Rane Seventy-Two Test

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Im Sommer letzten Jahres ließ die mittlerweile in das Markenkonglomerat inmusicbrands eingegliederte Edelschmiede Rane mit der Ankündigung des Seventy-Two die Katze aus dem Sack: Ein Battle-Mixer in gewohnter Rane-Optik und -Qualität, der mit multifunktionalem Touchscreen vor allem gegenüber dem Pioneer DJ DJM-S9 die Krallen ausfährt. Schließlich musste der amerikanische Hersteller in den letzten Jahren aufgrund einer nicht mehr ganz zeitgemäßen Ausstattung und dem stattlichen Preis des Sixty-Two sein Revier dem Konkurrenten überlassen.
Nach gut einem Dreivierteljahr ungeduldigen Wartens der Turntablism-Community auf den Seventy-Two scheint Rane nun nahtlos an alte Erfolge anzuknüpfen. Zumindest bestätigt dies die enorme Nachfrage bei den Händlern. Ob der Sturm auf die (virtuellen und physischen) Ladentheken gerechtfertigt ist?

Details

Bereits der Karton des Seventy-Two kündigt Großes an. Das Pult legt eine Benutzeroberfläche von 285 Millimetern in der Breite und 445 Millimeter in der Tiefe an den Tag und ist in gewohnter Double-Panel-Bauweise gefertigt. Dies schlägt sich in einem sehr hochwertigen, robusten Chassis mit massiven 5,6 Kilogramm Gewicht nieder.
Das Design trägt nicht nur wegen des auffälligen weißen Brand-Relief an den Seiten die Firmen-Handschrift. So verzichtet Rane abermals auf eine, bei Battle-Mixern typische, von Fadern umzingelte LED-Level-Kombi-Anzeige, sondern ordnet sie lieber übersichtlich direkt neben den jeweiligen Knobs des Kanals an. Jedem Channel, auch dem für Mikrofon und Sampler, widmet der Mixer eine separate achtgliedrige und dreifarbige LED-Kette. Dem Master zur Abbildung des Stereo-Signals hingegen zwei.
Taster für Effekte, Parameter oder Cueing wurden vom Sixty-Two übernommen. Bei der bisher größten Schwachstelle der Rane-Mixer, den Performance-Pads, bedient sich der 72er bei der AKAI MPC-Serie. Es bleibt in der Familie, da auch diese Marke inmusicbrands angehört.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Verpackung macht was her

Wie man es von einem Battle-Mixer erwartet, schießt der Seventy-Two je nach Channel-Switch-Position aus zwei CD-, Phono-, Aux- beziehungsweise USB-Kanälen. Um millionenfachen Zyklen ohne Verschleiß standzuhalten, verlässt sich Rane nicht nur beim Crossfader, sondern auch bei den beiden Linefadern auf die neu konstruierten MAG THREE Flachbahnregler, deren stufenlose Kurve und Reverse am Frontpanel eingestellt wird.
Oberhalb der Fader-Sektion schließen sich 16 Performance-Pads mit einstellbarer Anschlagsdynamik an, die sich fünf doppelt belegten Modi-Tasten unterordnen. Die obere Hälfte der Benutzeroberfläche definiert sich vor allem durch die Regler für die einzelnen Kanäle. Jedem Kanal ist ein Dreiband-Equalizer, Gain und HP/TP-Filter zugewiesen. Auch der separate Sampler-Kanal verfügt über einen Level- und Filter-Regler. Obendrein greift jener per Taste auf die Effekte zu. Zwei weitere Mikrofonkanäle, wahlweise per Schalter auch für ein Line-Signal geeignet, lassen sich im Klang und in der Lautstärke regulieren. Für einen der beiden Mikrofonkanäle gibt es zudem eine Talkover-Funktion und einen am Frontpanel platzierten Echo-Regler.

Apropos FX

Je drei Serato-Effekte lassen sich mit je einem von 11 Onboard-Effekten, den Flex FX, pro Deck verknüpfen. Zwei Knobs regeln die Intensität. Aktiviert werden die verketteten Effekte über zwei Aluminium-Schalthebel. Wer dagegen gern Effekte wie auf einem Korg Kaoss Pad bedient, der wird sich über die Touch-FX-Funktion freuen.
Da der Seventy-Two als erster Mixer mit eigenen Bildschirm natürlich Einblicke in die Library gewährt, dürfen Back-Tasten zum Springen zwischen den Crates und Push-Encoder zum Stöbern und Laden der Tracks in die Decks nicht fehlen.
Zum Transport des Mixers und zum Schutz der Regler und Schalter sind am Frontpanel zwei Stahlgriffe angebracht. Dort befinden sich schließlich Stellschrauben für die Fader und das Mikrofon sowie die Deck-Swap-Funktion zum Vertauschen der Line-Signale auf den beiden Kanälen.
Am Footswitch-Eingang (6,3-Millimeter-Klinkenbuchse) dockt man einen Fußschalter an, der auf bis zu drei Effekte oder andere Features via MIDI zugreift. Vorn sind auch die 3,5- und 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen für Kopfhörer zu finden. Eine Split-Option fürs Headphone ist ebenso an Bord. Die Regler für den Master, Monitor (Booth) und Session-In/Out geben einen Vorgeschmack auf die Anschlussmöglichkeiten, die sich beim Blick auf das Backpanel offenbaren.

Backpanel

Hier entdecke ich einen XLR-Masterausgang, jeweils vier vergoldete Cinch-Eingangsbuchsen für CD/Phono oder Aux pro Kanal einschließlich Ground-Schraube. Das Booth-Monitoring läuft über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse. Um einen anderen Mixer einzuschleifen, gibt es erfreulicherweise den Session-In und Session-Out, der auch auch den Ausgang für Aufnahmen übernimmt.
Mikrofone oder weitere Line-Quellen schließt man entsprechend der Schalterstellung an der Mischpultrückseite über XLR-Klinke-Kombibuchsen an. Für Laptops und die neuen motorisierten Twelve Turntable-Controller bietet der Rane Seventy-Two jeweils zwei USB-Ports.

Fotostrecke: 3 Bilder Es gibt einiges einzustellen an der Front

Als offizieller Serato-DJ-Mixer versteht es sich von selbst, dass das Pult keine zusätzliche Software-Lizenz benötigt und zwei Serato NoiseMap Control-Vinyls beziehungsweise CDs im Karton mit beiliegen. Obendrein spendiert Rane das Expansion-Pack „Pitch ’n Time DJ“. Zum weiteren Lieferumfang zählen, neben einem Kaltgerätekabel und zwei USB-Strippen, ein Satz Rane-Stickers und die fünfsprachige Bedienungsanleitung.

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