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Musik & Spoken Word – 12 Tipps für eine gelungene Symbiose

Es gibt zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die auch ohne Gesang mit ausdrucksstarker Stimme ihr Publikum mitreißen, indem sie Worte zur Musik sprechen. Mal eindringlich emotional, dann wieder mystisch gehaucht, mit Effekten verfremdet oder durch eigenwillige rhythmische Betonungen. Egal ob der Text nun lyrisch, politisch, humorvoll, spannend oder alles zusammen ist – es gibt zahlreiche Methoden des Sprechens und der Interpretation. Wie ihr eure Stimme optimal auf das Erzählen mit Musik vorbereitet und eure eigene Sprechhaltung findet, das erfahrt ihr in diesem Spoken Word Workshop.

Eine der wichtigen Stimmen der Gegenwart – die britische Rapperin, Lyrikerin und Romanautorin Kate Tempest (Teaserphoto Credit: Shutterstock, Foto von Rene Oonk)
Eine der wichtigen Stimmen der Gegenwart – die britische Rapperin, Lyrikerin und Romanautorin Kate Tempest (Teaserphoto Credit: Shutterstock, Foto von Rene Oonk)

Bekannte Spoken Word Musikerinnen und Musiker

Es gibt zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die nicht im klassischen Sinne singen und trotzdem – oder gerade deswegen – berühmt geworden sind. Zum Einstieg möchte ich euch einige bekannte Musikerinnen und Musiker vorstellen, die sich mit ihrem eigenwilligen Sprechgesang einen Namen gemacht haben

Anne Clark

Eine Musikerin, die schon früh mit Stimme und Musik experimentierte, ist die britische Poetin, Songwriterin und Pianistin Anne Clark.
Sie spricht ihre meist poetischen Texte mit eindringlicher Stimme und rhythmischer Betonung zu elektronischer Musik, die damals der Gattung New Wave bzw. der Post Punk Ära zugeordnet wurde. 1980 trat sie das erste Mal öffentlich auf und zwar im neu eröffneten Londoner Varietétheater Cabaret Futura- übrigens zusammen mit der ebenfalls kurz zuvor gegründeten Band Depeche Mode. Bekannt wurde Anne Clark jedoch 1984 mit ihren beiden Stücken “Sleeper in Metropolis” und “Our Darkness”.

Sleeper in Metropolis

Sleeper in Metropolis

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Our Darkness

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Gudrun Gut

Ebenfalls in den 80ern startete die deutsche Musikerin Gudrun Gut ihre Karriere, u. a. als Schlagzeugerin und eines der Gründungsmitglieder der Einstürzenden Neubauten. 1981 gründete sie zusammen mit Bettina Köster die Band Malaria, die mit dem Titel “Kaltes Klares Wasser” berühmt wurde.
Seit Ende der 90er Jahre tritt Gudrun Gut überwiegend solo auf und arbeitet auch mit der eigenen Stimme. Ihre Spezialität ist eine Kombination aus elektronischer Musik mit einem fast gehauchten, emotional distanzierten Sprechgesang, den sie teilweise auch mit elektronischen Effekten belegt und verfremdet. Das verleiht Gudrun Gut eine mystische Aura, wie hier in ihrem aktuellen Song:

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Laurie Anderson

Die Grande Dame der Avantgarde und wichtige Vertreterin, wenn es um “Spoken Word” in Kombination mit Musik geht, ist Laurie Anderson. Eine Dame, die sich selbst in erster Linie als konzeptionelle Geschichtenerzählerin sieht. Bekannt wurde die US-amerikanische Performancekünstlerin vor allem durch den Song “O Superman” von 1981, eine durch und durch konzeptionelle Arbeit. Im Zentrum stehen zwei sich abwechselnde Akkorde, entstanden durch die von Laurie Anderson wiederholt gesprochene Silbe “ha”, die die Künstlerin dann auch noch durch einen Eventide Harmonizer schickt. Darüber spricht Laurie Anderson dann ihren Text “O Superman” und zwar durch einen Vocoder:

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Kate Tempest

Die britische Rapperin, Lyrikerin und Romanautorin Kate Tempest gehört zu einer neuen Generation von Musikerinnen, die die Kluft zwischen Poesie und Theater überbrückt. Angefangen als Rapperin auf Raves und im Londoner Nachtbus, hat die junge Künstlerin 2013 mit “Brand New Ancients”, einer einstündigen gesprochenen Geschichte mit Orchesterbegleitung, als erste Lyrikerin unter 40 (sie war gerade 26!) den mit 5000 Pfund dotierten Ted Hughes Award, den Lyrikpreis der britischen Poetry Society, gewonnen:

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Linton Kwesi Johnson

Und wo wir gerade in Großbritannien sind: Der britische Dichter und Reggae-Musiker Linton Kwesi Johnson gilt spätestens seit seiner 1980 veröffentlichten Textsammlung “Inglan is a Bitch” als eine der lyrisch bedeutendsten Stimmen des englischen Reggaes. Das Besondere an den Texten des Dubpoeten und der Art, wie er diese vorträgt, sind die ziemlich stark ausgeprägte Rhythmik und Metrik. Linton Kwesi Johnson, der in Jamaika geboren und in London aufgewachsen ist, benutzt eine Sprache, die nicht immer auf Anhieb zu verstehen ist. Das liegt daran, dass er in erster Linie das jamaikanische Kreolisch spricht, auch bekannt als Patois. Hierbei handelt es sich um eine auf Jamaika verbreitete Kreolsprache mit englischen Wurzeln. Zudem spielt Johnson mit Spannungen zwischen seiner Muttersprache, dem Jamaika-Kreolisch sowie dem jamaikanischen und dem britischen Englisch.

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Patti Smith

Als letztes Beispiel möchte ich an dieser Stelle noch auf die Godmother des Punks hinweisen, auf die New Yorker Dichterin Patti Smith. Halb atemlos, halb synkopisch legt sie ihre frei assoziierende Lyrik über scheinbar einfache Rockakkorde und genau das gibt ihrer Musik diesen ganz besonderen, aufbegehrenden Reiz und reißt uns mit:

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Workshop

12 Tipps, für Spoken Word, Poetry und Storytelling

1. Bleibt authentisch!
Das ist zwar eine etwas abgedroschene Phrase, die es sich aber immer wieder zu vergegenwärtigen lohnt. In diesem Fall heißt es nichts anderes, als “Sei du selbst!”. Versucht nicht so zu klingen, wie jemand anderes, sondern erzählt EURE Geschichte oder EUREN Text, auch wenn dieser nicht aus der eigenen Feder stammt. Dazu ist es erst mal wichtig, dass ihr hinter dem steht, was erzählt wird und ihr solltet das Gedicht, den Text oder was immer ihr vortragen wollt, selbst richtig gut finden. Ansonsten wird es tückisch. Die Stimme ist ein sehr feines Instrument und jede kleinste “Unstimmigkeit” ist, wie das Wort schon sagt, zu hören und wird, ob ihr wollt oder nicht, sowohl durch euren Ausdruck als auch mit eurer Stimme ausgedrückt. Wählt daher Worte, die ihr selbst gut findet, und macht euch zu hundert Prozent damit vertraut, damit ihr diese anderen glaubhaft vermitteln könnt.

Wie macht man sich mit Texten vertraut?

2. Kennt euren Text in- und auswendig!
Das ist unabdingbar, um ein flüssiges Vortragen zu gewährleisten! Erst dann könnt ihr damit anfangen, zu experimentieren, welche Ausdrucksmöglichkeiten sich anbieten oder welche Haltung ihr einnehmen wollt und/oder könnt. Das gesprochene Wort soll schließlich lebendig klingen und wirken!

3. Überlegt euch eure Sprechhaltung genau!
Das ist ein Punkt, der gern mal außer Acht gelassen wird. Ich glaube jedoch, dass es enorm wichtig ist, eine Haltung bewusst einzunehmen und auch, sich darüber im Klaren zu sein, warum genau diese gewählt wurde! Es macht schließlich einen großen Unterschied, ob ihr z. B. aus der Ich-Perspektive agiert oder über eine andere Person sprecht. Ob ihr eher beobachtend oder emotional involviert seid, verändert schließlich auch euren Ton und der macht ja bekanntlich die Musik.

Zur Musik sprechen oder zum gesprochenen Wort musizieren

4. Setzt Prioritäten bei Musik und Sprache!
Egal, ob ihr eine Band habt und diese die Musik abliefert, zu der ihr dann eure Texte beisteuert, oder ob ihr die Musik selbst macht und dann live zum Playback sprecht, eine Entscheidung muss von euch gefällt werden! Nämlich die, ob die Musik dazu dienen soll, das gesprochene Wort zu untermalen, also ob der Text z. B. eher rhythmisch gesprochen die Musik unterstützt oder ob Wort und Musik sich gleichberechtigt begegnen sollen. Das kann innerhalb einer Performance natürlich auch wechseln. Dadurch wird festgelegt, was welche Wichtigkeit hat und auch das Publikum hört dies sofort und kann sich darauf einstellen und mitgehen. Es wäre schließlich schade, wenn ihr eine wichtige Wortbotschaft habt, die jedoch aufgrund der lauten Musik total untergeht. Außerdem ist das auch für einen dramaturgischen Bogen eine schöne Sache, mit akustischen Vorder- und Hintergründen zu spielen und diese zu variieren.

Gibt es besondere Techniken, um die Stimme auf das Sprechen vorzubereiten?

5. Macht euch warm und entspannt euch!
Was für das Singen gilt, gilt genauso für das Sprechen. Damit die Stimme gut sitzt und präsent und flüssig klingt, solltet ihr euch in jedem Fall vorab mit einigen der gängigen Aufwärm-, Dehn- und Lockerungsübungen einstimmen. Auch ein paar tiefe Atemübungen sind super, um die Lungen und Atemwege zu reinigen sowie die Stimmmuskulatur zu entspannen.

6. Seid Achtsam im Umgang mit eurer Stimme!
Das versteht sich ja eigentlich von selbst – wenn ihr mit eurer Stimme arbeitet, müsst ihr diese mit besonderer Sorgfalt behandeln und wenn nötig pflegen. Vor einer Probe oder auch vor einem Auftritt ist es wichtig, die Stimme nicht unnötig zu belasten. Es wäre daher von Vorteil, wenn ihr eure individuellen Sensibilitäten kennt, um dementsprechend zu agieren. Das heißt z. B. Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, scharfe Speisen, koffeinhaltige Getränke und Alkohol zu meiden, wenn ihr wisst, dass diese eurer Stimme nicht guttun. Milchiges könnte eure Stimmbänder verschleimen und Kaffee sowie Alkohol könnten eine austrocknende Wirkung haben. Kontraproduktiv ist auch alles, was leicht zwischen den Zähnen hängen bleiben kann wie beispielsweise Nüsse. Stattdessen solltest du viel (am besten lauwarmes) Wasser trinken und falls der Hals etwas gereizt ist, mit Salbei oder warmem Salzwasser gurgeln und Honig oder Emser Salzpastillen zur Befeuchtung lutschen. Sehr schön ist auch “Gelorevoice”. Das hat mich beim Reden im Radio schon so manches Mal gerettet. Wenn ihr mehr zum Thema “Stimmpflege” erfahren wollt, schaut euch mal die “Lax Vox Methode” an.

Worauf solltet ihr noch beim Sprechen achten, um das Publikum zu erreichen?

7. Spoken Word braucht eine klare Aussprache!
Damit euch auch der Letzte im Raum ganz hinten noch hören und verstehen kann, achtet stets auf eure Aussprache und falls ihr dazu neigt, beim Sprechen zu nuscheln, dann arbeitet verstärkt an einer klaren Ausdrucksweise. Ziel ist, dass ihr bei einer Performance dazu in der Lage seid, von Anfang bis Ende laut und deutlich zu reden, es sei denn die Dramaturgie sieht ein Flüstern vor. 😉

8. Arbeitet mit Gestik und Körpersprache!
Wir kommunizieren immer, ob wir nun reden oder nicht. Damit die nonverbale Kommunikation nicht konträr zum gesprochenen Wort die falschen Subbotschaften vermittelt, solltet ihr euch stets eurer Gestik und eurer Körpersprache bewusst sein. Wenn ihr dazu in der Lage seid, diese ganz gezielt einzusetzen, habt ihr ein machtvolles Tool! Die nonverbalen Fähigkeiten sind auch wichtig, um die unausgesprochenen Wörter hervorzuheben. Bestimmte Gesten verleihen eurem gesprochenen Wort außerdem noch mehr Gewicht und machen es somit kraftvoller.

9. Seid ausdrucksstark!
Ihr habt in der Hand, wie sich euer Publikum fühlt. Wollt ihr dieses mitreißen, müsst ihr selbst mitreißend sein! Wollt ihr das Publikum glücklich und entspannt sehen, dann seid selbst entspannt und glücklich – oder zumindest ausdrucksvoll genug, um die jeweils gewünschte Botschaft an die Zuhörerschaft senden zu können.

Wie könnt ihr euren Ausdruck verbessern?

10. Übung macht den Meister und auch die Meisterin!
Sprecht euch eure Texte immer wieder laut selbst vor. Auch ein Spiegel eignet sich dabei Bestens. Je öfter ihr ein Gedicht oder einen Text aufsagt, desto besser und selbstsicherer werdet ihr im Ausdruck!

11. Kontrolliert euch durch Aufnehmen!
Da ihr ja nicht wisst, wie ihr “von außen” klingt und ein gesprochener Text sich unter Umständen ganz anders anhört, als ihr das beim Reden selbst empfindet, hat es sich bewährt, regelmäßig Tonaufnahmen zu machen. So könnt ihr euch immer wieder anhören, wie ihr tatsächlich klingt und dann, wenn nötig verbessern.

12. Probiert Effekte aus!
Sind Effekte von Nutzen? Hier gibt es kein richtig oder falsch, sondern das ist lediglich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Notwendig ist es nicht, es kann aber großen Spaß machen, mit verschiedenen Vocal-Effekten und deren Wirkung zu experimentieren. Wenn ihr sowieso ein Effektgerät habt oder mit einer Musiksoftware wie Ableton Live arbeitet, die mit Effekten ausgestattet ist, dann probiert es einfach mal aus. Gerade zu Beginn und beim Einsatz von Effektkombinationen ist es wichtig, dass ihr euch Notizen macht, sodass ihr das, was euch gefällt, auf Wunsch auch wiederholen könnt.

So, ich hoffe, dieser kleine Workshop inspiriert euch, einmal Spoken Word auszuprobieren und mit eurer Stimme zu arbeiten. Speziell, wenn ihr das bislang aus dem “Ich-kann-nicht-singen-Grund” noch nicht versucht habt. Stimme klingt, und zwar immer! Viel Vergnügen!

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