Eurorack-Synthesizer sind derzeit extrem beliebt, warum also nicht Modulare Soft-Synths vergleichen? Fast täglich erscheinen neue Hardware-Module, bei denen Fans das Wasser im Mund zusammenläuft. Aber sie sind meist auch sehr kostspielig. Nicht jeder kann und will sich Module im Wert von mehreren tausend Euro leisten. Zum Glück hat der Boom auch für Eurorack-Simulatoren gesorgt, die immer mehr Emulationen der patchbaren Synths für den Rechner präsentieren.
In diesem Überblick soll es primär um die allgemeinen Funktionen der jeweiligen Modularen Soft-Synths gehen. So könnt ihr euch anschließend besser entscheiden, welcher Eurorack-Simulator zu euren Vorlieben und eurem Budget am besten passt. Oder ob es dann doch lieber gleich in Richtung Hardware gehen soll.
Vorteile von Eurorack-Simulationen im Rechner
Der größte Vorteil von Software gegenüber Hardware liegt auf der Hand. Sie ist deutlich günstiger. Gerade im Fall von Modularer Soft-Synths sind sie zudem auch effizienter. Es dauert nicht so lang wie am echten Eurorack, einen Patch durch das Verkabeln von Modulen aufzubauen. Außerdem lassen sich Sounds zum Schluss auch als Presets speichern.
Das macht die Eurorack-Simulatoren deutlich flexibler – zumal sie in der Regel als VST-Plugins in die DAW eingebunden werden können. Natürlich geht dabei der haptische Aspekt komplett verloren. Außerdem gibt es viele Spezialmodule aus dem Hardware-Bereich auch gar nicht für den Rechner. Dennoch lässt sich auch mit Simulationen einiges erreichen.
VCV Rack 2 – der Platzhirsch
Fangen wir mit den Klassiker an: VCV Rack ist derzeit der am weitesten verbreitete Eurorack-Simulator. Das hat mehrere Gründe: Zunächst einmal ist die Stand-alone-Version des Programms komplett gratis, da erst für eine VST-Integration wird ein Entgelt fällig.
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Darüber hinaus bietet die Open-Source-Bibliothek dank einer aktiven Entwickler-Community mittlerweile über 2200 verschiedene Module, darunter auch solche renommierter Hardware-Hersteller wie Mutable Instruments oder Befaco. Wer einmal in den VCV-Kosmos eintaucht, hat so einiges zu entdecken.
Wie wir in unserem Test der neuen Version VCV Rack 2 bereits beschrieben haben, ist dieser Modular Soft-Synth leider ziemlich CPU-intensiv. Dafür klingt es extrem hochwertig und bietet viele Optionen zur Personalisierung, etwa einen Dark Mode, flexible MIDI-Konfigurationen und einiges mehr.
Mit knapp 100 Euro ist die Pro-Version mit VST-Support nicht allzu teuer. Ebenso wie die Premium-Module von VCV selbst, mit denen man für wenige Dutzend Euro professionelle Drum-Sounds, EQs oder andere Funktionen erhält. Außerdem noch ein kleiner Hinweis am Rande: Es gibt auch eine abgespeckte Variante von VCV Rack für iPads namens miRack, die sich am Tablet mit einem Apple Pencil ganz ordentlich bedienen lässt.
Softube Modular – echt & teuer
Auf dem Plugin-Markt ist Softube schon lang als eine der besten Adressen für Hardware-Emulationen bekannt. Vor einigen Jahren haben sich die Entwickler mit Doepfer, den Erfindern des Eurorack-Standards, zusammengetan und Softube Modular entwickelt – die Premiumoption unter den hier vorgestellten Tools.
Für derzeit 89 Euro erhält man eine Suite an knapp 50 Modulen modularer Soft-Synth, darunter offiziell lizenzierte Doepfer-Geräte (Oszillatoren, Filter etc.) und ins virtuelle Modularformat konvertierte Softube-Effekte. Der Vorteil daran: Die Doepfer-Module klingen und reagieren in der virtuellen Umgebung genauso wie die originalen. Wer hier also eines findet, das ihm zusagt, wird vom Hardware-Gegenstück später nicht enttäuscht sein.
Anders als VCV Rack bietet das, auch in ein Bundle integrierte, Softube Modular über 400 Presets, mit denen sich Systemkonfigurationen ohne große Hürden entdecken und spielen lassen. Genau wie die VST-Version der Open-Source-Software kann Softube Modular auch als Effektgerät in der DAW verwendet werden.
Der große Nachteil daran sind die Kosten der zusätzlich lizenzierten Module von Firmen wie Buchla. Für sie werden gerne mal 99 Euro pro Einzelmodul fällig – was schnell so teuer wie ein echtes Eurorack werden kann. Zugegeben: Ein Intellijel Rubicon Oszillator ist bei Softube immer noch günstiger als das Original – lässt sich aber dennoch nicht mit zwei Händen bedienen sondern als digitales Modul nur mit der Maus…
Cherry Audio Voltage Modular – preiswert & flexibel
Die 2018 gegründete Softwarefirma Cherry Audio hat sich mit Voltage Modular zu einem der interessantesten Hersteller von Modular-Simulatoren gemausert. Vor allem seit der 2020 eingeführten Version 2 ist das VST-Plugin extrem flexibel. Für 99 Euro gibt es das Set „Voltage Modular Core + Electro Drums“ mit etwas mehr als 90 Kernmodulen sowie 15 Drum-Modulen – jeweils mit satten 551 bzw. 94 Presets.
Wer günstiger einsteigen will, kann sich aber auch das Gratispaket „Voltage Nucleus“ mit knapp 20 Modulen oder das 49 Euro teure Set „Voltage Modular Ignite“ mit rund 40 Stück holen. Beide umfassen ebenfalls viele Presets zum Ausprobieren des Modular Soft-Synth.
Mit der Software von Cherry Audio ist es besonders leicht, sich grundlegende Konzepte der modularen Synthese anzueignen. Denn es wird kein Vorwissen über bestimmte Firmen oder Entwickler benötigt. Die Module in der Software sind im positiven Sinne „generischer“: Ein Acht-Schritte-Sequenzer tut einfach, was er soll, und man kann sich auf die jeweiligen Einsatzmöglichkeiten konzentrieren. Zudem ist es in Voltage Modular besonders einfach, Kabel neu zu verbinden und Patches abzuspeichern. So kriegt man schnell viele Sounds aus den digitalen Modulen heraus.
Native Instruments Reaktor – der olle Klassiker
Der Urahne aller modularen Software-Synths ist streng genommen keine Eurorack-Emulation – aber bis heute ein toller Weg, etwas über den Aufbau von Synthesizern und Sounddesign zu lernen. Mittlerweile bei Version 6 angekommen, bietet der Modular Soft-Synth Native Instruments Reaktor übersichtliche, allgemeine Soundmodule für den Aufbau von Patches.
Seit Version 6.4 können sich zudem von anderen Usern entwickelte Module, auch Blocks genannt, einbinden lassen. Reaktor 6 ist dank Support für Ableton Link immer im Sync mit Ableton Live und anderen kompatiblen Geräten. Außerdem bietet er spezielle Module wie den euklidischen Jam Sequenzer.
Wer überlegt, ob Reaktor für ihn die richtige Lösung ist, sollte vor dem Kauf in die User Library schauen. Dort finden sich viele unterschiedliche Module einzelner Entwickler, einige davon gratis. Mit ihnen kann man die Basis-Modulbibliothek von NI, die 70 Module umfasst, für den eigenen Bedarf erweitern. Und noch etwas: Reaktor 6 ist Teil der neuesten Komplete-Bundles von Native Instruments. Wer neben der Modularsoftware der Firma auch noch andere VST-Instrumente und -Effekte gebrauchen kann, ist preislich mit einem der Pakete sicherlich besser dran!
Fazit – für wen ist was am besten
Die vier oben vorgestellten Eurorack-Simulatoren und Modular Soft-Synths – alle für macOS und Windows erhältlich – sind derzeit die besten Simulationen modularer Synthesizer im Eurorack-Stil für den Rechner. Wer erst einmal ohne Kosten reinschnuppern will, sollte mit VCV Rack und dem Gratispaket von Voltage Modular beginnen. Reaktor und Softube Modular sind etwas für Fortgeschrittene, die sich bestimmte Module, Sounds oder eine professionelle Integration in die DAW wünschen. Spaß machen sie aber alle jede Menge.
Neben vollumfänglichen Modularsynths in Softwareform gibt es natürlich auch einige semi-modular aufgebaute VST-Synths, die einen Blick wert sind. Hier denken wir etwa an die Emulationen des ARP 2600 und des Buchla Music Easel in der Arturia V Collection oder die modularen Softsynths PhasePlant von kilohearts und Aalto von Madrona Labs. Sie verfolgen noch einmal einen anderen interessanten Ansatz.
Peter sagt:
#1 - 14.05.2022 um 11:16 Uhr
An sich ein schöner Artikel. Was mich aber stört: "Die SW gibt es für Mac und PC"! Da ist FALSCH!!! Mein PC läuft unter LINUX und ist trotzdem ein PC (Personal Computer). Also bitte in Zukunft "Mac und Windows", auch wenn 90% der PC-Nutzer Windoof benutzen. DANKE!
Lukas Hermann sagt:
#1.1 - 15.05.2022 um 13:24 Uhr
Hallo Peter, damit hast Du natürlich absolut recht. Wir haben den Artikel entsprechend angepasst!
Antwort auf #1 von Peter
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