Die Schecter Sun Valley Super Shredder FR S ist eine klassische Superstrat, die Erinnerungen an die typischen Gitarrenmodelle der 80er-Jahre weckt. Seit Eddie Van Halen war dieser Gitarrentypus, der in der Regel mit einem Strat-ähnlichen Korpus, einem Humbucker in der Bridge-Position und einem Floyd-Rose-Tremolo aufwartete, gang und gäbe. Verschiedene Hersteller von Jackson über Charvel, ESP oder Ibanez prägten das Erscheinungsbild dieser Gattung, die jüngst durch die Friedman Cali, Suhr Standard Legacy und Ibanez RG-Serie wieder eine Renaissance erfuhr.
In Sachen Finishes und Features werden auch hier keine Kompromisse gemacht und so kommt unsere Testkandidatin ebenfalls mit den oben beschrieben Ingredienzien, zu denen sich noch ein Sustainiac-System und eine aktive Tonabnehmerbestückung gesellt. Trotz all der auserlesenen Zutaten wechselt die Sun Valley Super Shredder dank ihrer Produktion in Südkorea zu einem sehr freundlichen Kurs den Besitzer. Uns interessiert natürlich, ob uns das Modell eine Zeitreise in die kalifornischen 80er-Jahre ermöglichen kann, aber auch modernen Ansprüchen gerecht wird.
Korpus
Die Sun Valley Super Shredder FR S kommt entgegen der meisten 80s-Style-Superstratmodelle mit einem Korpus aus Mahagoni, der mit einem sehr attraktiven Red Reign-Finish versehen ist. Ohnehin ist die Farbauswahl der Serie recht breit und liefert neben klassischen Farben wie Schwarz und Weiß auch poppige Töne wie Birch Green, Riviera Blue, Green Reign und Blue Reign, ganz in der Tradition der Shredder-Dekade. Die Korpusform lehnt sich an den Strat-Typus an und weist die ergonomischen Rundungen des Fender-Klassikers auf, die sich bequem an den Körper des Spielers anschmiegen.
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Am Steg findet man ein für Schecter exklusiv gefertigtes Hot Rod Locking-Tremolo, bei dem es sich um ein Floyd Rose handelt, das versenkt und schwebend montiert ist. Damit bietet der Tremolohebel genug Spielraum, um nach oben und unten stimmstabil zu arbeiten. Die Finetuner empfinde ich in der Gängigkeit als etwas ruppig, aber funktional dennoch absolut einwandfrei. Der Tremoloarm wird gesteckt und kann mit einer Inbusschraube in seiner Leichtgängigkeit genauer angepasst werden. Am unteren Zargenrand wartet der Klinkeneingang, der mit einer schwarzen Kunststoffplatte am Korpus befestigt ist. Die ebenfalls schwarzen Gurtpins sind an den dafür üblichen Positionen verschraubt und halten das Leichtgewicht von 3,6 kg. Die Korpusrückseite zeigt sich ebenfalls im Red Reign-Finish und beheimatet das Tremolofach, in dem der Block mit drei Federn aufgehängt ist. Zwei Batteriefächer sowie eine schwarze Kunststoffplatte, die Zugang zur Elektrik gewährt, sind auch hier anzutreffen. Der Halsfuß und der untere Cutaway weisen eine elegante Verjüngung auf, sodass selbst hohe Lagen komfortabel zu erreichen sind.
Hals
Der Hals ist aus Ahorn gefertigt, das Griffbrett aus Ebenholz. Übrigens bieten das schwarze und das Birch Green-Modell auch eine Variation mit Ahorngriffbrett. Wenn eine Gitarre den Namenszusatz “Shredder” hat, dürfen natürlich 24 X-Jumbobünde und ein flaches C-Profil des Halses nicht fehlen. Nichtsdestotrotz empfinde ich die Halsstärke, die mit 20 mm am 1.Bund und 22 mm auf Höhe des 12. Bundes zu Buche schlägt, nicht als zu „slinky”, sondern extrem komfortabel, zumal die Werte dicker als z. B. bei Ibanez-Wizard-Hälsen ausfallen. Die matte Lackierung der Halsrückseite trägt zusätzlich zu einem sehr angenehmen Spielgefühl und tollem Grip bei. Die Mensur des Halses beträgt die gewohnten 648 mm bei einem relativ flachen Radius von 355 mm und einer Sattelbreite von schlanken 41,3 mm. Die Bundstäbe sind sauber eingearbeitet, halbwegs gut poliert und relativ gut abgerichtet, auch wenn zwei minimale Ausreißer in der Bundhöhe zu verzeichnen sind, die jedoch kaum ins Gewicht fallen. Zur Markierung der Bünde kommen weiße Dots am Griffbrettrand sowie Perlmuttimitate im Griffbrett zum Einsatz, wobei Letztere in Offsetanordnung platziert sind: Bis zum 12. Bund sind sie im oberen Griffbrettdrittel und wechseln jenseits des 12. Bundes zum unteren Drittel. Hinter dem 24. Bund befindet sich der Zugang zum Halsstab, der mithilfe des Metalstifts aus dem Lieferumfang bequem einstellbar ist. Der nahezu gerade gesetzte Hals lässt jedoch von meiner Seite keine Wünsche offen.
In Richtung Headstock verlaufen die Saiten über den Floyd Rose-typischen Locking Sattel durch einen Saitenniederhalter zu den sechs asymmetrisch angeordneten Tunern aus dem Hause Schecter, die ebenfalls in Schwarz gehalten sind und ihren Stimmjob zuverlässig und stabil verrichten. Übrigens ist das Red Reign-Finish auch auf der Kopfplatte aufgetragen.
Elektrik
Die Sun Valley Super Shredder FR S kommt mit zwei aktiven Tonabnehmern, die in ein mattschwarzes Schlagbrett montiert sind. Die Bridge-Position wird mit einem EMG Retro Active Hot 70 bedient, der sich in der Tradition der Spätsiebziger-Sounds von Van Halen oder ZZ Top begreift. Am Hals ist ein Sustainiac verbaut. Bei Letzterem handelt es sich einerseits um einen Tonabnehmer, aber auch um ein System, das in Kombination mit dem Steg-Humbucker für endloses Sustain sowohl bei Akkorden als auch Singlenotes sorgt. Allseits bekannt ist das Sustainer-System bereits seit einigen Jahrzehnten, wurde es doch von Gitarristen wie Steve Vai, Neal Schon oder Joe Satriani gerne eingesetzt. Und in jüngerer Zeit erfreut es sich wieder großer Beliebtheit. Durch die Verwendung des Sustainiac gibt es schaltungstechnisch einige Finessen, die man beachten muss. Grundsätzlich besitzt die Sun Valley einen klassischen 3-Wege-Pickup-Wahlschalter, der, falls der Sustainer deaktiviert ist, zwischen Bridge, Bridge (ungesplittet) +Neck und Neck schaltet. Zwei Mini-Kippschalter finden sich aus Spielersicht rechts neben dem Schlagbrett. Der rechte arbeitet als 2-Wege-Kippschalter und aktiviert in der unteren Position den Sustainiac, der linke ist ein Dreiwegschalter und bietet die Auswahl aus drei Sustain-Modi: In der unteren Position bleibt der Ton einfach stehen und die Saiten schwingen endlos weiter. In der oberen Position hingegen kippt der Sound in oktavierte Obertöne und wirkt fast wie ein Feedback. Die mittlere Position liefert eine Mischung aus diesen beiden Varianten. Ist das Sustainiac-System aktiv, arbeitet lediglich der Steg-Humbucker, der Dreiwegschalter ist funktionslos.
An Potis findet man einen Master-Volume- und Tonregler mit schwarzen Potiknöpfen aus Metall, die einen sehr guten Grip bieten.
Da sowohl der EMG-Pickup als auch der Sustainiac aktive Systeme sind, werden zwei 9-V-Batterien benötigt, die über die rückseitigen Batteriefächer ausgetauscht werden. Übrigens gilt hier das Gleiche wie bei allen aktiven Systemen: Sobald das Klinkenkabel eingesteckt ist, fließt Strom, d. h., zum Schonen der Batterie empfiehlt es sich, die Gitarre abzustöpseln.
Zum Lieferumfang gehören drei Inbusschlüssel, ein Metallstift zum Einstellen des Halsstabs sowie ein kleines Faltblatt, das die Funktionsweise des Pickupsystems erläutert. Das passende 1620 SGR-1C C-Shape Hardcase ist optional erhältlich.
TheDarkone sagt:
#1 - 23.07.2022 um 16:48 Uhr
Hiho Taugt das Floyd System von der Gitarre in Sachen stimmstabilitat ? Mfg Chris
Haiko (Bonedo) sagt:
#1.1 - 06.08.2022 um 14:35 Uhr
Hi Chris, bei mir hat es nach etwas Einspielzeit sehr gut die Stimmung gehalten. Lediglich die Finetuner habe ich als etwas ruppig in der Gängigkeit empfunden. Grüße, Haiko
Antwort auf #1 von TheDarkone
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