The Beach Boys schufen mit ihrem Album „Pet Sounds“ ein Meisterwerk der Popmusik. Für nicht wenige gilt es als das beste Album aller Zeiten! Der Ideenreichtum und die harmonisch-melodische Vielfalt auf “Pet Sounds” sind wirklich beeindruckend. Verantwortlich dafür zeichnete Mastermind Brian Wilson, seines Zeichens das kreative Zugpferd der Beach Boys und Perfektionist in Songwriting und Sound. Dies trifft ebenfalls auf das Album „Smiley, Smiley“ zu, auf dem sich mit „Good Vibrations“ eine der größten Hits der Beach Boys befindet. In diesem Bass-Workshop erlernst du die legendäre Bassline von “Good Vibrations”.
„Good Vibrations“ – Video
Hier das Original-Video zum Song:
“Good Vibrations” – Wrecking Crew
Als Musiker im Studio diente die legendäre Wrecking Crew – ein Kollektiv aus professionellen Studiomsiker:innen.
Wer für den melodisch wie rhythmisch äußerst interessanten Bass-Part auf „Good Vibrations“ verantwortlich ist, lässt sich nicht genau klären. Sowohl Carol Kaye als auch Ray Pohlmann bedienten nämlich während der Session den Bass – und beide spielten Takes für „Good Vibrations“ ein. Wer letztlich wirklich auf der Single landete, bleibt zu großen Teilen Spekulation.
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Sicher ist immerhin: Wie zu dieser Zeit üblich, wurde die E-Basslinie von einem Kontrabass gekoppelt. Diesen bediente der Kontrabassist Lyle Ritz.
„Good Vibrations“ – Rhythmik
Im Vers von „Good Vibrations“ finden wir ein zweitaktiges rhythmisches Motiv, welches acht mal wiederholt wird. Dieses Motiv birgt jedoch einige Überraschungen: Im ersten der beiden Takte starten wir auf der Zählzeit 1+. In Takt zwei enden wir mit einem Akzent auf der 2.
Zudem wird der gesamte Song von einem Swing-Feeling beherrscht – die zweite Achtelnote einer Viertel kommt also später als in einem binären Feeling. In unserem Fall ist die rhythmische Interpretation sogar ziemlich genau triolisch.
Im Chorus wechselt es dann für mehr Schub zu einem Walking Bass. Dessen Merkmal ist, dass wir sämtliche Viertelnoten spielen, also auf den „Vierteln laufen“. In der Bridge und im Outro geht es etwas ruhiger zu und wir beschränken uns auf Halbe Noten.
„Good Vibrations“ – Tonmaterial
Argh! Vielen Dank, lieber Brian Wilson, für ganze sechs B-Vorzeichen – da kommt doch gleich Freude auf! Dies bedeutet, wir befinden uns in der Tonart Eb-Moll. Deren Töne EB, F, Gb, Ab, Bb, Cb, Db bilden auch die Elemente des melodischen Motivs im Vers und des Walking-Bass-Refrains. In diesem wechselt der Song in die parallele Dur-Tonart Gb.
Hin und wieder gibt es kleine Abweichungen beim Tonmaterial, um zum Beispiel die Durterz „D“ des Akkords Bb7 darzustellen. In der Bridge und im Auto reduziert sich die Bassline auf Grundtöne. Der Chorus transponiert dann ganze zweimal um einen Ganzton nach oben. Wir können zum Glück einfach unseren Fingersatz 1:1 um zwei Bünde nach oben schieben.
Das melodische Motiv im Vers ist an sich schon ein kleiner Geniestreich! Die Krone setzt dem Ganzen aber der Registerwechsel auf, denn wir starten jenseits des zwölften Bundes. Hier kann unsere Melodie schön strahlen, und wir werden zum heimlichen Star des Songs. Zudem vergrößert sich der Kontrast zum Walking Bass des Refrains, in dem wir wieder in die „Money Position“ (so nennen amerikanische Musiker die tiefen Lagen) zurückkehren.
„Good Vibrations“ – Basssound
Der Basssound auf „Good Vibrations“ ist eine Blaupause für den Sound eines E-Basses in der damaligen Zeit. Ein Fender Precision Bass mit Flatwound-Saiten bildet die bewährten Zutaten. Hinzu kommt ein Schwamm oder ein Stück Filz (bzw. Stoff), welches in der Nähe der Brücke unter die Saiten gestopft wird. Dadurch werden diese in ihre Ausklingphase gedämpft, neudeutsch „gemutet“.
Ein weiterer Beitrag in der Faktor ist der Anschlag mit einem Plektrum. Dessen definierter Attack gepaart mit dem „Plopp“-Sound der gedämpften Flatwounds ergibt den typischen Basssound dieser Zeit.
„Good Vibrations“ – Transkription
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt