Dank der modernen Class-D-Technik ist es möglich, viel Leistung auf kleinem Raum zur Verfügung stellen zu können. Doch nicht immer braucht man das volle Brett mit mehreren Tausend Watt Verstärkerleistung. Es gibt neben massiven Subwoofer-Arrays und fetten Horntopteilen auch noch die Kleinbeschallung. Nicht wenige Boxen sind mit 500 Watt an vier Ohm bestens versorgt. Genau die Leistung, wie sie unsere Testendstufe the t.mix Quadro 500 DSP zur Verfügung stellt.
Das Ganze gleich viermal und aus nur einer Höheneinheit. Damit ist die Endstufe prädestiniert für kleinere Topteile, Infills/Outfills/Delay-Lines und lässt sich auch als Antrieb für Studiomonitore, Installationsboxen oder gar im Heimkino verwenden. Ausgestattet mit einem extrem günstigen Euro/Watt-Verhältnis und einem internen DSP (-Controller) geht die Quadro 500 DSP Endstufe auf die Bondeo-Teststrecke.
Details
Kompliment an die Design-Abteilung: Man sieht der Quadro 500 DSP ihren günstigen Preis nicht an. Im Gegenteil: Die fette, schwarze Frontplatte aus gebürstetem Aluminium sieht cool aus und vermittelt eine hohe Wertigkeit. Das gilt auch für das übrige Metallgehäuse der Endstufe, welches mit circa 45 cm allerdings recht tief ausfällt. Möchte man die Stecker und das Netzkabel gesteckt lassen, benötigt man ein 19-Zoll-Rack mit mindestens 50 cm Einbautiefe. Das sollte man beachten.
Ebenfalls Beachtung verdient der Netzschalter auf der Vorderseite. Dieser stiehlt mit seiner blauen Beleuchtung dem rechts daneben angesiedelten Display fast sie Show, könnte sich aber auch als Showstopper erweisen, da er recht weit aus dem Gehäuse herausragt und mit etwas Pech auf einer engen Bühne vielleicht unabsichtlich ausgelöst wird. Dafür wurde das 4 x 2cm große, beleuchtete Display versenkt angebracht.
Es wäre auch eine Schande, wenn dieses verkratzen würde, denn es dient als Tor zum On-Board-DSP der Endstufe. Das Display ist ungewöhnlich hell und kontrastreich, sodass es sich auch unter schlechten Bedingungen (z. B. Sonnenlicht) noch gut ablesen lässt.
Bedient wird die Endstufe durch einen einzelnen Push-Encoder, der sich rechts neben dem Display auf der Vorderseite befindet. Herkömmliche analoge Gain-Potis sucht man daher vergebens, was Kontrollfanatiker vielleicht mit Argwohn notieren. Wie sich das in der Praxis auswirkt, werde ich noch genauer überprüfen. Erst mal sehen, was die Rückseite zu bieten hat.
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Hinten
Auf der Rückseite des Quadro 500 DSP befindet sich nur das Notwendigste. Die Stromversorgung ist über eine Kaltgerätebuchse realisiert. Ein passendes Kaltgerätekabel stellt zusammen mit einer gedruckten Bedienungsanleitung den Lieferumfang dar.
Für die Signalaufnahme stehen vier XLR-Buchsen parat. Erstaunlich: Alle verbauten Armaturen stammen aus dem Hause Neutrik, was in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Das gilt auch für die vier Speakon-Ausgänge, die rechts neben den XLR-Eingängen platziert sind. Anstatt einer Sicherung wird bei der Quadro 500 DSP ein so genannter Breaker verwendet. Löst dieser aus, kann man versuchen durch einen Druck auf den Taster den Betrieb wiederaufzunehmen. Das ist jedenfalls einfacher, als auf einer dunklen Bühne zu versuchen, eine defekte Schmelzsicherung zu ersetzten.
Innen
Neben dem gut verarbeiteten Gehäuse kann die Endstufe auch mit inneren Werten aufwarten. Die verbauten Class-D-Module stellen je Kanal 500 Watt an vier Ohm (4 x 250 Watt/8 OHM) zur Verfügung. Ein Betrieb unterhalb der Nennimpedanz von 4 Ohm ist nicht zulässig, daher sollte man es vermeiden, mehr als zwei Boxen (mit je einer Impedanz von 8 Ohm) an einem Kanal zu betreiben. Es ist allerdings möglich, je zwei Kanäle zu brücken. Im Brückenbetrieb stellt die Quadro 500 DSP zweimal 1.000 Watt an 8 Ohm zur Verfügung.
Im Brückenbetrieb werden die Signale über die Speakon-Buchsen 1&3 (Kanal A&C) mit der Steckerbelegung 1+/2+ ausgespielt. Der Brückenbetrieb verlangt der Endstufe einiges ab, vor allem, wenn man sie am Limit betreibt. Ein durchdachtes Lüftungskonzept ist bei einer solchen Anwendung wichtig. Hier habe ich allerdings einige Zweifel, ob das Kühlkonzept der Quadro 500 DSP in der Praxis aufgeht. Vertikale Lüfter für 1 HE große Endstufen drehen sehr hoch und sind daher fast immer nervig laut.
Bei der Quadro 500 DSP hat man sich dagegen folgendes überlegt: Zwei große Lüfter liegen fast waagerecht im Gehäuse und ziehen Frischluft über die seitlichen und unteren Lüftungsschlitze im Gehäuse. Man muss nicht unbedingt Physik studiert haben, um zu folgenden Schlussfolgerung zu gelangen. Ist die Endstufe in einem Rack eingebaut und es befindet sich ein weiteres Gerät unterhalb des Amps im Rack, dann verbleiben nur noch die seitlichen Luftschlitze, um Frischluft anzuziehen. Ob das für genügend Kühlung sorgt, haben wir in der Praxis getestet. Doch zunächst checken wir die „Weichware“.
Software
Elite Partner für Tontechniker: Die USB-Buchse auf der Gerätevorderseite möchte sich gerne mit deinem Windows-Rechner zwecks Fernsteuerung verbinden. Dafür musst du aber erst nach einem USB-Kabel suchen, denn im Lieferumfang ist keines vorhanden. Die passende Software steht als kostenloser Download auf der Thomann-Website zur Verfügung.
Was die Wahl des Rechners betrifft, scheint die Software etwas zickig zu sein. Mein Audio-Rechner mit einem zugegeben sehr abgespeckten Windows 10 – 64 Bit will die Oberfläche der Remote-Software nicht richtig darstellen. Daher installiere ich die Software alternativ auf einen alten Lenovo T410 Laptop unter Windows 7. Korrekt! Das funktioniert auf Anhieb. Im Gerätemanager müssen wir nur noch den richtigen COM-Port auslesen und können uns verbinden. Die Software ist einfach und übersichtlich. Vor allem weil sich alles auf einer Seite abspielt. Keine Untermenüs oder weitere Seiten, das ist selbsterklärend.
Der Funktionsumfang ist für ein so günstiges Gerät überraschend groß. Jeder Kanal ist mit einem vollparametrischen 8-Band-EQ ausgestattet. Das Duo HPF & LPF vervollständigt die Entzerrung und stellt darüber hinaus die bekannten X-Over-Filter (Butterworth, Linkwitz-Riley, Bessel) bis 48 dB Flankensteilheit zur Verfügung. Jeder Kanal ist zudem mit einer Dynamiksektion (Kompressor & Gate,) ausgestattet. Der Kompresser kann natürlich auch zum Limiter umfunktioniert werden.
Komplettiert wird die Ausstattung der Kanäle durch ein Laufzeiten-Delay (bis 21 Meter), mit dessen Hilfe sich die Eingangssignale verzögern lassen. Ideal für den Laufzeitenausgleich unterschiedlicher Treiber in einer Box oder für den Einsatz von Delay-Lines.
Gut, dass man eine Copy-und-Paste-Funktion nicht vergessen hat. Somit lassen sich alle Einstellungen von einem Kanal auf einen oder mehrere Kanäle übertragen. Getätigte Einstellungen können entweder auf eine der 16 User-Speicherplätze im Gerät abgelegt oder auf dem Rechner gespeichert werden. Einfach, aber gut.
Verbal Brecht sagt:
#1 - 02.07.2019 um 11:29 Uhr
Gain Potis....
Das kennt man ja, wenn es pfeift, sieht man den Tonmann immer hektisch auf die Bühne rennen, um die Gains an den Amps zurück zu drehen.
Keine Ahnung, was das für ein Setup sein soll, wo der Zugang zum Amp einfacher ist, als der zum Mic Gain, Aux Send, Aux Master oder Monitor EQ. In 20 Jahren als Tonmensch habe ich keine Gain Potis bei Feedbacks gebraucht.Was ich noch schlimmer finde; ich habe den Eindruck, der Hitzetest mit zugeklebten Lüftungsschlitzen wurde an besagten 2 8Ohm Speakers vollzogen... (?) Bei welcher Raumtemperatur?
Damit läuft die Endstufe auf 1/4 ihrer Leistung. Das gibt wenig Aufschluss darüber, inwiefern ich bei open Air in 35°C mit dieser Endstufe 8 Monitore betreiben kann.Was mich außerdem interessieren würde, wie zuverlässig macht der Limiter "dicht"? Kann die Stufe im Notfall ernsthaft 2 Bässe mit je 1kW betreiben?
Ist die Lüftung temperaturgesteuert?Ernsthaft, da scheint mir mancher Käuferbericht auf der Thomann Seite fundierter.
Myrddin Journaux-James sagt:
#1.1 - 22.08.2019 um 18:36 Uhr
Ich hab mir bei Thomann mal die Bedienungsanleitung mit dem technischen Datenblatt angeschaut. 4 x 500 W oder 2 x 1000 W kommen mir seltsam vor, denn bei der Leistungsaufnahme steht 1100 W und es wäre mir neu, dass eine Endstufe noch einen Generator eingebaut hätte um die benötigte Leistung zu bekommen.
Die Endstufe mag zwar in der Lage sein, so viel Leistung zu verarbeiten ohne dabei abzudanken, aber kriegt trotzdem die Leistung nicht vom Trafo.
Wobei es auf dem Foto mit dem offenen Gehäuse aussieht, als wären da zwei Trafos eingebaut. Möglich, dass sich die Leistungsaufnahme auf ein einzelnes davon bezieht, das würde dann bei dem Wirkungsgrad eines Klasse-D-Verstärkers durchaus hinkommen.
Da ich plane, diesen Amp demnächst zu kaufen, werde ich vielleicht mal bei der PA-Abteilung von Thomann nachfragen, was es damit auf sich hat.
Antwort auf #1 von Verbal Brecht
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDaniel Guenther sagt:
#1.1.1 - 30.05.2021 um 18:44 Uhr
Bei Klasse-D-Verstärkern wird nie die volle Last am Netzteil angegeben, sondern eine 1/8 Leistung. Selbst die großen Endstufen mit 10 oder 20 kW haben nicht mehr als 3000 Watt drauf stehen. Das kommt durch die digitalen Schaltnetzteile, welche mit Hochfrequenz die Leistung anders "ziehen" und daher nicht unter Dauerlast am Netz hängen.Daher steht bei aktiven Boxen mit um die 1000 Watt oft nur 250 Watt oder ähnliches auf den Gehäusen drauf.
Antwort auf #1.1 von Myrddin Journaux-James
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMyrddin Journaux-James sagt:
#1.1.1.1 - 04.06.2021 um 10:52 Uhr
Gut, das ergibt Sinn.Ich hatte mir den Verstärker übrigens kurz darauf gekauft, da es ein B-Ware-Angebot gab. Mittlerweile ist eine der vier Endstufen Kaputt dank eines Feedbacks, das ich nicht schnell genug runter regeln konnte, Lautstärkeregler am Gerät selbst wären wirklich eine nette Sache gewesen. Thomann repariert mir den Schaden zwar, aber über Garantie läuft das nicht.
Antwort auf #1.1.1 von Daniel Guenther
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDaniel Guenther sagt:
#1.1.1.1.1 - 04.06.2021 um 11:02 Uhr
Das ist echt blöd.Ja die Gainregler wären toll, fehlen aber bei vielen Modellen dieser Art.
Antwort auf #1.1.1.1 von Myrddin Journaux-James
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDilettant sagt:
#2 - 27.06.2024 um 14:47 Uhr
Hmm was für ein Monsterfeedback muß das denn sein das ne Endstufe schrottet? Sowas will man ganz sicher nicht hören :-) Wie auch immer. Der Ansatz des Geräts ist gut, aber ein paar Dinge sind doch ärgerlich: Das 1HE-Gehäuse mit "Überlänge" paßt so in keinen stapelbaren Standard-Rackkoffer, erfordert dubiose Kompromisse bei der Belüftung, beschränkt die mögliche Größe von Display, Bedienelementen und Anschlußfeld. Was soll das? Da hätte man besser 2HE bei 30cm Nutztiefe genommen, dafür das Display größer gemacht und am Anschlußfeld Direct Outs spendiert. Auch für vier Gain-Regler oder Mute-Taster und Clipping LEDs auf dem Frontpanel wäre dann bequem Platz. Wenn man schon den (sinnvollen) Luxus eines DSP verbaut, dann doch bitte auch noch Ground Lift- und Pad- Schalter für die Eingänge - oder diese erdfrei ausführen. Banal und unüblich aber durchaus in der Praxis hilfreich bei der Fehlersuche könnte auch eine Kopfhörerbuchse mit Kanalumschalter sein, mit der man schnell checken kann ob Verzerrungen/Störgeräusche/Pegelfehler vom Eingangssignal oder von der Endstufe kommen. Dann die Betriebsmodi: Bridging ist ja ok, der Link-Modus ist auch nützlich, aber warum gibs den nicht mit gepaarten Ausgängen? Und warum kann man die Signale nicht paarweise auf Ausgangsbuchsen routen (z.B. Kanal 1 auf 1+/1- und Kanal 2 auf 2+/2-) der gleichen Speakon-Buchse, so daß man ein Speakon-Kabel für zwei Lautsprecher nutzen kann? Warum kennt der DSP keinen Frequenzweichen-Modus, bei dem man nur Trennfrequenz, Phasenlage und Flankensteilheit einstellen muß, um Subwoofer und Topteil zu trennen? Wenn man dann noch zwei Trennfrequenzen vorsieht und eines der Signale gar nicht auf die Endstufen sondern nur auf Direct Outs routen könnte wär das Ding eine sinnvolle Controller-Endstufe für Dreiwege-Setups, bei denen der Subwoofer über eine dicke separate Endstufe angesteuert und die weniger leistungshungrigen Hoch- und Mitteltöner-Tops über die eingebauten Endstufen angesteuert werden. Wäre genial für Akustik- un Kammermusikveranstaltungen, wo man die 2-Wege-Systemen gern genommene Trennung bei 1000 oder 1500 Hz oft nicht so gut klingt und man saubere Tiefmitten haben will. Dann das Delay bis "maximal 21 Meter", das sind wahrsscheinlich 65ms. Nun überlegen wir mal, wo man so ein Gerät sinnvoll mit Delay einsetzt. Das ist eher nicht das fette Rockkonzert, denn dafür fehlts dann doch an Power. Es könne aber z.B. die "langgezogene" Redner- oder Hintergrund-Beschallung beim Straßenfest werden, wo man halt nicht so viel Dampf braucht, aber nen langen Schlauch an Fläche so bedienen muß daß Sprache verständlich bleibt. Oder für ne Sportplatzmoderation. Dafür sind 21m aber arg knapp - und selbst wenn, das können die meisten zeitgemäßen PAs noch gut von der Frontline werfen. Warum wird hier so gespart?