hat damit bereits ein paar Jährchen auf dem virtuellen Schlagzeuger-Buckel. In einer Zeit, in der speicherverschlingende Sample-Giganten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Trophäe der realistischsten Drumsounds boten, übernahm das Leichtgewicht die Rolle des Davids unter den Goliaths und präsentierte sich als eine auf optimalen Workflow zugeschnittene Alternative. Die Strategie funktionierte glücklicherweise auch ohne das Schleudern von Steinen, und auch dank der bisher 20 erhältlichen Library-Erweiterungen konnte der EZdrummer seine Aktualität bis heute wahren. Welche Verbesserungen die zweite große Version birgt, werden wir in einem gewohnt ausführlichen bonedo-Test klären!
Details
Umfang und Installation
Der EZdrummer 2 ist als 3 GB großer Download von der Hersteller-Website oder als Boxed-Version erhältlich, wobei die Pappschachtel vom Händler keinen Datenträger, sondern ausschließlich einen Lizenzcode beinhaltet, der wiederum zum Download der Installationsdateien berechtigt. Die Software läuft als VST-, AU-, RTAS- oder AAX-Plug-In unter allen gängigen Host-Anwendungen wie Cubase, Logic, Live oder Pro Tools oder auch in einem DAW-unabhängigen Standalone-Modus. Jeweilige Versionen für 32 Bit oder 64 Bit Systeme sind natürlich ebenso vorhanden wie vergünstigte Upgrade-Möglichkeiten von EZdrummer 1 oder EZdrummer Lite.
Sobald der durchaus flüssig laufende Download und die Installation abgeschlossen sind, muss die Software online zur Verwendung autorisiert werden, was bei einer bestehenden Internet-Verbindung direkt über die Bedienoberfläche machbar ist. Wer von seinem Musik-Rechner aus keinen Internetzugriff hat oder haben will, kann das ebenfalls verhältnismäßig unkomplizierte Offline-Verfahren nutzen und ein kleines Autorisierungs-File über einen anderen Rechner herunterladen. Wie bei allen Toontrack-Produkten ist eine Aktivierung immer auf zwei Computern gleichzeitig möglich, und eine parallele Nutzung wie zum Beispiel auf Studio-Rechner und Laptop ist kein Problem.
Einfaches noch einfacher – Das Konzept hinter dem EZdrummer 2
Bevor sich der Praxis-Teil des Tests ausgiebig mit den Funktionen im Einzelnen beschäftigt, werfen wir vorab einem kurzen Blick auf das grundlegende Konzept und die Philosophie hinter der Software. Der EZdrummer (sprich: „Easy Drummer“) hat sich schon immer darauf konzentriert, seine Anwender in möglichst kurzer Zeit ohne viel Drehen und Schrauben zu einem möglichst guten Ergebnis zu führen und dabei die Ablenkungen vom kreativen Prozess des Songwritings und Arrangierens möglichst gering zu halten. Dies gilt auch für Version 2, und entgegen den vielen Beispielen, in denen eine Software durch ein Update komplexer und damit oft auch komplizierter wird, hat Toontrack sich vorgenommen, das Einfache in diesem Fall noch einfacher zu machen.
Wenn der EZdrummer so einfach und reduziert ist, wo liegen dann die Abstriche gegenüber dem weit umfangreicheren Superior Drummer 2, der ebenfalls von Toontrack angeboten wird? Ein Kernpunkt dabei ist vor allem, dass unser Testkandidat mit einer wesentlich schlankeren Library ausgestattet ist und folglich einen geringeren klanglichen Detailgrad bietet. Dies betrifft einerseits die Anzahl der Samples pro Instrument (Velocity-Layer und Round-Robin-Samples), die vor allem bei komplexen Drum-Arrangements für ein mehr oder weniger lebendiges Klangbild sorgen kann, und andererseits die Anzahl der getrennt regelbaren Kanäle.
Während der Superior Drummer 2 ein ganzes Sammelsurium an Raum- und Effekt-Kanälen bietet, über die der Klang hochgradig flexibel gestaltet werden kann, beschränkt sich der EZdrummer 2 in dieser Hinsicht auf die Overheads, einen Stereo- und einen Mono-Raum. Zum direkten Vergleich gibt es im Player einen kurzen Drum-Track zu hören, der jeweils über die Core-Library der kleinen und großen Ausbaustufe abgespielt wurde. Wie man hört, reicht der Detailgrad des EZdrummer 2 durchaus für mehr als einfaches Bumm-Tschack aus. Selbst die Wirbel auf der Snaredrum werden, gemessen am Datenvolumen der Library, überraschend natürlich wiedergegeben. Vor allem bemerkt man hier auch, dass bei unserem Testkandidaten reger Gebrauch von Klang-Politur gemacht wurde, wobei selbst die Core-Library des Superior Drummer 2 nicht unbedingt als betont roh oder hochgradig natürlich bezeichnet werden kann.
Vergleich: EZdrummer 2Vergleich: Superior Drummer 2
Der zweite große Bereich, in dem sich unser Testkandidat stark vereinfacht präsentiert, ist die Flexibilität des internen Mixers. In der Superior-Variante stehen dem Anwender alle Wege offen, die einzelnen Kanäle mit der eingebundenen Effekt-Suite auch in den Feinheiten zu bearbeiten. Eine der großen Neuerungen, die der EZdrummer 2 im Vergleich zum Vorgänger präsentiert, ist eine nun ebenfalls integrierte Effekt-Suite. Die Zugriffsmöglichkeiten wurden aber in der Anzahl der Parameter und damit auch in der gestalterischen Freiheit stark reduziert, um einen möglichst flüssigen Arbeitsablauf zu ermöglichen. Unter dem Strich widmet sich der EZdrummer also vor allem der Aufgabe, die breite Auswahl an enthaltenen Grooves oder selbst eingespielte bzw. programmierte Performances abzuspielen, und das Erstellen kompletter Tracks wird in Version zwei tatsächlich um ein erhebliches Maß einfacher. In diesem Bereich ist unser Testkandidat seinem großen Bruder sogar um einiges voraus!
Die Hauptansicht des EZdrummer 2 erstrahlt im Vergleich zum Vorgänger mit einer wesentlich detaillierter gezeichneten Darstellung eines Drumsets. Dies gilt nicht nur für die neue Core-Library, sondern auch für die bereits zuvor erhältlichen EZX-Erweiterungen (EZdrummer eXpansion), die natürlich weiterhin verwendet werden können und die für das Update allesamt einer grafischen Neugestaltung unterzogen wurden. Wie gewohnt, können die Sounds der einzelnen Instrumente durch Mausklicks auf die entsprechende Abbildung probegehört werden, und tatsächlich wurde das Schwingen von klingenden Becken und zum Teil auch von Fellen grafisch animiert, was durchaus zu einer anfänglichen Entzückung beitragen kann – das Auge hört ja schließlich mit! Ansonsten erscheint die Programmoberfläche für bisherige Nutzer des EZdrummer angenehm vertraut, und man muss dem Toontrack-Team wirklich zugutehalten, dass es hier gelungen ist, die neuen Funktionen so im Programm unterzubringen, dass man nach dem Update wie gewohnt weiterarbeiten kann, ohne von größeren Umstrukturierungen irritiert zu werden!
Das Modern Setup des EZdrummer 2 auf der Drums-Page
Gleich beim Laden eines Sounds zeigt der EZdrummer 2 dann aber doch, dass er trotz der gewohnten Struktur einiges dazugelernt hat. Das früher simple Kontextmenü, aus dem klangliche Alternativen für ein Instrument gewählt werden konnten, wurde deutlich aufgemotzt und bietet nun eine Vorhör-Funktion, über die sich ein Instrument in unterschiedlichen Bereichen der Anschlagstärke testen lässt, ohne komplett geladen werden zu müssen. Vor allem, wer den seltenen aber lobenswerten Plan hegt, seinen Trommler ausnahmsweise einmal etwas leiser spielen zu lassen, weiß in diesem Fall also, was ihn erwartet, wenn er sich für eine Trommel oder ein Becken entscheidet. Das spart natürlich Zeit und Mausklicks.
Im oberen Bereich des Sound Browsers wählt man die gewünschte Library aus, auf dem Velocity-Pad rechts unten lassen sich die Sounds in unterschiedlichen Anschlagstärken vorhören.
Lautstärke und Tonhöhe lassen sich ebenfalls an dieser Stelle den klanglichen Bedürfnissen anpassen, vor allem ist aber zu erwähnen, dass die instrumentenspezifischen Beschränkungen für die einzelnen Sound-Slots gelockert wurden. So kann man den Slot für das zweite Rack-Tom beispielsweise mit dem Klang eines Floor-Toms bestücken (gilt auch für Cymbal-Slots), und tatsächlich ist dies nun sogar mit Sounds aus anderen EZX-Libraries möglich. Aufgrund von sich zum Teil deutlich unterscheidenden Grundklängen der erhältlichen Zusatz-Pakete muss das aus ästhetischer Sicht zwar nicht immer Sinn machen, solche Kombinationsmöglichkeiten zu haben, ist aber natürlich immer zu begrüßen, vor allem da im Menü klar strukturiert dargestellt wird, welches Instrument aus welcher Library stammt. Wer dagegen ganz pragmatisch nach zusammengehörigen Sounds sucht, der kann über den Kit-Button komplette Drumkits in den originalen Zusammenstellungen laden, in denen sie im Studio aufgenommen wurden.
Einfach und zweifach – Die neue Core-Library
In Hinblick auf die frische Core-Library verhält sich der EZdrummer 2 ausnahmsweise nicht nur einfach, denn diese präsentiert sich in gleich zweifacher Ausführung und ist in die Bereiche Modern und Vintage unterteilt. Insgesamt werden von den beiden Parts fünf komplette Drumkits geboten, und auch grundlegende Percussion-Elemente wie Tamburin, Shaker, Snaps und Claps sind vorhanden. Obwohl die 24 Bit Audio-Engine des Superior Drummer für den EZdrummer 2 übernommen wurde, liegen die Sounds wie bisher in einer Auflösung von 18 Bit/44,1 kHz vor.
Das Modern Setup steht für umfangreich ausgestattete Drums, die groß und aufpoliert klingen und die richtige Wahl für einen fetten „produzierten“ Sound sind. Enthalten sind hier drei Drumsets: Ein DW Collector’s Kit mit fünf Toms als ein warmer und kräftiger Rock-Allrounder, ein Yamaha 9000 mit ebenfalls fünf Toms und einem etwas aggressiveren Grundklang und ein Gretsch USA Custom mit drei Toms, das angenehm schmutzig wirkt. Die 13 verschiedenen Snare-Sounds decken die Bereiche zwischen tiefen und hohen Stimmungen ab, wobei es sowohl obertonreiche und „singende“ Trommeln als auch gedämpftere Varianten mit einem trockeneren Grundklang gibt. Im Bereich der Becken finden sich acht Crash- und Effekt-Becken, zwei paar Hihats und zwei Ride-Becken. Bei den Audio-Beispielen wurde auf den Einsatz von weiteren Effekten verzichtet. Ihr hört also den unverfälschten Sound der Library.
Das Vintage-Setup bietet dagegen ein weitaus roheres aber auch natürlicheres Klangbild, ohne dabei zu sehr an Druck und Durchsetzungskraft zu verlieren oder ein zusätzliches Schrauben an Kompressor oder EQ einzufordern. Bei den beiden Drumsets aus dieser Kategorie handelt es sich um ein Ludwig 1960’s Kit mit einem offeneren Klang und ein knackiges Ludwig Vistalite, wie es seinerzeit schon von John Bonham bei Led Zeppelin oder auch Billy Cobham beim Mahavishnu Orchestra bedient wurde.
Die Ausstattung an Trommeln fällt beim Vintage-Setup mit je zwei Toms und einer Snare (jeweils gedämpft und ungedämpft) pro Drumset wesentlich reduzierter aus. Besonders hervorzuheben ist hier eine 26 Zoll große Bassdrum im Badewannenformat, die sich als Alternative für die normaler proportionierten Original-Bassdrums der Kits anbietet und einen wirklich mächtigen Bass entfaltet. In den Beispielen des Ludwig Vistalite ist am Ende sehr schön die in den EZdrummer 2 integrierte Multiple-Hits-Emulation zu hören, die für rundere und realistischere Beckenwirbel sorgt.
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Vintage: Ludwig 60’s KitVintage: Ludwig 60’s Kit (Alt Kick & Snare)Vintage: Ludwig VistaliteVintage: Ludwig Vistalite (Gretsch 26“ Kick & Alt Snare)
Aufgenommen wurden die Drums in den British Grove Studios in London, die keinem geringeren als dem ehemaligen Dire Straits Gitarristen und Solo-Künstler Mark Knopfler gehören. Am Mischpult saß der in Nashville ansässige Chuck Ainlay, der schon bei manch anderem Toontrack-Produkt die Finger an den Fadern hatte. Neben der Zusammenarbeit mit Knopfler stehen beispielsweise auch die Dixie Chicks, Melissa Etheridge oder Peter Frampton auf seiner nahezu endlosen Referenz-Liste.
1/3 Das DW-Set diente offenbar als Vorlage für die Darstellung des Drumkits im Modern Setup.
2/3 Ein großer Aufnahmeraum für großen Drumsound.
3/3 Mr. Ainlay bei der Arbeit.
Auf der Suche nach dem richtigen Groove Ähnlich wie bei der Drums-Ansicht hat sich auch im grundlegenden Layout des Browsers zunächst nicht viel verändert. Der MIDI-Content des EZdrummer 2 beinhaltet etwa 8000 neue Grooves, Fills und Variationen, die aus den unterschiedlichsten Musik-Stilen stammen (hörbar in allen Audio-Beispielen des Praxis-Teils dieses Testberichts) und in der altbekannten Ordner-Struktur dargestellt werden. Bei den Neuerungen in diesem Bereich handelt es sich vor allem um einen kleinen Play-Button neben den jeweiligen Grooves, über den die Files in Kombination mit der aktuellen Soundauswahl auf der Drums-Page vorgehört werden können. Auf Wunsch lässt sich dabei die aktuelle Tempo-Einstellung im EZdrummer oder dem Host umgehen, um die MIDI-Files in dem Tempo wiederzugeben, in dem sie eingespielt wurden. Auf diesem Weg erfährt man also etwas über das originale Feeling einer Performance, das durch Tempoveränderungen natürlich immer beeinträchtigt wird.
Im rechten Bereich des Browsers sieht man bereits einige eigene MIDI-Files, die ganz einfach über Drag&Drop importiert werden können.
Auf der rechten Seite des Browsers ist ein neuer Bereich hinzugekommen, in dem sich eigene MIDI-Files oder das Material von Drittanbietern horten und in eigenen Ordnerstrukturen organisieren lassen. Wer mit diesem Feature arbeitet, hat mit geöffnetem EZdrummer also immer Zugriff auf ein Archiv von selbst eingespielten oder programmierten Files, sofern diese dort abgelegt wurden. Dadurch spart man sich das lästige Suchen und Importieren von verstreuten Dateien, und auch in diesem Fall funktioniert natürlich die Vorhörfunktion.
Die Erweiterungen im Browser sind also durchaus zu begrüßen und vereinfachen die Suche nach dem richtigen Groove ein ganzes Stück weit. Weitaus bemerkenswerter wird es dagegen auf der komplett neu hinzugekommenen Search-Page, die sich als eine Erweiterung des Browsers verstehen lässt. Zunächst gibt es hier eine Filter-Funktion, über die anhand einer beträchtlichen Liste von Eigenschaften das Angebot der vorhandenen MIDI-Files ausgedünnt werden kann.
Hier ist eine komplexe Filter-Einstellung im Search-Tab zu sehen.
Neben den üblichen Filter-Parametern wie Library, Genre oder Taktart kann man im Search-Tab auch nach etwas spezielleren Kriterien suchen und sich beispielsweise nur Patterns anzeigen lassen, die auf offenen Hihats gespielt werden oder einem gewissen Spielstil (neben Standard z.B. Shuffle, March oder Train-Beat) entsprechen. Wirklich sehr kreativ – und mir in dieser Form bisher völlig unbekannt – ist aber das Tap2Find Feature, mit dem man über Mausklicks ganze Patterns einspielen kann, die dann als Referenz für eine Suche nach vergleichbaren Grooves dienen. Dies macht die bisher ausgiebigen Streifzüge durch den MIDI-Content unnötig und die Suche nach einem speziellen Groove grandios einfach. Wie das funktioniert, seht ihr im folgenden kurzen Video.
Song-Track und Song-Creator
Das Arrangieren von kompletten Drum-Tracks blieb bei der Arbeit mit dem EZdrummer (und übrigens auch dem Superior Drummer 2) bisher der Host-Anwendung überlassen. Grooves und Fills konnten über Drag&Drop aus dem Browser heraus auf einer MIDI-Spur in einer DAW abgelegt werden, um dort aneinandergereiht und bei Bedarf weiter bearbeitet zu werden. Dies ist natürlich auch mit dem EZdrummer 2 nach wie vor möglich, der neu integrierte Song-Track bietet nun aber auch die Option, eigene Arrangements direkt im Plug-In anzulegen. Einer der Vorteile dabei ist, dass ein Anpassen von Grooves nicht über die abstrakte Darstellung eines Piano-Roll Editors vorgenommen wird, sondern direkt auf die üblichen Handgriffe bei der Bearbeitung von vorgefertigten Grooves ausgelegt ist.
Ein komplettes Drum-Arrangement im Song-Track
Nicht nur, um komplette eigene Patterns einzuspielen, sondern auch um bestehende Grooves mit eigenen Ideen anzureichern, ist es möglich, MIDI-Materiel direkt in den Song-Track des EZdrummer 2 einzuspielen. Wem das zu Aufwändig ist, der kann einzelne Bestandteile aus anderen Patterns verwenden, um entsprechende Parts zu ersetzen: Das Feeling eines Grooves passt dem Song wie angegossen, die Bassdrum-Figur soll aber aus einem anderen Groove übernommen werden? Kein Problem!
Das Edit-Play-Style-Menü bietet hier verschiedene Artikulationen für die Power-Hand auf dem Ride-Becken an.
Ein weiterer Weg, Grooves zu bearbeiten, ist dagegen noch ein ganzes Stück intuitiver und wird von Toontrack als das Edit-Play-Style-Feature bezeichnet. Hier lassen sich ohne externen Editor und ohne kompliziertes Suchen von Tonhöhen (auf welcher MIDI-Note lagen noch einmal die halb geöffneten Hihats?) die typischen grundlegenden Bearbeitungen von MIDI-Files vornehmen. So unspektakulär es vielleicht klingen mag – einer der dabei häufigsten Handriffe ist das Hinzufügen oder Entfernen eines Crash-Beckens auf der „1“ eines Grooves, und dies kann durch die Opening Hits nun kinderleicht angepasst werden. Mit dem Konzept der Power Hand kann man dem virtuellen Drummer außerdem sagen, welches Instrument die rhythmische Führung übernehmen soll. In den meisten Standard-Fällen handelt es sich dabei um die Hihats oder das Ride-Becken, wer aber dagegen möchte, dass diese Parts auf einem Tom oder der Snare gespielt werden, der kann das mit wenigen Mausklicks erledigen. Auch die zugehörige Spielweise lässt sich hier anpassen, wobei es etwas schade ist, dass keine alternierenden Abläufe wie zum Beispiel ein abwechselndes Spielen auf Glocke und Fläche eines Ride-Beckens möglich sind.
Ein ebenfalls interessantes Feature ist der Amount-Regler. Wer beispielsweise das Bedürfnis verspürt, dass einem Groove aus Kick, Snare und Hihats noch ein paar Tom-Schläge hinzugefügt werden sollten, der kann diese über das kleine Poti ganz einfach „reindrehen“. Der virtuelle Drummer beginnt in diesem Moment tatsächlich zu improvisieren. Was genau er macht, lässt sich zwar nicht im Detail kontrollieren und bei extremeren Einstellungen kann es in Abhängigkeit vom verwendeten Ausgangsmaterial dazu kommen, dass die wiedergegebenen Grooves nur von einem Schlagzeuger mit vier Armen spielbar wären. Wenn man ein gesundes Maß ansetzt, wirkt die ganze Angelegenheit aber überraschend musikalisch.
Tatsächlich geht der EZdrummer 2 beim Erzeugen von Drum-Tracks für ganze Songs aber noch ein Stück weiter. Mit dem Song-Creator stellt Toontrack dem Anwender einen künstlich intelligenten Drum-Arrangeur zur Seite, der einerseits Vorschläge zu möglichen Variationen eines Grooves für verschiedene Parts eines Songs macht und andererseits innerhalb kürzester Zeit ganze Song-Strukturen aus dem Hut zaubern kann. Damit diese Sache nicht zu statisch wird und ausschließlich auf die Verwendung von typischen Strickmustern für Song-Abläufe beschränkt bleibt, lassen sich sogar eigene Strukturen anlegen. Auch wenn man hier natürlich keine kreativen Höhenflüge erwarten darf, ist dieses Feature wirklich hervorragend gelungen! Wer keine völlig klare Vision davon hat, wie genau der virtuelle Trommler trommeln soll, der wird hier mit einer geballten Auswahl an Alternativen versorgt.
Mixer-Channels und Presets
Wie bereits angedeutet: Der EZdrummer 2 verfügt nun auch über eine integrierte Effekt-Suite zur weiteren Gestaltung des Klangs. Da der grundlegende Drumsound ohnehin schon „fertig“ wirkt, sind die Bearbeitungswerkzeuge aus diesem Bereich nicht dazu ausgelegt, gezielte und diffizile technische Korrekturen vorzunehmen, denn dies ist schlicht und einfach nicht nötig. Die Aufgabe der Effekte liegt also viel mehr beim Erweitern des Klangs in musikalischem Sinne.
1/2 Der Mixer mit dem Preset „Original Mix“ bietet ausschließlich die Kontrolle über das Bleeding, dafür aber eine Abstimmung zwischen Kick-In und Kick-Out bzw. Snare-Top und Snare-Bottom…
2/2 … beim Preset „Distorted“ weichen diese Kanäle dagegen den Effekt-Channels für die Anteile von Distortion und Delay.
Das Konzept bei der Effekt-Bearbeitung lässt durchaus Parallelen zu dem ebenfalls von Toontrack veröffentlichten Ezmix 2 Plug-In erkennen und verwendet sogar die zugehörigen Algorithmen. Eine Grundlage wird von den für die Core-Library 29 vorhandenen Presets geschaffen, die komplexe Effekt-Ketten bereitstellen (entsprechende Drums werden immer mitgeladen), welche selbst wiederum über angenehm wenige Kontrollen bearbeitet werden können. Ähnlich wie beim Song-Creator hat man hier das Gefühl, einen Fachmann zur Seite zu haben (in diesem Fall kein Arrangeur sondern ein Audio-Engineer), der genau weiß, was er tut, und einfache Anweisungen wie „Ich wünsche mir insgesamt etwas mehr Kompression!“ direkt umsetzt, ohne den Anwender mit den unnötigen Hintergrundinformationen zu behelligen. Für Songwriter, die an einem Layout arbeiten wollen, ohne dabei in die Tiefen des Signal-Routings absteigen zu wollen, ein hervorragendes Tool, das den Klang des EZdrummer weit flexibler macht als zuvor.
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Modern Preset: Basic (Compression und Reverb)Modern Preset: Pop (EQ, Compression, Toms-Sustain und Reverb)Modern Preset: Distortet (Distortion, Tighten Drums, Delay)Vintage Preset: Basic (Plate Reverb)Vintage Preset: Purple Drive (Tape Drive, EQ, Reverb)Vintage Preset: Phased Bitcrusher (EQ, Compression, Phaser, Bitcrusher, Bleeding Control)
Wer trotzdem selbst Hand anlegen möchte, der kann natürlich die mittlerweile 16 Stereo-Ausgänge des Plug-Ins nutzen, um einzelne Kanäle an den Mixer der DAW-Software zu schicken und seine persönlichen Lieblings-Effekte zu verwenden. In diesem Fall ist eine Nachbearbeitung im Mix natürlich grenzenlos.
Workflow, Workflow, Workflow! Toontrack hat es tatsächlich geschafft, den EZdrummer mit dem Schritt auf Version 2 noch einfacher zu machen, als er es schon war. Die Auswahl und grundlegende Bearbeitung von Grooves wird durch wirklich außergewöhnliche, kreative und zweckdienliche neue Funktionen wie Tap2Find oder das Edit-Play-Style-Feature erheblich flüssiger. Die Tatsache, dass sich der EZdrummer beim Arrangieren von Songs sogar als intelligenter Berater in Sachen Groove-Variationen und Songaufbau anbietet, wird sehr vielen Anwendern entgegenkommen, und auch die integrierte Effekt-Suite präsentiert sich mit ihrem simplen Bedienkonzept als eine extrem intuitiv gehaltene Möglichkeit zur Klangbearbeitung. Vor allem zählt aber, dass sich die neuen Funktionen in keiner Weise dem bisher flüssigen Bedienkonzept in den Weg stellen. Wer auf gewisse neue Features verzichten kann, der wird sich an ihnen nicht stören und kann weiterhin die einfache Kombination aus kleinem Preis, großem Klang und intuitivem Handling nutzen – und das bei einem sehr genügsamen Bedarf an Rechenpower. Das Update auf Version zwei hätte möglicherweise anders aussehen können. Es besser zu machen, wäre aber kaum möglich gewesen. Wer nicht zu viel Wert darauf legt, selbst die Kontrolle über alle Details seiner Drum-Tracks zu haben, der kann hier nicht viel falsch machen.
Pro:
Intuitive Bedienbarkeit, die sich auf das Wesentliche konzentriert
Großer und „fertiger Klang“
Flüssiges Finden von Grooves durch erweiterte Browser-Funktionen
Effizientes Bearbeiten von Grooves durch konkret darauf zugeschnittene Features
Erzeugen ganzer Song-Abläufe über Song-Track und Song-Creator
Integrierte Effekt-Suite mit vereinfachtem Bedienkonzept
Geringer Bedarf an Rechenpower
Multiple-Hits-Emulation für realistischere Beckenwirbel
Contra:
keine
Features:
Virtuelles Drum-Studio
Läuft als Standalone-Version und VST-, AU-, RTAS- und AAX-Plug-In
3 GB große Sample-Library in 18 Bit/44,1 kHz
5 Drumsets
8000 Grooves und Variationen enthalten
Minimale Systemanforderungen: PC: Windows 7 oder höher, Pentium 4 oder Athlon Prozessor
MAC: OS X 10.6 oder höher, Intel-Mac, 2 GB RAM, Internet-Verbindung für Download und Autorisierung,
Preis:
EUR 139,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
Intuitive Bedienbarkeit, die sich auf das Wesentliche konzentriert
Großer und „fertiger Klang“
Flüssiges Finden von Grooves durch erweiterte Browser-Funktionen
Effizientes Bearbeiten von Grooves durch konkret darauf zugeschnittene Features
Erzeugen ganzer Song-Abläufe über Song-Track und Song-Creator
Integrierte Effekt-Suite mit vereinfachtem Bedienkonzept
Geringer Bedarf an Rechenpower
Multiple-Hits-Emulation für realistischere Beckenwirbel
Danke für den aufschlussreichen Test und Deine Arbeit dafür , Alexander. Wir Musiker sind auf möglichst neutrale Test angewiesen , sie helfen uns bei der Kaufentscheidung und machen die Bedienung nachher zusätzlich leichter . Dickes Lob und liebe Grüsse ..Sandro
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Sandro sagt:
#1 - 04.06.2014 um 01:44 Uhr
Danke für den aufschlussreichen Test und Deine Arbeit dafür , Alexander.
Wir Musiker sind auf möglichst neutrale Test angewiesen , sie helfen uns bei der Kaufentscheidung und machen die Bedienung nachher zusätzlich leichter .
Dickes Lob und liebe Grüsse ..Sandro
Hubi sagt:
#2 - 04.06.2014 um 12:43 Uhr
Schließe mich Sandro an. Vor allem die Videos sind richtig! Ist neben dem Test auch noch eine Bedienungsanleitung! TOP!