Der Delay-Effekt ist neben dem Reverb einer der ältesten und beliebtesten Effekte in der Musik überhaupt. Allein deshalb bietet der heutige Markt eine Vielzahl von Geräten, die sich dem Delay-Effekt widmen. Von digitalen Neuheiten über Vintage-Modelle bis hin zu modernen Nachbauten alter Geräte. Das Tape-Delay nimmt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle ein.
Dieser Workshop klärt, was man unter einem Delay versteht, welchen Effekt es bietet und wer es erfunden hat. Darüber hinaus beschreiben wir detailliert, mit welchen Mitteln kann man sich den Effekt selbst bauen kann und was man dafür benötigt.
Was versteht man unter einem Delay?
Der englische Begriff Delay bezeichnet verschiedene Verfahren zur Erzeugung von akustischen Verzögerungseffekten.
Zu diesen zählen Reverb (Nachhall), Echo sowie weitere Effekte. Delay-Effekte werden durch raumakustische, elektroakustische oder softwarebasierte Verfahren erzeugt und für verschiedene Zwecke eingesetzt, darunter für die Gestaltung von Klängen, für die Abmischung (Mixing) von Tonaufnahmen oder für die Beschallung von Live-Events. Dieser Workshop beschreibt die Erzeugung des Echo-Effekts mithilfe einer Tonbandmaschine. Man spricht hier vom sogenannten Tape-Delay.
Die Tape-Delay Story
Die Geschichte des Delay-Effekts, genauer gesagt des Tape-Delays beginnt in den 1940er Jahren und geht auf den Wunsch zurück, einen räumlichen Sound zu erzeugen. Für die Umsetzung wurden zwei hintereinander geschaltete Tonbandgeräte benötigt. Das erste Gerät zeichnete auf und gab das Audiosignal in Echtzeit wieder. Das Band wurde weitergeleitet an die Aufrollspule des zweiten Tonbands. Durch die Verzögerung der Wiedergabe erzeugte das zweite Gerät somit ein Echo. Auf diese Weise entstand ein künstlicher Raumsound, den man der Aufnahme hinzufügen konnte.
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Besondere Tape-Delay Entwicklungen
Wenn es um Erfindungen im Zusammenhang mit Tape und Gitarre geht, muss natürlich Les Paul erwähnt werden. Er brachte die erste Tape-Delay Maschine (Band-Echo) auf den Markt. Die legendären Sun Studios in denen u. a. Elvis Presley aufnahm, machten diesen typischen Effekt berühmt. Danach kam Ray Butt ins Rennen. Er kreierte in 1950er Jahren einen Gitarrenverstärker mit integriertem Tape-Delay namens „Echosonic“. Dieses Gerät bot einen sehr kurzen Echo-Effekt, den man eher als Slapback-Echo bezeichnet; längere Verzögerungszeiten erlaubte diese Technik nicht. Echosonic bot aber die Vorlage für alle späteren Modelle bzw. Varianten.
Danach folgten viele weitere wichtige Erfindungen. Eine der eindrucksvollsten ist wohl das Roland Space Echo. Dieses mit drei Tonköpfen versehene Gerät verfügte zusätzlich über einen Equalizer und einen Federhall (Spring-Reverb). Das von Roland im Jahr 1974 in den Markt gebrachte Space Echo ist bis heute eines der beliebtesten Tape-Delays der Welt.
Tonbandgeräte mit Monitorfunktion ersetzen zweites Bandgerät
Um ein Tape-Delay selber zu bauen, benötigt man nicht unbedingt zwei Tonbandgeräte. Ein Tonbandgerät mit Monitorfunktion – zu Deutsch: Hinterbandkontrolle – erfüllt diesen Zweck bereits. Die Hinterbandkontrolle diente ursprünglich zur Überprüfung der laufenden Aufnahme und ist meistens in den etwas hochwertigeren Modellen zu finden. Drei dieser sogenannten Three-Head-Recorder sollen hier vorgestellt werden.
Sehr beliebt und auf dem Kassettenrecorder-Markt hoch gehandelt sind die Marantz PMD 221/ 222 Modelle. Klein, kompakt und besonders für Fieldrecordings geeignet.
Nach wie vor ein Geheimtipp ist das Uher Royal De Luxe. Es ist wahrscheinlich nicht das schönste Gerät, dafür kommt es jedoch mit einer Vielzahl an Funktionen. Diese ermöglichen dem Sounddesigner ein weites Spektrum im Bereich der Klangerzeugung.
Wer ein absolutes Sahnestück der Tape-Machines bevorzugt, dem sei das Uher 4000 Report Monitor empfohlen. Es ist als Mono-Gerät und auch als Stereo-Variante erhältlich. Übrigens kann man diese Bandmaschine noch im NOS – new old stock – käuflich erwerben. Im Video weiter unten ist dieses Tonbandgerät in Aktion zu sehen.
Die Uher Geräte verwenden noch 5-Pol-Stecker. Es wird empfohlen, sich einen Adapter wie diesen zuzulegen.
Tape-Delay selbst bauen Workshop
Welches Material wird für den Tape-Delay Workshop benötigt?
- Tape-Recorder mit Monitorfunktion
- Klangerzeuger (z.B. Keyboard, Gitarre, Mikrofon … etc.)
- Mischpult zum Zusammenführen von Audiosignalen
- Verbindungskabel
In wenigen Schritten zum Tape-Delay mit dem Tonbandgerät
Um einen Delay-Sound zu erzeugen, braucht man gewisse Geräte. Unverzichtbar ist ein Tape-Recorder mit Monitorfunktion (Hinterbandkontrolle). Des Weiteren wird ein Klangerzeuger benötigt. In diesem Workshop erfüllt ein altes Casio PT-1 Keyboard diesen Zweck. Dieses bietet viele typische Sounds, unter anderem den berühmten Beat von Trio’s „da da da“ Song. Als letztes Glied in der Kette kommt ein Mixer ins Spiel. Dieser führt die Audiosignale zusammen und macht sie aussteuerbar.
Schritt I
Zunächst wird der Keyboard-Ausgang mit dem Tonband-Eingang verbunden, um das Audiosignal aufzunehmen. Dazu wird ein 3,5-Klinke zu DIN 5-Pol-Kabel benötigt. Dann wird der Ausgang des Tape-Recorders mit dem ersten Kanal des Mixers verbunden. Im Anschluss schickt man den Monitor-Ausgang in den zweiten Kanal des Mixers. Auch hier werden DIN-auf-Klinke-Kabel verwendet. Somit hat man nun auf Kanal 1 das originale Audiosignal und auf Kanal 2, das verzögerte Audiosignal. Optional kann am Mixer auch die Send-/Return-Funktion genutzt werden. Die folgende Infografik soll dabei helfen, den Überblick zu behalten.
Schritt II
Damit das Audiosignal im Mixer ankommt, muss der Tape-Recorder auf Record (Aufnahme) eingestellt sein. Im nächsten Schritt muss man das anliegende Audiosignal einpegeln. Das Uher Tonbandgerät kann für unterschiedliche Delay-Varianten in vier verschiedenen Bandgeschwindigkeiten betrieben werden. Diese werden in Zentimeter pro Sekunde angegeben. Die Geschwindigkeiten sind deshalb interessant, weil sie die Länge des Delays bestimmen. Je langsamer das Tempo, desto später das Delay. Wie in den Audiobeispielen gut zu hören ist, erzeugt die schnellste Geschwindigkeit von 19 cm/sek, ein sehr kurzes Delay, das man eigentlich nur als Räumlichkeit wahrnimmt.
Tipp
Interessante Effekte lassen sich erzeugen, wenn man das Band manuell manipuliert (gut zu hören in Aufnahme 3 und 4). Dazu halte ich das Band zwischen Daumen und Zeigefinger und kontrolliere gefühlvoll das Tempo. Es entsteht ein „woobeliger“ Effekt.
Audiobeispiele zum Workshop
Video zum Tape-Delay Workshop
Timeline zum Tape-Delay Video
Zeit | Aktion |
---|---|
Benötigte Geräte | |
00:11 | Tonbandgerät mit extra Monitor-Tonkopf |
00:30 | 2x DIN XLR, 1x DIN Miniklinke Kabel |
00:37 | Tonquelle (Keyboard) |
00:39 | 6-Kanal Mischpult |
Geräteaufbau | |
00:52 | Verbinden von Tonband-Ausgang mit Mixer-Eingang und Tonband Monitor-Ausgang mit Mixer-Eingang |
01:02 | Verbinden von Keyboard Ausgang mit Tonband Eingang |
Demo verschiedener Delay-Längen mit Tönen | |
01:08 | Pausierten Aufnahme-Modus und Bandgeschwindigkeit einstellen |
01:12 | Abspielen von Ton mit Delay bei 2,4 cm/sek Bandgeschwindigkeit |
01:37 | Einstellen der höheren Bandgeschwindigkeit 4,75 cm/sek und abspielen von Ton mit Delay |
01:58 | Einstellen der höheren Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/sek und abspielen von Ton mit Delay |
02:15 | Einstellen der höheren Bandgeschwindigkeit 19 cm/sek und abspielen von Ton mit Delay |
Demo verschiedener Delay-Längen mit Beats | |
02:37 | Abspielen von Beat mit Delay bei 19 cm/sek Bandgeschwindigkeit |
02:59 | Abspielen von Beat mit Delay bei 9,5 cm/sek Bandgeschwindigkeit und manueller Bandmanipulation |
03:23 | Abspielen von Beat mit Delay bei 4,75 cm/sek Bandgeschwindigkeit und manueller Bandmanipulation |
03:53 | Abspielen von Beat mit Delay bei 2,4 cm/sek Bandgeschwindigkeit und manueller Bandmanipulation |
Zum Schluss
Klar ist, dass handelsübliche Analog- oder Digital-Delays mehr Einstellungen bieten und auch zuverlässiger arbeiten. Wer sich jedoch als Soundtüftler versteht und offene Ohren für all die unperfekten Klänge hat, wird mit diesem Tape-Delay im DIY-Verfahren glücklich, denn es bietet gerade durch seine Einschränkungen mehr Spielfläche zum Experimentieren. Charakteristisch ist auch der spezielle DIY Tape-Delay Sound. Egal ob eine Kassetten- oder Tonband-Variante, der Sound liefert eine ganz besondere Färbung, die von handelsüblichen Delay-Effekten nicht erreicht wird. All das bietet Raum, Sounds zu erforschen und mit ihren Besonderheiten Musik zu kreieren.