Back to the future, das scheint immer noch das Gebot der Stunde, wenn man die Entwicklungen auf dem Drumset-Markt verfolgt. Vintage hier, retro dort, zur NAMM Show 2019 hat es DW’s 5000er Pedale erwischt, welche es nun optional wieder mit Einzelketten auf Zahnkränzen zu kaufen gibt. Und tatsächlich löste schon die Ankündigung dieser „Neuerung“ beim Autor dieser Zeilen gewisse nostalgische Gefühle aus, denn niemals wird er die quälenden Neidgefühle vergessen, die ihn übermannten, als ihm sein damaliger bester Freund seine Neuwerbung vorstellte: Eine 5002 Doppelfußmaschine mit zwei (!) Bodenplatten, einsäuliger Slave-Pedal-Konstruktion und Kettenantrieb mit Zahnkränzen. Dieses Pedal stellte damals – Mitte der 90er Jahre – das absolute Nonplusultra dar. Und heute finden sich diese Teile in leicht modifizierter Form zum Test ein. Das Einzelpedal hört auf den Namen 5000 AH4, das Doppelpedal heißt 5002 AH4.
Im Gegensatz zu den aktuell verfügbaren DW 5000 Maschinen besitzen die Testmaschinen nicht nur das legendäre, 1981 erstmals vorgestellte Single Chain Antriebskonzept, auch die schmaleren Trittplatten entsprechen in Form und Größe etwa jenen der ersten DW Pedale. Moderne 5000er gab es in den letzten Jahren nämlich nur noch mit Doppelkettenantrieb und deutlich breiteren Trittplatten. Ein bisschen Vintage Feeling bietet sonst nur die DW 6000AX, welche jedoch nur ein Drahtgestell zur Stabilisierung besitzt und in Sachen Einstellkomfort nicht den heutigen Ansprüchen entspricht. Vintage Feeling bedeutet hier übrigens nicht, dass die alten 5000er träge und gemütlich waren, im Gegenteil. Nicht wenige Drummer sind der Meinung, dass das Originaldesign in Sachen Reaktionsgeschwindigkeit und Power immer noch Maßstäbe setzt. Mal sehen, ob das auch auf die Neuauflage zutrifft.
Details & Praxis
Die Basis der AH4 entspricht jener der regulären 5000er
Wie bei den DW 5000ern üblich, kommt die Einzelmaschine ohne, die doppelte Version mit Transportbehälter. Dabei handelt es sich um ein roadtaugliches, verstärktes Stoff-Case, in welchem die zerlegte 5002 bequem verstaut werden kann. Ebenfalls typisch für DW’s Pedalangebote sind die kleinen Tütchen mit allerlei Zubehör wie optional montierbare Fußstopper und kleine Zusatzgewichte für die Beater-Schäfte. Kommen wir nun zu den Pedalen selbst. Wer die regulären, aktuellen AD (Accelerator, exzentrische Cam) und TD (Turbo, runde Cam) Modelle kennt, wird zunächst feststellen, dass sich optisch kaum etwas getan hat. Was schlicht daran liegt, dass die gesamte Basis identisch ist. Es beginnt bei den knallrot lackierten Bodenplatten, welche auf den Unterseiten mit einer rutschfesten Gummierung versehen sind (ältere Modelle besaßen stattdessen noch Klett). Das Einzelpedal sowie der Hauptteil der Doppelversion baut auf einer normalen, zweisäuligen Konstruktion auf, wohingegen das Slave-Pedal mit nur einer Säule auskommt. Auch bezüglich der kleinen Annehmlichkeiten herrscht Gleichstand. So tummelt sich auf der Bodenplatte ein Stimmschlüssel samt Halterung, eine Flügelschraube ermöglicht die Arretierung der Maschine am Spannreifen bequem von der Seite. Über diese beiden Features verfügten die frühen Modelle aus den 80ern noch nicht. Das gilt auch für ein relativ neues DW Konstruktionsmerkmal, nämlich die „Tri-Pivot-Clamp“, eine aus drei flexibel gelagerten Gummitellerchen bestehende Spannreifenklemmung, die ein sicheres und kratzfreies Befestigen der Maschine am (Holz-) Spannreifen der Bass Drum ermöglichen soll. Ein bekanntes, seit langer Zeit verwendetes Standardbauteil ist der ziemlich schwere, doppelseitige DW Beater mit Filz- und Plastikoption.
Wer gehofft hatte, dass DW die alten Modelle originalgetreu wieder auflegt, muss weitere „Zumutungen“ ertragen. Wie die modernen Geschwister sollen auch die AH4 von der oben und unten kugelgelagerten Federaufhängung profitieren. Ihr Sinn liegt in einer Minimierung der Reibwiderstände, wodurch schnelleres Spiel ermöglicht werden soll. Die obere Federarretierung besitzt eine mittig angebrachte Vierkantschraube. Löst man diese, lässt sich die Aufhängung verschieben, eine Veränderung des Beater- und Trittplattenwinkels ist die Folge. Unabhängig voneinander lassen sich beide Parameter nicht verstellen. Um die Geräuschentwicklung zu dämpfen, sind alle Federn mit Filz gefüllt. Wir nähern uns jetzt langsam den Unterschieden zu den AD und TD Varianten. Das Fersenteil ist noch identisch, auch das bewährte, spielfreie Delta-Scharnier verbaut DW bei den AH4. Die Trittplatten allerdings entsprechen annähernd jenen der alten Modelle, was bedeutet, dass sie deutlich schmaler gestaltet sind. „USA“ steht allerdings nicht mehr drauf, weil die Maschinen in Taiwan gebaut werden. Das Hauptargument für die Testexemplare ist allerdings am oberen Ende der Trittplatten befestigt, nämlich die Einzelkette, die auf einem Zahnkranz in Accelerator-Form (bei DW die Bezeichnung für exzentrische Zahnkränze/Cams) liegt. Makellos präsentiert sich die Verarbeitungsqualität der Maschinen, insgesamt wirkt die Konstruktion äußerst solide und langlebig.
Da freut sich nicht nur der Nostalgiker
Wer mit der Bedienung moderner DW Pedale vertraut ist, erlebt mit den AH4 keine Überraschungen, und auch alle anderen werden die Testkandidaten als problemlos händelbare Werkzeuge zu schätzen wissen. Der Klemmmechanismus für den Spannreifen arbeitet zuverlässig, und die Angst vor zerkratztem Lack ist damit ebenfalls unbegründet. In Sachen Haptik kann die Federeinstellung einigen moderneren Designs zwar nicht ganz das Wasser reichen, einmal gefundene Spannungen hält sie allerdings zuverlässig. Der Hauptgrund für die Wiederbelebung des ursprünglichen 5000er Antriebskonzeptes war jedoch der Wunsch vieler Drummer nach dem Spielgefühl und der Ansprache der alten Modelle. Und so muss meine eigene DW 9000er den Platz an der Bass Drum räumen. Der erste Tritt auf das AH4 Einzelpedal löst in mir bekannte Gefühle aus. Tatsächlich: Tama Camco und alte 5000er lassen grüßen. Es ist eine wahre Freude, wie ansatzlos und direkt der Beater in Richtung Fell und wieder zurück fliegt, wobei das Pedal seine Konstruktion natürlich nicht verleugnen kann. Aber genau das ist seine Stärke. Die geringe Masse der bewegten Teile erzeugt ein Gefühl unmittelbarer Kontrolle und Berechenbarkeit, ein Grund, warum man bei vielen Drummern immer noch die alten Einzelkettenmodelle sieht. Und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die AH4 sind schnell, sehr schnell. Ich habe nicht das Gefühl, dass meine 9000er Dinge ermöglicht, die die AH4 Maschinen nicht können. Dies ist natürlich höchst subjektiv, und wer an ultrapräzise gefertigte Edelmaschinen gewöhnt ist, mag die minimale seitliche Instabilität oder das leise Abrollschnurren bemängeln. Wer aber an den modernen 5000er Doppelkettenmaschinen etwas Leichtfüßigkeit und Unmittelbarkeit vermisst, sollte die AH4 auf jeden Fall ausprobieren.