Universal Audios populäre UAD-2 Software hat mittlerweile die Versionsnummer 9.9 erreicht und wie gewohnt befinden sich auch in diesem Update neue Plugins. Dass lediglich zwei neue Klangverbesserer mit an Bord sind, ist vielleicht etwas ungewöhnlich, allerdings handelt es sich in beiden Fällen um Emulationen, bei denen Tonprofis hellhörig werden.
Capitol Chambers ist eine umfangreiche Emulation der legendären Echokammern des namensgebenden Studios in Los Angeles, wogegen der Tube-Tech CL 1B MkII eine umfassend überarbeitete Plugin-Version des populären Opto-Kompressors aus Dänemark ist. Der bereits zuvor als UAD Plugin erhältliche CL 1B wurde u. a. mit erweiterter Funktionalität ausgestattet, wodurch sich sein Einsatzradius möglicherweise vergrößert. Wie sich beide Plugins in der Praxis schlagen und was es sonst noch Wissenswertes über das UAD Update zu berichten gibt, haben wir im folgenden Testbericht für euch zusammengefasst.
Details
Allgemeines
Die Installation von Version 9.9 (Downloadgröße 2,6 GB) erfordert einen Festplattenspeicher von satten 3,6 GB und beinhaltet neben den besagten Plugins kleinere Bug Fixes und Erweiterungen, die detailliert in den Release Notes aufgeführt sind. Im Wesentlichen wurde die Grafik diverser Plugins für die hochauflösende Darstellung auf macOS Retina Displays optimiert.
Capitol Chambers
Die Capitol Studios in Hollywood zählen zweifellos zu den legendärsten Locations der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts und sind auch heute noch eine der begehrtesten Produktionsstätten, in der sich Weltstars die Klinke in die Hand geben. Gegründet im Jahre 1956 entstammt das Capitol einer Zeit, in der die Gebäude und Räume von Musikstudios bereits im Bau bis ins Detail auf optimale Akustikeigenschaften getrimmt wurden. Von dieser Planung profitierten nicht nur die Regie- und Aufnahmeräume, sondern es wurden auch eigens konzipierte Hallräume, die sogenannten Chambers, errichtet. Diese Chambers werden per Lautsprecher beschallt und die entstandenen Rauminformationen mikrofoniert als Effekt dem Mix hinzugefügt.
In der Plugin-Version von UAD werden die Chambers 2, 4, 6 und 7 inklusive variabler Signalketten emuliert. Neben unterschiedlichen Mikrofonierungen mit einstellbarem Abstand zur Schallquelle bietet das Plugin Zugriff auf die elementaren Parameter Predelay, Decay und einen bis 750 Hz stufenlos einstellbaren Hochpass. Weiterhin gibt es einen Dreiband-EQ, einen Width-Regler zur Einstellung der Stereobreite sowie einen Mix-Regler, der erforderlich ist, wenn man den Effekt nicht über einen AUX-Send ansteuert, sondern direkt in einer Audio- oder Instrumentenspur einschleift. Dem Praxisteil vorwegnehmen möchte ich, dass das Capitol Chambers Plugin wirklich bemerkenswert organisch klingt, allerdings ist die DSP-Belastung der UAD-Hardware mit ca. 74 Prozent auch beispiellos hoch, sodass der Effekt mit Bedacht einzusetzen ist, sofern man nicht über „unbegrenzte“ UAD-DSP-Power verfügt.
Für dich ausgesucht
Tube-Tech CL 1B MkII
Der unter Audioprofis gute Ruf des dänischen Herstellers Lydkraft bzw. dessen röhrenbasierte Produktlinie Tube-Tech fußt in hohem Maße auf dem populären Opto-Kompressor CL 1B, welcher 1991 das Licht der Welt erblickte. Einen Testbericht über den Hardware-Kompressor inklusive weiterer Hintergrundinformationen findet ihr hier.
Die Plugin-Variante Tube-Tech CL 1B MkII ist in Kooperation mit Softube entstanden und die Nachfolgeversion des Softube/UAD CL 1B, der bereits einige Jahre auf dem Buckel hat. Die erste auffallende Änderung ist das große, hochauflösende GUI, gegen das der Vorgänger auf großen Bildschirmen etwas verloren wirkt und auch klanglich basiert der MkII auf einem komplett neuen Modelling der Hardware-Komponenten.
Die zusätzliche Implementierung eines zweistufigen Sidechain Low Cut (80, 220 Hz) und die Möglichkeit der Parallelkompression per Mix-Regler sind m. E. entscheidende Aufwertungen gegenüber dem Vorgänger (und auch der Hardware). Diese erweiterte Funktionalität erleichtert dem Anwender das richtige Maß an Kompression einzustellen und erweitert den Anwendungsradius, indem sich der CL 1B MkII nun auch als „Opto-Alternative“ eines Bus Kompressors für Subgruppen verwenden lässt. Hier ist allerdings darauf zu achten, dass die eher trägen Regelzeiten nur bedingt für rhythmisch ausgeprägtes Material geeignet sind.