Die US-amerikanische R&B-Sängerin und Rapperin Lizzo feierte 2022 mit ihrem Album „Special“ große Erfolge. Verdienter Lohn im Jahr 2023 ist ein Grammy für die Hitsingle „About Damn Time“. Der stark an die Disco-Funk-Ära angelegte Song ist eine typische „Feel Good“-Nummer – allerdings mit durchaus ernsten Lyrics. Musikalisch geprägt wird er durch eine rhythmisch wie melodisch dominante Bassline – ganz so, wie man es aus den guten alten Tagen des Disco-Funk kennt: Der Drumbeat und die Bassline sind sozusagen bereits der Song. Auf der Aufnahme wurde der Bass zwar programmiert, zum Einsatz kam jedoch ein E-Bass-Sound. Dieser wechselt sogar zwischen Fingerstyle und Slapping. Viele gute Gründe also, in diese tolle Bassline etwas tiefer einzutauchen!
„About Damn Time“ – Originalvideo
Hier das originale Video zum Song:
Rhythmik
Die Rhythmik der Bassline im Vers kann man getrost als „pulsorientiert“ bezeichnen! Zusammen mit dem stringenten Drumbeat nagelt der Bass einen gnadenlosen Viertelpuls. Dieser wird nur kurz am Ende einer zweitaktigen Phrase aufgelockert. In der Summe ergibt das ein klassisches Rezept für einen Disco-Funk-Hit.
Als Kontrast weicht der Pre-Chorus dann bewusst von diesem Konzept ab und setzt auf Synkopen. Pulsschläge werden ausgelassen und die Akzente liegen nunmehr auf den Zählzeiten 1+, 2e, und 4+. Der Chorus gleicht dann rhythmisch abermals dem Vers und kehrt zurück zum altbewährten Viertelpuls. Discobass-König Bernard Edwards wäre stolz gewesen!
Für dich ausgesucht
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Jamiroquai: „Runaway“
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Dua Lipa: „Levitating“
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Diana Ross: „I’m Coming Out“
- Play-Alike Bernard Edwards – Bass-Workshop
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Diana Ross: „Upside Down“
Tonmaterial
In diesem Bereich bleibt der Song über die komplette Dauer der Tonart E-Moll treu. Ihre Töne E, F#, G, A, B, C und D bilden die Grundlage für die Bassline sowie für sämtliche melodische Ideen. Einzige Ausnahme ist der chromatische Leitton (A#), der stets im vierten Takt des Verses vom Ton A nach B führt.
Den größten Teil des Songs reduziert sich der Bass auf den Grundton. Melodische Ideen finden wir jedoch in diversen Fills, etwa in Takt 3. Dieses Motiv wiederholt sich häufig im Verlauf des Songs.
Interessant ist auch, dass beispielsweise Pre-Chorus 2 deutlich mehr melodische Bewegung aufweist als Pre-Chorus 1. Hier wurde also nicht nach dem „Copy & Paste“-Verfahren vorgegangen, sondern der Song ganz bewusst dynamisch aufgebaut.
„About Damn Time“ – Basssound
Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei offensichtlich um einen programmierten Bass mit Sounds aus der Retorte. Man hat sich allerdings bewusst an einem echten E-Bass orientiert, der klanglich auch in die Zeit der Disco-Funk-Ära passt.
Um das Ganze auf einem echten Bass nachzuspielen, wäre ich nicht besonders wählerisch. Alles, was zu dieser Zeit angesagt war, sollte eigentlich den Job gut machen: Precision Bass, Jazz Bass, Music Man Stingray, etc. Aufgrund des Charakters der Mitten könnte ich mir gut vorstellen, dass ein Jazz Bass den Job besonders gut erledigen würde.
Bei den Fills wird der programmierte Bass im Original noch leicht durch einen Synthie-Bass unterstützt, was den Viertelpuls noch fetter macht. Insofern wird man nie exakt so klingen wie auf der Aufnahme – muss man aber ja auch nicht. Einer der drei genannten Archetypen ist auf jeden Fall für die Aufgabe geeignet!
„About Damn Time“ – Transkription
Meine Transkription von „About Damn Time“ umfasst aufgrund der vielen kleinen Fills den kompletten Song und ist daher recht umfangreich. Den größten Teil bilden dabei aber Wiederholungen, also keine Sorge. Für die Aufnahme habe ich mich für Vers 2, Pre-Chorus 2 und Chorus 2 entschieden, da hier bassmäßig am meisten passiert.
Viel Spaß mit „About Damn Time“ und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt