Rhodes V8 Plugin Test: Das Fender Rhodes und andere elektromechanische Pianos sind mit etlichen Plugins, Bibliotheken und Presets oft kopiert worden. Im Fokus stehen Vintage-Modelle wie MK1 Suitcase, MK2 Stage oder manchmal auch die neueren Auflagen von Vintage Vibe. Noch in keiner kommerziellen Library findet sich das aktuelle Rhodes MK8 in der nun achten Generation.
Dieses Marktsegment will das im nordenglischen Leeds ansässige Unternehmen Rhodes nun selbst erschließen. Obwohl das virtuelle Instrument als datenintensive Sample Library vorliegt, kann man sich eine 14-tägige Demoversion für den persönlichen Check herunterladen. Das ist auch gut so. Wer kauft angesichts eines stolzen Preises schon gern die Katze im Sack?
Zwei Versionen: V8 und V8 Pro
Tatsächlich gibt es zwei Modelle des Plugins von Rhodes. Beide sind wie das originale E-Piano Rhodes MK8 (Kostenpunkt: über 10.000 Euro) nicht gerade ein Schnäppchen: Für die einfache Version V8 muss man rund 170 Euro und für V8 Pro sogar 275 Euro ausgeben. Bei der Standardversion darf man natürlich auf einige Features verzichten. Zunächst gibt es weniger Presets und Piano-Setups (sogenannte Profiles). Der Sound kann nicht weiter bearbeitet werden.
Ein hörbarer Unterschied ergibt sich insbesondere durch die fehlende Effekt-Sektion und Amp-Simulation. Bei der Standardversion wird man den E-Piano-Sound noch mit FX-Plugins pimpen müssen. Ansonsten sind die beiden V8-Modelle weitgehend identisch. In diesem Kurztest beziehen wir uns auf das luxuriöse V8 Pro.
Checkliste zum Kauf von Rhodes V8 Plugin
- Simulation des Rhodes MK8 E-Piano
- Sehr detailreicher Sound
- Über 22 GB Samples
- Note-per-Note Edit (Timbre, Damper)
- Viele Presets („Best of Rhodes History“)
- Profile-Einstellungen namhafter Artists
DETAILS UND PRAXIS
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Rhodes V8 Pro: Main View und Setup
Rhodes hat in Zusammenarbeit mit dem ujam-Team das originale MK8 detailliert mit bis 127 Dynamikstufen, 14 Artikulationen und mechanischen Nebengeräuschen aufgenommen. Die 30.000 Samples beanspruchen komprimiert rund 21,4 GB auf dem Speichermedium. Idealerweise nimmt man eine SSD. In der Hauptansicht des Rhodes V8 Pro Plugins geht es ums Preamping mit Drive, Equalizer, Panning sowie um Kompressor, Chorus, Phaser und Delay. Bestens also, denn ein pures Rhodes will keiner spielen.
Es geht aber noch mehr, die Finesse des Rhodes V8 Pro: Für praktisch jede Note des Instruments lassen sich im Setup View zwei pianotypische Parameter bearbeiten: Damper und Timbre (neben Level und Fine Tune). Ein solch detailliertes notenbezogenes Editieren kennt man ansonsten von der Software Pianoteq Pro, das aber anstelle von Samples ausschließlich ein Physical Modeling verwendet. Das Rhodes V8 Pro verwendet wiederum hauptsächlich Samples und setzt ein Modeling obendrauf, wo es zur Klangformung sinnvoll ist.
Rhodes V8 Pro: Details und Profile
Ein weiterer Bereich des Rhodes V8 Pro nennt sich Detail. Hier geht es natürlich um eine weitreichende Justierung. Beispielsweise lassen sich die Lautstärke der mechanischen Geräusche regulieren und das Timbre variieren. Neben dem Vier-Band-Equalizer sind auch Kompressor und die einzelnen Effekte genauer einstellbar. Außerdem tauchen Verstärker- und Mikrofon-Typen auf.
Diese Detail-Parameter lassen sich zusammen mit den Einstellungen im Setup-Bereich als sogenanntes „Profil“ ablegen. Rhodes hat einige Artists engagiert, die ihre Profile und natürlich auch viele Presets gespeichert haben. Davon gibt es mehr als reichlich. Ein kleiner Tipp: Man nimmt ein Preset, probiert verschiedene Profile und kommt so relativ schnell zu neuen Soundvariationen bezüglich Timbre, Damping oder auch Tuning.
Rhodes V8 Pro: Sound Demos
Natürlich sind wir gespannt, wie das Rhodes V8 Pro klingt. Kurzum: Instrument und auch die internen Effekte sind auditives Vintage vom Feinsten. Man staunt nicht schlecht: Eine umfangreiche Preset-Liste setzt die gesamte History des Fender Rhodes in vielen praktischen Sounds um. Es sind E-Pianos für Jazz, Rock, Soul, Pop Ballads, Acid Jazz, TripHop – und auch für experimentelle Trips ist man gut vorbereitet.
Dieses breite Spektrum spiegeln auch unsere insgesamt 14 Audiodemos wider. Angespielt mit einem Controller-Keyboard (Studiologic SL73 Studio), fühlt sich die Dynamik nicht immer optimal justiert an. Hier wird man selber noch eingreifen wollen, bis sich die Presets wirklich angenehm auf der MIDI-Tastatur kontrollierbar spielen lassen. Bitte aber nicht falsch verstehen, das Rhodes V8 Pro ist klanglich eine Referenz und sehr klangmodulativ spielbar.
Rhodes V8 Pro: Wünsche
Selbst hochwertige Instrumente lassen Platz für Optimierungen. Beim Rhodes V8 Pro sollten zunächst – gern auch optional – MIDI-Phrases angeboten werden, die konkret zeigen, wie die Presets jeweils richtig gespielt werden. Man tappt eigentlich öfter im Dunkeln oder benötigt schon viel Insider-Wissen und kennt bestenfalls alle prominenten „Rhodisten“ und ihre Spielweisen. Bei der Effekt-Sektion darf sich gern noch ein separater Reverb-Block hinzugesellen. Darüber freuen sich bestimmt nicht nur Ambient-Fans. Ebenfalls gut wäre ein Standalone-Version für den Laptop-Live-Performer. Im Setup-Bereich würde eine Random-Funktion mehr Inspiration schaffen. Und ein fünfter und letzter Wunsch lautet „Controller-Zuweisung“. Gerade per Modulationsrad sollten sich etwa Tremolo oder andere Effekte intuitiv ein-/ausblenden lassen können. Hier könnte man den Performance-Faktor nochmal ein wenig anheben.
Fazit
Eins steht fest: Solide klassische E-Piano-Sounds kann man woanders günstiger konsumieren. Wer aber unbedingt das originale Rhodes haben möchte, wird schon den königlichen Obolus an die in UK ansässige Firma entrichten. Es rentiert sich vor allem wegen der dedizierten Editierung und der üppigen Palette an sehr differenziert spielbaren Presets. Mit dem V8 Pro lässt sich der Basisklang so tiefgreifend wie bei keinem anderen E-Piano auf Sampling-Basis bearbeiten. So findet sich für die eigene artikulative Performance sicherlich eine optimale Einstellung.
Respekt, das Rhodes V8 Pro ist sozusagen der König in der Königsdisziplin des elektromechanischen Pianos. Bevor man es sich auf dem eigenen Rechner gönnt, sollte man unbedingt die Demoversion testen. Als echter Rhodes-Kenner wird man sich aber gleich die volle Packung besorgen.
Features
- Rhodes MK8 Electric Piano Emulation auf Sample-Basis plus Modeling
- 30.000 Samples. 127 Dynamikstufen, 14 Artikulation, mechanische Geräusche
- 100 Factory und 108 Artist Presets
- 72 Factory ind 66 Artist Profile
- Interne Effekte und Amps
- Skalierbares GUI
- Systemvoraussetzungen
- Windows, Mac OS X
- Online-Aktivierung
- VST2, VST3, AU, AAX
- PREIS: ca. 275 Euro (V8 Pro), ca. 170 Euro (V8)
- Einziges virtuelles Abbild des Rhodes MK8
- Tiefreichende Klangbearbeitung
- Amp und Effekte integriert
- Ansprechendes GUI
- Viele Presets namhafter Künstler
- hoher Preis
FanaticMusic sagt:
#1 - 05.07.2023 um 08:37 Uhr
Für das Gebotene ist der ausgerufene Preis fast ein Schnäppchen. MIDI-Phrasen? Quasi ein Loop-Construction-Kit für Nichtskönner? Fremde Federn für DJ-Producer? Lächerlich! Wer nicht weiß, wie er einen Klang eines Instruments einsetzen soll, spielt das falsche Instrument.
Matthias Sauer sagt:
#2 - 08.07.2023 um 12:27 Uhr
Danke fürs Kommentieren! Keinesfalls geht es um DJ-Tools oder um zusätzliche Arrangier-Hilfen. Gemeint sind Demo-Phrasen, die jeweils Presets vorstellen und zeigen, wie sie idealerweise performt (Style, Spieltechnik) werden sollen. Der Preis ist zwar legitim, aber im Vergleich mit anderen Plugins eher hoch.