Spätestens mit seinem zweiten Album „The Secret Of Association“ aus dem Jahr 1985 etablierte sich der britische Sänger Paul Young endgültig als Superstar dieses Jahrzehnts. Wie schon auf seiner ersten Scheibe „No Parlez“ (1983) veredelte abermals Basslegende Pino Palladino Paul Youngs Songs mit seinen geschmackvollen Basslines. Pino war zu dieser Zeit noch relativ neu in der Szene und sein musikalischer Fingerabdruck auf diesen Platten und Songs wie „Come Back And Stay“, „Wherever I Lay My Hat“ etc. trug erheblich zu seiner erfolgreichen Sideman-Karriere bei. Sein damaliger Signature-Sound, den er mithilfe eines bundlosen Music Man Stingrays erzeugte, wurde zu einem festen Bestandteil der Charts der 1980er-Jahre. Auf „The Secret Of Association“ befindet sich unter anderem „I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“, welches sich aufgrund seiner prominenten mit Octaver gespielten Bassline zu einem echten Bassklassiker entwickelt hat.
„I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ – Originalvideo
Hier zunächst wie immer das Video zum Song:
„I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ – Rhythmik
Unterm Strich gibt es rhythmisch nichts Außergewöhnliches zu berichten: Die Basis der Bassbegleitung sind Achtelnoten, welche mit verschiedenen Sechzehntel-Variationen aufgelockert werden. Im Outro wechselt Pino dann auf ein durchgängiges Sechzehntel-Pattern, um noch einmal für Steigerung zu sorgen.
Weitaus interessanter ist jedoch, wie Pino seine Phrasen innerhalb des Taktes platziert. Im Vers belegt er hauptsächlich die Zählzeiten 1 und die 4, dazwischen ist jede Menge „Luft“. Im Chorus bietet sich das gleiche Bild, allerdings erweitert er die 1 bis auf die 2, was eine subtile, aber ungemein wirkungsvolle Steigerung bringt.
Für dich ausgesucht
Der Pre-Chorus dagegen bietet einen Kontrast zum Rest, denn hier dominiert Pino die erste Hälfte des Taktes und lässt dafür auf der 4 Luft. Allein mit der rhythmischen Platzierung teilt er so „I’m Gonna Tear Your Playhouse“ in seine unterschiedlichen Parts ein. Einfach genial!
„I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ – Tonmaterial
Der Song bewegt sich komplett in der Tonart G-Moll und Pino nutzt deren Töne G, A, Bb, C, D, Eb, F, um seine Bassline aufzubauen. Ab und an kommt mit der Blue Note Db ein Hauch Blues ins Spiel (s. erster Takt des Refrains). Allgemein ist die Bassline sehr melodisch und setzt einen wunderbaren Gegenpart zu Paul Youngs Gesang.
Sehr interessant ist das Outro, welches zwischen den Akkorden G-Moll und C-Moll wechselt. Pino spielt über G-Moll zunächst ein klassisches Arpeggio mit den Erweiterungen 7 (F), 9 (A) und 11 (C). Bei der Wiederholung entscheidet er sich für eine coole Akkord-Zerlegung, die man durchaus auch als generelle Übung für Akkorde adaptieren kann.
„I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ – Basssound
Das Dream-Team aus Pino Palladino, Music Man Stingray fretless und Boss OC-2 Octaver sind die drei entscheidenden Faktoren des Bassounds dieses 80er-Klassikers. Hinzu gesellen sich noch etwas Kompression und eventuell ein wenig Chorus. Ansonsten klingt der Bass relativ clean – ich tippe daher auf eine Mischung zwischen Amp und D.I.-Signal.
Falls man (wie ich) keinen Fretless Bass besitzt, kann man den Sound immerhin etwas imitieren, indem man den Bridge-Pickup featured. Eine Prise Chorus unterstützen diesen Effekt zusätzlich. Als Octaver muss es kein originaler Boss OC-2 sein, es lassen sich mit jedem anderen Modell ähnliche Ergebnisse erzielen.
„I’m Gonna Tear Your Playhouse Down“ – Transkription
Hier findest du die Noten und TABs sowie zwei von mir eingespielte Audiofiles zu “Playhouse”:
Viel Spaß bei diesem Trip in die 1980er-Jahre und bis zum nächsten Mal, dein Thomas Meinlschmidt