Mit „Ticket to Ride“ beginnen wir eine Reihe von Songs der Beatles, genauer gesagt das legendäre Drumming von Ringo Starr, genauer zu beleuchten. Der Song ist ein echter Klassiker der Fab Four und zählt in Trommlerkreisen sicherlich zu den am häufigsten diskutierten Drumparts aus Ringos Feder. Warum genau, das zeigen wir euch anhand von Noten und Soundfiles in diesem Drum Cover Workshop.
Die “Ticket to Ride” Grooves
Der Song ist auf dem fünften Beatles-Album „Help!“ zu finden , das 1965 zum gleichnamigen Film veröffentlicht wurde. Die Recordingsession fand in den legendären Abbey Road Studios statt.
„It has to do with the swing“ (Ringo Starr)
Der Beat, mit dem Ringo nach einem kurzen Vorspiel der Gitarre einsetzt, sorgt seit jeher für einige Fragezeichen in Musikerkreisen. Grund hierfür ist Ringos eigenwillige Phrasierung, mit der er die Schläge zum Taktende platziert.
Dabei handelt es sich hier doch im Prinzip um eine recht eingängige Phrase. Geht man von einem Achtelraster aus, betont die Bassdrum zusammen mit der Bassgitarre die Zählzeiten „1“, „2+“ und „3“ und wird durch Flams auf der Snare und der Racktom auf „2“, „3+“ und „4+“ ergänzt. Das daraus resultierende rhythmische Pattern ist wiederum angelehnt an das Gitarrenthema des Vers-Teils, wie George Harrison einmal im Interview mit dem Billboard Magazine erklärte. Das Salz in der Suppe ist die genaue Platzierung der letzten beiden Flams im Takt. Mit einem Achtelraster als Grundlage spielt Ringo den vorletzten Flam nämlich etwas zu spät und den letzten Flam wiederum deutlich zu früh. Man könnte das Ganze daher auch als etwas freier interpretierte Vierteltriole deuten (siehe Takt 2 im folgenden Notenbeispiel).
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Um Ringos eigenwillige Phrasierung noch einmal optisch zu verdeutlichen, könnt ihr euch hier einen Takt aus der originalen Drumperformance zu The Beatles „Ticket to Ride“ als Wellenform anschauen. Das entsprechende Audiofile dazu stammt aus diesem YouTube-Video.
„I play with my shoulder“ (Ringo Starr)
In folgendem Video erklärt Ringo höchstpersönlich, wie es zu der speziellen Phrasierung im „Ticket to Ride“-Beat kommt. Es lag nah, dass er sich damals dabei keine großen Gedanken gemacht hat, sondern einfach seinem Gefühl gefolgt ist. Sein Kommentar dazu ist schlicht und einfach: „It has to do with the swing“. Des weiteren könne es auch mit der Art, wie er sich am Schlagzeug bewegt, zu tun haben: „I play with my shoulder“ (Ringo Starr).
Im Chorus bleibt Ringo dem besagten Beat treu, den er nun aber passend zu den Lyrics im vierten Takt mit einem Abschlag auf dem Becken und einem schnellen Fill-in auf dem Racktom unterbricht.
Die Bridge von “Ticket to Ride” eröffnet ein neues Pattern
Nach dem zweiten Chorus geht der Song in eine Bridge über. Hier wechselt Ringo erstmals zu einem neuen Pattern. Mit der rechten Hand spielt er nun ein durchgehendes Achtelpattern auf der Hi-Hat und mit der linken Hand ein straighten Backbeat auf der Snare. Die Bassdrum unterstützt dabei erneut das Bassspiel von Paul McCartney. Für den nötigen Drive sorgt obendrein ein Schellenkranz, der nun in Sechzehnteln durchläuft.
Nachdem die erste Bridge vorbei ist, passiert erneut etwas Spannendes. Ringo geht zum dritten Vers-Teil nämlich nicht zurück zum bereits etablierten Beat (siehe oben), sondern spielt ihn nun in abgewandelter Form. Die Bassdrum liegt jetzt auf den Zählzeiten „1“, „3“ und „3+“ und die Flams auf der Snare spielt er auf die „2“ und „4“. Der Flam auf die Racktom fällt nun kerzengrade auf die „4+“.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas
Gene Krupa sagt:
#1 - 13.10.2022 um 19:53 Uhr
Vollkommen unterschätzt, der Ringo. Vollkommen.