Anfang April lud der Vintage GuitarPoint in Maintal bei Frankfurt zur dreitägigen Vintage Guitar Show ein, bei der in entspannter Atmosphäre gefachsimpelt und die aktuell im Store verfügbaren Instrumente natürlich auch angespielt werden konnten. An den Nachmittagen und Abenden gab es außerdem Livemusik von verschiedenen Künstlern zu hören. Das Abschluss-Highlight am letzten Abend bildeten dann Bühneneinlagen von Kirk Fletcher, Bernie Marsden und Thomas Blug mit der Band Rock Anarchie.
Natürlich ließen wir uns auch die Chance nicht nehmen, einen genaueren Blick auf die Schätze des Ladens zu werfen und dabei auch gleich Simon Gauf, den neuen Geschäftsführer, kennenzulernen. Von ihm wollten wir mehr über die Philosophie des Stores und die aktuellen Entwicklungen am Vintage-Markt erfahren.
Betritt man zum ersten Mal den etwas unscheinbar in Maintal gelegenen Vintage GuitarPoint, kann es einem schon die Sprache verschlagen. Hier gibt es eine Sammlung von Vintage-Gitarren und -Bässen zu entdecken, die in Deutschland wahrscheinlich einzigartig ist. Dabei hat die Erkundung dieses Instrumentenbestands einen ganz speziellen Reiz, den man in einem normalen Gitarrenladen so nicht geboten bekommt.
Burst Convention & Fender Custom Colour Ausstellung als besondere Highlights der Vintage Guitar Show
Als Burst Convention angekündigt, gab es anlässlich der Vintage Guitar Show eine Kollektion von Les Paul Sunburst Modellen aus den Jahren 1958 – 1960 zu bestaunen, die stellenweise auch von befreundeten Sammlern zur Verfügung gestellt wurden. Unter den Gitarren befand sich dabei beispielsweise eine Les Paul von Bernie Marsden oder eine, die ehemals im Besitz von Joe Bonamassa war. Ein weiteres Highlight war außerdem die Custom Colour Ausstellung, in der Vintage-Fender-Gitarren in selteneren Farben wie Fiesta Red, Lake Placid Blue oder Shoreline Gold präsentiert wurden. Diese Sammlung setzte sich ebenfalls aus momentan im Laden erhältlichen Instrumenten und Leihgaben von Sammlern zusammen.
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Hauptaugenmerk auf USA-Modellen der legendären Hersteller
Auf Vintage-Instrumente spezialisiert hat sich der nach wie vor in sehr familiärer Atmosphäre geführte GuitarPoint vor acht Jahren. Der Vintage-Experte und vormalige Geschäftsführer Detlef Alder verweilt inzwischen häufiger in den USA, um nach Instrumenten für den Laden Ausschau zu halten, wie Simon Gauf gleich zu Beginn unseres Gespräches verriet.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei ganz klar auf den legendären USA-Modellen aus den Häusern Gibson, Fender, Gretsch, Rickenbacker und Martin, da hier am Vintage-Markt die Nachfrage einfach am Größten ist.
Dennoch hat der Laden auch immer wieder Instrumente aus den jüngeren Jahrzehnten im Angebot, unter denen sich einige Custom-Shop-Modelle befinden. Passend zu den angebotenen Modellen zählen zu den Kunden des Ladens häufig Spieler, die aus dem Blues- oder Rock-Lager kommen, dabei eine große Leidenschaft für Vintage-Instrumente entwickelt haben und stellenweise auch ganze Sammlungen ihr Eigen nennen.
Auch wenn es momentan nicht einfacher wird, Gitarren und Bässe aus den begehrten Jahrzehnten zu erwerben, sind die USA als Heimat der legendären Hersteller immer noch die erste Adresse, wenn es darum geht, Vintage-Instrumente ausfindig zu machen. Bei den von Simon Gauf sehr bildlich beschrieben Vintage-Messen trifft man dabei tatsächlich auch noch auf Privatleute, die mit einem Gitarrenkoffer hereinspazieren, der wahrhafte Schätze im Originalzustand offenbart.
Der Vintage Guitar Point legt großen Wert auf Authentizität
Auch wenn auf dem Vintage-Markt inzwischen eine Menge verbastelter oder gar gefälschter Exemplare unterwegs sind, kann man sich bei den vom GuitarPoint angebotenen Gitarren und Bässen sicher sein, das korrekte Instrument in genau dem angegebenen Zustand in den Händen zu halten. Direkt nach dem Eintreffen im Laden werden die Instrumente dafür bis ins kleinste Detail inspiziert, fotografiert und dokumentiert. Der Kunde bekommt anschließend beim Kauf zu den Dokumenten eine CD mit allen Details.
Simon Gauf betonte in unserem Gespräch, dass der Store besonderen Wert auf Authentizität legt und abgesehen von minimalen Änderungen an der Hardware oder einem Refinish keine modifizierten oder gar verbastelten älteren Gitarren im Angebot hat. Vintage-Gitarren, die im Laufe ihres Lebens schon einmal neu lackiert wurden, (bei Fender-Gitarren keine Seltenheit) sind übrigens oft bis fünfzig Prozent billiger als ihre Geschwister aus dem gleichen Jahr, was für manchen Spieler, dem vielleicht einfach nötige Kleingeld fehlt, wohl eine gute Nachricht sein dürfte.
Gleichzeitig sind solche “Refins” aber auch nicht weniger begehrt und beispielsweise im Falle von Strats aus den 50er Jahren oft schon nach wenigen Stunden im Laden wieder verkauft.
Aufgrund der aktuellen CITES-Bestimmungen können keine Gitarren mehr mit Brazilian Rosewood aus den USA importiert werden. Dennoch kauft der Guitar Point solche Modelle auch legal aus Europa an und hat selbstverständlich zu allen Instrumenten die entsprechenden Dokumente parat.
Sehr interessant fand ich auch, dass Simon Gauf mir zumindest im Bezug auf E-Gitarren das Klischee nicht bestätigte, dass alte Gitarren nur dann gut sind, wenn sie in ihrem Leben viel gespielt worden sind. Aktuell hingen in diesem Zusammenhang zwei 64er Strats im Store, von denen das fast wie neu aussehende Modell in den Ohren und Händen der meisten Kunden als besser empfunden wurde. Es ist also eigentlich so, wie man es auch von neuen E-Gitarren kennt: Manche Ausgabe eines Modells schwingt sehr gut, manche etwas weniger. Alte Gitarren, die selten gespielt oder auch einfach sehr behutsam behandelt wurden, müssen keineswegs die Schlechteren sein. Dennoch haben abgespielte Vintage-Gitarre ohne Frage einen besonderen Charme, und für mich persönlich stellenweise schon fast etwas Geheimnisvolles, da sich die komplette Historie eines Instruments nach all den Jahren schwer nachvollziehen lässt.
Preisentwicklung am Vintage-Markt bleibt offen
Auf die momentanen Entwicklungen im Vintage-Markt angesprochen, sagte Gauf, dass er nicht den Eindruck habe, das Interesse sei rückläufig, auch wenn die nachwachsende Generation sich momentan scheinbar weniger für E-Gitarren interessiere. Da es sich um einen Nischenmarkt handele, seien Vintage-Händler aber auch nicht einem so großen Verkaufsdruck ausgesetzt wie die großen Musikhändler zum Beispiel im Einsteigerbereich. Dennoch sehe man auch junge Spieler nachwachsen, die sich für die legendären Bands und Instrumente interessieren. Das prominenteste Beispiel dürfte dabei wohl der Gitarrist und Vintage-Sammler Joe Bonamassa sein, der mittlerweile ein langjähriger Freund des Ladens ist und natürlich auch regelmäßig vorbeischaut.
Was die preisliche Entwicklung der Instrumente anbetrifft, kann man sagen, dass nach einem Höhepunkt 2007/2008 die Preise fielen, momentan aber wieder steigen. Hier eine Vorhersage für die kommenden Jahre zu treffen, wäre also rein spekulativ. Eine Vintage-Gitarre ausschließlich aufgrund ihrer Preissteigerung zu kaufen, sollte daher eher nicht der Hauptbeweggrund sein.
Momentan heißbegehrt, schwer zu bekommen und dadurch einem Preisanstieg ausgesetzt sind Gibson SG-Modelle aus den 60er Jahren oder auch ES 335-Modelle aus den Jahren 1965-1969. Eine ES 335 von 1966 war beispielsweise direkt nach einem Tag im Laden wieder verkauft.
Verhältnismäßig günstig ist der Vintage Vibe dagegen momentan übrigens noch bei Fender Jaguar, Mustang oder Jazzmaster-Gitarren aus den 60er Jahren zu haben.
Das Geschäft läuft mittlerweile auch hier sehr häufig über die Website des Ladens, sodass die Gitarren neue Besitzer überall auf der Welt finden. Dazu gibt es auf dem YouTube Channel des Stores auch regelmäßig Hörproben zu den aktuell verfügbaren Instrumenten. Dennoch macht das Erkunden vor Ort natürlich am meisten Spaß. Spieler, die unter spontanen G.A.S. Anfällen leiden, sind hier definitiv gefährdet!
Zum GuitarPoint: shop.guitarpoint.de