Mr. Big ist eine Rock-Supergroup, die ihre größten Erfolge Ende der 1980er-, Anfang der 90er-Jahre feiern konnte. Leider entsprach ihr größter Hit „To Be With You“ so gar nicht ihrem eigentlichen Stil. In der Folge wurde Mr. Big häufig zu Unrecht ins „Kuschelrock“-Lager verortet. In Wahrheit ist das Quartett eine großartige Rockband, die zeigt, dass sich tolle Songs, beinharte Grooves und Virtuosität nicht ausschließen müssen. Gleiches gilt für Über-Rockbassist Billy Sheehan. Dieser schafft mühelos den Spagat zwischen brachialen Grooves und beeindruckender Virtuosität. Ich habe mit „Take Cover“ und „Green Tinted Sixties Mind“ heute bewusst zwei Songs von Mr. Big ausgewählt, für die es keine besonderen technischen Fähigkeiten wie Tapping etc. bedarf, um sie zu spielen. Zwei Songs? Ja, denn beide Titel gehören irgendwie zusammen und werden seit vielen Jahren von Mr. Big stets im Paket in ihren Liveshows gespielt. Es bleibt also zusammen, was zusammen gehört!
„Take Cover“/“Green Tinted Sixties Mind“ im Video
Hier die Videos zu den Songs:
„Take Cover“/“Green Tinted Sixties Mind“ – Rhythmik
Die Bassline von „Take Cover“ besticht durch fortlaufende Sechzehntel, welche nur selten unterbrochen werden. Die einzige Ausnahme bildet das Unisono-Riff am Ende des Refrains mit einer rhythmischen Überlagerung eines drei Sechzehntel langen Motivs und den vier Sechzehntel des Viertelpulses.
„Green Tinted Sixties Mind“ hingegen kann man getrost mit dem Label „Achtelrock“ versehen. Bis auf das Intro dominieren durchgängige Achtel das Bild, aber auch hier gibt es eine kleine Besonderheit. Am Ende des Gitarrensolos bauen Mr. Big eine rhythmische „Einser-Bremse“ ein.
Wiederum handelt es sich um eine rhythmische Überlagerung, die aber diesmal aus einer Gruppe von fünf Achteln besteht, die zu der Unterteilung des Pulses in zwei Achteln für ordentlich Verwirrung sorgt.
„Take Cover“/“Green Tinted Sixties Mind“ – Tonmaterial
„Take Cover“ befindet sich in der Tonart C#-Moll. Billy verwendet hauptsächlich den Grundton eines jeden Akkordes. Das Unisono-Riff am Ende des Chorus ist – ganz klassisch – die C#-Moll-Pentatonik mit ihren Tönen C#, E, F#, G#, B. Ansonsten gibt es keine weiteren Auffälligkeiten.
Auch „Green Tinted Sixties Mind“ bietet harmonisch keine großen Extravaganzen. Die Tonart lautet E-Dur (E, F#, G#, A, B, C#, D#). Billy begnügt sich auch hier meistens mit dem Grundton bzw. dessen Oktave. Zwar gibt es einige Leihakkorde aus E-Moll, wie z. B. den Akkord D-Dur, aber das findet sich in nahezu jedem Rocksong und ist somit keine große Überraschung.
Billy Sheehans Basssound
In beiden Videos ist Billy mit seinem damaligen Yamaha Attitude Signature Bass zu sehen, der ziemlich sicher auch auf den Aufnahmen zum Einsatz kam. Der Tonabnehmer in der Nähe des Halses liefert dabei das cleane und stabile Low End, während der P-Style Split Coil über einen Gitarren-Verstärker oder ein Overdrive-Pedal verzerrt wird. Beide Signale zusammengeführt bilden die Basis von Billy Sheehans Basssound.
Hört man mit Kopfhörer etwas genauer hin, klingt das Ganze schon wirklich extrem fett. Ich vermute daher, dass es sich um mikrofonierte Amps und nicht nur ein D.I.-Signal handelt. Ziemlich nahe kommt man aber bereits mit einem Bass im Precision-Style und einem Overdrive-Pedal, welches idealerweise einen Dry/Wet-Regler besitzt.
Bei „Green Tinted Sixties Mind“ findet sich noch eine kleiner „Signature Move“ von Billy: Wenn er Oktaven spielt, lässt er häufig den tiefen Ton liegen, was für einen fetteren Sound sorgt und gerade in einer Trio-Besetzung (wenn man Sänger Eric Martin einmal außen vor lässt) hilfreich sein kann.
„Take Cover“/“Green Tinted Sixties Mind“ – Transkription
Für „Take Cover“ habe ich einen Vers, Pre-Chorus und Chorus aufgenommen, denn hier sind eigentlich bereits alle wichtigen Parts vertreten.
Leider besitzt mein Bass nur 20 Bünde, daher spiele ich bei „Green Tinted Sixties Mind“ in Takt 16 eine Oktave tiefer. Neben dem Intro, Vers und Chorus habe ich auch das Gitarren-Solo mit dem rhythmischen vertrackten Teil separat aufgenommen.
Viel Spaß mit diesen beiden Songs von Mr. Big und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt