Das Testgerät Successor ist ein neuer Bus-Kompressor von Heritage Audio. Der Hersteller aus Spanien hat sich einen Namen mit analogen Prozessoren gemacht, die an klassische Neves angelehnt sind.
Das versucht auch niemand zu verbergen – immerhin ähnelt das stilisierte „H“ im Heritage-Logo dem Neve-„N“. Mittlerweile ist das Arsenal an Produkten beachtlich. Dennoch blieb ein großer Wunsch vieler Tontechniker und Producer, ein Stereo 19“-Diodenbrücken-Kompressor: Das ist der Heritage Successor.
Details
Diodenbrücke als Herzstück
Anders als beispielsweise VCA-Kompressoren beruht der Heritage wie sein offensichtliches Vorbild Neve 2254/33609 auf einer eher selten verwendeten Art der Pegelregelung: Bei Diodenbrücken-Schaltungstopologie (Class A oder AB) werden vier penibel gematchte Dioden als Regelglied eingesetzt. Bekannte Eigenschaften sind bisweilen hohe Verzerrungsanteile, allerdings hauptsächlich als K3, somit sehr „warm“ wirkend. Diodenbrücken sind recht schnell, aber gelten auch als eher rauschanfällig.
Parameter bekannt
Die Parameter, in denen sich die Schaltung niederschlägt, sind identisch mit den klassischen. Also gibt es Threshold, Ratio, Attack- und Releasezeiten sowie ein Make-Up. In beschriebener Reihenfolge sind sie von links nach rechts auf der Frontplatte zu finden, zwischen Release und Make-Up mogelt sich aber noch die Auswahl verschiedener Sidechainfilter.
Das Kompressionsverhältnis ist von sanften 1,5:1 bis zu hart limitierenden 20:1 einstellbar. Mit 50 Mikrosekunden ist die minimale Attackzeit reichlich schnell, 20 Millisekunden sind die am längsten dauernde Reaktion. Release liegt zwischen 25 und 400 Millisekunden, zudem gibt es zwei wählbare Automatikmodi unterschiedlicher Grundgeschwindigkeit. Dass man es nicht mit einem brutalen Klangformer, sondern einem ästhetischen „Sweetening“ und technisch sanft regelndem Verdichter zu tun hat, zeigt der Blick auf das mit 10 dB maximaler Verstärkung einstellbare Make-Up. Dry-Wet-Regelung kann mit einem Schalter aktiviert und einem Blend-Regler eingestellt werden.
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Stereo: Oxford-Mode
Kein durch Summierung erzeugtes Signal übernimmt die Regelungsvorgänge, sondern es ist schlichtweg das höherpeglige Signal der beiden Kanäle für die Dynamikänderungen verantwortlich („Oxford Mode“). Ein Dual-Mono-Modus ist natürlich nicht vorgesehen. In den Sidechainweg können drei verschiedene Hochpassfilter insertiert werden, darüber hinaus auch zwei Glockenfilter. Gewählt werden können sie per Schalter auf der Vorderseite. Zudem verfügt der Heritage Successor über die Möglichkeit, ein externes Sidechainsignal zuzuführen oder das dem Gerät zugeführte Signal mit externen Prozessoren zu verändern.
Nur Gain Reduction angezeigt
Ein Meter, das ausschließlich die Gain-Reduction anzeigt, eine Stellschraube für das Adjustment, Bypass und – trotz externem Netzteil – ein Powerschalter machen das Bedieninterface komplett.
Ein Blick ins Innere des Heritage Successor offenbart, dass vier Trannys zum Einsatz kommen (zwei von Carnhill), aber auch OP-Amps und SMD-Bauteile Verwendung finden. Im Servicefall in vielen Jahren gibt es durchaus angenehmere Patienten. Die Buchsen sind auf die Platine gelötet, aber bei klassischem Rackeinbau ist die mechanische Belastung ja sehr gering.