Die kanadische Firma Sonic Farm ist besonders im Studiobereich für ihre hochpreisigen Röhren-Mikrofonvorverstärker bekannt. Daher liegt der Gedanke auf der Hand, das Portfolio, um eine Röhren-DI-Box zu erweitern. Mit der 2DI4 MKII präsentiert Sonic Farm eine massive DI-Box mit schicker Retro-Optik. Das Produktdesign verbindet dabei klassische Stilelemente mit neuster Technik und interessanten Klangoptionen. Neben einer linearen Übertragung kann die verbaute Röhre je nach Pegel auch subtile Verzerrungen bereitstellen.Darüber hinaus lässt sich das Eingangssignal bei Bedarf mit schaltbaren Hi- und Lo-Filtern andicken.
Nicht wirklich Vintage, dennoch sinnvoll sind die zusätzlichen beiden Miniklinkenbuchsen. Mit deren Hilfe lassen sich ein Zuspielersignal einspeisen und ein Kopfhörer anschließen. Eine unkomplizierte Möglichkeit mit seinem Bass, Keyboard oder Gitarre lautlos eine Probestunde einzulegen.
Durch ihr massives Stahlgehäuse und den verbauten Ringkerntrafo ist die 2DI4 MKII mit ihren 1,5 Kilogramm weder kompakt noch leicht. Der bondeo-Test wird zeigen, ob die Kanada-Klangkiste sich auch klanglich als ein Schwergewicht erweist. Eines ist klar: Mit einem Preis von über 800 Euro darf der Anwender sowohl eine entsprechende Hardware als auch einen erstklassigen Klang erwarten, der sich nicht wie zäher Ahornsirup aus den Boxen quält.
Verpackung und Lieferumfang
Für den weiten Weg von Vancouver bis in unsere heimischen Gefilde ist die 2DI4 MKII entsprechend verpackt. Die Anreise erfolgt im Karton, die DI-Box selbst ist in einer Schaumstofffolie eingewickelt und wird von extra dicken Schaumstoff-Inlays beschützt. Damit dürfte der Kandidat auch gröbere Misshandlungen auf dem Transportweg klaglos überstehen.
Für dich ausgesucht
Mit im Gepäck reist eine sehr ausführliche und liebevoll gestaltete Bedienungsanleitung. Das gefällt mir sehr! Es zeigt, dass Sonic Farm hier ein überzeugendes Gesamtbild hinterlassen möchte. Ebenfalls mit im Karton ist ein Kaltgerätekabel mit flexibler Zuleitung und ordentlichem Leitungsquerschnitt, sogenannte „Laborqualität“. Zu guter Letzt notiere ich noch einen beidseitig bedruckten Flyer, der auf weitere Gerätschaften im Sonic-Farm-Portfolio aufmerksam macht.
Das Gehäuse
Im klassischem Lunchbox-Design angelegt, kommt die 2DI4 MKII mit einem angesagtem Retro-Design daher. Das Gehäuse besteht aus Stahlblech, das professionell mit rotem Lack überzogen ist. Auf der Oberseite befindet sich ein Marshall-ähnlicher Tragegriff, der optimal zum Design passt. Damit die Bauteile stets einen kühlen Kopf bewahren, befinden sich auf der Oberseite reichlich Lüftungsöffnungen. Auf der Unterseite sind vier große Gummifüße angebracht. Diese sind zudem flexibel, was die Übertragung von Vibration und damit eine Übertragung auf die Bauteile minimiert.
Auf großen Bühnen und bei entsprechend dimensionierten PAs kann die Bühne durchaus mal mitschwingen. Der 2DI4 MKII macht das nichts aus, dank der Gummifüße wird die Box entkoppelt und verrutscht zudem nicht. Dass die Entwickler über Praxiserfahrung verfügen, sieht man zudem am Gehäuse-Layout. Die Bedienelemente der Vorder- und Rückseite sind passiv durch die überstehenden Gehäusekanten geschützt. Gerade im hektischen Live-Betrieb eine gute Sache.
Vorderseite
Der Signalfluss ist logisch strukturiert und geht von links nach rechts. Das bedeutet, links ist der Instrumenteneingang im bekannten Klinkenbuchsenformat und ganz rechts befindet sich ein Pegelsteller samt stilechter Chickenhead-Poti-Kappe für den Ausgangspegel des rückseitigen XLR-Ausgangs. Zwischen diesen beiden Positionen befindet sich noch eine Reihe an Optionen, auf die ich als Nächstes eingehen möchte. Der Instrumenteneingang verfügt über eine hohe Eingangsimpedanz, was gerade schwächlichen Passiv-Pickups oder Piezo-Tonabnehmern eine gute Wiedergabe des Höhenbereichs ermöglichen soll.
Trioden/Pentoden-Umschaltung
Die nächste Funktion ist eine Trioden/Pentoden-Umschaltung der verbauten EF86-Röhre. In der Pentoden-Einstellung verfügt die Schaltung über circa neun dB mehr Ausgangspegel und einen anderen Klangcharakter. Die Umschaltung erfolgt im Übrigen alles anderes als lautlos. Hilfe verspricht der rechte Dreifach-Schalter, der als Dämpfungs- beziehungsweise Mute-Schalter werkelt. In der 0-dB-Stellung bleibt das Signal unangetastet. In der Mittenstellung wird der Pegel um -12 dB abgesenkt, während die dritte Stellung den Ausgang komplett stummschaltet. Möchte man die Trioden/Pentoden-Umschaltung ausprobieren, empfiehlt es sich, bei der Umschaltung stets kurz den Ausgang zu muten.
Neben der Röhren-Umschaltung befindet sich eine zweifarbige LED. „Grün“ zeigt ein anliegendes Signal an, „Rot“ dass das Signal clippt und eventuell abgeschwächt werden sollte. Das lässt sich über den Schalter mit der Bezeichnung „Gain“ bewerkstelligen. Der Dreifachschalter bietet die Auswahl zwischen „Low, Mid, High“ mit nicht näher bezifferten Verstärkungswerten.
Ein Kern-Feature der 2DI4 MKII sind die schaltbaren Hi- & Lo-Boost-Filter, die bei Bedarf das Signal in den Bässen und Höhen etwas andicken. Vier Boost-Frequenzen lassen sich über die beiden Dreifachschalter aktivieren. Für den Lo-Boost sind es 300 oder 500 Hz, während der Hi-Boost wahlweise bei 2000 oder 4000 Hz zuschlägt. Damit nicht genug. Über zwei versenkte Trimm-Potis lässt der Filter-Hub einstellen. Voll aufgedreht werden die Boost-Frequenzen mit 4,5 dB in der Trioden-Einstellung und mit 9 dB in der Pentoden-Einstellung angehoben. Für die Klangbeispiele habe ich die Trimm-Potis voll aufgedreht.
Last but not least notiere ich einen Aux-Eingang und einen Kopfhörerausgang im Miniklinkenformat. Diese erlauben zu Backing Tracks zu üben und lautlos über Kopfhörer abzuhören. Die Lautstärke lässt sich allerdings nur gesamt über besagtes Chickenhead-Poti regeln, was dem Anwender etwas Kreativität bei der Gain-Struktur abverlangt.
Rückseite
Auch hier lassen sich die Kanadier nicht lumpen. Neben dem obligatorischen Netzschalter samt Kaltgerätebuchse notiere ich eine 115/230-Volt-Umschaltung. Wer weltweit auf Tour ist, der dürfte diese Umschaltung begrüßen. Viele Geräte verwenden universelle Schaltnetzteile, die sich automatisch der anliegenden Stromversorgung anpassen. Sonic Farm geht in diesem Punkt einen anderen Weg. Was genau die Kanadier als Netzteil verbaut haben, werden wir später noch genauer betrachten.
High-End-Gerät
Wie es sich für ein High-End-Gerät ziemt, so stellt die 2DI4 MKII gleich eine Reihe an Ausgängen bereit. Zum einen den klassischen Thru-Ausgang via Klinkenbuchse. Dieser wird verwendet, wenn man das Signal parallel zum Recording- oder Live-Signal auch noch in einen Gitarren- oder Bassverstärker durchschleifen möchte. Darüber befindet sich der klassische DI-Box-Ausgang im XLR-Format (symmetrisch). Daneben befindet sich noch ein zweiter XLR-Ausgang mit Line-Pegel. Hier lässt sich das Signal abgreifen, um es beispielsweise an eine Endstufe weiterzuleiten. Ein weiterer unsymmetrischer Ausgang im Klinkenbuchsenformat komplettiert die Ausstattung der Rückseite.
Ups … fast vergessen: Der obligatorische Ground Lift (schaltbar) darf natürlich auch nicht fehlen. Mit diesem Schalter lässt sich die Pin-1-Verbindung (Masse) der XLR-Signalführung unterbrechen, was ein patentes Mittel gegen etwaige Brummschleifen ist.
Unter der Motorhaube
Die Produkte von Sonic Farm rühmen sich für einen warmen und gleichzeitig transparenten Klang. Das soll durch hochwertige Schaltungen, clevere Layouts und beste Bauteile umgesetzt werden. Dreh- und Angelpunkt der 2DI4 ist die verbaute EF86 Röhre des russischen Herstellers Svetlana. Richtig eingesetzt, soll diese Röhre einen klaren Sound mit präziser Abbildung mitbringen. Dabei kann der Anwender durch die jeweilige Signalstärke den Klang der DI-Box beeinflussen.
Blinkt die Clip-LED auf der Vorderseite der 2DI4 bei lauten Stellen „rot“ auf, dann ist das Signal bereits mit über einem Prozent harmonischen Verzerrungen angereichert. Diese moderate Klangfärbung dürfte gerade bei Bass-Signalen klanglich eine beliebte Option darstellen. Fährt man geringere Pegel, sodass die Signal-LED stets „grün“ bleibt, dann treten deutlich weniger Verzerrungen auf und die DI-Box arbeitet nahezu linear. Für die optimale Pegelanpassung dient der Gain-Schalter auf der Vorderseite. Manche modernen E-Bässe verfügen über aktive Pickups, die schon von Haus aus extrem hohe Pegel ausspucken können. Für diese Power-Pegel sollte man die Low-Gain-Schalterstellung der 2DI4 wählen.
Das Netzteil
Während nicht weniger Hersteller aus Gründen der Kompatibilität und einer Gewichtserleichterung vermehrt auf Weitbereichs-Schaltnetzteile setzen, wählen die Kanadier die klassische Route und verbauen lieber ein herkömmliches Netzteil mit einem erstaunlich großen Ringkerntrafo. Ein Trafo-Netzteil bietet zugleich Vor- und Nachteile. Während sich ein modernes Schaltnetzteil in der Regel automatisch der örtlichen Netzversorgung anpasst, muss der Anwender bei einem Trafo-Netzteil über einen Schieberegler die richtige Einstellung wählen.
Dafür erzeugen Trafo-Netzteile eine saubere Sinusspannung, verursachen keine EMV-Störungen und sind zudem sehr unempfindlich gegen hochfrequente Einstreuungen. Ein Grund, warum Schaltnetzteile oftmals zusätzlich von weiteren Baugruppen abgeschirmt werden müssen. Somit ist die Wahl eines Trafo-Netzteils im Beispiel der 2DI4 durchaus nachvollziehbar und von der Theorie her auch mehr als logisch.
Sauberer Aufbau
Dem eigenen Anspruch verpflichtet, überzeugt die Verarbeitung der „Innereien“. Ein sauberer Aufbau, alle relevanten Baugruppen sind großzügig dimensioniert und gut befestigt. Zum Einsatz kommen ausschließlich professionelle Bauteile wie beispielsweise ein Cinemag-CM-DBX-Übertrager, der neben seinen klanglichen Vorzügen ein ziemlich teures Bauteil darstellt. In puncto Bauteile wird jedenfalls klar, dass sich Sonic Farm nicht lumpen lässt.