Diese klassischen Studio-Lautsprecher solltest Du kennen!
Es gibt in den Tonstudios dieser Welt ein paar Geräte, die sehr häufig anzutreffen sind oder waren. Dazu zählen beispielsweise Gitarrenamp-Mikrofone, Gesangsmikrofone, Mikrofonvorverstärker und Kompressoren. Aber auch einige Monitorlautsprecher haben sich den Ruf eines Studiostandards erarbeitet. Ich bin mir sicher: Viele dieser Klassiker kennt ihr – nicht immer unbedingt mit voller Bezeichnung, aber einige hat man zumindest schon gesehen!
Yamaha NS10
Denn Beginn dürfen gerne die vielleicht umstrittensten Geräte der Tontechnik machen: Yamahas NS10. Unverkennbar durch die weiße Membranfläche des Tieftöners (einem Designmerkmal, welches von Yamaha weitergeführt wird) gehören diese Zweiwege-Passivlautsprecher zu den beliebtesten Nahfeldabhören – und wohl auch zu den meistgehassten. Nein: Ein Statement für oder gegen diese Speaker wird es hier nicht geben. Die Gefahr ist zu groß, dass sich sowohl bei Pro- als auch bei Contra-Aussagen die jeweils andere Hälfte der Leserschaft für immer fluchend von uns abwendet. Nur so viel: Linear, ungefärbt und wirklich „schön“ klingend sind die NS10, die als NS10M in horizontaler Ausrichtung bekannter sind, nicht. „Wenn es auf den Zehnern gut klingt, klingt es überall.“ hört man oft. Ebenso kursieren viele Veränderungen – heute würde man sagen „Hacks“ – für die NS10. Hergestellt werden sie nicht mehr, wohl weil das Membranmaterial nicht mehr verfügbar war. Wohlgemerkt jenes für den Hochtöner, nicht das weiße für den auffälligen Tiefmitteltöner.
Die Avantone Pro CLA-10A sind moderne Clones der althergebrachten Yamahas – mit Aktivtechnik. Auch von Swissonic gibt es diesen Klassiker als Nachbau: NT10A.
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Auratone 5C
Wo wir gerade bei NS10 waren: Auratone 5C sind diese winzig kleinen Würfel mit Breitbandlautsprecher. Sie waren lange in Studios zu finden, um den Sound von „Omas Küchenradio“ nachzubilden. Weniger zum Mischen, mehr zum Gegencheck wurden sie benutzt. Und auch heute noch haben sie ihre Anhänger. Hier ist der Test der aktuellen Auratone Super Sound Cubes 5C.
LS3/5a und andere BBC-Monitore
Wer kennt Rogers, Harbeth, Spendor, Falcon, Linn, J C, KEF und Graham? Nein, das sind keine englischen Orangenkonfitürehersteller, sondern Hersteller von Monitoren, die ursprünglich für die BBC entwickelt wurden. Die Aufzählung ist sogar keineswegs vollständig. Aber besonders Harbeth, Spendor und KEF sind im HiFi-Bereich durchaus bekannt.
Der kleine LS3/5a ist der wohl bekannteste Regallautsprecher der Welt. Es gibt ihn von einer nahezu unüberschaubaren Zahl an Herstellern und in verschiedensten Varianten. Er gilt als hervorragende Lösung, um das so schwierige Balancing von Vocals zu Musik hinzubekommen. Im Vergleich mit heutigen Speakern gilt das Design aber als etwas bassarm und „wollig“ in den Tiefen, aber die Hersteller entwickeln weiter und optimieren das einfache, aber stimmige und gut zu tunende “System Schuhkarton” der durchweg passiven Speaker immer weiter. Beliebt in der Tontechnik sind das ProAc-Derivat sowie der Harbeth Monitor 30.
PMC MB3
Zu den heute bekanntesten und geschätztesten Abhörsystemen zählen zweifelsohne die großen PMCs. Sowohl Big Box („BB“) und Medium Box („MB“) sind außerordentlich kostspielig, besitzen jedoch ganz besonders gute Wiedergabeeigenschaften. Klarer Pluspunkt: Von flüsterleise bis PA-Pegel klingen sie für die meisten Ohren fast gleich.
Genelec 1031/1032
Ok, Genelec kennt wohl (hoffentlich) jeder. Die Finnen konnten sich schon vor Jahrzehnten das Vertrauen britischer Rundfunkanstalten und kurz darauf auch die Anerkennung von Tonstudios verdienen. 1031 und 1032 sind Zweiwegelautsprecher mit HF-Kalotten im symmetrischen Waveguide. Gerne als „kernig“ beschrieben, kann man sie als „die SM58 unter den Speakern“ bezeichnen. Genelecs 1031 und 1032 waren offensichtliche „Inspirationsquelle“ für eine Reihe anderer Hersteller.
Genelec 1032C im Test und im Shop bei Thomann.
JBL 4435
Zwei Fünfzehnzöller im riesigen Bassreflexgehäuse, dazu die (Entschuldigung, ist nun mal der Kosename:) Arschbacken-Hochtöner prägen die JBL 4435. Diese Speaker wurden meist wandbündig eingebaut.
JBL Control 1
Auch als kleine „Real World“-Gegenchecker gedacht waren die JBL Control 1. Die kleinen Dinger waren anders als viele andere Kleinlautsprecher der vergangenen Jahrzehnte erfolgreich darauf getrimmt, einen druckvoll wirkenden Bass zu erzeugen. Dafür gab es im wirklichen Tiefbassbereich schlichtweg nichts mehr. Eine hohe Verbreitung haben die immer noch erhältlichen JBL Control 1 in Cafés und Restaurants – dort jedoch üblicherweise in Zusammenarbeit mit dem passenden Subwoofer.
JBL Control 1 Pro im Thomann-Shop
Fostex Model 6301
Alles andere als High-End-Audio produziert der Fostex Model 6301 (Link zum Thomann-Shop). Und eine Augenweide ist er auch nicht. Seine Aufgabe ist jedoch, im absoluten Nahbereich eine akustische Kontrolle zu ermöglichen und wenig Platz in Anspruch zu nehmen. Und das klappt wirklich hervorragend. Der Mini-Monitor ist immer noch erhältlich – und das mittlerweile sogar mit Dante-Netzwerkanschluss!
Westlake TM1
Wer auf Bildern bekannter Tonstudios herumsucht, wird möglicherweise die charakteristischen horizontal ausgerichteten Hörner der Westlake TM1 erkennen. Diese Soffit-Mounted-Lautsprecher waren alles andere als billig und galten vielen als das Nonplusultra. Heute sind sie selten geworden – auch weil so riesige Speaker in Wandkonstruktionen kein preiswerter Spaß sind. Allerdings erfahren Hörner zumindest im HiFi eine Renaissance, vielleicht auch bald in der Tonstudiotechnik?
Bowers & Wilkins 800er
B&Ws Speaker der 800er-Serie sind auch Lautsprecher, an denen sich die Geister scheiden. Sie gelten vor allem im HiFi-Bereich als wichtiger Standard. So nutzen beispielsweise so gut wie alle japanischen Redaktionen zu Beurteilung die 802 in ihrer jeweils neuesten Ausgabe. Die aktuellen Versionen sind mit Diamanthochtönern ausgestattet, deren „Membran“ das Unternehmen in Antwerpen fertigen lässt. Bekannte B&W-Nutzer sind beispielsweise das Monoposto-Masteringstudio in Düsseldorf, das Abbey Road Institute sowie die Abbey Road Studios in London selbst. Nein, preiswert sind sie nicht: Die größte Version B&W 801 D4 schlägt mit 19000 Euro zu Buche – pro Stück. Für einen Speaker. Und dann hat man noch keine Verstärkung, denn die Lautsprecher arbeiten passiv.
Neumann KH120
Als Neumann verkündet hat, die Firma Klein + Hummel zu übernehmen, die in ihren letzten Jahren vor allem für ihre Monitore bekannt war, war das ein Paukenschlag. Ein Mikrofonhersteller wird nun auch zum Lautsprecherhersteller? Es wurde darüber vergessen, dass Neumann einst auch Mischpulte, Vinylschneidemaschinen und einiges mehr produziert hat. Die Weiterentwicklung der höchst durchdachten und sehr angesehenen Profimonitore zu den Neumann KH 120 (aber auch KH 80) ist so gut gelungen, dass man überall auf der Welt Speaker mit der kleinen, weißen Raute sehen kann.
Neumann KH120 im Test und als Affiliate-Link im Tomann-Shop
Tannoy 600A, System 15 etc.
„Koaxial“ lautet das Stichwort: Der ursprünglich britische Hersteller Tannoy hat die Hochtöner nicht nur einfach über dem Tiefmitteltöner platziert, sondern tatsächlich in ihm. Dort, wo sonst oft Staubschutzkappe oder Phase Plug sitzen, ist der Tweeter angebracht. Dies Konstruktion hilft, auch bei geringen Hörabständen eine scharfe Ortung zu ermöglichen und ein homogenes Klangbild abzuliefern. Tannoy wurde mittlerweile von Uli Behringers Music Group übernommen und produziert beispielsweise Tannoy Gold 5 und Tannoy Gold 7 in China.
Tannoy Gold 5 im Test und im Thomann-Shop
Tannoy Gold 7 im Test und im Thomann-Shop
Geithain
Eingefleischten Fans haben Lautsprecher aus Geithain. Dort wurden schon zu DDR-Zeiten hervorragende Speaker produziert, die ebenfalls mit Koaxsystemen arbeiten. In Radio, TV und klassischer Musikproduktion liebt man diese Schallwandler besonders.
Honorable Mentions
So eine Auflistung wie diese hier kann niemals vollständig sein – und auch nicht gerecht. Natürlich könnte man Urei 813C und 809, Dynamudio BM6A, Altec Lansing Model 14, Quested HQ210, Sony SRS-Z1 und viele weitere auflisten. Und sind neben PMC nicht auch neuere Genelec, Amphion, PSI und ATC schon als Klassiker zu bezeichnen?
SchallWall sagt:
#1 - 17.08.2022 um 18:06 Uhr
Nicht zu vergessen die ME Geithain RL900 die in vielen Fernseh- und Tonstudios der ARD zu finden sind. Es war ja nicht alles schlecht in der DDR 😉😋 Mittlerweile tun die Nachfolgegenerationen, RL 901, immer noch ihren alltäglichen Dienst im Broadcast-Sektor, und das seit mehr als 30 Jahren, und sind hoch geschätzt bei den Tonmeistern. Beste Grüße! 🖖
Nick Mavridis sagt:
#1.1 - 18.08.2022 um 10:21 Uhr
Hallo "SchallWall", oh ja, da stimme ich natürlich zu. Also sowohl was die Technik angeht (Stichwort "Gefell") als auch die Nennung der Speaker aus Geithain. Broadcast und Klassik, nicht zuletzt aufgrund des homogenen Schallfelds und der präzisen Ortbarkeit. Ich nehme den Kommentar dankend zum Anlass, Geithain mit etwas schlechtem Gewissen noch nachträglich mit einzuweben! Beste Grüße, Nick Mavridis
Antwort auf #1 von SchallWall
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