Der deutsche Komponist redet in einem Interview über seine Studios, seinen Lieblings Software-Synthesizer und seine Arbeit an Dune. Auf BBC ist eine neue Dokumentation über seine Karriere veröffentlicht worden.
Hans Zimmer gab KVR kürzlich ein Interview, in dem er über seinen Alltag, Technik und Kompositionen spricht. Dabei zeigte sich der bekannte Filmkomponist gewohnt redegewandt und plauderte aus dem Nähkästchen.
Zimmer hat zwei Studios, eines in London und eines in Los Angeles. Auf die Frage, ob die beiden Studios ident aufgebaut sind, stimmt er größtenteils zu. Das Moog Modularsystem ist eins zu eins gleich aufgebaut, das Waldorf Iridium darf sowieso nirgends fehlen und auch der Maschinenraum mit den maßgeschneiderten Samplern ist gleich. Es fehlt allerdings der Analog Solutions Colossus in LA.
Auf die Frage, was Zimmer nach all den Erfolgen weiter motiviert, morgens aus dem Bett zu steigen, antwortet der Komponist trocken: “Eigentlich weckt mich morgens nichts auf.” Vor 12 Uhr passiert bei ihm praktisch nichts. Bei Gesprächen am Vormittag sei er oft geistig abwesend. “Ich bin wirklich gut darin, so zu tun, als wäre ich völlig wach, und ich kann völlig vernünftige Gespräche mit ihnen führen. Und dann vergehen ein paar Wochen, und sie fragen: “Was ist aus dem Projekt geworden, über das wir gesprochen haben?”, und ich frage: ‘Welches Projekt?'”
Zimmer über Score von Dune
Hans Zimmer komponierte den Score für die Kino-Blockbuster ‘Dune’ und ‘Top Gun: Maverick’. Die Produktion lief während der Pandemie, weshalb es hier und da Probleme gab. Vor allem die eigene Corona-Infektion machte Zimmer stark zu schaffen, weshalb er für ‘Dune’ eine Zeit lang nicht ins Studio fahren konnte, sondern von seinem Wohnzimmer aus musizierte.
In Absprache mit Regisseur Denis Villeneuve wurde bestimmt, dass Frauenstimmen am besten für die Vocals geeignet sind. Durch Zimmers Arbeitskollegin Edie Lehmann Boddicker wurde die Sängerin Loire Cotler auf Youtube gefunden. Gemeinsam mit Edie, Loire und Susan Waters ging es also ins Studio, ehe Corona wieder zurück schlug. Das Team kannte sich allerdings, weshalb Recording-Sessions auch von zu Hause aus möglich waren.
Den Score von Dune beschreibt Hans Zimmer als “sehr elektronisch”. “Wir haben Leute wie Urs Heckmann in den Wahnsinn getrieben, indem wir sagten: ‘Wir brauchen jetzt 4 Resonatoren in Zebra’, weil wir die Idee hatten, dass man den Klang eines tibetischen Horns drehen und das Spektrum davon auf Tina Guos Cello legen könnte. Und ich glaube, Urs dachte, wir wären verrückt, aber es hat gut funktioniert.”
Zimmers Lieblingssynthesizer ist immer noch Zebra
Auf die Frage, ob Zimmer eher Software- oder Hardware-Synthesizer bevorzugt, antwortet er nicht direkt. Vielmehr habe die Corona-Situation die Entscheidung abgenommen, welche Geräte verwendet werden. Da während der Produktion des Scores für Dune viel Zeit im Heimstudio verbracht wurde, lag die Präferenz auf Software Synthesizern. Dann erklärt der Komponist, weshalb ‘The Dark Zebra’ sein absoluter Liebling ist:
“Die Qualität des Sounds lässt mich nicht im Stich. Der Code in jedem Modul ist wirklich gut geschrieben. Die Oszillatoren sind großartig, die Schaltkreise sind großartig, und es gibt ein Modul, das ein wenig fragwürdig ist, aber sie sind alle von gleicher Qualität.” Außerdem langweile Zebra ihn nie und ist stets eine willkommene Inspirationsquelle. “Ich entdecke immer noch fantastische neue Dinge damit.”
Software- oder Hardware-Synthesizer?
Zimmer bevorzugt außerdem Softsynths mit eigener Benutzeroberfläche gegenüber Emulationen. Bei den Emulatoren von Arturia von modularen Moog-Softsynths machte Zimmer schlechte Erfahrungen. “Ich habe genauso viel Zeit damit verbracht, einen Sound zu erzeugen, wie mit dem echten Ding, das direkt neben mir stand, also hat es genauso lange gedauert, bis ich etwas hatte, das nicht ganz so befriedigend war.”
Mit Urs Heckmann hatte er ein Gespräch über analog vs digital. Dazu sagte Zimmer: “Bei der analogen Technik gibt es kleine Unvollkommenheiten, die digitale Technik ist zu perfekt”, und Urs erwiderte: “Nein, du verstehst nicht, die analoge Technik ist perfekt, nicht die digitale. Analog ist perfekt, weil es ein gerader Draht ist und etwas durch den geraden Draht geht. Es gibt keine Berechnungen. Es gibt keine Fehler bei der Berechnung. Es ist ein geniales Design, geniale Komponenten auszuwählen, damit es funktioniert.”
Neue BBC-Doku über Hans Zimmer
Am 16. Oktober wurde auf BBC eine einstündige Dokumentation über den Ausnahme-Komponisten veröffentlicht. Die Doku blickt laut der Beschreibung auf Hans glanzvolle 40-jährige Karriere zurück, in der er die Filmmusik neu definiert hat: “Er begeisterte das Publikum, leistete Pionierarbeit, brach alle Regeln für die Komposition von Filmmusik und machte neue Generationen mit der unvergleichlichen Dramatik der Orchestermusik bekannt.” Der Dokumentarfilm ist derzeit in der Mediathek der BBC abrufbar, allerdings nur aus Großbritannien. HIER gehts zur Doku.
calvato sagt:
#1 - 10.11.2022 um 00:25 Uhr
Aus Deutschland zu erreichen: https://www.youtube.com/watch?v=sQQSYv76ilo