Mit dem Soldano SLO Mini reiht sich nun auch der kalifornische Amp-Hersteller in die Gilde der Minitop-Anbieter ein, von denen mittlerweile auch Versionen von Diezel, Friedman oder Bogner erhältlich sind. Vorlage ist diesmal der Super Lead Overdrive SLO-100, jenes legendäre Topteil, das Ende der 80er-Jahre für Furore sorgte und als Vorlage für viele Amps diente, unter anderem für den Peavey 5150 oder den Mesa Boogie Rectifier.
Bereits damals fand man diesen Amp im Fuhrpark von Guitar-Heroes aller Couleur, darunter Gary Moore, Mick Mars, Warren DeMartini, George Lynch, Mark Knopfler oder Steve Lukather und bald war klar, dass mit ihm ein vollkommen neuer und moderner Sound geboren war, der einen klanglichen Paradigmenwechsel einleitete. Zum Leidwesen vieler Soldano-Fans haben Boutique-Amps normalerweise auch einen höheren Ladenpreis, was bei dem mir zum Test vorliegenden Minitopteil erfreulicherweise nicht der Fall ist: Für knapp 300 Euro wechselt der kleine Bolide den Besitzer. Ob und wie authentisch er allerdings den großen Soldano-Sound einfangen kann, möchte ich hier ergründen.
Gehäuse/Optik
Der Super Lead Overdrive Mini Amp gesellt sich optisch zur Mini-Head-Serie bekannter Zeitgenossen wie dem Friedman BE-Mini oder dem Bogner Ecstasy Mini und kommt ebenfalls mit einem Gehäuse aus Holz, das mit schwarzem Tolex überzogen ist. Die Maße belaufen sich auf die schnuckelige Handtaschengröße von 245 x 120 x 130 mm (exkl. Gummifüße), und das Gewicht des Verstärker-Hobbits beträgt gerade einmal 1,68 kg. Damit passt unser Winzling locker in jeden Rucksack oder Umhängetasche und ist leicht transportierbar.
Die Front des Amps orientiert sich am großen Bruder, dem SLO-100, der ebenfalls ein schwarzes Metallgitter über der Verstärkereinheit trägt, auf dem das Firmenlogo prangt. Darunter zeigt sich das weiße Bedienfeld mit den sechs Soldano-typischen Potis mit weißen Knöpfen, zwei Miniswitches sowie einem On/Off-Schalter samt roter LED. Rechts außen ist der Eingang in Form einer 6,3 mm Klinkenbuchse solide am Gehäuse montiert. Rückseitig befinden sich die Anschlüsse für den Effektloop sowie zwei Speaker-Ausgänge, an die 8-16-Ohm-Lautsprecher angeschlossen werden können. Der Eingang für das im Lieferumfang enthaltene 24-V-Netzteil, das laut Herstellerangabe 2 A bereitstellen sollte, ist rechts untergebracht. Über den Anschlüssen ist eine Holzverkleidung mit vier Schrauben am Gehäuse befestigt, die am oberen Rand eine Ausfräsung besitzt, die in Ermangelung eines Griffs als Tragemöglichkeit dient. Da der Verstärker unter anderem auch als Desktop-Lösung und Recordingamp angedacht wurde, bietet die Unterseite vier Gummifüße als Rutschsicherheit und Kratzschutz.
Zum Lieferumfang gehört neben dem passenden Netzteil auch ein kleines Manual.
Bedienung
Der Soldano SLO Mini wurde als einkanaliges Minitopteil angelegt, dessen Endstufe mit Class-D Technik arbeitet und laut Herstellerangabe 30 Watt bietet.
Kommt der Original SLO-100 mit zwei Kanälen, drei Schalter und neun Potis, geht es beim kleinen Nachwuchs natürlich etwas spartanischer zur Sache.
Trotz der prinzipiell einkanaligen Konzeption lassen sich über den Kippschalter zwei Grundsounds abrufen, nämlich Crunch und Overdrive. Bot das Röhrenoriginal noch einen Clean-Kanal, den man auf Crunch switchen konnte, hat man sich hier eher auf die Zerrfraktion konzentriert, denn auch das Crunch-Setting liefert selbst in niedrigen Stellungen des Gain-Reglers einen satten Break-Up.
An Potis bietet das Minitopteil einen Master-Regler für die Gesamtlautstärke, Gain für den Verzerrgrad und die Röhrenamp-typische EQ-Sektion, bestehend aus Bass, Mid, Treble und Presence. Ein zusätzlicher Schalter wählt zwischen Normal und Deep, wobei letztere Option einen ordentlichen Schub in den Bässen und Tiefmitten bringt, ähnlich wie dies der Deep/Resonance-Regler an einem Röhrenamp tun würde. Für den Desktop-Einsatz, bei dem der Send mit einem Audiointerface verbunden werden kann, ist die Class-D Endstufe mit einer Schutzschaltung ausgestattet, die dafür sorgt, dass der Speaker-Out nicht mit einer Last, sprich einem Cabinet oder einer Loadbox verbunden werden muss.
Anmerkung:
Die Verwendung einer Loadbox über den Speaker-Out ist nicht vorgesehen, da der Output vermutlich massefrei ist und die Schutzschaltung den Amp stumm schaltet. Das Directrecording muss demnach über den Send erfolgen. Dies ist allerdings nicht weiter schlimm, da Class-D Endstufen ohnehin nicht den färbenden Einfluss einer Röhrenendstufe auf den Gesamtsound besitzen.
DDG sagt:
#1 - 02.06.2022 um 15:53 Uhr
"Für weit unter 300 Euro" Ladenpreis: 299,00 Euro Fand ich grad echt lustig als ich es gelesen hab
Michael Behm sagt:
#1.1 - 02.06.2022 um 16:20 Uhr
Hallo DDG, sorry, das ist uns durchgerutscht. Unser Autor nahm beim Schreiben an, dass der Amp etwas günstiger in den Handel kommen würde. Wir haben die Textpassage eben angepasst. Beste Grüße aus der Gitarrenredaktion Michael Behm
Antwort auf #1 von DDG
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChrissi sagt:
#1.2 - 06.06.2022 um 16:42 Uhr
Das Ding als Zerr/Preamp-Pedal ohne Endstufe und mit 9/12/18v laufend, für sagen wir 199€, wäre auch sehr cool.
Antwort auf #1 von DDG
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSebastian aus Berlin sagt:
#1.2.1 - 02.11.2022 um 15:55 Uhr
Gibt es jetzt! Hier den Testartikel, heute reingekommen: https://www.bonedo.de/artikel/soldano-slo-super-lead-overdrive-pedal-test/
Antwort auf #1.2 von Chrissi
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenEnno schweckendieck sagt:
#2 - 22.06.2022 um 10:01 Uhr
Moin, Amp soweit ganz okay, allerdings gibt er im im stereobetrieb mit meinem marshall dsl1 über eine 20 euro billige aby box ein sehr nerviges takten als penetrantes deutlich vernehmbares geräusch von sich. Liegt wohl am schaltnetzteil des soldano. Soldano allein angeschlossen ist ruhe. Nur mit einer radial big shot aby box funktionieren beide angeschlossen ohne probleme. Mit der kann man den soldano isolieren. Lg e.s.bremen
chr1stoph sagt:
#3 - 17.07.2022 um 18:41 Uhr
Ich hab das Tewil seit drei Wochen und bin begeistert. Endlich verstehe ich, warum der Soldano-Sound so gepriesen wird; aus den entspr. Software-Modelings meines Modelers hat sich mir das nie erschlossen. Die Abwesenheit eines Cleans finde ich nicht so problematisch, weil der Amp wirklich sehr gut auf das Volumen-Poti reagiert. Den Low Gain Channel auf 12 Uhr, bei der Strat das Volume auf 8, und schon hat man sehr brauchbares Nahezu-Clean und beim Aufdrehen schönen Rhythm Crunch. Das Einzige, was ich mosern würde, ist, dass der Lautstärkeregler am Amp sehr plötzlich von "stumm" auf "fast schon zu laut fürs Wohnzimmer" springt. Auf 9 Uhr ist der Kollege schon ziemlich laut, deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass er DOCH auch Proberaum- und Gigfähig ist. Ich finde den Mini ein Wahnsinnsteil - anschalten, reinhauen, Grinsen für den Rest des Tages.