Die Framus Legacy Series FP 14 M, unsere aktuelle Testkandidatin, ist eine von insgesamt 18 Akustikgitarren aus der Legacy Serie, die Framus in China produzieren lässt. Die Instrumente lassen mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis aufhorchen. Ihre Serienschwester, die Framus Jumbo 14 M, hat den Test im bonedo-Studio bereits bestanden. Nun wollen wir auch der kleinen FP 14 M einmal unter die Haube schauen. Über die Geschichte der „Fränkischen Musikinstrumentenerzeugung“, kurz Framus, erfährt du mehr im Test der Framus FJ 14 M.
Für diese ziemlich klein geratenen Vertreter der Spezies Akustik-Stahlsaitengitarre hat sich der Sammelbegriff „Parlor“ oder „Parlor-Gitarre“ eingebürgert. Tatsächlich erlebte diese Bauform ihre Blütezeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit diesen Instrumenten wurden nämlich in den Parlors, den Salons der eleganten viktorianischen Villen, die Gäste unterhalten. Aber sicherlich ging mit diesen Größen zur gleichen Zeit auch schon der Blues auf die Reise. In Amerika wurden diese mit Stahlsaiten bespannten Gitarren damals vor allem von Martin gebaut. Nicht selten etwas abfällig als Wandergitarre deklariert, erlebt die Parlor heute wieder eine Renaissance. Spannender ist aber die Frage, ob der Natursound der kleinen FP 14 M überhaupt „salonfähig“ ist, zumal dem Instrument kein Tonabnehmersystem implantiert wurde.
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Korpus
Der schmale Body wirkt im Vergleich zu den meisten gängigen Korpusgrößen (z.B. Dreadnought, Jumbo, Grand Concert usw.) doch recht lang-gestreckt, aber unterm Strich doch ansehnlich. Der Volumenverlust macht sich optisch vor allem am Oberbug (25,5 cm) bzw. am Unterbug (35,8 cm) bemerkbar. Auch die beiden Zargen sind mit 9,7 cm am Tailblock bzw. 9,5 cm am Halsfuß nicht sonderlich tief ausgeschnitten. Darüber hinaus trägt auch die kurze Mensur (62,8 cm) eher zu einem zierlichen Erscheinungsbild bei. In der Länge kann der Korpus mit seinen 48,5 cm aber dann schon (fast) mit einer ausgewachsenen Jumbo mithalten. Die Proportionen unserer Kandidatin erinnern an eine Concert-Größe, eine Form, die von Martin auch als Size 0 bezeichnet wird. Wenn man einmal davon absieht, dass unsere Probandin mit Stahlsaiten bespannt wird, bestehen aber noch andere gewaltige Unterschiede zwischen einer Concert bzw. Parlor und einer klassischen Konzertgitarre, die nach der Torres-Norm konstruiert wird. Kaum zu glauben, aber wahr ist, dass die Concert (0) bei ihrer Markteinführung im Jahr 1850 die größte Gitarre im Line-Up von Martin war. Insgesamt versprechen die Größenverhältnisse einen besonders handlichen Umgang im Spielbetrieb. Dazu später mehr.
Mit einem signifikant billigeren Preis kann jedenfalls aufgrund der Größe nicht gerechnet werden, denn die FP 14 M wurde unübersehbar aufwändig aufgehübscht und verziert.
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Sowohl Decke als auch Zargen und Boden wurden aus Mahagoni gefertigt, sodass das „M“ für Mahagoni zu Recht in die Produktbezeichnung aufgenommen wird. Erwähnen sollte man aber noch, dass der FP 14 M eine Decke aus massivem Mahagoni geschenkt wurde, während laminiertes Mahagoni bei Boden und Zargen zum Einsatz kommt. Letztere dürften aber viel weniger Einfluss auf den Gesamtklang nehmen als die Decke, da die Korpusresonanzen bei der üblichen Haltung des Instruments durch den Körper des Musikers stark abdämpft werden.
Mahagoni ist jedenfalls leicht, liegt in seiner Härte zwischen Fichte und Palisander und ist leicht zu bearbeiten. Eine hochwertige massive Decke aus diesem Material braucht sich klanglich auch nicht hinter einer Fichtendecke zu verstecken, auch wenn es Unterschiede gibt, die wir noch benennen werden.
Doch sollten wir zunächst die Schönheit unserer hochglänzenden Probandin würdigen. Decke und Boden bestehen jeweils aus zwei gleich großen Teilstücken, die sich zu einem fast symmetrischen Gesamtbild zusammenfügen. Die Verleimstelle in der Mitte der Decke wurde jedenfalls gekonnt kaschiert. Am Boden sind die Strukturunterschiede an den Stößen noch gut erkennbar. Einen Backstrip an der Rückseite findet man nicht. Insgesamt darf man dem Instrument eine ausgesprochen gute Verarbeitung attestieren.
„Garniert“ wurde die Decke mit einer ansehnlichen Dreiton-Sunburst-Färbung, mit der sich auch die Akustikgitarren in den 30er Jahren so gerne schmückten. Eine deckende dunkelbraune Farbschicht am Deckenrand nimmt allmählich dunkelrote Farbnuancen am Übergang zum transparenten Zentrum auf. Dort schimmern überall wild gewachsene rotbraune Maserungen durch, die hier mal heller, dort mal dunkler durchaus attraktiv strukturiert sind. Abschließend wurde die Decke mit einem hochglänzenden Klarlack poliert. Einen wesentlich bescheideneren Auftritt legt dagegen – zumindest optisch – das Schwestermodell der FP 14 M hin, das im Online-Katalogwerk auf der Framus-Homepage in der Ausführung „seidenmatt transparent“ ohne Sunburst-Färbung vorstellig wird.
Wie schon angedeutet, wurde der kleine Korpus unserer Probandin auch noch moderat mit Schmuckwerk aufgehübscht. Eine dekorative Schalllochverzierung aus zwei konzentrischen Ringen, wobei der äußere aus einer prächtigen funkelnden Abalone-Einlage besteht, die das gehobene Erscheinungsbild mitbestimmt. Die schwarz-weiß-schwarz gestreifte Randeinlage, die diskret den Deckenrand säumt, fällt dagegen kaum auf. Auch die Einlegearbeiten sind ohne Fehl und Tadel penibel ausgeführt.
Die FP 14 M leistet sich sogar einen Saitenhalter aus echtem ostindischen Palisander, der stabil auf der Decke verleimt wurde. Dunkelbraun gebeizt macht er im Vergleich zum Griffbrett aus dem gleichen Material aber einen eher groben Eindruck, erfüllt aber seine Funktion ohne wenn und aber. Die sechs Saiten werden mit den Ball-Ends und schwarzen Pins mit Punkteinlagen aus Perlmutt arretiert und anschließend über eine kompensierte Stegeinlage aus echtem Knochenmaterial gelenkt, wobei eine Nase für die B-Saite die Intonation noch weiter verbessern soll. Ein echter Knochensteg ist hart, gleichmäßig konsistent und überträgt die Schwingungen einer Saite hervorragend. In unserem Fall ruht die Stegeinlage wackelfrei in ihrer Fräsung.
Die Stoßkanten werden rundum von einer Einfassung aus cremefarbenem Korpus-Binding geschützt. Ein selbstklebender schwarzer Schlagschutz findet man im mitgelieferten Pappkarton; optional können natürlich im Fachhandel auch Pickguards in anderen Farben erworben werden.
Innenraum
Nehmen wir nun den Innenraum ins Visier. Ein leichter Halsblock aus Mahagoni ist mit der Decke, dem Boden und den Zargen verleimt. Die beiden standardmäßigen Streben unter der Decke, die sich hinter dem Schallloch überkreuzen, stabilisieren die Konstruktion. Da die Leisten einen ziemlich robusten Eindruck machen, darf man der FP 14 M die Voraussetzungen für eine höhere Lebenserwartung attestieren. Den fragilen Schalllochbereich hat man zusätzlich mit zwei schmalen Leisten verstärkt. Die Decke mit einer Stärke von 0,4 cm bleibt deshalb vor Verformungen geschützt.
Ob die robuste Versteifung der Decke genügend Raum zum „Atmen“ lässt, werden wir noch hören. Das Schallloch mit einem Durchmesser von 9,5 cm fällt, entsprechend der kompakteren Abmessungen, kleiner als üblich aus. Allerdings können zierlichere Schalllöcher auch das Bassvolumen erhöhen, das dem kleinen Korpus zusteht.
Echte Reifchen vergrößern die Aufleimstellen rundum an Boden- und Deckenrand. In diesem Bereich konnte ich, soweit das Auge reicht, keinerlei Leimrückstände entdecken. Drei kräftige Querstreben am Boden sorgen dafür, dass sich die Bodenhälften nicht voneinander lösen. Einen zusätzlichen Bodenmittelstreifen benötigt die FP 14 M nicht. Insgesamt wurden alle Arbeiten handwerklich ohne Fehl und Tadel ausgeführt.
Hals und Griffbrett Hals und Halsfuß – beides Komponenten aus solidem, verwindungssteifem Mahagoni – wurden stabil miteinander verleimt. Die Strukturunterschiede an den Stößen kann man deutlich sehen.
Mit einer Dicke von 2,1 cm und einem Umfang von 12,5 cm (im ersten Bund) kann auch der Daumen der Greifhand noch komfortabel mitwirken. Tatsächlich dürften die Hälse anno dazumal noch dicker gewesen sein, denn den eingelegten Stahlstab, der den Hals unserer aktuellen Probandin stabilisiert, gab es im 19. Jahrhundert noch nicht. Mit der Stellschraube, die sich im Schallloch unter dem Griffbrett befindet, können dann bei Bedarf subtile Veränderungen der Halskrümmung im unteren Drittel vorgenommen werden.
Die Halskonstruktion macht insgesamt einen robusten Eindruck, denn die Basstöne gehen auch nicht in die Knie, wenn durch ein Bending auf einer Diskantsaite die Zugspannung kurzfristig erhöht wird. Der Hals der FDP 14 M ist im Übrigen genauso dimensioniert wie der Hals der Framus Jumbo 14 M.
Das unlackierte Griffbrett aus feinporigem ostindischem Palisander ist ohne Ecken und Kanten aufgeleimt – nur Ebenholz ist noch härter und entsprechend beständiger. Mit einem Radius von 16“ ist es nur sanft gewölbt. Am Ende des Griffbretts werden die Saiten über einen echten Knochensattel mit einer Breite von 4,5 cm geführt. Die Wölbung der Griffbrettoberfläche entspricht im Prinzip der des Sattels. Der ist geringfügig breiter – üblich wären 4,3 cm – was auch mit dem etwas größeren Halsumfang einhergeht. Die Saiten bleiben jedenfalls auch bei harten Anschlägen mit dem Plektrum sicher in den Kerben. 18 Medium-Bünde aus Neusilber, korrekt abgerichtet und sauber poliert, haben sich auf dem Griffbrett niedergelassen und treten auch an den Kanten nicht aus. Da sich der Hals-Korpusübergang am 12. Bund befindet, was übrigens typisch für die alten Parlor-Gitarren ist, hätten zusätzliche Bünde keinen praktischen Nutzen. Die wären nämlich schon im Bereich der Decke, zumal das Modell authentisch auch ohne Cutaway daherkommt. Single-Lines können deshalb in der ca. 10. Lage nur noch mit Mühe gespielt werden und auch der Halsfuß dürfte Ausflügen in noch höhere Lagen weitere Grenzen setzen. Die Perlmutt-Punkteinlagen auf dem Griffbrett sehen nicht nur gut aus, sondern sorgen auch für eine gute Orientierung beim Lagenwechsel. Auf der cremefarbenen Griffbretteinbindung setzen sich entsprechende Bundmarkierer in Gestalt schwarzer Punkteinlagen kontrastreich ab.
Kopfplatte
Die gefensterte Kopfplatte im Klassik-Look gibt sich betont konservativ und wurde nur leicht angewinkelt angesetzt. Drei offenen Mechaniken sind an jeder Seite auf einer einteiligen Klassik-Grundplatte verschraubt. Bis ca. 1950 wurden übrigens alle Stahlsaitengitarren mit offenen Mechaniken ausgerüstet und Gitarren mit gefensterter Kopfplatte wurden auch später nicht mit geschlossenen Mechaniken bestückt. Schon deshalb kommt unsere Parlor optisch authentisch rüber. Offene Mechaniken sind nicht schlechter, sollten aber gelegentlich vom Schmutz befreit und regelmäßig mit Schmierfett eingeölt werden. Die griffigen Stimmflügel machen einen ordentlichen Job. 15 Umdrehungen eines Flügels braucht die Mechanik für eine 360-Grad-Reise um die eigene Achse. Die Oberfläche ist mit einem Furnier aus Palisander verblendet und dunkelrotbraun gebeizt. Die oben abgerundete Kopfplatte bietet auch noch Raum für das Framus-Logo an der Oberseite.