Mit Universal Audio UAD Spark überrascht UA die DSP-Gemeinde – gehörten native Plugins doch bisher nicht zum Businessmodell der Amerikaner. Die Vorzeichen waren aber schon früher da: Zunächst erschien die halb-native DAW Luna und erst vor kurzen die „günstigeren“ Audiointerfaces namens Volt – mit ohne DSP!
Die Chip-Krise hat ihr Übriges getan und erklärt das hastige Vorgehen von UA. Spark gibt es nämlich zunächst nur für OSX und bringt bei weitem nicht alle UAD-2-Plugins nach Hause bzw. auf die CPU.
Die Windows-Version des Bundles – das ausschließlich als Abo verkauft wird – soll im Herbst folgen. Genau wie weitere Plugins sowie nativer M1-Support; konkretere Details sind nicht bekannt. Und den Rest, den schauen wir uns jetzt einmal an!
Details
Spark statt Sharc
Universal Audio UAD Spark ist ein Bundle nativer VST(3), AU, AAX und LUNA Plugins, darunter viele Effekte und ein paar Instrumente. Das meiste kennt man prinzipiell von der Universal Audio UAD-2 Plattform – nur, dass die Plugins nun ohne Sharc-DSP bzw. zusätzliche Hardware laufen, weswegen man sie UADx nennt.
Das braucht von Grund auf einen neuen Code, und damit zählen die neuen UADx Plugins an sich schon als neue Produkte – als echtes Alleinstellungsmerkmal dürften aber nur die Synthesizer-Eigenkreation „Opal Morhping Synth“ und die Waterfall B3 Orgel durchgehen. Der Rest ist klanglich bekannt und nicht exklusiv.
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Aktuell ist das Ganze ohnehin nur für OSX mit Rosetta verfügbar, die Windows-Version und auch die native M1-Unterstützung sollen im Herbst folgen. Geschützt wird mit iLok, Autorisierungen sind dabei mit und ohne Dongle via Cloud möglich.
Ens Einkaufskorb
Ebenfalls neu ist aber das Bezahlmodell: Die neuen UADx-Plugins gibt es nämlich nur im Abo. Eine Roadmap, die darüber informiert, wann weitere Plugins folgen werden, gibt es nicht. Insofern ist die Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses schwierig. Mit rund 20 US-Dollar pro Monat tummelt man sich auf einem Level mit Schwergewichten wie Slate, Plugin Alliance und SSL.
Altkunden bzw. Besitzer der DSP-Lizenzen erhalten die nativen UADx-Kopien zusätzlich und ohne Aufpreis. Das ist toll und dürfte reisende Musiker freuen – unkompliziert wechseln kann man zwischen den nativen Plugins und den DSP-Pendants aber nicht.
Die Demo kann 14 Tage genutzt werden, allerdings muss man bereits bei der Registrierung Kontodaten hinterlegen. Kunden der neuen Volt-Audiointerfaces werden 30 Tage Ausprobierzeit „gegönnt“.
Gewinnzahlen: 1073, 1176, LA-2A
Los geht es mit dem „Trio-Grande“: DEM Über-Preamp Neve 1073 mit EQ, dem smoothen Teletronix LA-2A Opto-Compressor und dem zackig-schnellen UREI/UA 1176 Limiter/Compressor. Diese Dreifaltigkeit ist und bleibt Legende, egal wofür! Vocals, Gitarre oder Keys, es sind einfach alles Klassiker – im Hardware-Format bleiben sie für die meisten aber nur ein feuchter, teurer Traum.
Das Software-Bundle hat nicht nur einen 1176 oder LA-2A am Start, sondern gleich die gesamte Kollektion mit jeweils drei Derivaten, deren klanglichen Unterschiede unter mikroskopischen Bedingungen durchaus erforschbar sind. Ich empfand die „Redundanz der Nuancen“ ohne Erläuterung und Umschaltung innerhalb eines Plugins von jeher müßig, im Hinblick auf den Neustart und Einsteiger nun allerdings noch sinn-befreiter. Egal, viel kostet hier ja erst mal nicht zwangsläufig mehr.
Punchy API und mehr
Färbung und Drive von Neve können zu viel des Guten sein, der Einsatzbereich des EQ zu grob. Die Ergänzung des Bundles um den komplexeren API Vision Channel sowie den API 2500 Bus-Compressor sind deswegen tolle Ergänzungen und geschmacklich gut kuratiert: API ist knackig, punchy, schnell und bei der Aufnahme von Drums DIE erste Anlaufstation. An klassischen EQs und Kompressoren hat man so bereits einiges zusammen, mir persönlich fehlen aber dicke Röhren aka Manley, Tube-Tech und Summit.
Auch an grundlegenden Effekten wurde nicht gespart: Da wäre zunächst das analoge Pure Plate Reverb sowie das digitale Lexicon 224 Reverb. Hinzu kommt das Galaxy Tape Echo, was die sahnigen Delays des mächtigen Roland Space Echo emuliert, allerdings offiziell so nicht heißen darf; die Japaner waren schon immer etwas speziell. Abgerundet wird das Mischbesteck von der Studer A800, die die Sättigung einer Bandmaschine mitbringt. Finde ich ehrlich gesagt an der Stelle unnötig, ein Harmonizer oder Pitch-Doubler wären irgendwie sinnvoll gewesen, aber nun gut
The Mamas and Papas
Klangerzeuger sind für Universal Audio Neuland, das sie mit der LUNA DAW erstmals betraten. Ohne Klavier geht‘s natürlich nicht, und mit dem ca. 10 GB großen Ravel Grand Piano wurden die Flügel-Basics gut abgebildet. Sechs Presets reichen durchaus, sogar ein Reverse ist dabei. Richtig crazy, UA!
Mit Hinblick auf typische Besetzungen der 60er und 70er darf die Hammond B3 Orgel natürlich nicht fehlen. Hier Waterfall B3 Organ genannt und mit der eingebauten, umfangreichen Leslie-Simulation ebenfalls sehr überzeugend inklusiver Speed-Switch-Click und Leerlauf-Rumpeln.
Hinzu kommt der Vintage-Synthesizer-Klassiker schlechthin, the one and only Moog Minimoog, auch der klingt gut, ist an sich jetzt aber keine Überraschung.
Flow and Power
Mit dem virtuellen Gerödel kann man perfekt die alten Lieblingsbands der Eltern und Großeltern nacheifern. Der Neuzugang in der Form des morphbaren Synthesizers Opal überrascht da richtig.
Hierbei handelt es sich um einen für UA-Verhältnisse besonders modernen Synth, der durch eine funktionale GUI gekennzeichnet ist, auf unnötige Vintage-Ambitionen verzichtet und analoges Modelling mit Wavetables verbindet. Das überrascht mich wirklich positiv; umso witziger allerdings, wie sein Name Opal dann doch wieder an kitschigen Hippie-Schmuck erinnert. Groovy, Baby!
Thomas K. sagt:
#1 - 25.05.2022 um 03:55 Uhr
Egal, um welche Software es sich handelt, werde Ich niemals dafür ein Abo abschließen. Eher würde ich ohne Computer weitermachen. Das ist einfach eine beschissene Entwicklung, mit diesen Abomodellen. Ich habe Cubase seit der 1. Version benutzt, also Ende 1980er oder Anfang 1990. Seitdem man alle paar Monate 90€ für Updates bezahlen muss, bin ich weg davon. Das ist nach meinem Verständnis ein verstecktes Abo Modell.
Felix Klostermann sagt:
#1.1 - 17.06.2022 um 10:14 Uhr
Kann ich nachvollziehen – wie wäre es mit FL Studio dann? Einmal zahlen, und dann nie wieder! LG; felix
Antwort auf #1 von Thomas K.
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