Der umstrittene US-Rapper Kanye West scheint sich weiter zu radikalisieren. In einem neuen Interview auf dem Portal eines bekannten, rechten Verschwörungstheoretikers schwadroniert West über Hitler und sagt er liebe Nazis. Die Frage die sich aufdrängt: Was kommt als nächstes?
Bereits in den vergangenen Monaten war Kanye West, der sich selbst nur noch Ye nennt, durch verschiedenste antisemitische Aussagen negativ aufgefallen. Im Oktober faselte der Rapper erst in mehreren Podcasts über jüdische Medien und die angebliche Macht von Juden innerhalb der Medien und bedrohte dann auf Twitter die gesamte jüdische Community mit einem Tweet. Er schrieb, dass er ein wenig Müde sei, aber am kommenden morgen “death con 3” auf jüdische Menschen gehen werden. Mit der Phrase “Death con 3” bezog sich West auf ein fünfstufiges Alarmstufen-System des US-Militär, das eigentlich Defcon heißt und explizit Gewalt vorsieht.
Spätestens durch diesen Tweet hatte sich der Rapper bei eigentlich sämtlichen Bezugspersonen, Medien und Partnerfirmen ins Abseits befördert. Innerhalb kürzester Zeit kündigten unter anderem die Modelabels Adidas und Balenciaga ihre Kooperationen mit West. Viele US-Medien stellten die Berichterstattung über West ein und auch seine Ex-Frau Kim Kardashian distanzierte sich öffentlich noch einmal von ihm. Bei Twitter und Instagram wurden seine Accounts zudem gesperrt.
Seit diesen öffentlichkeitswirksamen Distanzierungen war es zuletzt etwas ruhiger um West geworden. In den vergangenen Tagen zeigte sich jedoch noch einmal deutlicher, in welche politische Richtung sich West entwickelt. Zunächst wohnte West einem Abendessen mit Ex-Präsident Donald Trump und dem bekennenden Antisemiten und Holocaust-Leugner Nick Fuentes bei, für das nun sogar Trump unter öffentlichen Druck seiner Partei gestellt wird.
In der vergangenen Nach ging dann schließlich ein Interview mit Alex Jones online. Jones ist ein Radiomoderator und einer der bekanntesten Verschwörungstheoretiker der USA. In Deutschland machten vor allem Meldungen zu einem Gerichtsurteil gegen Jones die Runde: Weil dieser mehrmals behauptet hatte, ein Massaker an einer Grundschule mit insgesamt 26 Toten habe nie wirklich stattgefunden und sei stattdessen eine Falschmeldung um gegen die liberalen Waffengesetze der USA zu kämpfen, musste Jones erst vor wenigen Wochen 473 Millionen US-Dollar Schadensersatz zahlen.
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In dem Interview mit Jones, bei dem Nick Fuentes erneut anwesend war, sagt West nun Dinge wie “Wir müssen aufhören, die Nazis die ganze Zeit zu dissen.” und “Ich liebe Nazis”. West wolle nicht mehr dabei mitmachen, dass man nur negativ über Hitler und die Nazis reden dürfe, da diese auch viele positive Dinge erfunden und eingeführt hätten. Beispielsweise nennt der Rapper dabei die Autobahn. Wests bestes Argument ist allerdings, dass Hitler ja auch das Mikrofon erfunden habe, weshalb ihm West als Musiker natürlich sehr dankbar sei. Dass Adolf Hitler das Mikrofon natürlich nicht erfunden hat, sollte an diesem Punkt eigentlich klar sein.
Es scheint offensichtlich, in welche Richtung sich West entwickelt. Als Konsequenz hat nun selbst der neue Twitter-Chef Elon Musk, der West und Trump erst vor einer Woche unter dem Mantel der freien Meinungsäußerung wieder auf seine Plattform zurück holte, Wests Account wieder sperren lassen.
Bereits seit Jahren wird diskutiert, inwiefern Wests provokante bis rechtsextreme Äußerungen zu bewerten sind. Innerhalb des Veröffentlichungszyklus von Wests achtem Album “Ye” im Jahr 2018 wurde bekannt, dass der Rapper unter einer Bipolaren Störung leidet. Zuvor war dieser bereits für einige Monate in einer Klinik gelandet. Seitdem fällt West in guter Regelmäßigkeit mit rassistischen oder antisemitischen Aussagen auf. Meistens sind seine Theorien dabei einfach nur daneben, wie beispielsweise als er behauptete die jahrhundertelange Versklavung schwarzer Menschen in den USA sei eine “Choice” dieser, sprich selbst gewählt gewesen.
Fans von West beziehen sich dabei seit Jahren auf wilde Theorien, nach denen der Rapper eigentlich ein Kunstprojekt nach dem Vorbild von Joseph Beuys aufführe. Andere behaupten er wolle einfach nur provozieren und die Grenzen der Meinungsfreiheit ausloten. Wieder Andere halten Kanye einfach für Krank im Kopf. Dabei sollte eigentlich klar sein, dass West offensichtlich in seinen antisemitischen Verschwörungsmythen gefangen ist und dass man seine Krankheit auch nicht einfach als generelle Entschuldigung für rassistische und antisemitische Äußerungen verwenden kann. Mit seinen neusten Aussagen hat der Rapstar übrigens auch einen seiner Erfolgsgaranten, nämlich den Produzenten Mike Dean vergrault. Dean war jahrelang für Wests Mix- und Mastering-Angelegenheiten verantwortlich und einer der Hauptgründe für dessen musikalischen Erfolg.