Mit der Baton Rouge X11LS/D-W-SCC hat eine sehr originell gestylte Dreadnought den Weg ins bonedo-Studio gefunden. Unsere Testkandidatin hebt sich vor allem durch ihre nicht gerade alltägliche Oberflächenlandschaft von den „Kolleginnen“ aus der Gitarrenabteilung ab und sprengt auch preislich nicht den Rahmen.
Der Hersteller Baton Rouge mit Sitz in Tübingen produziert seit nunmehr 25 Jahren Akustikgitarren, darunter 12-Saiter-, Baritone-, Resonator-, Nylon-, Travel-Modelle sowie Bässe und Ukulelen. Die Instrumente werden in China hergestellt.
Grund genug, auch der Baton Rouge X11LS/D-W-SCC etwas intensiver unter die Haube zu schauen.
Korpus
Der üppige Body präsentiert sich nicht nur mit den typischen Proportionen, sondern auch mit den entsprechenden Abmessungen einer waschechten (Martin) Dreadnought. Mit ausladenden Zargen (Tiefe: 10 cm bis 12 cm) sollte der Resonanzkörper einen fulminanten Natursound generieren. Dazu unten mehr.
Die hier verbauten Hölzer reden natürlich auch ein gewaltiges Wort mit. Dabei üben Fichte (Decke) und Mahagoni (Boden und Zargen) den größten Einfluss auf den Ton aus. Auch dazu später mehr.
Für dich ausgesucht
Eine zweiteilige Decke aus laminiertem Fichtenholz macht sich für den guten Ton stark. Die mittig verlaufende Nahtstelle wurde gekonnt kaschiert.
Die X11LS/D-W-SCC kommt mit einer „geagten“ Deckengestaltung, ohne tatsächlich alt auszusehen. Die vom Hersteller dafür gewählte Bezeichnung „srewed charcoal“ könnte aber zu Irritationen führen, denn die Decke besteht definitiv nicht aus Karbonfasern und ist auch nicht auf dem Korpus verschraubt, sondern verleimt.
Die Farbgebung wird von Brauntönen dominiert. Das Ergebnis erinnert ein wenig an ein Aquarell, da die Farbübergänge überwiegend fließend verlaufen. Der Qualitätsstandard des Holzes unter der deckenden Farbschicht kann hier nicht begutachtet werden. Jedenfalls wurde das Fichtenholz offenporig und transparent matt lackiert.
Der konturierte Saitenhalter aus solidem Ovangkol ist stabil auf der Decke verleimt. Die Form entstammt einem Entwurf aus dem Hause BR und die Saiten werden am Unterbauch, wie üblich, mit Ball-Ends und weißen Pins arretiert. Die Stegeinlage aus Nubone sitzt wackelfrei in der Fräsung. Zur Verbesserung der Oktavreinheit wurde eine „Nase“ für die B-Saite implementiert. Die Intonation bleibt jedenfalls auf ganzer Länge erfreulich stimmig.
Eine bunte Abalone-Rosette umrundet das Schallloch. Am Deckenrand findet man eine schmale weiße Randeinlage, die aber unaufgeregt im Hintergrund verweilt. Ansonsten setzt unsere Testkandidatin wie alle Gitarren in diesem Preissegment keine preistreibenden Glanzlichter.
Der sanft gewölbte Boden und die beiden Zargen bestehen aus dunkelbraun gebeiztem (indischen) Mahagoniholz. Das gleiche Korpusholz wird übrigens durchgängig bei allen Gitarren aus der X1er Serie verarbeitet. Die Sichtfurniere sind abschließend transparent matt versiegelt, sodass die Strukturen sichtbar bleiben. Ein Zierspan wurde der X11LS/D-W-SCC nicht geschenkt.
Die Stoßkanten am Decken- und Bodenrand werden rundum mit einer Einfassung aus dunkelbraunem Binding geschützt. Eine kurze Mensur (630 mm) reicht aus, um die X11LS/D-W-SCC in Schwingung zu versetzen.
Interieur
Der Innenraum wird von bewährten Baumustern beherrscht. Das Herzstück bildet ein schmaler Halsblock aus Mahagoni, der Zargen, Decke, Boden und Halsfuß zusammenhält. Die Decke ist standardgerecht mit einem X-Bracing unterbaut. Der fragile Bereich rund um das Schallloch wird außerdem mit flachen Holzstreifen verstärkt. Zur Vergrößerung der Aufleimstellen sind am Boden- und Deckenrand keilförmig gesägte „Reifchen“ eingesetzt. Ein Bodenmittelstreifen ist nicht verleimt.
Hals und Griffbrett
Die drei miteinander verleimten Komponenten Hals, Kopfplatte und Halsfuß bestehen aus verwindungssteifem Mahagoni, ebenfalls dunkelbraun gebeizt und seidenmatt lackiert. Noch vorhandene Farb- und Strukturunterschiede verraten, wo die Stöße verlaufen. Der spitze Halsfuß ist mit dem Halsblock im Innenraum verzapft und verleimt. Die Halskrümmung lässt sich im unteren Drittel mit einem eingelegten Truss-Rod korrigieren. Dieser verleiht dem Hals außerdem die nötige Stabilität. Die Stellschraube befindet sich im Schallloch unter dem Griffbrett.
Das Griffbrett aus Ovangkol ist passgenau auf den Hals geleimt, wobei es ein dunkelbraunes Binding aus ABS umläuft. Auf ihm finden sich 21 Bünde und kleine Punkteinlagen. Entsprechende Markierungen auf der Griffbretteinfassung bilden eine sinnvolle Ergänzung. Das Griffbrett ist sanft gewölbt, aber auf keinen Fall so stark wie das einer E-Gitarre. Wie bei Westerngitarren üblich ist es am 14. Bund auf der Decke verleimt.
Die Saiten laufen über einen korrekt ausgekerbten und passgenau eingesetzten Sattel aus Nubone der Firma Graph Tech. Das Kunststoffprodukt punktet mit Eigenschaften bezüglich Konsistenz und Härte, die auch ein echter Knochen mitbringt. Selbstverständlich ruhen die Saiten sicher in den Auskerbungen. Der Sattel fällt hier besonders breit aus (4,6 cm) und kommt damit einer ausgewachsenen Greifhand entgegen. Dem entspricht ein vergleichsweise dünn gebliebener Hals mit einem Umfang von 12,2 cm am Sattel.
Kopfplatte
Die geschlossene Kopfplatte im Mahagoni-Look ist – wie schon erwähnt – dunkelbraun gebeizt, die Oberfläche schwarz lackiert. An der Unterseite sind an jeder Seite drei offene verchromte Mechaniken mit goldenen Zahnrädern verschraubt. Die Mechaniken in Antique Chrom (Vintage-Style) verleihen dem Instrument den Hauch eines alten Instrumentes. Die Stimmflügel lassen sich reibungslos drehen und halten das Instrument nachhaltig „in tune“. Natürlich darf an der Oberseite auch das Logo der Firma BG nicht fehlen.