Brillant, scharf, perkussiv – die FM-Synthese reizt mit Klängen und Parametern, die man bei analogen Synthesizern nicht bekommt. Aber seit dem Yamaha DX7 und den 80ern hat sich viel getan! Plugins mit FM-Synthese bieten soviel mehr als Bässe, Glöckchen und E-Pianos, und klingen auch nicht zwingend nach Retro – also: zurück in die Zukunft!
Nach der Ära des Yamaha DX7 ist es um die klassische FM-Synthese längere Zeit still geworden. Nun locken neue, spannende FM-Hardware-Konzepte. Wegen der kniffligen Soundprogrammierung fühlen sich FM-Synthesizer auf Studiorechnern mit großem Bildschirmen besonders wohl. Aber Vorsicht: Es wimmelt nur so vor potenziellen Kandidaten – FM scheint quasi überall mitzumischen.
Eine simple FM-Synthese, bei der sich zwei Audiosignale frequenzmodulieren, findet sich bei vielen Synthesizern – so etwa die Filter-FM. Auch alte Bekannte, wie Synapse Audio Dune 3, Tone2 Nemesis 2 oder Vengeance-Sound VPS Avenger, die Syntheseformen vereinen oder u-he Bazille als Modular-Synth tauchen bei der Suche auf. Auch einige DAWs bringen brauchbaren FM-Synths mit, beispielsweise Operator (Ableton Live Suite) oder Retro Synth und EFM1 (Apple Logic Pro X).
Freeware ist in unserer Platzierung außen vor, obwohl der „Dexed“ von Digital Suburban eine gute Referenz in Sachen klassischer FM-Synthese darstellt. In dieser Übersicht konzentrieren wir uns also auf hochwertige, kommerzielle Produkte, die meist auf klassischer FM-Synthese mit sechs Operatoren basieren und doch mit so einigen Raffinessen begeistern.
Die Kandidaten auf einen Blick
Hard- und Software vereint: Korg opsix native
Parallel zum Hardware-Synthesizer gibt es den Korg opsix native. Dieses Plugin bietet eine erweiterte FM-Synthese mit sechs Operatoren, einem Motion Sequenzer, der praktisch zur Automation von Klang- und Effektparametern verwendet werden kann, sowie einem sechsfach polyfonen Step-Sequencer.
Für dich ausgesucht
Den flexiblen modernen Sound des opsix native prägen die internen Effekte, die klanglich auf hohem Niveau liegen. Nach der Installation gibt es rund 350 Presets im Browser, zusätzliche Sounds bekommt ihr im Korg Shop. Der reguläre Preis für den Korg opsix native ist eher happig, Besitzer eines Hardware-Opsix können sich die Software aber für rund 50 US-Dollar kaufen – insgesamt ein starkes Paket.
Preis: 199 USD
Sympathisches FM-Monster: Tracktion F.’em
Der Tracktion F.’em besticht zunächst durch vier Layer inklusive vier Effektslots. Anstelle von festen Algorithmen lassen sich die insgesamt elf Operatoren untereinander frei verknüpfen. Außerdem kann man dabei auch Sample-Oszillatroren einbringen. Bei der Klangformung packt ein Dual-Multimode-Filter zu, jeweils zwei klassische LFOs und Hüllkurven für jeden Operator und zwei spezielle Flow-LFOs mit freier Wellenformen gibt es zudem.
Für das rhythmische Sounddesign bieten sich die tempo-synchronisierbaren und loopbaren Hülkurven an, die Modulationsmöglichkeiten sind quasi endlos. Die Qualität der mitgelieferten Library hinterlässt einen ambivalenten Eindruck, denn nicht alle Presets sind so hochwertig, wie man es erwartet. Trotzdem kann man bedenkenlos zuschlagen, denn der Tracktion F.’em bringt ein hohes Klangforschungspotenzial zum durchaus angemessen Preis mit.
Preis: 179 USD
Großes Kino mit alternativem Design: Sugar Bytes Aparillo
Der Aparillo Sugar Bytes stellt konzeptionell, klanglich und sogar auch visuell eine Ausnahme unter den aktuellen FM-Synths dar. Er bietet nur drei FM-Algorithmen, erzeugt aber tiefschichtige Klänge für cineastische Musik. Durch Formant Shifting oder Wavefolding entsteht der Basisklang, der mit einer üppigen Effeksektion zum Schweben gebracht wird.
Der Clou von Sugar bytes Aparillo ist der „Orbiter“. Er ermöglicht das Sound-Morphing und bietet sich wegen des Arpeggiators auch zum ungewöhnlichen Editieren von Klängen an. Mehr noch: Die extravagante grafische Oberfläche ist ein Blickfang. Für Liebhaber atmosphärischer Klangstrukturen ist der Aparillo mit seinen 500 charismatischen Presets definitiv ein Tipp, zumal er nicht besonders viel kostet.
Preis: 99,- EUR
Modernes Abbild einer Legende: Arturia DX7 V
Der Arturia DX7 V macht seinem Namen alle Ehre. Schon auf den ersten Blick erkennt man die ansprechende Emulation des Klassikers Yamaha DX7, die bis ins Detail entwickelt wurde. Natürlich lassen sich originale DX7 Voices, die sich im Netz en masse finden, auch direkt importieren.
Wie bei anderen Synths der Arturia V-Collection bleibt es aber nicht bei einer detailgetreuen Nachbildung. Der Arturia DX7 V integriert noch einen Step-Sequencer und einen Arpeggiator, zwei LFOs sowie vier Effekt-Slots. Für DX7-Fans ist er sicherlich seinen Preis wert, am besten erwirbt man den Arturia DX7 V als Bestandteil der großartigen Arturia V-Collection.
Preis: 149 EUR
Hommage an Ur-FM: Xils-Lab KaoX
Ein frühes Exemplar aus Yamahas Synthesizer-Chronik bringt die französische Software-Schmiede Xils-Lab in die DAW. Der KaoX orientiert sich stark am seltenen 88-Tasten-Synthesizer Yamaha GS-1, der 1980 erscheint und bis zur Einführung des DX7 eher wenig gebaut worden ist. Er beherbergt zwei FM-Synths mit jeweils vier Operatoren, die sich auch layern und splitten lassen.
Für noch mehr Abwechslung sorgen die einfachen, analogen Oszillatoren und die Vintage-Effekte. Sogar ein Vier-Spur-Sequencer enthält der KaoX. Sein Preis ist stolz, die Inspiration eigene Sounds zu entwickeln, eher niedrig. Aber: Der Xils-Lab KaoX versprüht viel Retro-Charme und passt auch zu Produzenten von Lo-Fi-Musik, die von perfekt-unperfekten FM-Sounds leben.
Preis: 179 EUR
Der Altmeister aus Berlin: Native Instruments FM8
Es gibt ihn immer noch: Der Native Instruments FM8 war viele Jahre lang der Standard für FM-Klänge in der DAW. Er liest Klangdaten der FX-Synthesizer und protzt mit einer umfangreichen Synthese-Architektur. Eher bescheiden ist dagegen das Effektaufgebot.
Inzwischen gibt es mit Korg opsix native oder Tracktion F.’em starke Konkurrenten. Die Bedienung des FM8 läuft schon allein wegen der kleinen Darstellung auf dem Bildschirm zäh, dafür hat er sehr viele kommerzielle Presets mit im Gepäck. Letzten Endes holt man sich den Native Instruments FM8 wegen seiner rund 150 Euro heute besser als Bestandteil von NI Komplete, sofern man ihn noch nicht im Plugin-Ordner hat.
Preis: 149 EUR
Fazit
Es ist eigentlich ziemlich leicht, sich einen FM-Synthesizer zuzulegen. Wenn es eine DX7-Emulation sein darf, genügt bereits die Freeware Dexed. Mehr Komfort und Sound bietet der Arturia DX7 V. Für aktuelle Sounds empfehlen sich Korg opsix native oder Tracktion F.’em. Speziellere Klangwünsche erfüllen Xils-Lab KaoX oder Sugar Bytes Aparillo. Da es für alle Synthesizer eine Demo-Version gibt, bleibt der Kaufentschluss am Ende risikofrei – viel Spaß mit der FM-Synthese in aktuellen Plugins!
Klaus sagt:
#1 - 16.03.2023 um 15:00 Uhr
Ausserdem: Plogue ChipSynth OPS7 https://www.plogue.com/products/chipsynth-ops7.html