„Qualität zum kleinen Preis“ ist seit mehr als 20 Jahren das Motto des deutschen Audiospezialisten ESI, dessen Produkte primär auf die Bedürfnisse von semiprofessionellen Anwendern und Hobbymusikern zugeschnitten sind.
Die beiden neuen Neva-Interfaces richten sich in Ausstattung und Features auch an preisbewusste Podcaster. Wir haben die beiden USB-Interfaces ESI Neva Uno und ESI Neva Duo für euch unter die Lupe genommen!
Quick Facts zu ESI Neva Uno/Duo
- USB 3.1 mit 24 Bit / 192 kHz
- 2 Ein- und Ausgänge
- Mic Gain + 50 dB und zuschaltbare Phantom-Power
ESI Neva Uno + Duo im Test: Merkmale und Ausstattung
Bei beiden Geräten handelt es sich um sehr kompakte USB-3.1-Audiointerfaces mit USB-C-Anschluss, die ausschließlich Bus-powered betrieben werden und zur Aufnahme von Mikrofon-, Instrumenten- und Line-Signalen verwendet werden können. Dank Loopback-Funktionalität eignen sich das Neva Uno und Duo auch für Livestreaming-Anwendungen.
Ausstattungsunterschiede
Die wesentlichen Unterschiede sind neben der Gehäusegröße die Bestückung mit Audioanschlüssen. Während sich beim Neva Duo beide identisch ausgestatteten Inputs per XLR-/Klinke-Combobuchse als Mikrofonanschluss eignen, ist dies beim Neva Uno nur an Input 1 möglich. Ein weitere Unterscheidung ist die separate Lautstärkeregelung des Kopfhörers beim Neva Duo, die beim kleineren Modell an die Gesamtlautstärke gekoppelt ist. Eine detaillierte Auflistung der Anschlüsse beider Interfaces findet ihr am Ende dieses Testberichts.
Identischer Lieferumfang beider Neva-Interfaces
Beide Interfaces werden mit einem weißen USB-Kabel (USB-A auf USB-C) von ca. 96 cm Länge ausgeliefert. Weiterhin gehört ein Softwarepaket mit dem folgenden Inhalt zum Angebot:
- Cubasis LE3
- WaveLab LE 10
- Bitwig Studio 8-Track
- Audified inTone ESI Edition
- JackTrip Virtual Studio (3-Monats-Abo)
Die ESI Neva Interfaces in der Praxis
Der Test erfolgte an einem iMac Pro unter macOS Big Sur und verlief vollkommen problemlos. Eine Treiberinstallation ist für Apple Computer nicht erforderlich, allerdings stellt der Hersteller eine puristische Control-Panel-Software zum Download zur Verfügung.
Für einen zusätzlichen Check an meinem laut Hersteller ebenfalls kompatiblen iPad/iPhone reichte die Stromversorgung durch meinen schon etwas älteren Lightning auf USB Kamera-Adapter (ohne zusätzliche Stromversorgung) allerdings nicht aus. Über einen zweiten Anschluss zur Stromversorgung, wie zum Beispiel beim Swissonic Audio 1, der die Verwendung ermöglichen würde, verfügen beide Interfaces nicht. Mit einem aktuellen Adapter sollter der Betrieb an Mobilgeräten aber funktionieren.
Entsprechend der eher einfachen Funktionalität ist die Arbeit mit beiden Interfaces übersichtlich und problemlos. Wesentliche Funktionen wie die Aktivierung des latenzfreien Direct Monitoring erfolgen per Status-Button direkt auf dem Bedienfeld und der Eingangspegel wird anhand eines dreifarbigen LED-Rings (grün/gelb/rot) einwandfrei visualisiert. Weiterhin eignen sich beide kompakten und pragmatisch verarbeiteten Interfaces zum mobilen Einsatz. Das stabil wirkende Kunststoffgehäuse wirkt hierfür robust genug.
ESI Neva Uno / Duo im Test: Recording und Soundqualität
Wie die folgenden Hörbeispiele belegen, verbirgt sich offenbar in beiden Neva Interfaces die gleiche Technik. Dass so etwas nicht zwingend der Fall sein muss, sieht man am Beispiel der konkurrierenden Audiointerfaces Zoom AMS-22 und AMS-24, die trotz ihrer engen Verwandtschaft über unterschiedliche Mikrofonvorverstärker verfügen. Aber zurück zu den aktuellen Testprobanden: Die generelle Aufnahmequalität und auch Wiedergabe über Kopfhörer kann als gut und zweckdienlich bewertet werden.
Was aber auffällt: Die Aufnahmequalität des populären Tauchspulenmikrofons Shure SM7B mit den Neva-Preamps ist überraschend minderwertig! Wir hatten bereits direkte Konkurrenzprodukte (z.B. PreSonus AudioBox Go) mit der gleichen Vorverstärkung (+50 dB Gain) im Test, die diese Aufgabe problemlos absolviert haben. Diese Einschränkung bei der Verwendung des SM7B ist bei beiden Neva-Interfaces identisch, sodass es sich hier um keine Fehlfunktion handeln sollte. Um einen Defekt des Mikrofons auszuschließen, habe ich zum Vergleich eine Aufnahme mit einem UAD Apollo X4 gemacht. Das Gerät ist zwar wesentlich teurer – die Aufnahme aber auch wesentlich (!) besser und ein interessantes Beispiel für den hohen Stellenwert bei der Wahl von Mikrofonvorverstärkern. Der Fairness halber sollte noch angemerkt werden, dass Shure selbst im Manual des SM7B (1,19 mV/Pa) angibt, möglichst Preamps mit mindestens 60 dB Gain zu verwenden (etwa beim 545SD mit ähnlich geringer Empfindlichkeit hingegen nicht). Allerdings zeigen sich Probleme mit schwachen Preamps und dem SM7B wenn dann in höherem Rauschen, etwa bei Swissonic Audio 1 und Audio 2 oder dem Zoom AMS-22, und nicht wie bei den ESI Neva mit deutlich schlechterer Klangqualität.
Allerdings: An der Aufnahmequalität mit dem Kondensatormikrofon Neumann TLM 102 gibt es hingegen überhaupt nichts zu bemängeln!
Alternativen zu ESI Neva Uno + Duo
Presonus AudioBox GO | Zoom AMS-22 | Zoom AMS-24 |
Bei etwa gleicher Größe und vergleichbarer Ausstattung marginal teurer als das Neva Uno. Deutlich bessere Aufnahmequalität im Test mit dem Shure SM7B Tauchspulenmikrofon; USB 2.0 | Bei vergleichbarer Ausstattung noch etwas kleiner als das Neva Uno. Ein wenig teuerer, dafür deutlich bessere Aufnahmequalität im Test mit dem Shure SM7B Tauchspulenmikrofon; USB 2.0 | Etwas teurer als das Neva Duo, dafür zwei Kopfhöreranschlüsse und zusätzlicher USB-Anschluss zur Stromversorgung. Deutlich bessere Aufnahmequalität im Test mit dem Shure SM7B Tauchspulenmikrofon; USB 2.0 |
Fazit
ESIs neue Neva-Interfaces Neva Uno und Neva Duo sind preisgünstige und praktische Helfer für das Heimstudio und unterwegs. Dank Loopback eignen sich beide Interfaces auch für Content Creator. Aufgrund der wirklich ernüchternden Aufnahmequalität mit dem dynamischen Testmikrofon (Shure SM7B) ist aber darauf zu achten, ob der Betrieb mit ggf. vorhandenen Mikrofon zufriedenstellend ist!
- USB 3.1 Audiointerfaces
- Neva Uno
- 1 x XLR-Combo-Mic-/Line-Input mit schaltbarer 48-V-Phantom Power
- 1 x 6,35-mm-Klinkeneingang (Line/Instrument)
- 1 x 6,35-mm-Headphone Out
- 2 x Cinch-Line Out
- Volume-Regler
- Maße: 105 x 90 x 40 mm
- Gewicht: 204 g
- Neva Duo
- 2 x XLR-Combo-Mic-/Line-/Instrument-Input mit schaltbarer 48-V-Phantom Power
- 1 x 6,35-mm-Headphone Out
- 2 x Line Out (6,35-mm-Klinkenbuchse)
- separate Lautstärkeregler für Line Out und Kopfhörer
- Maße: 130 x 90 x 40 mm
- Gewicht: 248 g
- allgemein
- 2 Inputs / 2 Outputs
- Mic Gain: + 50 dB
- 24 Bit / 192 kHz
- AD-Wandler: 97 dB(a)
- DA-Wandler: 107 dB(a)
- USB Bus-powered
- USB-C Anschluss
- kompatibel mit macOS CoreAudio, Windows 10/11 mit ASIO 2.0, MME, WDM, DirectSound
- Loopback
- hergestellt in: China
- Webseite: esi-audio.com
- Preis (Uno): € 59,– (Straßenpreis am 9.1.2023)
- Preis (Duo): € 85,– (Straßenpreis am 9.1.2023)
- gute Wiedergabequalität
- robustes und transportfreundliches Gehäuse
- Eingangspegelanzeige per LED-Kranz (dreifarbig)
- Loopback
- ernüchternde Aufnahmequalität mit dem dynamischen Mikrofon Shure SM7B
- zweiter USB-Anschluss (Stromversorgung) wäre für manche Mobil-Setups hilfreich
Wentom sagt:
#1 - 18.10.2023 um 18:16 Uhr
Tolle Review! Danke!
Sascha Franck sagt:
#2 - 06.04.2024 um 08:40 Uhr
Wie kann man bei einem Test eines Audio Interfaces denn bitte *nicht* die Latenz messen? Das ist einfach peinlich!