Es ist ein Schock für die Basswelt – aber in erster Linie natürlich für den Betroffenen und seine Familie: der bekannte Bassbauer Sheldon Dingwall (Jahrgang 1961) gab diese Woche über seine Facebook-Seite eine Krebserkrankung bekannt.
In seiner Erklärung schreibt der Kanadier unter anderem: “Ich hasse es, wie der Krebs das Leben von so vielen Freunden und Familien zugrunde richtet. Jetzt bin ich dran. Im März wurde bei mir Prostatakrebs diagnostiziert (…). Er wurde relativ früh erkannt, daher wird es mir in einigen Wochen wieder gutgehen.”
Gleichzeitig wendet sich Sheldon an diejenigen Dingwall-Kunden, die derzeit auf ein Instrument warten, und erklärt, dass sein Team die Produktion neuer Instrumente ohne Verzögerungen aufrecht erhalten wird.
Zuletzt wendet sich die Szenegröße aber auch an alle Männer über 50: “Ich möchte allen ’50+’-Männern (…) empfehlen, diesen einen Anruf zu tätigen, um einen Termin zu buchen und einen jährlichen Reminder in ihr Telefon einzutragen. (…) Der Trick ist, den Krebs in einem frühen Stadium zu packen, wenn man noch Zeit und Optionen hat. Dann ist es kein großes Problem. Macht es!”
Sheldon Dingwall produziert bereits seit den späten 1980er-Jahren Instrumente im kanadischen Saskatoon. Nachdem er anfangs Custom-Hälse und -Bodies für Musiker lokaler Bands hergestellt hatte, stellte er 1993 mit dem Voodoo-Bass sein erstes eigenes Bassmodell vor. Heutzutage umfasst die Produktpalette neun verschiedene Modelle, von denen zwei (der Combustion und der NG Adam “Nolly” Getgood Signature) in China produziert werden.
Die Besonderheit aller Dingwall-Instrumente ist die Verwendung von gefächerten Bundierungen (sog. fanned frets). Dieses spezielle Bundierungssystem existiert schon seit dem 16. Jahrhundert und erlaubt es, dass jede Saite über eine eigene Mensurlänge verfügt. Vor allem die tieferen Saiten klingen durch diese Maßnahme wesentlich voller und ausgewogener.
Der Gitarrenbauer Ralph Novak entdeckte das fanned-fret-Prinzip für die moderne E-Gitarre neu und ließ es sich 1989 patentierten. 1992 wurden Dingwall und Novak auf einem Saiteninstrumenten-Treffen in South Dakota gute Freunde und beschlossen, dass Sheldon Dingwall das System als erster Bass-Hersteller beim Bau seiner Instrumente verwenden dürfe.
Heutzutage bieten auch viele andere Hersteller – darunter auch Giganten wie Ibanez – gefächerte Bünde auf einigen ihrer Instrumente an, und viele Boutique-Hersteller (z.B. Marleaux oder Le Fay) bieten das System inzwischen als Kundenwunsch-Option an.
Wir wünschen Sheldon Dingwall alles Gute und vor allem eine baldige Genesung.
“Get well soon, Sheldon!”