Toontrack The Progressive Foundry SDX und Progressive EZX Test

The Metal Foundry SDX war eine der ersten Erweiterungen für den Toontrack Superior Drummer 2 und zählt nach wie vor zu den beliebtesten ihrer Art. Beim Release im Jahr 2009 konnte die Library vor allem mit einer großen Auswahl an Instrumenten und einem natürlichen und weitgehend unbehandelten Grundklang punkten. Sechs Jahre später präsentiert der schwedische Hersteller mit der Progressive Foundry SDX nun einen Nachfolger. Ob er sich seines Erbes als würdig erweisen wird?

Toontrack_Prog01Titel


Da unter dem Titel Progressive EZX gleichzeitig auch eine schlankere Version für den EZdrummer 2 veröffentlicht wurde, wird diese in den Test mit einbezogen, das Hauptaugen- und Ohrenmerk richten wir aber auf die große Ausbaustufe für den „Übertrommler“.

Details

Überblick

Bei der Progressive Foundry SDX handelt es sich um das mittlerweile zehnte Add-On für den Superior Drummer 2. Als kleine Orientierungshilfe werfen wir vorab einen Blick auf die bislang erhältlichen Librarys (nach ansteigendem Alter geordnet): Indiependent SDXMetal Machinery SDX, The Rock Warehouse SDX, The New York Studios Vol. 3 SDX, Roots SDX, Music City USA SDX, Custom & Vintage SDX, The Metal Foundry SDX, The New York Studios Vol. 2 SDX und Core-Library (The New York Studios Vol.1).

Fotostrecke: 10 Bilder Toontrack_Prog02Indie.jpg – Indiependent SDX

Audio-Beispiele sagen natürlich mehr als tausend Bilder. Deshalb gibt es nun ein MIDI-File zu hören, das unter minimalem Drehen und Schrauben durch die Default-Presets der Core-Library und der verschiedenen Erweiterungen gejagt wurde.

Audio Samples
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Toontrack_Prog01Prog.wav – The Progressive Foundry SDX Toontrack_Prog02Indie.wav – Indiependent SDX Toontrack_Prog03MtlMch.wav – Metal Machinery SDX Toontrack_Prog04RWH.wav – The Rock Warehouse SDX Toontrack_Prog05NY3.wav – The New York Studios Vol. 3 SDX Toontrack_Prog06Roots.wav – Roots SDX Toontrack_Prog07MuCity.wav – Music City USA SDX Toontrack_Prog08Custom.wav – Custom & Vintage SDX Toontrack_Prog09Metal.wav – The Metal Foundry SDX Toontrack_Prog10NY2.wav – The New York Studios Vol. 2 SDX Toontrack_Prog11Core.wav – Core-Library

Progressive Foundry SDX und Progressive EZX

Dass es von den umfangreichen SDX-Librarys für den Superior Drummer 2 kleinere Ausbaustufen für den EZdrummer 2 gibt, ist nicht ungewöhnlich. Letztere waren bisher allerdings schon weit früher erhältlich, eine wie in diesem Fall gleichzeitige Veröffentlichung beider Titel ist bei Toontrack ein Novum.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Progressive Foundry SDX wird als erste Toontrack-Library auf einem USB-Stick geliefert.

Studio, Team und Equipment 

Für die Aufnahmen der Samples verschlug es das Toontrack-Team diesmal nach Down Under. Beeindruckt vom Drumsound auf einem Album der Prog-Metal-Band Karnivool buchte Mastermind Mattias Eklund die Sing Sing Studios in Melbourne, in denen schon so manches Aushängeschild der australischen Musikszene zu Gast war – beispielsweise machten die Bands Airbourne, INXS, Midnight Oil und Nick Cave and the Bad Seeds dort Aufnahmen für ihre Alben. Die Drums standen in einem 10 x 8 m großen Live-Room, dessen Boden, Wände und Decke zum Teil mit Holz verkleidet sind. Selbstverständlich kam eine breite Auswahl von High-End-Mikrofonen zum Einsatz, die größtenteils durch ein Neve 1073 Pult liefen. Zusätzlich wurden eine Neve VR 60 Konsole und einige externe Preamps aus den Häusern API, GML, AEA und Focusrite verwendet.

Fotostrecke: 2 Bilder Karnivool-Drummer Steve Judd bei der Arbeit. Foto: Toontrack

Aber nicht nur auf die Wahl des Studios, sondern auch auf die Besetzung des Teams hatte die Band Karnivool ihren Einfluss. So wurde Forrester Savell, der auch mit den Bands Dead Letter Circus, I Am Giant und Skyharbor arbeitete, als Producer und Engineer verdingt. An den Drums saß der Karnivool-Drummer Steve Judd persönlich. Fans der Band werden bei dieser Software also auf ihre Kosten kommen.

Praxis

Drums, Drums, Drums…

Die Ausstattung der einzelnen Drumsets des Toontrack Prog SDX variiert von Kit zu Kit, von einer Art Understatement oder Minimalismus, wie das bei der zuletzt veröffentlichten Indiependent SDX der Fall war, kann man aber keinesfalls sprechen. Eine gute Nachricht für alle, die sich für die EZX-Version interessieren, ist, dass bei der Größe der verfügbaren Drumsets keine Abstriche gemacht wurden. Nur die Auswahl der alternativen Sounds ist natürlich eingeschränkt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Kits der Progressive Foundry SDX bieten bis zu fünf Toms.

Das Default-Kit beider Versionen ist ein DW Collector’s Series aus Ahorn, das als einziges Drumset der Library alle fünf Tom-Slots belegt. Der Sound wirkt modern und ist, wie für ein Default-Kit zu erwarten, sehr variabel einsetzbar. Von einer Beschränkung auf Prog-Rock oder gar Metal kann vor allem bei der unbehandelten SDX keine Rede sein, und im Zusammenspiel mit entsprechend softeren MIDI-Grooves würde das Kit vermutlich auch in einer Singer/Songwriter-Ballade eine gute Figur machen. Die vorbearbeitete EZX-Variante schielt dagegen schon weit deutlicher in Richtung Heavy-Rock.

Audio Samples
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DW Collector’s SDX (Grooves: SDX) DW Collector’s EZX (Grooves: SDX)

Mit vier etwas stärker gedämpften Toms und einer tiefer gestimmten Bassdrum erzeugt das Ludwig Stainless Steel einen wuchtigeren Klang mit leichtem Vintage-Flair, ohne dabei eindeutig in Richtung Retro-Drums abzudriften. In Bezug auf die Trommelgrößen werden an dieser Stelle genauso wie beim Rest der Library keine allzu ausufernden Abenteuer mit Übergrößen gestartet. Nur einige der Extra-Snaredrums aus der SDX beeindrucken mit ungewöhnlich tiefen Kesseln.

Audio Samples
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Ludwig Stainless Steel SDX (Grooves: SDX) Ludwig Stainless Steel EZX (Grooves: SDX)

Für die Anwender der Progressive EZX handelt es sich beim Pearl Masters Extra Maple bereits um das letzte Drumset. Mit einer etwas höheren Stimmung wirkt es „kleiner und wendiger“ als die vorherigen Kits, und dementsprechend wird es im Kontext von rasantem Metal mit dichter Rhythmik sehr gut funktionieren. Für die SDX-Variante gilt aber ein weiteres Mal, dass sich dank der vielen Kanäle so manches mit den Samples anstellen lässt. So wäre das Pearl-Kit mit einer passenden Snare beispielsweise auch für einen funkig angehauchten Rock-Track eine sehr gute Wahl. Interessant ist zudem, dass für die Variante mit gelöstem Snare-Teppich nicht etwa nur die entsprechende Snare, sondern gleich das gesamte Kit gesampelt wurde. So viel Liebe zum Detail ist wirklich ungewöhnlich.

Audio Samples
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Pearl Masters SDX (Grooves: EZX) Pearl Masters EZX (Grooves: EZX) Pearl Masters SDX, Snares Off (Grooves: EZX)
Ebenfalls mit zusätzlicher Snares-Off-Option wurde ein Drumset aufgenommen, das aus einer Kick von WFL (Company von William F. Ludwig) und drei Toms von Rogers zusammengestellt wurde. Im Menü des Superior Drummer wird dieses Set als Ludwig&Rogers Kit bezeichnet. Der Klang lässt sich in diesem Fall weit eindeutiger als beim Ludwig Stainless Steel der Vintage-Ära zuordnen, vor allem die zwar 24 Zoll große, aber nur 14 Zoll tiefe Bassdrum hat einen sehr schönen Retro-Charakter. Die trockenen Toms passen sich gut ein, insgesamt wirkt das Set vielseitig einsetzbar, wobei es sicher nicht die erste Wahl für härteren Metal ist. Bei den Audio-Beispielen darf die geschätzte bonedo-Leserschaft ausnahmsweise bis fünf zählen.
Audio Samples
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Ludwig&Rogers SDX (Grooves: SDX) Ludwig&Rogers SDX, Snares Off (Grooves: SDX)

So wie das Ludwig&Rogers-Kit für eine weitere Alternative für einen wuchtigen Klang mit Vintage-Flair steht, lässt sich das Yamaha Absolute Birch als eine weitere Möglichkeit für einen etwas offeneren und je nach MIDI-Material bissigeren Sound verstehen, wie er schon vom Pearl Masters angeboten wird. Dies hängt nicht nur mit der mittleren bis hohen Stimmung zusammen, sondern auch damit, dass die Bassdrum sowie die drei vergleichsweise kleinen Toms aus Birke gefertigt sind, was für einen ausgeprägten Attack und zurückhaltende Mitten sorgt.

Audio Samples
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Yamaha Absolute Birch SDX (Grooves: SDX)

Mixer-Channels und Presets

Eine große Library beansprucht natürlich entsprechend viel Arbeitsspeicher. Wer das DW-Kit in der SDX mit allen Toms und Becken lädt und gleichzeitig alle Übersprecher aktiviert, kommt auf einen Arbeitsspeicherbedarf von stolzen 9,5 Gigabyte. Allerdings wird man in der Praxis selten alle Kanäle auf einmal verwenden. Bei den fünffach mikrofonierten Bassdrums mit drei Kick-In-Varianten, Kick-Out und Sub-Kick kann ein Mischen aller vorhandenen Channels zwar noch Sinn machen, bei den fünf verschiedenen Overheads (4x Stereo und 1x Mono) entscheidet man sich meiner Ansicht nach aber für eine Variante. Die vier Ambience-Kanäle klingen hervorragend und lassen sich wie gewohnt wunderbar mischen, zwei weitere Effekt-Kanäle wurden deutlich komprimiert bzw. angezerrt und können in manchen Fällen für das „gewisse Etwas“ sorgen.

Eine solche klangliche Flexibilität wird von der EZX natürlich nicht geboten. Die Anpassungsmöglichkeiten sind weit grundlegender, wobei je nach Preset durchaus einige Effekt-Kanäle (Compression, Distortion etc.) im Angebot stehen, die aber nicht auf Samples aus der Recording-Session basieren, sondern in Echtzeit berechnet werden.

Der Mixer der Progressive EZX.
Der Mixer der Progressive EZX.

Zum Abschluss des Tests gibt es noch einige der Combined-Presets aus der SDX bzw. der Standard-Presets aus der EZX zu hören. Vor allem der SDX darf man in dieser Hinsicht ein dickes Lob aussprechen, denn sie bietet insgesamt 25 äußerst komplexe Voreinstellungen, die zeigen, wie man mit der roh klingenden Library zu einem fertigen Drumsound kommen kann.

Fazit

Die Progressive Foundry SDX setzt in Sachen Umfang neue Maßstäbe für Drum-Librarys aus dem Hause Toontrack. Die Auswahl der Instrumente ist angenehm breit, neben den fünf kompletten Drumsets, von denen zwei mit Snares-Off-Option gesampelt wurden, ist ein stattliches Arsenal an Extra-Instrumenten in Form von Kicks, Snares und Becken vorhanden. Der allgemeine Klang wirkt grundlegend sauber, ansonsten aber so unbehandelt und neutral, dass die Samples längst nicht nur im Prog-Rock oder härteren Genres verwendet werden können, sondern im Gegenteil sehr vielseitig einsetzbar sind. Vor allem die vielen alternativen Bassdrum- und Overhead-Kanäle tragen ihren Teil zu dieser Flexibilität bei, und durch die zahlreichen Combined-Presets kann man vieles über das klangliche Potenzial der Library und natürlich generell über Drum-Mixing lernen.
Die zugehörige MIDI-Library fällt dagegen sehr speziell aus und bietet komplexe Grooves, die eindeutiger als die Samples dem Bereich des Prog-Rock bzw. Prog-Metal zuzuordnen sind. Wer nicht aus dieser Ecke kommt, kann aber natürlich auch problemlos das Material aus der Core-Library oder von anderen Erweiterungen verwenden.
Unter dem Strich ist es Toontrack hervorragend gelungen, das Konzept der ein wenig in die Jahre gekommenen Metal Foundry SDX in einer zeitgemäßen Drum-Library neu umzusetzen. Meiner Ansicht nach handelt es sich hier um die neuen Standard-Samples für den Superior Drummer 2 und ein echtes Must-Have für Anwender der Kern-Software. Mit der abgespeckten EZX-Variante kann man in diese Welt einsteigen, den Wow-Effekt des großen Bruders kann die kleine Library aber natürlich nicht erreichen.

Pro
  • offener und variabler Grundklang
  • fünf komplette Drumsets (EZX: drei Drumsets)
  • zwei weitere Drumsets mit Snares-Off-Option (nur SDX)
  • bisher umfangreichste Toontrack Library (nur SDX)
  • 26 Mixer-Channels (nur SDX)
  • drei Kick-In-Varianten und fünf Overhead-Kanäle für individuelles Mixing (nur SDX)
  • umfangreiche MIDI-Library mit Auswahl an Odd-Meter-Grooves (nur SDX)
  • viele Combined-Presets (nur SDX)
Contra
  • kein Contra
Toontrack_Prog01Titel
Features SDX:
  • Erweiterung für Superior Drummer 2.4.3
  • 63 GB große Sample-Library
  • 5 Drumsets, 2 Kits mit Snares-Off-Option, 9 Bassdrums, 17 Snaredrums, 5 Hihats, 31 Becken
  • 26 Mixer-Channels
Features EZX:
  • Erweiterung für EZdrummer 2.1
  • 3,1 GB große Sample-Library
  • 3 Drumsets
  • 14 Presets
  • Minimale Systeanforderungen:
  • PC: Pentium 4 oder Athlon @ 2GHz, MAC: Intel-Mac, SDX: 4 GB RAM (8 GB für alle Systeme empfohlen), EZX: 2 GB RAM
  • USB-Port bzw. DVD-Laufwerk für die Installation
  • Internet-Verbindung für den Autorisierungsprozess
  • Lauffähige Installation des Superior Drummer 2.4.3 bzw. EZdrummer 2.1
Preis:
  • EUR 159,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • offener und variabler Grundklang
  • fünf komplette Drumsets (EZX: drei Drumsets)
  • zwei weitere Drumsets mit Snares-Off-Option (nur SDX)
  • bisher umfangreichste Toontrack Library (nur SDX)
  • 26 Mixer-Channels (nur SDX)
  • drei Kick-In-Varianten und fünf Overhead-Kanäle für individuelles Mixing (nur SDX)
  • umfangreiche MIDI-Library mit Auswahl an Odd-Meter-Grooves (nur SDX)
  • viele Combined-Presets (nur SDX)
Contra
  • kein Contra
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Toontrack The Progressive Foundry SDX und Progressive EZX Test
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