Mit der Ibanez AZS2200-MGR aus der Prestige Serie erhält der moderne Gitarrist eine alte Bekannte zurück – zumindest, was die Bauform anbetrifft. Aber spätestens dort hören die Gemeinsamkeiten zur traditionellen Singlecut-E-Gitarre aus Kalifornien auch schon auf, denn unsere Testkandidatin zeigt sich durch und durch zeitgemäß ausgestattet. Das fängt mit dem gerösteten Ahornhals an und endet mit dem verbauten Gotoh-Tremolo. Dazu kommen Seymour Duncan Pickups, die mit dem Ibanez-eigenen Dyna-MIX5 Switching-System traditionelle wie auch moderne Sounds liefert.
IBANEZ AZS2200- MGR- das Wichtigste in Kürze
- gerösteter Ahorn Hals
- Gotoh Tremolo
- Seymour Duncan Pickups
- Dyna-MIX5 Switching System
- Made in Japan
Die Ibanez AZS2200 kommt mit Koffer und Zubehör
Die in Japan gefertigte Ibanez AZS2200-MGR wird im stabilen Kunststoffkoffer geliefert und macht schon auf den ersten Blick einen sehr hochwertigen Eindruck. Mit der Gitarre kommt ein Multitool, mit dem sich sämtliche Einstellarbeiten am Instrument verrichten lassen. Das Instrument kommt ganz klassisch im Mint-Green-Polyesterlack, der, wie von Ibanez gewohnt, vollkommen tadellos aufgetragen ist. Wem das bei diesem Instrument zu farbenfroh sein sollte, kann die Gitarre auch in Schwarz erwerben.
Der Korpus der Ibanez AZS2200
Für den Korpus kommt Esche zum Einsatz. Aufgrund der deckend aufgetragenen Lackierung lässt sich jedoch nicht herausfinden, aus wie vielen Teilen der Body besteht. Die Vorderseite besitzt eine Armausfräsung, die man bei einer klassischen Telecaster normalerweise nicht findet. Das gilt ebenfalls für das rückseitige Profil, das auch als Bellycut bekannt ist und dem Spielkomfort sehr entgegenkommt. Wo wir uns gerade auf der Rückseite aufhalten: Hier finden sich auch die Tremoloausfräsung und das Elektronikfach. Letzteres wird von einem versenkt angeschraubten schwarzen Plastikdeckel verschlossen, die Abdeckung des Tremolofachs ist dagegen nicht eingelassen. Dafür lassen sich die beiden Schrauben der Federkralle dank zweier länglicher Schlitze im Plastikdeckel von außen erreichen und auch die in den Tremoloblock eingefädelten Saiten können mit festgeschraubter Abdeckung gewechselt werden. Die in der Zarge eingelassene Klinkenbuchse besitzt ebenfalls eine eigene Ausfräsung inklusive schwarzem Deckel. Um die oberen Lagen besser erreichen zu können, hat man zudem das Cutaway rückseitig großzügig ausgefräst. Die unterlegten Gurtpins befinden sich an den altbekannten Stellen und kommen, wie der Rest der Hardware, im Chrom-Finish. Richtig spannend wird es aber auf der Vorderseite der AZS2200, denn hier wurde auf das obligatorische Schlagbrett verzichtet, was dem Instrument einen für meinen Geschmack sehr modernen Charakter verleiht.
Der aufgezogene Saitensatz D’Addario EXL 110 ist rückseitig in das Gotoh T1802 Tremolo eingefädelt, das ab Werk mit fünf Federn bestückt ist. Eine Überwurfmutter justiert den Tremoloarm. Natürlich lassen sich die Saitenreiter mit dem mitgelieferten Werkzeug wie gewohnt auch in der Höhe anpassen. Zum Betätigen der Vibratoeinheit muss wegen der fünf eingesetzten Federn recht viel Kraft aufgebracht werden, zudem lässt es sich nur nach unten bewegen, da es ab Werk auf dem Korpus aufliegt. Das ist laut Ibanez auch so gewollt, weil Resonanzverhalten und Dynamik dadurch deutlich gesteigert würden. Auch das wird später im Praxisteil selbstverständlich genauer untersucht.
So funktioniert das Dyna-MIX5 Switching System
In der Halsposition hat sich Ibanez für einen Seymour Duncan Magic Touch-Mini Humbucker mit AlNiCo-Magneten und Chrom-Kappe entschieden, am Steg kommt ein Alnico II Pro™ Custom zum Einsatz. Letzterer zeigt sich in eine verchromte Platte geschraubt im klassischen schwarzen Singlecoil-Design mit sechs Pole-Pieces.
Die Pickups lassen sich mit einem Dreiweg-Klingenschalter sowie einem Volume- und einem Tone-Regler anwählen und damit in der Lautstärke sowie im Klang regulieren. Spannend wird es mit dem zwischen den beiden Potis positionierten “Alter Switch“, der das Dyna-MIX5 Switching-System aktiviert. Die folgende Grafik zeigt, was dabei genau passiert:
Somit wird die AZS2200 um einige interessante Klangvarianten erweitert.
Der Hals der Ibanez AZS2200
Ibanez verwendet geröstetes Ahorn für den Hals und das Griffbrett, dabei kommt das von Sendai Technologies S-Tech entwickelte Verfahren zum Einsatz, wobei das Holz in einen mit Stickstoff gefüllten Druckbehälter kommt und für einige Stunden auf 180-200 Grad Celsius erhitzt wird. Bei diesem Rösten (roasting) verändert sich die Farbe und das Holz dunkelt nach. Aber auch klanglich tut sich etwas und nach meiner Erfahrung addieren sich deutlich mehr Höhen und der Klang wird knackiger. Insgesamt 22 Edelstahl-Jumbo-Bünde sind vorbildlich in das Griffbrett eingelassen und perfekt weiterverarbeitet. Abalone-Griffbretteinlagen weisen den Weg und falls im Proberaum oder auf der Bühne einmal das Licht ausfallen sollte, leuchten die Luminlays Side-Dots, vorausgesetzt, sie wurden zuvor mit Licht “aufgeladen“.
Der Hals besitzt ein Oval C-Shape und einen Griffbrettradius von 305 mm (12“). Wie der sich bespielen lässt und anfühlt, werde ich natürlich im Praxisteil näher beleuchten. Mit den von Ibanez bekannten superflachen Rennhälsen hat der unserer Testgitarre recht wenig zu tun. Die Saiten werden über einen 42 mm breiten Knochensattel zu den Gotoh Magnum Lock Tunern w/ H.A.P. gehievt, die in einer Reihe angeordnet an die versetzt angebrachte Kopfplatte geschraubt sind. Der Zugang zum Halsspannstab befindet sich hinter dem Sattel und ist frei zugänglich – sehr gut! Die AZS2200 bringt übrigens 3322 Gramm auf die Waage.
Doomsday sagt:
#1 - 15.06.2023 um 15:52 Uhr
Bei besten Willen, dann ist es eben Sache des Verkäufers die Gitarre so einzustellen, dass der Kunde sie out of the box auch spielen kann. In diesem Fall wäre das ja wohl die Werkstatt von Thomann gewesen. Bei diesem Preis die Gitarre ohne weitere Kontrolle quasi vom Shipping Container über das Lager direkt an den Käufer durchzureichen ist völlig inakzeptabel.
Michael Behm sagt:
#1.1 - 16.06.2023 um 10:24 Uhr
Hallo Doomsday, die Gitarre wurde uns vom deutschen Vertrieb und nicht von Thomann zur Verfügung gestellt. Ansonsten kann ich die Meinung unseres Autors nur noch einmal unterstreichen, dass die im Test beschriebenen Mängel ab Werk bei einem Instrument in dieser Preisklasse kein Thema sein sollten. Beste Grüße aus der Gitarrenredaktion Michael Behm
Antwort auf #1 von Doomsday
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