Eigentlich ‘ne coole Idee: Drei grundsätzlich ähnliche Plugin-Typen zusammenpacken und dafür sorgen, dass sie sich ästhetisch weitestgehend unterscheiden.
Das hat bei Kompressoren, Preamps und Filtern bereits geklappt und wird so bei den Delays sicherlich auch funktionieren – die alten Electro Harmonix und Roland kennt nun auch fast jeder. Kleine Ausnahme: Für den „Digital Flavour“ hat Arturia kurzerhand was Eigenes zusammengewürfelt. Na dann, schauen wir mal!
Details
Delay-Geschichte als Bundle
Das Arturia „3 Delays You’ll Actually Use“ Bundle umfasst drei einzeln erhältliche Software-Delays für die Plugin-Formate VST2/3, AU und AAXnative. Die Modelle basieren auf TAE-Schaltungsemulation und sollten so ordentlich Farbe bringen, sie heißen TAPE-201, MEMORY-BRIGADE und Eternity. Bereits im Namen wird klar, wohin die Reise geht. Einzeln sind sie für je 69 Euro erhältlich, das Bundle hingegen kostet aktuell 99 Euro – ein echter Schnapper sozusagen.
1. EHX Memory Man
Memory-Brigade nennt sich die Simulation des legendären analogen Delays Memory Man von Electro Harmonix. Der „Erinnerungs-Man“ ist ein klassischer Bodentreter basierend auf einer Eimerketten-Schaltung, die im Englischen Bucket-Brigade genannt wird. Das Delay verfügt außerdem über ein Chorus und ein Vibrato. Arturia hat uns außerdem den Deluxe und den 1100 emuliert, ein kleiner Umschalter verlängert entsprechend die maximale Zeit. Die alte Technik überzeugt mit charmanten warmen bis muffigen Sound.
2. Roland Space Echo
Das Tape-201 simuliert das edle und vor allem teurere Roland Space Echo RE-201. Das ist ein Bandecho mit Reverb, wenn nicht sogar DAS Tape-Delay schlechthin. Mittlerweile ist es natürlich richtig teuer und nur noch gebraucht zu erstehen. Der Mode-Selektor des RE-201 ist übrigens der Grund, warum die Techno-Band Modeselektor so heißt, wie sie heißt.
Auch das Space Echo hat weitere Funktionen am Start: Input-Equalizer, LFO, ein Motion-Inverter, Flutter und Noise.
3. No Name
Eternity, zu Deutsch Ewigkeit, ist kein französisches Eau de Toilette und auch keine Kopie von etwas Bestehendem, sondern die Delay-Eigenkreation von Arturia. Konträr zu den beiden Vintage-Kisten verfolgt man hier einen modernen und gänzlich „digitalen“ Ansatz, inklusive Bit-Crusher.
Im Prinzip vereint Eternity zwei Delays in einem. Und die könnten wie folgt verschaltet werden: Single, Ping-Pong, Pan, Dual und Dual-Serial. Neben diese durchaus selbsterklärenden Modes gibt es zusätzliche Modulations-Optionen in Form zweier LFOs und eines Envelope-Follower.
Einen Input-EQ, unterschiedliche Filter sowie verschiedene Time-Modes gibt es obendrauf – sozusagen als Bonbon. Die unterschiedliche Time-Modes beeinflussen dabei maßgeblich das Verhalten, wenn man an dem Zeitparameter herumschraubt, um Artefakte zu erzeugen. Es gibt Fade, Digital und Re-Pitch.
Eine schicke Preset-Sammlung inklusive einheitlichem Browser und eine skalierbare Grafikoberfläche für Retina und 4K-Displays kommen bei allen Dreien hinzu. M/S-Modes gibt es auch.
Sound
Alle drei Units klingen tatsächlich anders. Vor allem was die Artefakte betrifft, sollte man an den Delay-Zeiten rumkurbeln und diese kreativ nutzen. Insofern haben die Plugins nebeneinander und das Bundle insbesondere absolute Daseinsberechtigung. Die Überraschung für mich ist, dass besonders Arturias Eigenkreation überzeugt. Eternity bietet mit seinen unterschiedlichen Modes und Optionen tatsächlich das größte Kreativpotential. Es ist dabei gut zugänglich und beispielsweise nicht so „verkopft“ wie u-he Colour Copy.
Bei den anderen beiden hört man, vor allem isoliert betrachtet, den „gereiften Charakter“ tatsächlich heraus – allerdings gehört ein Delay, für sich genommen und für mich, nicht unbedingt zu der Art Geräten, die einen besonderen, übergreifenden Einfluss auf den Mix haben. Insofern sollte man vor allem das intuitive GUI und die abgewandelte Verknüpfung der Parameter als Zugewinn betrachten. Memory Man und Space Echo haben sich ja zunächst wegen ihrer guten Bedienbarkeit durchgesetzt und erst später hat man sie für den Sound abgefeiert. 1980 hat man ja noch nicht so von Vintage-Sound gesprochen.
Interessant fand ich, dass Arturia für jede Unit einen anderen Default-Sound gewählt hat und den möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Plugin auf und los sozusagen.
Fazit
Das Arturia „3 Delays You’ll Actually Use“ Bundle ist ein schönes Paket für kreative Delay-Effekt. Insbesondere das Eternity überzeugt durch seine plakativen Effekte, die teils drastische Klangverbiegungen mit sich bringen. Alle drei sind dabei einwandfrei zu bedienen und liefern unterschiedliche Charakteristiken. Tape-201 ist außerdem ein simples Reverb, Memory-Brigade auch Chorus und Vibrato, und Eternity bringt einen Bit-Crusher mit. Bei dem aktuell günstigen – und wahrscheinlich auch dauerhaft günstig bleibenden – Bundle-Preis kann man somit getrost zugreifen.
Pro- günstiger Bundle-Preis
- unkomplizierte Bedienung
- viel Kreativ-Potential (Eternity)
- Charakter-Sound (Memory-Man und Space Echo)
- kein Contra
- Delay Plugin Bundle inklusive Memory-Brigade, Tape-201 und „Eternity“
- Tape-201 simuliert das Roland Space Echo RE-201
- Memory-Brigade simuliert den EHX Memory Man
- Eternity ist eine Eigenentwicklung von Arturia
- skalierbare Grafikoberfläche für Retina/4k-Displays
- Preset-Sammlung inkl. einheitlichem Browser
- unterstützte Formate: VST2 / VST3 / AU / AAXnative
- Systemvoraussetzungen: ab Win7 (64 Bit), ab Mac OSX 10.11, 2,5 GHz CPU, 4 GB RAM, OpenGL 2.0 kompatible GPU, Internetverbindung
- EUR 99,- (Einführungsangebot September 2019)
- günstiger Bundle-Preis
- unkomplizierte Bedienung
- viel Kreativ-Potential (Eternity)
- Charakter-Sound (Memory-Man und Space Echo)
- zusätzliche Effekte wie Chorus, Reverb und Bit-Crusher
- kein Contra