D16 Lush 2 Test: Die erfolgreiche SH-101 Emulation LuSH-101 bekommt einen Nachfolger: D16 Group Lush 2 läuft auf neuen Macs mit Apple-Silicon-Chips und kann das Multi-Layer-Konzept jetzt auf die Spitze treiben. Bis zu acht Synthesizer-Parts lassen sich als Split oder Layer kombinieren und mit individuellen Arpeggiator- und Effekt-Einstellungen aufwerten.
Keine Frage, mit dem Vintage SH-101 hat das nicht mehr viel zu tun – bis auf die Synthese mit optimierter Emulation von VCO und Filter. Über 1.600 Presets machen Lush 2 direkt startklar. Das klingt alles nach einem „Höher, schneller, weiter“-Prinzip.
Tatsächlich bietet der polnische Hersteller D16 Group mittlerweile über 20 Softwareprodukte. Dazu zählen das Kick-Plugin Punchbox, der TB-303 Clone Phoscyon 2 und andere Softwareklassiker, die vor allem in Technokreisen geschätzt werden. In diesem Kurztest fühlen wir Lush 2 auf den Zahn. Solche Layer-Konzepte findet man leider viel zu selten.
Auch beim Lush 2 von D16 Group soll das Auge mithören. Zur Auswahl stehen vier Farbthemen, die dem GUI des Synthesizers einen neuen Anstrich geben.
Checkliste zum Kauf von D16 Group Lush 2
- Layer-Synth mit bis zu 32 Stimmen
- Erweiterte Roland SH-101 Emulation
- Acht einzelne Synthesizer-Layer
- Arpeggiator, Modulationsmatrix
- Mixer und Interne Effektsektion
- Browser mit über 1.600 Presets
DETAILS UND PRAXIS
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Lush 2 Synt Engine
Der D16 Group Lush 2 bietet acht Layer, die jeweils auf einen bis zu 32-stimmigen Synthesizer bauen. Jedes Layer lässt sich beliebigen MIDI-Kanälen zuweisen sowie mit zwei Insert-Effekten (Chorus, Ensemble, Vowel Filter, Bit Crusher, etc.) und Arpeggiator antreiben.
Die Aliasing-freie Oszillator-Sektion samt SuperSaw, HardSync und Sub-Oszillator wie auch das Filter (Multimode und nachgeschalteter Hochpass) emulieren mehr als den Roland SH-101. Schon an der Basis lässt sich klanglich viel justieren.
Der Lush 2 verfügt über jeweils zwei ADSR-Hüllkurven und zwei flexible LFOs. Hinzu kommt die Sektion fürs Programmieren von Mod Wheel und Pitch Bending. Die größte Flexibilität bietet jedoch die Modulationsmatrix. Hier können sehr viele Zielparameter ausgewählt werden.
Mixer und mehr
Die acht Synthesizer-Parts des Lush 2 wollen gemischt werden und übersichtlich auf dem Bildschirm erscheinen. Hierfür gibt es eine klassische Mixer-Ansicht, die gut ausschaut. Jeder Kanal beziehungsweise jedes Layer bietet einen parametrischer EQ, Kompressor sowie drei Send-Effekte (Reverb, Delay und Chorus).
Alle Effekte können ausführlich programmiert werden, sodass sich druckvolle und transparente Mixes erstellen lassen. Wer es noch individueller mag: Das Plugin bietet elf Multi-Stereo-Ausgänge.
Eine wichtige Komponente des Lush 2: Für jedes Layer kann ein Arpeggiator aktiviert werden. Er arbeitet mit 16 Schritten und beherrscht alle klassischen Play Modes. Monofone Phrasen und auch Akkorde lassen sich hervorrufen. Die Programmierung gestaltet sich relativ einfach und man kann einfach neue eigene Arpeggio-Muster ablegen. Welche Emulation eines klassischen Synthesizers liefert schon gleichzeitig acht Arpeggio-Phrasen? Der Lush 2 ist ein Ausnahmetalent.
Lush 2 Handling
Auf den allerersten Blick wirkt Lush 2 zwar ein wenig komplex, doch auch ohne intensives Studium des Manuals kommt man schon bald zurecht. Das liegt am erhabenen GUI-Design. Die einzelnen Bereiche (Synth, Modulationsmatrix und Mixer) sind schnell zugänglich und auch im Detail fühlt man sich wohl. Allerdings ist Lush 2 nichts für Einsteiger. Sie sollten besser bei einer einfachen klassischen SH-101 Emulation bleiben. Der versierte Schrauber dagegen wird es genießen, rhythmische Phrasen mit bis zu acht SH-101 Instanzen in einem Plugin zu kreieren. Das funktioniert eigentlich nur mit dieser Software so gut.
Auffallend ist die hohe CPU-Belastung. Auf einem etwas betagteren Mac mini 2018 läuft Lush 2 unter Apple Logic Pro 10.6 eher schleppend. Wer einen Mac mit Apple-Silicon-Chip oder einen schnellen Windows-PC verwendet, hat definitiv mehr Spaß mit dem Multi-Layer-Plugin. Natürlich gibt es Multi-Core-Support.
1600 Presets
Die über 1.600 Presets von Lush 2 durchzusteppen, ist ein wohltuender Job. Spätestens nach fünf Presets wird man seinen nächsten Favoriten markieren. Stilistisch ist der Layer-Synth von D16 Group ziemlich offen, das heißt, man bekommt sowohl warme ambiente Pads und zackige technoide Bässe als auch kecke Groove-Arrangements aus Bass, Synth und Drums. Insgesamt 15 Audiodemos deuten einige Möglichkeiten an. Wie man schnell hört: Lush 2 klingt rundum überzeugend!
Trotz der Fülle an Presets, die sich schon deutlich am Mainstream orientieren, ist das Potenzial noch lange nicht erschöpft. Im praktischen Browser von Lush 2 ist vor allem noch Platz für dynamische Phrasen für Complextro, WaveSequencing-ähnliche Klangverläufe, für achtstimmige Chords und auch für Patterns mit polyrhythmischen Strukturen. Wer sich nicht selbst ans Sounddesign wagt, bekommt hoffentlich bald zusätzlichen Content von Soundanbietern. Allerdings wäre es schade, den D16 Group Lush 2 nur als Preset-Maschine zu nutzen.
D16 Group Lush 2 Wünsche
Ohnehin spricht D16 Group nicht die Puristen unter den SH-101-Fans an. Ist das Synthesizer-Konzept also schon bewusst verwässert, darf es künftig auch so bunt und munter weitergehen. Und zur Groove-Box für die DAW ist der Weg nicht mehr weit. Die Entwickler sollten für Lush 3 gern einen Sequenzer mit 16 oder mehr Schritten, praktische Drumkits und möglichst viele One-Shot-Samples hinzupacken. Außerdem sollte es eine Standalone-Version geben. Dann kann man auch den Slogan von D16 Group – „The only synth you need“ – beim Wort nehmen.
FAZIT
Lush 2 ist ein spannendes Konzept bei der Masse an Plugins mit virtuell-analoger Synthese. Normalerweise sind Spectrasonics Omnisphere oder auch PluginGuru Unify die erste Wahl fürs anspruchsvolle Schichten. Mit Lush 2 geht das auch sehr gut und man bleibt direkt im Umfeld eines Roland-Klassikers. Der CPU-Verbrauch ist aber schon happig, man sollte jedenfalls einen aktuellen schnellen Rechner haben.
Alles in allem ist Lush 2 eine sinnvolle Investition, wenn man analoge Synthesizer mag und sich einen umfassenden wie musikalisch inspirierenden Zugang wünscht. Ein aktueller Sale von 89 Euro ist sehr heiß, aber auch zum regulären Preis ist der D16 Group Lush 2 empfehlenswert.
Features
- Polyfoner Multi-Layer-Synthesizer
- Analog Modeling Synthesizer, SH-101 Emulation
- Acht Multi-Layer mit jeweils 32 Stimmen
- Multimode-Filter, je zwei Hüllkurven und LFOs
- Arpeggiator, Effekt-Rock
- Umfangreicher Mixer mit EQ, Kompressor und Effekten
- Preset-Browser mit über 1.600 Sounds
- Skalierbares GUI mit vier Farbthemen
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7 oder Mac OS X (64-bit) ab 10.13 (Apple Silicon Support), Online-Aktivierung
- VST2, VST3, AU, AAX
- PREIS
- 169 Euro (regulär)
- 89 Euro (Deal bis 09.07.23)
- Umfangreiches Layer-Konzept
- Gelungene SH-101 Emulation
- Integrierter Mixer und Effekte
- Praktischer Arpeggiator
- Überzeugendes GUI
- Viele und vielseitige Presets
- Relativ hohe CPU-Belastung