Der letzte Teil einer Workshopreihe ist immer so etwas wie der „Bunte Abend“ im Schullandheim. Die Pflicht ist vorbei – nun geht es an die Kür! Ziel ist es daher heute, mit ein paar coolen Tapping-Licks für E-Bass Spaß zu haben und einen Überblick über das zu bekommen, was es „da draußen“ noch an interessanten musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten gibt. Daher dreht sich in diesem Workshopteil alles um E-Bassgrooves mit Tapping in unterschiedlichen Genres, wie Blues, Rock, Funk oder Latin. Vielleicht ist für einige von euch eine Inspiration für den persönlichen musikalischen Alltag dabei!
Bassgrooves mit Tapping – Spieltechnik
Bei der Verwendung von Two Hand Tapping in Bassgrooves übernehmen wir in der Regel zwei Aufgaben gleichzeitig: Die Bassline und die Akkorde. Zumeist tappen wir mit der Greifhand den Bassgroove, und die Finger der Anschlagshand übernehmen Bestandteile der zugrundeliegenden Harmonien. Auf diese Weise werden wir eine Art „One Man Band“!
Interessant ist dies zum Beispiel für kurze Einlagen wie Intros oder Solospots. Gerade auch bei kleineren Besetzungen kann dieser Ansatz durchaus ein großer Gewinn sein. Der Klassiker ist ein Trio aus Gitarre, Bass und Drums. Spielt der Gitarrist ein Solo, so entsteht hier naturgemäß frequenzmäßig ein Loch, da ja kein weiteres Harmonieinstrument zur Verfügung steht. Da ist es natürlich eine Bereicherung für den Bandsound, wenn wir diesen Job ab und zu mit übernehmen können!
Zwei weitere Vorteile bietet das Tapping auf dem E-Bass noch darüber hinaus: Zum einen ist es durchaus technisch herausfordernd und bringt uns fraglos in Sachen Spieltechnik voran. Außerdem sind Tapping-Bassgrooves aber auch förderlich für unser Timing. Das klingt vielleicht etwas weit hergeholt, ist aber bei nahezu allen fortgeschrittenen Techniken so, denn beide Hände müssen rhythmisch wie Zahnräder ineinander greifen und zusammen ein gleichmäßiges Raster ergeben. Das Ganze müssen wir dann natürlich noch in Relation zu dem musikalischen Puls setzen. Dies alles zu koordinieren, ist deutlich anspruchsvoller als „herkömmliches“ Bassspiel, wo wir in der Regel nur einen Ton greifen und anschlagen.
Hier noch die Legende für alle Beispiele:
Für dich ausgesucht
- G 1,2,3,4: Tappen mit ersten, zweiten, dritten oder vierten Finger der Greifhand
- A 1,2,3,4: Tappen mit ersten, zweiten, dritten oder vierten Finger der Anschlagshand
- HO: Hammer-On
- PO: Pull-Off
- SL: Slide
Tapping-Bassgrooves – Rock
Den Anfang macht ein „Brot und Butter“-Rock/Pop-Groove. Mit dem Zeigefinger der Anschlagshand tappen wir den Grundton auf die Zählzeit 1, 1te und die 2+. Zeige- und Mittelfinger der Greifhand tappen dabei straighte Viertelnoten. Da trotz wechselnder Grundtöne der Akkorde nicht wechselt, ergibt sich ein zusätzlicher spannender Effekt:
Tapping-Bassgrooves – Blues
Wer schon einmal den Gitarristen Robben Ford mit Roscoe Beck am E-Bass gehört hat, dem kommt dieser Sound wahrscheinlich bekannt vor. Die Technik entspricht dem des vorangegangenen Beispiels. Diesmal tappen wir allerdings eine Blues-Walking-Bassline in der Tonart A-Dur. Hinzu kommt die Terz und Septime des zugrundeliegenden Akkords (A7, D7 oder E7). Dies ergibt den typischen Blues Dominant-Septakkord-Sound:
Tapping-Bassgrooves – Latin
So, jetzt schalten wir mal einen Gang höher! Das folgende Latin-Pattern basiert auf den Akkorden A-Moll / D7 sowie G-Moll / C7. Die Aufteilung der Bassline und der Akkorde auf beide Hände ist identisch mit den bisherigen Beispielen. Rhythmisch wird es allerdings anspruchsvoller, was eine gute Koordination beider Hände verlangt:
Tapping-Bassgrooves – Funk
Zum Abschluss gibt es noch einen funky Groove über den Akkord A-Moll7. Wieder tappen wir mit der Anschlagshand die synkopierte Bassline. Die Greifhand sorgt jetzt aber nicht nur für die Harmonien (Septime und Terz von A-Moll 7), sondern zusätzlich für perkussive Elemente, etwa den Backbeat auf den Zählzeiten 2 und 4. Hierfür empfiehlt es sich, nicht direkt auf, sondern ein wenig neben die Saiten zu tappen:
Tapping für E-Bass – Fazit
Das war mein dreiteiliger Workshop zum Thema „Tapping für E-Bass“. Falls ihr euch darüber hinaus noch weiterbilden möchtet: Weitere tolle Beispiele findet ihr bei Victor Wooten, Stuart Hamm, Uriah Duffy, Charles Berthoud und vielen anderen. Auch viele der modernen Gospel-Bassist:innen setzen Tapping für E-Bass in ihren Soli und Songbegleitungen gerne ein. Die ideale Quelle ist in diesem Zusammenhang natürlich YouTube, da man den Jungs und Mädels hier direkt auf die Finger schauen kann. Ich hoffe, ihr konntet aus den drei Workshopteilen etwas Inspiration für euren musikalischen Alltag mitnehmen und wünsche euch noch viel Spaß mit der Tapping-Technik auf dem E-Bass!
Viele Grüße, Thomas Meinlschmidt